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172 Zweige mit den Spitzen zur Erde nieder gebogen, in einer kleinen Vertiefung festgehakt (Abb. 1) und wieder mit Erde bedeckt. Bei hinreichend feuchter Witterung bewurzeln sich diese Senker bis zum Herbste sehr leicht. Vorteilhaft ist es, sie im Herbste oder folgenden Frühjahr zeitig abzutrennen und gesondert mit ca. 40 ein Abstand auf nahrhaften, aber nicht frisch gedüngten Boden zu setzen, damit sie sich hier zunächst während eines Jahres weiter entwickeln. Sofern die abgetrennte Pflanze keine gute Form zeigen sollte, wird sie bis auf 20 bis 30 ein lange Stumpfe zurückgeschnitten; sie treibt dann von unten heraus einige kräftige Triebe, wodurch eine schön buschige Pflanze entsteht, die man im folgenden Herbst oder darauf folgenden Frühjahre an ihren end gültigen Platz setzt. Für Stachelbeeren genügt ein allseitiger Abstand von 1,5 in. Johannisbeeren bewurzeln sich zwar auch auf diese Weise, liefern aber nicht so schön gebaute Büsche wie aus Stecklingen. Diese können im Sommer aus kräftigen und gedrungen gewachsenen Trieben krautartig (Abb. 2« oder besser im Herbst nach Laubabfall oder im Winter als Holzstecklinge (Abb. 3) an frostfreien Tagen bis zum Februar gewonnen werden. Die Holzstecklinge werden ca. 15 ein lang geschnitten und in sandige Erde schräg bis zum obersten Auge gesteckt. Das Anwurzeln dieser Stecklinge wird ganz wesentlich gefördert durch überdecken eines Frühbeetfensters, das auf einem Bretterrahmen von ca. 20 bis 25 ein Höhe aufliegen muß; dadurch läßt sich vor allem eine gleichmäßigere Luft- und Bodenfeuchtigkeit und Wärme, die der beschleunigten Wurzelbildung sehr förderlich ist, schaffen. Bei Sommerstecklingen kann man ohne Glas überhaupt nicht gut aus kommen. Holzstecklinge wachsen zwar auch im Freien, aber längst nicht so gut. Um das Fenster gut ausnützen zu können, werden die Stecklinge in 10 ein voneinander entfernten Reihen gesteckt, so daß in einem von einem Frühbeetfenster über deckten Kasten über 100 Stecklinge untergebracht werden können. Im Herbste, spätestens Anfang März, ehe der Trieb beginnt, werden die nun reich bewurzelten jungen Pflanzen dann auf tief gelockerte Beete mit ca. 50 ein Abstand gepflanzt, um sie hier weiter zu entwickeln, wenn nicht vorgezogen wird, sie gleich mit ca. 2 in Reihen abstand und in der Reihe mit 1,5 in Abstand an ihren endgültigen Standort zu setzen, wo allerdings 3 bis 4 Jahre lang noch Zwischenkulturen getrieben werden können. Himbeeren werden durch Abtrennung der Ausläufer im zeitigen Frühjahr, ehe der Trieb beginnt, vermehrt; bei ausläuferlosen Sorten ist ein Teilen der Stöcke notwendig. Beim Pflanzen sind die jungen Triebe bis auf ein Drittel ihrer Länge einzukürzen, besonders dann, wenn die Bewurzelung ziemlich gering ist; dadurch wird ein kräftigerer Austrieb hervor gerufen. Die Vermehrung der Brombeeren erfolgt durch Niederbiegen und Einbetten der jungen Triebspitzen vom Juli ab in die Erde; es bilden sich dann hier kräftige Wurzeln, besonders, wenn an trockenen Tagen noch mit Gießen nachgeholfen wird. Die Pflanzen werden im folgenden Frühjahre abgetrennt und selbständig gepflanzt. Als bekannt darf ich voraussetzen, daß Him- und Brombeeren, ebenso wie Logan- und Weinbeere am vorjährigen Holze tragen, das nach dem Reifen der Früchte abstirbt; deshalb soll man keine fruchttragenden Ruten absenken und auch bei den Himbeeren keine abgetragenen, absterbenden Ruten pflanzen, wenngleich bei diesen aus den schlafenden Augen des Wurzelstvckes neue Triebe entstehen können. Über die Vermehrung der Erdbeeren noch etwas sagen zu wollen, erscheint wohl manchem überflüssig, denn diese Beerenart vermehrt sich ohne sonderliche Mühe von selbst, aber die zweck mäßigste Vermehrungsart sei doch erwähnt. Sie besteht darin, daß so zeitig wie möglich die jung erscheinenden Pflänzchen an den Ranken durch Einbetten in feuchte, nahrhafte Erde schnell Wurzeln bilden, wodurch sie sehr erstarken, um bis zum Juli-August schon kräftige Pflänzchen zu liefern, die dann auf Beete gepflanzt, bereits im nächsten Sommer eine sehr gute Ernte liefern. In heißen trockenen Sommern, wenn die jungen Pflänzchen draußen nicht gedeihen können, tut man besser, sie nach der Bildung von 3 bis4Blättchen abzutrennen und unter einem Fenster in sandige, mit Garten erde zur Hälfte durchsetzte Mistbeeterde zu ver- schulen, mit einem Fenster zu bedecken und gleichmäßig feucht zu halten, bei heißem Sonnen schein auch zu beschatten. Die Wurzelbildung geht auf diese Weise viel schneller und vollkommener vor sich, als wenn man auf die von selbst geschehende Bewurzelung warten wollte. Nachher werden die Pflanzen unter Schonung des Ballens ins Freie gesetzt, wo sie sich rasch eingewöhnen und gut durch den Winter kommen. Erwähnt magnochsein, daß sich aus den wurzel echt gezogenen Stachel- und Johannisbeersträuchern durch Gehenlassen nur eines Triebes auch mit Leichtigkeit hübsche Hochstämme ziehen lassen, ß ß v Erdbeerblüten im Frost. An den Erdbeerpflanzen hängt eine Frucht menge, wie ich sie seit Jahren nicht gesehen habe. Dieser reiche Behang ist gewiß in erster Linie eine Folge der sehr günstigen Witterung des Herbstes 1913, die nach den starken Nieder schlägen bis Mitte August sehr warm war und so, wie gewiß mancher schon im Herbst gesehen