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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030419
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-19
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.04.1903
- Autor
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^euer hatten vorgestern nachmittag zwei Fleischer zu bestehen, die im hiesigen Orte einen Ochsen zu holen hatten. AU der Ochse im Freien war, riß er sich los und stürmte davon, alle» über den Haufen stoßend, da» sich ihm in den Weg stellte. Erwürben mehrere Personen umgerannt und Zäune beschädigt. Al» er in einen Teich getrieben worden war, entsprang er auch hier wieder und konnte erst in einem Gute gefesselt werden. Menschen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. * Nieberlungwitz, 17. April. In den gestrigen Nachmittagsstunden fand der feierliche Einzug unseres neuen Seelsorgers, Herrn Pastor Neubauer auS Glauchau in Begleitung von Vertretern und Bewohnern unseres Ortes statt. Im Gasthof zum goldenen Tal hier wurde selbiger von Seiten unseres Kantors, Herrn Fischer, samt Schulkindern durch Gesänge begrüßt. Von va aus bewegte sich der stattliche Zug durch unseren festlich geschmückten Ort in der Richtung nach Lobsdorf. Schon an der Grenze genannten Ortes wurde der neue Seel sorger ebenfalls von Vertretern und Bewohnern selbst begrüßt und beglückwünscht, sowie in sein neues Heim begleitet. Die feierliche Einweisung, welche von Herrn Superintendenten Weidauer- Glauchau vollzogen wird, findet nächsten Sonntag, aber nur in der Kirche von Lobsdorf, statt. Möge dem neuen Seelsorger in diesen Gemeinden eine recht lange, ersprießliche und segensreiche Tätigkeit beschieden sein. * Glauchau. Das ev.-luth. Landeskonsistorium hat Herrn Kirchenrat Pastor prim. Superintendent Weidauer für den 30. September d. I., zu welchem Termin derselbe eine 40jährige Dienstzeit im ständigen Amt vollendet, aus sein Ansuchen den Uebertritt in den Ruhestand bewilligt. * Dresden, 17. April. Es war ursprünglich für die bei Rückkehr Seiner Majestät geplante Ovation beabsichtigt worden, am Bahnhofe und am Altmarkte Tribünen zum Sitzen für die an der Huldigung teilnehmenden Frauen und Mädchen zu errichten. Die Zahl der Anmeldungen ist aber, wie mitgeteilt wird, eine so zahlreiche, daß diese Idee gar nicht mehr ausführbar ist. Man wird sich daher darauf beschränken, sowohl am Bahn hofe, wie am Altmarkt je ein leicht ansteigendes Podium zu erbauen, das in festlicher Weise mit Fahnenmasten und Guirlanden umrahmt wird und aus denen dann die Teilnehmerinnen stehend Platz nehmen werden. — Neben zahlreichen Anmeldungen aus den Kreisen der Turner zur Beteiligung an der Ovation haben auch die Turnerinnen darum nachgesucht, bei dem Empfange Mitwirken zu können. Nach den vorläufigen Dispositionen des Festaus schusses werden die Turnerinnen in ihrer kleidsamen Tracht auf dem Platze vor dem Bahnhofe Aus stellung nehmen. * Leipzig, 16. April. Dem Instrumenten macher Ernst Geyer von hier, welcher aus eine nahezu 30jährige Tätigkeit bei der Leipziger Piano fortefabrik Alexander Bretschneider zurückblickt, wurde heute an Rattstelle eine Belobigungr-Ur- kunde für Treue in der Arbeit unter zu Herzen gehender Ansprache und im Beisein seine« Ches« au»gehändlgt. Ein äußerst ehrende« Zeichen für die erwähnte altrenommierte Firma ist e«, daß sie außerdem mehrere Jubtlare von so- und 40jähriger Tätigkeit unter ihrem Personal zu verzeichnen hat. * Leipzig, 17. April. Das Gnadengesuch für den seinerzeit zu 3 Jahren Gefängnis verurteilten früheren Direktor der Leipziger Bank Dr. Gentsch ist von der Staatsanwaltschaft befürwortet worden. * Chemnitz, 17. April. (Schiedlgericht für Arbeiterversicherung.) Die Invalidität de« Strumpf wirker» Clauß in Hohenstein-Ernstthal ist von mehreren Aerzten festgestellt worden, zwei Mal war C. auch schon in einer Nerven-Heilanstalt, aber über di« Zeit de« Eintritt» der Invalidität waren die Meinungen sehr geteilt. Die Versicherung«anjialt war bereit, die Rente vom 3. November 1903 an zu gewähren, der Rentenansprecher forderte sie vom 23. März 1902 an. Aus Grund eine« ärztlichen Zeugnisse» wurde schließlich der Nenlenbeginn ver- gleichtweise auf den 14. August 1902 festgesetzt. * Burgstädt, 16. April. Der bei der Firma M. Bach u. Co. ausgebrochene Streik der Nadel, macher dauert noch unverändert fort, nachdem ein Einigungsversuch, der seitens des Metallarbeiter verbandes unternommen worden war, gescheitert ist. * Augustusburg, 17. April. AuS noch un bekannter Ursache verübte im benachbarten Marbach ein 12jähriger Schulknabe Selbstmord durch Ertränken. Seme Leiche wurde am Freitag früh aus dem dortigen Schwancnteich gezogen. * Zwickau, 16. April. Die bisherige Reichs banknebenstelle zu Zwickau wird am 1. Mai zu einer Reichsbankstelle erhoben, von welcher die Reichsbanknebenstellen in Aue, Crimmitschau und Werdau abhängig sind. * Annaberg. Einen dummen Streich verübte gestern abend gegen 7 Uhr in der Wolkensteiner- straße ein 14jähriger Laufbursche, indem er einem ihm begegnenden neun Jahre alten Jungen in einen mit Lauge gefüllten Eimer greifen und unter der Versicherung, daß es Wurstbrühe sei, davon kosten ließ. Der Kleine folgte auch dem Ratschlage und verbrannte sich dabei nicht nur die Hand, sondern auch den Mund und die Zunge, so daß ärztliche Hilse in Anspruch genommen werden mußte. * Oelsnitz, 17. April. Fünf bayerfche Stein bruchsarbeiter haben gestern gegen abend, nachdem sie bereits in Altmannsgrün wegen Ruhestörung und Unfugs aus einer Gastwirtschaft verwiesen worden waren, im Knorrschen Gasthofe zu Droß dorf den Wirt nach kurzem Wortwechsel derart mit Schlägen und Messerstichen traktiert, daß Knorr- lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Es gelang den zur Hilfe herbeigerufenen Ortseinwohnern, die fünf Messerhelden festzunehmcn und mittels Wagens ins Oelsnitzer Amtsgerichtsgefängnis einzuliefern. — Der „Vogtl. Anz." berichtet hierüber noch aus führlicher . Empörende Ausschreitungen sind gestern abend in dec sechsten Stunde in dem bekannten, alleinstehenden Gasthaus „Zur Juchhöh" bei Droß dorf vorgekommen. Sechs mit Schaufeln bewaffnete Burschen kamen um die genannte Zeit in die „Juchhöh" und benahmen sich so, als seien sie die Herren im Hause. Der Wirt, Herr Otto Knorr, suchte die Leute zu entfernen; es gelang ihm dies auch mit Hilfe eines benachbarten Schmiedegesellen. Die Rowdies leisteten ernsten Widerstand und griffen dabei zum Messer. Herr Knorr hat bei diesem Kampfe nicht weniger als vier Stiche mit einem Messer erhalten, und zwar in den Rücken, Hals, linken Oberarm und das linke Handgelenk. Die Mutter Knorrs, die Dienstmagd und die Kinder Knorrs (mit Ausnahme der kleinsten) mußten sich vor den Wüterichen durch das Fenster retten. Die alte Mutter war von den Kerlen ebenfalls geschlagen worden. Knorr und seine Leute flüchteten schließ lich wieder in ihr Haus und versperrten die Türe. Die rohen Menschen, die damit prahlten, sie seien Mitglieder der ehemaligen „Räuberbande Karo", entfernten sich jedoch noch immer nicht, sondern lärmten weiter und schlugen zwei Fenster ein. Nun kam der Gutsbesitzer Herr Baumgärtel und der pensionierte Obergendarm Herr Leucht den be drohten Bewohnern des Gasthauses zu Hilfe. Herr Baumgärtel führte ein Gewehr mit; er wurde je doch von den Burschen überwältigt und ihm mit der Waffe, die ihm jene entrissen hatten, der Arm zerschlagen. Herr Leucht wurde ebenfalls durch Schläge mit dem Gewehr verletzt. Schließlich ge lang es mit Unterstützung der aus Schloditz und Droßdorf zur Hilfeleistung herbeigeeilten Männer, vier der Strolche festzunehmen, einen fünften packle der Hund des Droßdorfer Wirtes in dem Augen blick, als der Strolch in eine Schleuse kriechen wollte. Die Burschen waren, ehe sie nach der „Juchhöh" kamen, in dem an der Straße von Oelsnitz nach der „Juchhöh" gelegenen „Jäger haus" eingekehrt, hatten dort Schnaps verlangt und wollten in Ermangelung an Geld eine Uhr versetzen. Der Wirt im „Jägerhaus" ahnte nichts gutes, er gab ihnen einen Schnaps, ohne die Uhr zu nehmen, und Holle dann zu seiner Unterstützung eine Anzahl Streckenarbeiter herbei. Hätte dies der Wirt vom „Jägerhaus" nicht getan, so hätten die Kerle wahrscheinlich schon dmt so gehaust, wie sie es in der „Juchhöh" getan haben. Bei ihrer Ueberwältigung sind die Strolche verdientermaßen gründlich „durchgebläut" worden. Danach wurden sie ins Amtsgericht zu Oelsnitz eingeliefert. Die rohen Gesellen sind Ziegeleiarbeiter, die aus Plauen gekommen waren, um in einer Ziegelei bei Oelsnitz in Arbeit zu treten. * Elsterberg. Der Raubanfall gegen zwei bejahrte Frauen aus Görschnitz und den Gemshäusern bei Fröbersgrün scheint doch noch ein Opfer zu fordern. Die Verletzungen der 63jährigen HandelS- srau Künzel, die im Elsterberger Krankenhause untergebracht ist, sind so schwerer Natur, daß man um daS Leben der Frau besorgt ist. Das Messer drang dicht neben der Schlagader lies in den Hals ein. Den Attentäter hat man noch nicht fassen können. * Mühltroff. Am dritten Osterseiertag hätte durch Unvorsichtigkeit einer Frau leicht ein größere? Schadenfeuer und Unglück an der hiesigen Bahn hofstraße entstehe» können. Die Frau Halle, um Einkäufe zu besorgen, ihre 3 Kinder im Aller von 7, 5 und 1 Jahr in der Slube eingeschlossen. Die Kinder halten mit Streichhölzchen gespielt und dabei war eine wollene und eine WachSluch-Tisch- decke in Brand geraten. Die wollene Decke ist dann von den Kindern hinter den Ofen, wo Reisig holz lag, geworfen worden. DaS Holz geriet als bald in Brand. Durch daS Geschrei der Kinder wurden gegen 7 Uhr abends die Hausbewohner und Anwohner aufmerksam gemacht und diese löschten sodann das Feuer. DaS älteste Kind, einjähriger Sohn, hatte die Geistesgegenwart, ein Fenster zu öffnen, sonst wären die Kinder erstickt. * Raschau i. E. Mittwoch abend ertrank im Mittweidabach ein hiesiger bekanntes Original, der Blätterheim, ein Zeitungsausträger, der durch eine Lücke im Usergeländer in daS Wasser gestürzt war. Die aus seine Rufe herbeigeeilte Hilse kam leider zu spät. * Grimma, 17. April. Tas in Dresden ver storbene Fräulein Auguste Amalie Neuberl hat, um das Andenken ihres Onkels, Magister Neuberl, des früheren Rektors der hiesigen Stadtschule, zu ehren, der Stadt Grimma 44 000 Mark zur Er- richlung einer Stiftung vermacht, aus der bedürftige, würdige, namentlich ältere Lehrer aus der Ephorie Grimma sowie ihre Kinder und Witwen unterstützt werden sollen. * Lausigk, >7. April. Soeben gehl telegraphisch die.Nachricht ein, daß der aus dem hiesigen Amls- ger'chtsgesängnis ausgebrochene Dienstknecht Karl Fleischhauer aus Großwaldau endlich gefangen ge nommen und ins Amtsgericht Schleusingen i Thür.) eingeliefert worden ist. Auch die Slaatsanwalt- schaft Leipzig bestätigt seine Gefangennahme. Kleine Chronik. * Berlin. Zur Verhaftung des ehemals preu- ßischen Leutnants Wessel schreibt das „B. T." : Wessel stand zuletzt, wie schon gemeldet, in Thorn in Garnison, von wo aus er seit dem Jahre 1399 steckbrieflich verfolgt wird, da er des Betruges an einem dortigen Ulanenoffizier beschuldigt wird. Vor etwa zwei Jahren wurde der Flüchtige in Berlin ermittelt und verhaftet. Auf dem Trans porte nach Thorn gelang es ihm jedoch, aus dem Hauptbahnhose in Posen seinem Transporteur zu entweichen. Wessel wandte sich hierauf nach Frank reich, an welches er angeblich deutsche Festnngs- pläne verkauft haben soll und hielt sich bisher unter falschem Namen in Nizza auf. Zwecks Aus lieferung des Verhafteten an die deutschen Be hörden sind seitens des Auswärtigen Amtes in Berlin bereits die erforderlichen Verhandlungen eingeleitet worden, nach deren Erledigung Wessel zunächst dem Gerichtsgefängnis in Thorn zugeführt werden wird. Eine Persönlichkeit, die den frü heren Leutnant Wessel während seines Aufenthaltes an der Riviera kennen gelernt hat, teilt den Dresd. „N. N " folgendes mit: Wessel ist Mitglied einer weitverzweigten internationalen Falschspielerbande, die die Riviera schon seit langer Zeit unsicher macht. Diese Bande richtet ihr Augenmerk immer auf Landsleute, die, mit den dortigen Verhältnissen nicht vertraut, ahnungslos Gaunern in die Hände fallen, die mit bochtönenden Namen ihr schänd liches Treiben zu verhüllen suchen. Die Gattin des Verhafteten, eine angenehme Erscheinung, gilt als Halbweltdame. Ihre Drohungen, Deutschland durch Veröffentlichung wichtiger Dokumente in der Dreyfus-Affäre zu kompromittieren, sind geradezu lächerlich. * Berlin, 17. April. In Gefahr, von einem Vorortzug zermalmt zu werden, geriet gestern Nach mittag eine Familie von vier Personen, die sich in einem Vorortzuge Berlin—Dallgow—Döberitz be. sand. Die Leute wollten in Spandau au«steigen; sie waren au» der Provinz gekommen und mit den Verhältnissen der Vorortzüge nicht vertraut, so daß sie, al« der Zug in Spandau hielt, sitzen blieben, weil der Name der Station nicht gerufen wurde. Der Zug fuhr weiter, mußte aber in einiger Ent- sernung vom Bahnhof wiederum halten, weil von entgegengesetzter Seite ein Fernzug kam, der erst vorüberfahren mußte. Nun stieg die Familie au«, und zwar gerade nach der Seite, wo in demselben Augenblick der andere Zug aus dem Nebengeleise vorüberbrauste. Der anderen Passagiere, die den Vorgang beobachtet hatten, bemächtigte sich eine furchtbare Aufregung: man glaubte, alle vier Per sonen würden zerstückelt werden. Al» der Zug vor bei gefahren war, sah man die Familie unversehrt dicht an den Vorortzug gedrängt, zwei Personen waren vor Schreck umgesallen. Der Luftdruck hatte sie an die entgegengesetzte Seite gedrückt, wodurch sie einem schrecklichen Tode entgangen sind. Die Namen der vier Personen wurden von der Bahn polizei sestgestellt; vermutlich werden sie noch dazu bestraft werden. Kattowitz, 18. April. Gestern siel beim Legen eines Böllerschusses einem Arbeiter aus der Tabaks pfeife ein Funke ins Pulver. Es erfolgte eine furchtbare Explosion. 1 Arbeiter, seine Frau und 3 Kinder waren auf der Stelle tot, 2 Kinder wurden schrecklich verbrannt unv starben im Spital. 1 Wohnhaus wurde zertrümmert. * Zeulenroda. Am Donnerstag sand ein Ar beiter in der Nähe der Lochmannschen Fabrik an einem Baum einen von dem Zimmermann Ernst Glück in Zeulenroda an seine Ehefrau gerichteten Brief, durch den er ihr mitleilte, daß ihn ein schlechter Mensch in den Tod getrieben und er nicht weit von dem Fundorte de« Briese» seinem Leben ein Ende gemacht hätte. I» der Tat wurde am Nachmittag Glück, der in Weida beschäftigt gewesen war, erhängt aufgesunden. * Augsburg. Auf der Jagd erschossen wor den ist vor einigen Tagen der Privatier und Jagd- püchter Kurier in Em«keim von einem noch nicht ermittelten Mörder. Erst nach sünf Tagen wurde Vie Leiche gesunden, bi« zur Unkenntlichkeit ange- sressen von dem eigenen Hunde de» Gelöteten. Der Hund hat bei der Leiche seine« Herrn drei Tage ununterbrochen aurgeharrl; dann ist er wieder holt in« Dorf gekommen und hat fich auffällig be nommen, Futter hat er aber von niemand ange- »ommen. Dennoch war er nicht auigehungerl. Al« man den Spuren de« Hunde« folgend die Leiche fand, ging da« Tier unverzüglich daran, am freiliegenden Vorderarm zu nagen und zu beißen, und nur mit Gewalt konnte e« entfernt werden, wobei e« sich gegen die Angreifer zähnefletschend stellte. * Bern, 17. April. Ein au« Italien heim- kehrender deutscher Handwerk«bursche wurde auf dem Simplon vom Schneesturm überrascht und ist dabei umgekommen. In seinen Taschen fand man nur 10 Zentimc«. * Paris, 17. April. Aus de» Antrag der Komtesse de Fonville verhaslele die Polizei gestern den Vikomlc Laloge dc Saint Brisson, einen Neffen der Komlesie. Der Vikomle, der sein Geld am Spieltisch verloren und dann in Tonking sein Glück versucht Halle, verlangte von seinem Vater die Herau«gabe von 900 O00 Franc«, die ihm angeb lrch gehörten. Der Vater weigerte sich, Geld heran«, zugebcn, der Sohn bedrohte ihn und hat sogar mehrere Rcvolverschüffe auf ihn abgegeben. London, 18. April. Die Pacht Shamrock, ivelche der bekannte Millionär und Freund König Eduards, Lipton, zur Konkurrenz gegen Amerika erbauen ließ, erlitt bei der gestrigen Probefahrt schwere Havarien. Der gewaltige Mast brach, schlug durch die Sielen und warf einen Matrosen über Bord. Sir Lipton lrng außer leichten Verletzungen eine schwere Erschütterung davon. Die Mann- schast wurde mehr oder weniger schwer verletzt. Ein mittels Dampfers herbeigeholter Arzt leistete die erste Hilfe. Die Pacht muß einer mehrwöchent- lichen Reparatur unterzogen werden. * Wien, 17. April. Drei Wiener Touristen, die den Hochschwab besteigen wollten, sind tot aus gefunden worden. Sie lagen auf der Platte unter halb de« Gipfel«, wo sie offenbar von einem Schnee sturm überrascht wurden und ersrore». Sie ge- hörten einer alpinen Gesellschaft an. Die Tour sollte schon seit Jahren stallfinden, aber immer wurde sie vom Weller verhindert. Auch diesmal sanden sich mehrere, die gegen die Partie sprachen, doch die Versechler machten hauptsächlich gellend, daß c« eine Ehrenpflicht de« Verein« sei, die Tour auch bet schlechtem Weller zu unternehmen und so sand sie statt. Der unverantwortliche Leichtsinn kostete drei Menschen da« Leben! * Saaz. In dem Dorse Lukawetz hat die Wirtschaftrbesitzerin Franziska Kohl den Kaplan ?. Joseph Witek durch einen Gifttrank zu ermorden versucht. Sie bot dem Priester au« einer Flasche einen Trunk geweihten Wasser- au« dem Wallfahrtt orle Filipprdors. Der Geistliche nahm einen Schluck zu sich, verlor jedoch fast im selben Augen blicke die Sprache und brach bewußtlo« zusammen. Da« Wasser war mit einem starken Giste versetzt. Der Zustand de« Priester« ist ein bedenklicher. Die Attentäterin, von der man anntmmt, daß sie da« Verbrechen im Zustande geistiger Umnachtung verübt hat, wurde sestgenommen. * Petersburg, 17. April. Im amtlichen Teil de« „Kawka«" wird mitgeteilt: In dem Srrestlokal de« Flecken« Sotschi (Gouvernement Schwarze« Meer) H starb am 30. Mär, nacht» ein wegen Trunkenheit am Tage vorher seftgenommener Bauer. Al» Tode»- ursache wurde übermäßiger Branntweingenuß festge- stell«. Ein Hauf- von den Hundert, größtenteils betrunkenen Männern verlangte die Sezierung der Leiche, da der Bauer von Schutzleuten im Arrest lokal erschlagen sei, drang in da» Arrestlokal ein, schlug aus die Schutzleute lo» und befreite die Gefangenen. Militär zerstreute die Menschen haufen Acht Gefangene entflohen. Die Sezierung ergab, daß der Tod de» Bauern infolge erlittener Schläge eingetreten war. Die schuldigen Schutz leute wurden dem Gericht übergeben. Auch der Kreilchef, dem da« Arrestlokal untersteht, der Kreit arzt, der die Leiche besichtigt hatte, und die Schuldigen au« den Volk«haufen wurden zur Verantwortung H gezogen. » * Warschau, 17. April. Dieser Tage ent deckte der Direktor de« Gymnasiums Sondomierz in Russisch-Polen unter den höheren Gymnasiasten eine Verschwörung und stellte einige hierüber zur Rede. Sofort fielen einige der jungen Männer über ihn her und schlugen ihn blutig; den hinzu geeilten übrigen Lehrern geschah da«selbe. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor, darunter wurde der Pedell mitverhastet, der der Urheber der Verschwörung war. Eine gleiche Verschwörung er folgte in der Dombrowaer Bergschule unweit der preußischen Grenze. Auch hier wurden gestern der Direktor und die übrigen Lehrer von vier Berg schülern mißhandelt. Bl« die Polizei erschien, er» griffen die jungen Herren die Flucht. Zwei von ihnen wurden sestgenommen, zwei entflohen über die Grenze nach Preußen. Die Bergschule wurde vorläufig geschlossen. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 18. April. Berlin. Da« Kaiserpaar erschien gestern wie der auf dem Korso und besichtigte die ganze Strecke vom Rolandrbrunnen bi« zur Sieges-Allee. Abend« wohnte da» Kaiserpaar in der Sing-Akademie dem 3. Vortrage de« Professor« Delitzsch bet, der seine Babylonreise behandelte. Der Kaiser dankte dem Vortragenden, den er in seine Loge befehlen ließ, durch einen mannhaften Händedruck und unterhielt sich in lebhaster Weise mit ihm. Berlin. Bei der gestrigen Subskription der 290 Millionen 3prozentiger Reichsanleihe sind 13,755426000 Mark vorgezeichnet worden. Die / Anleihe wurde 47mal überzeichnet. Berlin. Wie gemeldet wird, hat die russische und österreichische Regierung in einer neuen Nole der Pforte wegen Mangel an Entschlossenheit bei der Unterdrückung der Opposition einen schweren Vorwurf gemacht. Sollte die Türkei in Marokko den Widerstand der Albanesen nicht unterdrücken oder unterdrücken wollen, so dürfte das Mandat einer anderen Macht übertragen werden. Stettin. Der Magistratssekretär Raimer, der nach Unterschlagung amtlicher Gelder flüchtig ge worden und seit 4. November v. I. steckbrieflich verfolgt wurde, ist in Amerika verhaftet und nun mehr ins hiesige Gerichtsgesängnis eingeliesert worden. Nürnberg. Die Ausschüsse der freisinnigen und nationalliberalen Partei traten gestern zu sammen, um über ein Zusammengehen bei den Reichstagsivahlen zu beraten. Man kam zu der § Entschließung, daß, wo ein Zusammengehen nicht möglich erscheine, oder wo die Herbeiführung einer Stichwahl wünschenswert wäre, der Wahlkampf so leidenschaftslos geführt werden soll, daß ein Zusammengehen bei der Stichwahl möglich ist. Wien. Seit gestern abend herrschen hier und in der Umgegend starke Schneestürme. Wien. Wie die „Zeit" erfährt, hat die oberste Armeeleituug die Einführung der 2jährigen Dienst zeit beschlossen. Der Kaiser soll seine Zustimmung erteilt haben. Wien, lieber die Neubewaffnung der öster reichischen Feldarlillerte wird gemeldet, daß im Wesentlichen da« Ehrhardtsche Rohr-Rücklaus-Geschütz angenommen wird. Paris. Die eine von den Persönlichkeiten, welche durch die Karlhäuser-Affäre kompromittiert sind, soll der Sohn de« Handel«minister» sein. Marseille. Ein furchtbarer Nordwest-Sturm wütet seit gestern abend und richtet ungeheueren Schaden an im Hasen sowie in der Stadl. Tele graphenleitungen wurden zerstört. Die See geht überaus hoch. Gegen 40 Fahrzeuge sind gesunken. Besonder» groß ist der Schaden im Nordbecken. Im alten Hafen ist die griechische Bark „Theatri»" schwer beschädigt worden. Ein Mast de» Fahr zeuges wurde gebrochen. In der Stadt ist der Schaden ebenfalls bedeutend. Straßenbahn und Droschken mußten den Verkehr einstellen. Vor den Kaffees wurden Tische und Stühle vom Sturm weg gescheudert. Weitere Einzelheiten, namentlich über Personen-Unfälle fehlen noch. Belgrad. Die Bewegung gegen die Regierung nimmt ständig zu. Der König erscheint vollständig isoliert. Bei den letzten Krawallen zerriß die Menge die Bilder des Königspaares aus der Straße. Santo Domingo. Nach verschiedenen miß glückten Versuchen rst es den Konsulen gelungen, eine Verständigung zwischen den Rebellen und der Regierungspartei herbeizuführen. Das Friedens protokoll dürfte noch heute unterzeichnet werden. Fabrikweber, Treiberinnen und Spulerinnen sofort gesucht. Robert Pfefferkorn.
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