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236 Bepflanzen der Rosenstämme nicht nur angebracht, sondern bei geschmackvoller Auswahl der Arten ganz gut zu empfehlen, wenn man den Boden die für Rosen und Schlingpflanzen nötige Düngung nicht vorenthält. — Es giebt ja unter den einjährigen und den mehrjährigen Schlingpflanzen mit krautartigen Stengeln eine grosse Menge sehr schön blühender, und durch dekorative Be laubung hervorragender Gewächse, die sich zu solchen Zwecken ganz vorzüglich eignen. Von älteren wären da zu nennen: Calampelis scabra und Eccremocarpus puniceus, Cajophora (Loasa) late- ritia, die Lophospermum- und JÜaurandia- Arten, Co- baea scandens, die Tropaeolum Lobbianum - Varietä ten , Trop. peregrinum (canariense), für geschützte warme Lagen auch die knolligen Arten dieser Gat tung; dann Ipomoeen, Lathyrus odoratus, Phaseolus multiflorus, Thunbergia alata und andere für niedrige Stämme. Weiter eine Menge Cucurbitaceen mit meist zierlicher Belaubung und bunten oder eigentüm lich geformten Früchten, wie die beiden Cydanthera explodens und C. pedata, die zierliche Pilogyne suavis, Bryonopsis laciniosa, Cardiospermum Halicacabum, Coc- cinia indica, Echinocystis lobata, die Clitoria- und Me- lothria-Arten, Muckia scabrella u. a. Die meisten aller die ser Gattungen und Arten müssen als einjährige Pflanzen alljährlich aus Samen neu erzogen werden, z. B. die Tropaeolum, Cydanthera, Bryonopsis, Coccinia und andere. Viele, wie Calampelis, Eccremocarpus, Cajophora, Cobaea, Lophospermum, Maurandia können in Töpfen als Samenpflanzen nach öfterem Verpflanzen überwintert werden. Von anderen, wie Pilogyne und die meisten der anderen Cucurbitaceen, auch wol von den Tropae olum Lobbianum -Varietäten überwintert man im Herbst gemachte Stecklingspflanzen. — H. Roese, Hofgärtner in Eutin. Veredlung der Citrus sinensis. Beantwortung der Frage Nr. 678: „Wann ist die geeignetste Zeit zur Veredlung der Citrus sinensis und wie ist die weitere Behandlung derselben?“ Die chinesische Zwergorange, Citrus sinensis kann fast durch alle bekannten Veredlungsarten, namentlich durch Spalt- und Seitenpfropfen, Kopuliren und Anplatten vom Februar bis April und auch durch Okuliren auf’s schlafende Auge im Juli-August bewirkt werden, doch ist letzteres am wenigsten zu empfehlen. Bei schon sehr starken Unterlagen wird das Pfropfen in den Spalt, dagegen bei solchen in gleicher Stärke mit den Edel reisern stehenden Pflanzen das Kopuliren mit Vorteil angewendet. Die zur Veredlung bestimmten Reiser wachsen um so schneller und sicherer an, wenn sie noch keine Saft bewegung haben, dahingegen die Unterlagen in vollem Safte stehen müssen, wenn sie die Veredlung sicher an nehmen sollen. An den Edelreisern, welche 2—5 Augen haben können, werden die Blätter bis auf die Blattstiele zurückgeschnitten und die jungen Veredlungen alsdann in einem warmen Hause oder Kasten feucht und schattig gehalten. Durch das Abstossen der zurückgebliebenen Blattstiele zeigt sich schon nach Verlauf von 14 Tagen, dass die Operation gelungen ist. Jetzt erst gebe man etwas Luft und vermindere den Schatten und nehme später, wenn Fröste nicht mehr zu befürchten sind, die Fenster ganz weg. Können die Pflanzen in gute nahrhafte, reichlich mit Sand gemischte Erde eines Kastens ausgetopft werden, so erhält man bis zum 3. Jahre schon reich blühende Stämmchen, welche durch öfteres Entspitzen der jungen Triebe besonders schöne buschige, reichver zweigte Exemplare bilden. Edw. Urlandt, Radebeul. Eine Mahnung an Obstesser: Esst kein unreifes Obst! Von H. Ullrich, Handelsgärtner in Warmbrunn. Diese Mahnung gilt vorzugsweise unseren grossen und kleinen Obstnäschern, welche jetzt unsere Beerensträucher mit grosser Umsicht und Beharrlichkeit belagern, um deren noch unvollkommene Schätze sich anzueignen. Wenn man sie auch des Tages zehnmal herauskomplimentirt hat, so werden sie doch sicherlich das elftemal eine Attacke unternehmen und sei es selbst bei hereinbrechender Dunkelheit. Die Wirkung ist allerdings oft bald bemerkbar und wenn wir unsere Vormundschaftspflichten ihnen gegenüber nicht mit aller Energie und Strenge ausüben, so könnte sich bei der herannahenden Obstzeit leicht dieselbe wiederholen und zu dem Verlust an gutem Obste, sich noch manch’ anderer, fühlbarerer, ja unersetzlicher Verlust gesellen! Es ist ja niemandem mehr unbekannt, dass sich im nicht zu fernen Süden ein gespenstiges Ungeheuer schon wieder bemerklich macht, welches mitunter die grössten Verheerungen unter den Sterblichen anrichten kann, und Kleine und Grosse, Arme und Reiche, Gute und Böse in seiner Unersättlichkeit gleichzeitig verschlingt. Unregelmässige Lebensweise, Unsauberkeit, sowie der Genuss von unvollkommen ausgebildeten Feld- und Gartenfrüchten leisten diesem Ungeheuer Vorschub. Darum heisst es: aufgepasst! in jeder Familie, in jedem Kreise; damit wir uns wenigstens frei von Schuld fühlen, wenn sich dieser unheimliche Gast auch unserem Norden nähern sollte. Fragekasten. Frage 711: Kann vielleicht auf einem 100 Morgen grossen, in sehr volksreicher Gegend liegenden Grundstücke, welches nur aus armem, trockenen sandigen Boden besteht, auf dem bis jetzt nur Heidekraut wuchs, mit Erfolg eine Erdbeer-, Spargel-, Stein oder Beerenobst-Züchterei betrieben werden, wenn der Morgen mit 35 Mark erhältlich ist? Oder würde sich eine andere Kultur auf dem Gebiete der Gärtnerei auf diesem Boden lohnen und rentiren? Frage 712: Welche Weidensorte (Bindeweide) eignet sich zur Anpflanzung auf Moorboden? Frage 713: Welches ist das beste und brauchbarste Buch über Anzucht und Behandlung von Gehölz Stecklingen und Gehölz- Veredlungen im Vermehrungshause? Fr age 7 14: Warum wird der grösste Teil der fremdländischen Gehölze meist durch Veredlung und nicht durch Stecklinge fortge pflanzt, da doch alle Holzarten, auch wenn sie noch so zart sind, durch Stecklinge wachsen? Frage 715: Gibt es ein bewährtes Mittel, um Sperlinge aus den Kalthäusern und Weinhäusern fern zu halten? Frage 716: Wie pflanzt man Ananas ? Kann man sie auch zu hoch oder zu niedrig pflanzen und wann ist im Herbst die günstigste Zeit zum Bepflanzen des Fruchtbeetes? Frage 717: Hat der Mond wirklich Einfluss auf die Vege tation? Diese Frage wird noch oft von älteren Leuten in Erwägung gezogen beim Aussäen und Auspflanzen bestimmter Pflanzengat tungen. So gut wie der Mond seinen Einfluss auf das Meer aus übt, wäre es ja immerhin möglich, dass dieser Einfluss sich auch auf die Vegetation erstrecken dürfte? • Frage 718: Gibt es Taxus mit roten, fleischigen, essbaren Früchten ? Frage 719: Welches mag die Ursache sein, dass Gloxinien knollen, die mit Begonien-, Achimenes-, Gesnerien- und Georginen knollen in einem Keller von nicht unter 5° — R. überwintert wurden, durch und durch braun wurden und verdarben, während sich die übrigen genannten Knollen ganz gut erhalten haben ? Frage 720: Gibt es eine ätzende Flüssigkeit irgend wel cher Art, um das Unkraut und Gras aus dem Pflaster bezw. Rinn steinen und Wegen schnell zu vertilgen? Für die Redaktion verantwortlich: Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.