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nungen in großem Maßstabe berücksichtigte, war Boris Godunow. Der Czar, seine Gattin, sein neunjähriger Sohn Fedor und seine sechszehnjährige Tochter Lema küßten sich mit Leuten aus dem einfachen Volke, luden Bettler zum Zarentisch ein und vertheilten persönlich unter der Volksmenge baares Gela. Unmittelbar nach der Krönung fand im Schlosse ein Festessen statt, und an dem Tijche faßen neben den Hohen Beamten und dem höchsten Adel einfache Bauern und Bettler. Zwölf volle Tage bewirthete Boris das Volk, in den Czarengemächern durfte während der ganzen Zeit jeder, auch der geringste Unterthan, erscheinen und am Czurentische Platz nehmen. Auf den um Moskau gelegenen großen Feldern wurden großartige Volksschaustellungen veranstaltet. Ebenso großartig waren die Feste, die der Pseudode- metrius nach seiner Krönung dem Volke gab. Die Fest- lichkeiten, Bälle rc. dauerten diesmal volle vier Wochen. Ununterbrochen spielten Musikcapellen auf den Straßen, Böllerschüsse durchdröhnten die Luft und das Volk zog singend und tanzend durch die Stadt. Peter der Große schaffte diese Bewirthung im Schlosse selbst ab, er gab dem Volke die Stellung, die ihm gehörte, und die Bewirthung der Massen sand von nun an vor dem Kreml zur selben Zeit statt, wo das Krönungsmahl in der Granowitaja Palata den Czaren und den höchsten Adel vereinte. Neu war auch die Art der Bewirthung unter Peter. Er ließ inmitten des Platzes vor dem Schlosse auf einer mit rvthem Tuch beschlagenen Estrade, nach der von allen Seiten hin Stufen empor führten, einen gebra tenen Ochsen in ganzer Größe aufstellen. An den Seiten sprangen Fontänen mit Weiß- und Rothwein. Man kann sich vorstellen, welches Geheul und Getümmel entstand, als dem Volke und den Soldaten das Zeichen zum Beginn der Schmauserei gegeben wurde. Peter der Große, der kein großer Freund von langem Sitzen bei Tische war, und der ost sagte: das lange und einsame Sitzen bei Tisch sei als Strafe für die großen Herren erfunden worden, stand mehrfach während des Krönungsmahls auf, um sich die jubelnde Menge draußen anzusehen. Die Kiönungs- seierlichkciten hielten vorn 7. bis zum 16. Mai an. Zur Krönung Katharinas II. war die Speisung des Volkes eine reichhaltigere. Diesmal wurden reichgeschnitzt- hohe vergoldete Wage» mit gebratenen Ochsen, reichhaltigen Geflügelsorten und Brod durch die Straßen Moskaus ge fahren, und hinter den Wagen folgten reichgeschmückte Fässer mit Meth und Bier. Zum eigentlichen Festplatz jedoch wurde der sogenannte Rothe Platz vor dem Kreml bestimmt auf welchem lange Tische mit den verschiedensten Speisen prangten. Inmitten des Platz-s stand miede! um ein großer gebratener Ochse, mit gebratenem Geflügel ge- spickt, und neben den Tischen spendeten wieder Fontänen Roth- und Weißwein. Auf den dem Kreml nahegelegenen Straßenplätzen waren allerlei geschmückte Buden und Thea ter errichtet. Da standen Tische mit allerlei Obst und vergoldetem Kuchen für das Volk. Karussels, Akrobaten, Zauberkünstler erheiterten das nicht verwöhnte Volk, und jo erfüllte eine aufrichtige Heiterkeit die Menge, und der Platz bot ein unbeschreiblich buntes Bild. Die Kaiserin fuhr um den Freudenplatz und durch viele Moskauer Straßen in einer goldenen Equipage. Sie war reich geschmückt bei dieser Umfahrt, trug ein rosa- sammetnes, mit Perlen besetztes russisches Nationalcostüm mit großen Brillantsternen auf der Brust und ein kostbares Brillantdiadem auf dem Haupte. Das Volk bestürmte den Wagen, und sie ließ sich h-rab, mit Vielen zu sprechen. Das war jedenfalls das erste russische Volksfest im wahren Sinne des Wortes. Das Volksfest unter der Regierung Pauls I. unter schied sich nur sehr wenig von dem der vorhergegangenen Krönung. Bezeichnend für den Czaren Paul I. war, daß ec keine Zuschauer auf dem Platz vor dem Kremlschlosse duldete und die Tribünen, die bereits errichtet waren, drei Tage vor seiner Krönung herunterreitzen ließ. Das Volk wurde jedoch in der Nähe des Kreml auf der Nckolskaja und längs der Ljubianka bewirthet, und da die Bevölkerung sich bedeutend vermehrt hatte, so war auch die Menge und die Auswahl der Speisen eine größere; auf den un zähligen Tischen befanden sich ganze Ochsen, Kälber und Hammel, und auch die Weinsontänen fehlten nicht Alexander I. verlegte das Volksfest wegen der stark angewachsiiien Bevölkerung auf ein besonderes Feld, auf das Sokoluikifeld, wo es volle drei Tage anhielt. Unter den folgenden Herrschern nahmen die Volksfeste anläßlich der Krönung schon den Charakter von Gelagen an Die Zahl lur bewirtheten Menschen überstieg über 200 000, ja während der Krönungsfeierlichkeiten Alexanders III. betrug sie sogar mehr als 400 000! Zum Voltstummel platz wurde wie schon unter Alexander II. daß durch seine Größe bekannte Chodynskrseid bei Moskau genommen, aus dem jetzt das riesige Unglück eingetreten ist. Eingesandt. Der hiesige seit, einem Jahre bestehende Bürgerverein hat nachstehendes Gesuch abgefaßt: „An das Hohe Königliche Finanzministerium zu Dresden. Auf beifolgendem Fragebogen ge. statten sich ergebenst Unterzeichnete einem Hohen Königlichen Finanzministerium höflichst zu bemerken, daß seit Abänderung des Einkommensteuergesetzes vom 10. März 1894 für die Klassen 1—17 die Beiträge bedeutend erhöht worden sind, während Klaffe 13—35 und die höheren noch weniger, als vor 1894 angesetzt, normiren. Da nun das Kommunanlagen - Regulativ der Stadt Pulsnitz auf Grund der Einkommensteuer-Staffel aufgebaut ist, fühlen die Steuer zahler der Mittelstandsklaffen, welchen die Kleingewerbetreibenden hauptsächlich angehören, die angegebene Erhöhung umsomehr. Durch das Sonntagsruhegesetz im Handelsgewerbe (in Kraft ge treten am 1. Juli I892>, welches dem Kleingewerbe den Verkauf selbstgefertigter Waaren beschränkt, ferner - durch die sich immer - mehr entwickelnde Großindustrie, sowie den Hausirhandel, welches alles die solide Handwerks-Konkurrenz unfähig macht, ist das Ein kommen des Klein - Gewerbe- und Mittelstandes bez. der Steuer zahler von 1. bis 17. Klasse in den letzten Jahren thatsächlich zurückgegangen. Es wurde im Oktober 1892 vom Pulsnitzer Gewerbeverein an das König!. Sächs. Ministerium des Innern und im Januar 1893 an der Hohen Reichstag zu Berlin mit gegen 200 Unterschriften Petition abgegeben und um Verbesserung dieser Lage gebeten. Durch genanntes Gesetz sind die Gewerbe treibenden schwer geschädigt, jedoch in der Einkommens-Einschätzung nicht zurückgesetzt worden. Wenn nun in manchen Tageszeitungen Sachsens hervorgehoben wird, daß sich speziell das Einkommen in Sachsen erhöht habe, so ist das wohl nach Vorstehendem eincs- theils auf die erhöhte Steuer-Heranziehung des Mittelstandes und des kleinen Gewerbestandes zurückzuführen. In der Einkommens - Abschätzung ist von der Kommission wohl der erhöhten Abänderung der Einkommen Staffel und der darauf fallenden erhöhten Steuer beträge gegenüber früheren Staffeln nicht genügend Beachtung geschenkt worden und sind die ergebenst Unterzeichneten, da eine Steigerung durch diese Abänderung an sich schon cingetreten, zu dieser Eingabe veranlaßt, was nicht widerlegbar ist. Hierbei wird ehrerbietigst auf die Staffeln von 1894, 1895 1896 hingewiesen. Als einen Weg zur Abhülse gestatten sich nun die Unterzeichneten das Hohe königliche Finanzministerium zu ersuchen, dem Vor sitzenden der Einkommen-Einschätzungskommission hierM bezügliche Anweisung zu ertheilen und in der Hoffnung, daß bei ernster Prüfung der berührten Fragen auch Beseitigung der Mißstände eintreten und so das Wohl und die Zufriedenheit des Mittelstandes, des Hüters der sozialen und sittlichen Wohlfahrt, des besten Schutzes für Erhaltung und Loyalitätund Königstreue erhalten bleibe, zeichnen gehorsamst im Namen der Bittsteller. Pulsnitz, am 4. Mai 1896. Wer besonders innerhalb der drei letzten Jahre zu hoch eingeschätzt, resp. von Jahr zu Jahr mehr Steuern zahlen mußte, versäume nicht die laut Inserat Sonnabend Abend im Schützenhause stattfindende öffentliche Versammlung zu besuchen. Kirchliche Nachrichten. Sonnabend, den 6. Juni, 1 Uhr: Betstunde, Diac. Schulze. Sonntag, Dom. I p. Irin. 8 Uhr Beichte, Diaconus Schulze; '/,9 „ Predigt (Psalm 98, 1—7) Oberpf. Prof. Kanig; '/,2 „ Kirchliche Unterredung mit der confirmirten männlichen Jugend, Diac. Schulze; 8 „ Jünglings- u. Männerver., Obrpf. Prf. Kanig. IiMOlkllM, niwrbnunt bestes knbribnt, ompöoklt xn Original - Fabrik - kreisen Luu) Bonnin § Künstliche Gähne, ganze Gebisse weiden unter Gi- rantie nab der neuesten Methode sch nerzlos einge setzt; hohle Zähne vlombilt und Zahnschmerzen beseitigt sofort Franz Mick, Kurzeqasse 301. Ein tüchtiger HoMMer findet dauernde und angenehme Stellung. Derselbe könnte sich gleichzeitig in der Färberei ausbilden. — Eintritt sofort. Offerten mit Gehaltsansvrüchen an I I. Möhlmann, Kulmbach (Bayern), Dampffärberei, chem. Wäscherei, Druckerei. Linkuolisles Nittel gSZSN fll888elM8i88 U. Kalte fÜ886 ^1l688Mpi61'80Ül6N (O. M-6-lA. llo. 44197). Viesolbsn untsrdrüoksn dsn kusssobvoiss niobt und sind das unstreitig sin 2 igo Uitte!, rrolokss rvirlrUvbkn Lrtolg or- mslt bat. ^.srstliob bsgutaobtst u. omptoblsn. In Oartons ä 10 k»nr Sollten Alk. 1—. linken: Oe. 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