Der Sturm tobte sich m der Nacht aus. Am andern Morgen hatten wir bei verhältnißmäßiger ruhiger See das schönste Wetter. Es war wie ein Auferstehungsfest. Nun wurde über die Qualität des Sturmes heftig dis- kutirt. Renommisten nannten es „eine frische Brise" — ich danke für die Brise! Pessimisten optirten für gewaltigen Sturm. Der Kapitän entfchied: „Windstärke 9, Nachmittags gegen 10." Zum Verständnis muß ich bemerken, daß die Wind skala in 1Z Stufen eingetheilt ist von 0 bis 12. In dieser Skala ist Nr. 9 „stürmischer Wind", 10 „Sturm", die beiden höchsten Stufen 11 und 12 bedeuten „schweren Sturm" und „Orkan". Das Schiffsjournal charaktcrisirte das Unwetter also: „Um 1 Uhr (Morgens) zerriß das Bramsegel, machten dasselbe fest. Stürmischer Wind mit hohem Seegang. Hohle Dünung aus N. N. W. Das Schiff stampfte heftig und nahm viel Wasser über. Bedeckten die vorderen Eingänge mit Segeltuchkleidern, machten die Raaenfegel fest... Mittag. Schwerer Sturm (Strong Aule, lüxü üouä ssa) verbunden mit hohem wildem Seegange. Das Schiff stampfte und arbeitete sehr heftig und nahm sehr viel Wasser über. Allmählich abnehmender Wind . und Seegang." Als sich diese Notirung verbreitete, herrschte die allgemeinste Befriedigung. Mit einem lumpigen „stürmischen Winde" war uns ex post natürlich nicht mehr gedient. Wir empfanden die lauterste retrospektive Freude au dem offiziell beglaubigten „schweren Sturm", den wir hinter uns hatten, und wer uns davon auch nur ein Jota hätte rauben wollen, wäre als Spiel verderber vervehmt worden. Man lächelte sich vergnügt an: „Wir haben einen schweren Sturm gehabt." Wir waren nicht wenig stolz darauf. * * 3*