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Die früheren Vogelschutzkalender enthalten die Be schreibungen von Fütterungsantagen für jeden erdenklichen Zweck, so daß sich eine nochmalige Aufzählung erübrigt. Für jede Art der Fütterung, mag sie am Fenster, im Garten, Wald oder Park aufgestellt werden sollen, wird man darunter etwas geeignetes finden. Man beachte stets, daß das Futter gegen'Witterungseinflllsse geschützt bleiben muß; denn eine Fütterung, die bei Unwetter versagt, ist zwecklos; gerade dann brauchen die Vögel das Futter am nötigsten. "Unbedingt zu verwerfen ist eine Fütterung, in der das Körnerfutter naß werden und deshalb angesrieren kann. Für die Obstgärten und Weinberge sei wiederholt die selbsttätige und spatzensichere BruhnscheMeisendose empfohlen lDezember 1912 und Januar 1913), welche nur den Meifen Futter darbietet. Die Meisendose steht in ihrer Zweck mäßigkeit immer noch unerreicht da. Für die Meisen und sonstigen Insektenfresser müssen als Futter ölhaltige Sämereien bereitgehalten werden; das beste Futtermittel ist Hanf; Rübsen wird nicht gern angenommen. Viele Landwirte spenden der Vogelwelt in nachahmens werter Weise den Abfall, der bei Bearbeitung des Getreides mit der Windfege und dem Trieur zurückbleibt. Meist habe ich beobachtet, daß man an einer bald mehr bald weniger ungestörten Stelle den Schnee fortkehrt und das Körnerfutter unmittelbar auf den Erdboden streut. Allerlei Vögel stellen sich dort ein. am häufigsten natürlich die Finkenarten als Körnersresser. Diese einfache Futterstelle hat große Mängel; das Futter gefriert leicht an und wird beim leisesten Schneegestöber verweht, so daß gerade in der größten Not die Nahrungsquelle verstecht. Es sei deshalb eine einfache aber zweckmäßige Fütterungseinrichtung hierzu empfohlen, die ohne Kosten hergestellt werden kann (f. Abb.). Aus einem etwa 60 om hohen Pfahl wird ein Futterkästchcn befestigt, das aus einem Brett und schmalen Latten her- geftellt wird. Um den Pfahl werden vier, etwa einen Meter hohe Stangen eingeschlagen und durch Querlatten verbunden. Durch darauf gebundenes Deckreisig, das an den Wetterseiten bis zum Futterkasten überhängt, wird das Futter gegen Regen und Schnee geschützt. Die Gäste sind unter dem Reisigdach auch gegen Raubvögel geschützt; bekanntlich stellt sich der Sperber sehr gern an freigelegenen Futterplätzen ein. Im Notfälle wird auch Stroh als Deck material Verwendung finden können. Die Vögel gewöhnen sich bald an die geschützte Futterstelle; nötigenfalls locke man sie durch darunter gestreute Körner an. Beobachtet nian, daß Katzen die Vögel beunruhigen, so kann man durch breitgelegte Dornenzweige sür die nötige Sicherheit sorgen. Diese einfache Fütterung läßt sich bei einigermaßen geschickter Herstellung ganz geschmackvoll gestalten, so daß fie auch in Parkanlagen aufgebaut werden kann. Eine recht hübsche und praktische ähnliche Anlage steht in der Ringpromenade in Löbau. Um etwaige Befürchtungen zu zerstreuen, sei erwähnt, daß man auch Unkrautsämereien ohne Gefahr verfüttern kann; sie verlieren durch den scharfen Magensaft der Vögel ihre Keimfähigkeit. Klengel. Bienenzucht. D eni Winier >'eht es zu. Die letzten farbigen Sonnen kinder des Herbstes senken betrübt ihre Köpfchen im rauhen Novembernebel und weinen der scheidenden Sonne nach. Endlich bricht ein grimmiger Nachtfrost, ein zerstörungs wütiger Krieger aus der Vorposleukette des Winters, ihren letzten Widerstand. Der Glanz ihrer Augensterne erlischt, ihre Stengel knicken zusammen, ihre Blätter hängen leblos herab. Alle Herrlichkeit ist dahin. Bald bedeckt sie die Scholle. Erde zu Erde, Staub zu Staube, Aiche zu Asche. Auf unseren Bienenständen wird es stiller und stiller. Die Torwachen sind eingezogen, da nicht mehr Über rumpelung durch lauerndes Raubgesindel — der Deutsche verbindet mit dieser Vorstellung den Gedanken an das verruchte Treiben dreier Nationen — zu erwarten ist. Dem Wärmezentrum, dem zum Ei formierten Jmmen- schwarme, eilt bei eintretetender Kälte alles zu. Bis in die unteren Zellengemächer der Wachsburg des Wintersitzes reicht die Bienentraube herab. Oben aus ihr hervor schauen die verdeckelten Zonen der Brotspeicher, links und rechts des Feldlagers die unbewohnten Wabenränder und vereinsamten Gassen, falls die Wachswände breit genug waren, daß sich auf ihren zentralen Flächen das Volk gegen den mächtigen Feind — die Kälte — genügend verschanzen konnte. Zu schmale Bienenwohnungen, in denen die Winterkugel des Biens nicht Ellenbogenfreiheit hat, d. h. links und rechts an die Stockwände trifft, sind sür die Überwinterung unserer Immen stets von großem Nachteil. Im Herzen des Winterknäuels liegt sicher geborgen der Edelstein des Bienenstaates, die Bienenmutler oder der Weisel, um sie herum als lebendige Schutzmauer das Jung volk. Die älteren Generationen bilden die äußerste Hülle. Mit ihren Leibern decken sie ihre ;üngsten Geschwister und ihre getreue Mutter. „Der Jugend gehört die Zukunft", lehren sie uns in ihrem opfermuligen Tun. Viele von den Randbienen sehen den Frühling nicht. Der Winter läßt sie still entschlummern, entweder als Erstarrte auf ver lornen Posten der Besatzungsarmee in der Wachsburg oder als matte Bienengreisinnen, deren Uhr abgelaufen ist. In jedem Falle aber sind es Opfer namenloser Pflicht erfüllung und Treue. Am Ausgange des Winters finden wir sie friedlich nebeneinander gebettet auf dem Bodenbrett des Wintersitzes. Für den Winter brauchen unsere Immen unbedingt Ruhe. Bringt uns der November noch einige sonnige Mittagsstunden, dann erlaube man ja den schon Inter nierten einen fröhlichen Ausflug. Besonders Ammen und Neugeborene, die letzten aus dem Oktober, bedürfen dessen. Aber auch andere, ältere Schwestern schließen sich dem Reigen in müder, ruhiger Luft an. Und der Imker freut sich darüber, denn neuen Sauerstoff nehmen sie mit ins enge Quartier, und mit neuem Proviant versehen sie die bereits leergewordenen Wachstöpfe und Krüge ihrer nächsten Umgebung. Ein abermaliges Ausreißen der Beuten oder gar ein ÄufIliedern des Wabenwcrks dars nicht geschehen. Das wäre für die sich zum Winterschlase rüstenden Kolo nien eine schreckliche und äußerst gefährliche Sache. Auch alle übrigen Störungen hat nun der Imker von seinen Lieblingen sernzuhalten. Die Dächer haben wasserdicht