Volltext Seite (XML)
KWMWer TUM Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernruf: Sammel- Nr. 2311 — Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal, Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. V imüAnjeiger W SohenstelnErustchaler Zeitung, Rachrichte« u«ü Reuest« Rachrichte« Im Falle höherer Gewalt — Störung des Betriebes der Leitung, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. — Er füllungsort und Gerichtsstand: Hohenstein-Ernstthal Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz,Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf« Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Fallen, Langenchursdorf, Reichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnapv-k: Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung und Erlbach. I Dieses Blatt ist daS zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des StadtratS behördlicherseits I bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht eS die Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Finanzamts Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Nr. 154 SS Minarette Millimeterzeile tm Anzetarntetl breite tm Tertetl LI Dlensiag, den 5. Lull 193s UetuaSvrcIS halbmonatlich SN RclLSvfennIae elnschliekili» Träaerlvbn. 8S. Lavrg. HoMstein-Ernftthals Weber-Innung als MMrige Jubilarin 3« Wer und geMler Mise Verbindung zwisAe« der „Mn alten 3M «nd der Gegenwart geschaffen Der gestrige Montag gehörte den Webern.der Weber zu einem Fest der gesamten Einwoh- unserer Stadt. Denn eingebaut in das Stadt- nerschast, aber auch zu einem Fest der zahlreichen und Heimatfest n>ar die 400-Jahrfeier der auswärtigen Gäste. In seinem Aufball, seiner Weber-Innung Hohenstein-Ernstthal, über deren Geschichte wir bereits in der Juni- und Juli- Ausgabe unserer Beilage „Aus der Heimat" aus führlich berichtet haben. Und dieser gestrige Tag war ein weiterer Höhepunkt in unserem erleb nisreichen Fest. Es war ein Tgg der Rückerin nerung, ein Tag der Vergangenheit, ein Tag der Besinnung auf die Heimat und ihre ewigen Kräfte. Aber es war auch ein Tag stolzen Be kenntnisses zu einem lieben und teuren Beruf, zu einem geachteten und angesehenen Handwerk. Hohenstein-Ernstthal hat seinen Webern unend lich viel zu verdanken. Die Geschichte der vier hundertjährigen Weber-Innung ist auch ein Stück Stadtgeschichte. Die Entwicklung der hiesigen Weberei bestimmte zu einem Teil auch die Entwicklung unserer lieben Heimatstadt. Es ist davon schon geschrieben und gestern davon gesprochen worden. Und darum wurde das Fest Durchführung und in seinem Verlauf wurde es darüber hinaus zu einem echten Ernsttha ler Volksfest. Wir alle wissen, dass die Ernstthaler Feste zu feiern verstehen. Sie haben bisher ihren Festen noch immer eine besondere Note gegeben. Auch gestern war es wieder der Fall. Wir wurden Zeuge und erlebten die ganze Freude und die ganze innere Begeisterung der Ernstthaler an diesem ihrem Feste mit. Noch lange wird man von diesem Blauen Montag sprechen, der die Vergangenheit wieder aufleben ließ und der doch auch in feiner und geschickter Weise die „gute alte Zeit" mit der Gegenwart verband! * Der Montag wurde wieder mit einem Wecken durch Böllerschüsse und mit einem musikalischen Weckruf eingeleitet. Um 10 Uhr fand dann die Feierstunde der Weder Znmng Mit diesem Wagen eröffnete die Weberinnung ihren Festzug Frohsinn tm Zeichen der blauen Schürze Diese lustige Grupp« kennzeichnet die Montagsstimmung Aufnahmen: ZIcnert, Hohenstein-Ernstthal km Stadtgarten, dem früheren Logenhaus, statt. Sie würde von der Schäfferschen Kapelle (Lei tung Musikdirektor Schäffer) wirkungsvoll umrahmt und durch gesangliche Darbietungen des Betriebs-Quartetts der Firma I. G. Böttger weiter verschönt. Die schlichte Festfolge dieser Feierstunde war ein echtes Sinnbild des einfachen, bescheidenen, aber doch so gemütstiefen Wesens unserer Weber. Und so trug diese Feier stunde einen ganz persönlichen Eharakter. Obermeister MaxVogel hieß in seiner Begrüßungsansprache vor allem Ersten Bürgermeister Dr. Baldauf, Orts gruppenleiter Robert Wildeck Kreisobmann der DAF. Rühlig sowie die Betriebssichrer und Angehörigen unserer Textilindustrie will kommen. Dann verlas er ein Glückwunschschrei ben der Kreiswaltung Glauchau der Deutschen Arbeitsfront und ein Glückwunschtelegramm der Firma Robert Pfefferkorn. Im Anschluß hieran nahm er die , Ehrung der Jubilar« der Weber-Innung vor, denen er für ihre sech zig-, fünfzig- und vierzigjährige Mitgliedschaft aus ehrlichem Herzen dankte und alles Gute für die weiteren Jahre ihres Lebens wünschte. Die Jubilars erhielten ein goldenes bezw. ein silber nes Ehrensträußchen. Die Namen der allerältesten Mitglieder der Innung sind: Wilhelm Wagner (1869 in die Weber-Innung eingetreten), Ferdinand Läs sig (1875), Gottlob Emil Friedrich (1876), Gustav Schönfuß (1881). Karl Hermann Rother (1884), Otto Lässig (1885), Anton Dähne, Hein rich Hermann Holzhacker, Louis Hermann Fech ner und Wilhelm Beier (sämtlich 1888 eingetre ten). Seit vierzig Jahren gehören der Innung an: Kassenverwalter Karl Reiß, Alban Werner, Hermann Heidner, Ferdinand Dünnebier, Louis Thauwald, Emil Leipziger, Wilhelm Günther, Wilhelm Held, Gerhard Kraft, Paul Herold und Eduard Meier. Für die Ehrung und Auszeichnung dankten mit herzlichen Worten Wilhelm Wagner und KarlReiß. Eine besondere Ehrung wurde sodann den beiden Betriebssührern der Firma I. E. Bött ger — Willy und Hugo Böttger — zu teil. Vor 125 Jahren wurde ihr Urgroßvater Meister und damit Mitglied der Weber-Innung von Hohenstein-Ernstthal. Aus diesem Anlaß ernannte sie die Innung zu Ehrenmitglie dern, und Obermeister Vogel überreichte ihnen eine Ehrenurkunde. Und nun hielt Lehrer Hans Zefewth die Festrede, in der er in anschaulicher Meise aus der vierhundertjährigen Jnnungsgeschichte er zählte und dabei viele markante Einzelheiten hervorhob. Wir hörten zugleich eine kleine Kul turgeschichte. Wir erlebten die Entwicklung der hiesigen Weber-Innung, von der der Redner sagte: Die Weber-Innung hat nicht umsonst ge lebt; sie hat Segen ohne Ende für unsere Stadt gewirkt! Lehrer Zefewitz wies immer wieder auf die. starke Verbundenheit der Weber mit ihrer Vaterstadt und Heimat hin und betonte zum Schluß seiner mit großem Beifall aufge nommenen Ansprache: Heimatliebe führt zur Vaterlandsliebe! Obermeister Max Vogel dankte ihm für seine Rede und verlas dann ein weiteres Glück wunschtelegramm der Firma C. F. Jäckel. Die Reihe der Glückwunschansprachcn eröffnete Erster Bürgermeister Dr. Baldauf, der für die Stadtverwaltung sprach und die Weberei als die Schlüsselindustrie von Hohen stein-Ernstthal bezeichnete. Er dankte der Weber-Innung dafür, daß sie ihr vierhundert jähriges Bestehen mit unserem Stadt- und Hei matfest verband und schloß mit den besten Wünschen sowohl für die Innung als auch für ihre Jubilars und Mitglieder. Ortsgruppenleiter Robert Mildeck über brachte die Glückwünsche der Partei und er innerte daran, daß vor hundert Jahren Meister und Gesellen, heute Betriebsführer und Gefolg schaft im gemeinsamen Schaffen geeint und ver bunden seien. Kreisobmann Rühlig sprach für die Kreiswaltung Glauchau und Ortswaltung Hohenstein-Ernstthal der Deutschen Arbeitsfront. Vierhundert Jahre Arbeit — sagte er — bedeu ten vierhundert Jahre Kampf. Wir blicken mit Stolz auf die Treue der Weber von Hohenstein- Ernstthal. Betriebsführer Willy Böttger dankte — zugleich im Namen seines Vetters Hugo — für die Ehrung und sprach weiter die Glück wünsche der gesamten hiesigen Wsbindustrie aus. Ohne das Wirken der Weber-Innung wäre es nicht möglich gewesen, daß heute so viele Fabriken in Hohenstein-Ernstthal stehen. Die Erzeugnisse unserer Webindustrie haben in der Welt einen guten Ruf. Die Glückwünsche der Ernstthaler Betriebs führer übermittelte Emil Schulze. Nach einem kurzen Schlußwort von Obermei ster Max Vogel.klang die Feierstunde mit einem dreifaches Sieg-Heil und dem Gesang der beiden Nationalliedsr aus. Auftakt Nachmittags 2 Uhr stellten die Weber auf dem Neumarkt zum Festzug. Zugleich hatte sich eine vielhundertköpfige Menschenmenge eingefun den. Es war ein farbenfreudiges Bild: die Männer waren in der blauen Schürze und mit der Tabakspfeife erschienen, die Frauen und Mädchen trugen Dirndlkleider und bunte Koof- tücher. Dazwischen sah man Gestalten der Ver gangenheit, Männlein und Weiblein. Und über dem Ganzen spannte sich ein herrlicher blauer Himmel, 's war ein freundlicher Sommertag voll Lust und Freude und Glück. Kurz vor Beginn des Festzuges sprach Alfred Münch im Namen des Festausschus ses zu den Anwesenden. Seine humorvolle Art gefiel ausgezeichnet und gern wurde von allen das Lied „O du klarblauer Himmel" gesungen. Weiter hielt Paul Hiemann eine ge mütvolle, von Herzen kommende und zu Herzen gehende Ansprache. Der heutige Tag — führte er aus — ist so golden und schön, daß man den ken könnte: Der Herrgott hat die Weber beson ders ins Herz geschlossen! Blauer Montag ist heute. Blauer Montag, du lenkst unser Denken und Sinnen zurück in längst oergangene Zeiten. Und nun erzählte Paul Hiemann vom Blauen Montag der alten Weber, von ihren Freuden und Leiden, von ihrem Ernst und ihrer Fröh lichkeit. Da wurde sie wahrhaft lebendig, die Vergangenheit, und da standen sie leibhaftig vor uns, die alten Weber aus Hohenstein und Ernst, thal. Das Zeitalter der Maschine — sagte Hie mann zum Schluß — hat uns die Liebe zur Heimat und die Freude zum Schaffen nicht