Volltext Seite (XML)
zeitigen und reichlichen Ertrag zu liefern ver mag. Selbstverständlich ist das nur dann mög lich, wenn alle Bäume und Pflanzen die ihnen nötigen Nährstoffe wie Kalk, Kali, Phosphor säure und Stickstoff beim ersten Wurzelausschlag gelöst und in der ganzen Ackerkrume bestens verteilt vorfinden. Ich muß auch hier wieder auf eine bereits anderwärts erwähnte Kalenderregel Hinweisen, welche lautet: „Fabian, Sebastian fängt der Saft zu steigen an!" Also am 20. Januar drängt der Saft nach oben, welcher den ersten Trieb, Blüte und Fruchtansatz an Bäumen, Beerensträuchern und was besonders zu beachten ist, an Reben unterstützen und kräftigen soll und muß. Aber diese sind es nicht allein, welche zeitigster Nahrungszufuhr bedürfen. Frühkartoffeln und Frühgemüse entwickeln sich naturgemäß am schnellsten und vollkommensten dort, wo die dazu nötigen Nährstoffe bereits ein Bestandteil des ganzen, von den nahrungssuchenden Wurzeln unglaublich schnell durchlaufenen Bodens ge worden sind. Unbedingt nötig ist es, alles Gartenland, besonders auch das mit Gras bestandene, von Zeit zu Zeit mit frisch gelöschtem, ja nicht ver klumpten oder verkästen Kalk anzureichern. Das geschieht gewissermaßen auf Vorrat und ist eine Gabe von 15 Zentner auf 2500 PN durchaus nicht zu viel. An Kali gibt man alljährlich, und am besten im Herbst eingegraben, entweder 3 Zentner Kainit in Sand oder 1^— 1'/z Zentner 40 °/vigcs Kalisalz in Lehmboden. Wird die Phosphorsäure als Thomasmehl verabfolgt, daun 2 Zentner davon im Herbst, wenn als Super- Phosphat die gleiche Menge, aber nicht mit Kalk zusammen, wenn es paßt, auch nock im zeitigsten Frühjahr. Den nötigen Stickstoff geben wir dort, wo Bäume und Sträucher davon zehren sollen, mit 33 Pfund Chilisalpeter oder schwefel saurem Ammoniak — welches jetzt leichter er hältlich ist als ersterer — im Herbst. Aber nicht mit Thomasmehl oder Kalk zugleich in den Boden gebracht. Im Frühjahr ebensoviel! Warum ich an das, vielen der freundlichen Leser bekannte hier nochmals erinnere? Nun in der Hauptsache deshalb, weil viel, sehr viel Gartenfreunde draußen im Felde stehen und voraussichtlich den ganzen Winter hindurch, zum Teil bei mangelhaftem Unterkommen werden stehen müssen, um einen ehrenvollen Frieden zu erzwingen. Wie werden die sich, nachdem ein solcher er rungen ist, nach der Heimat sehnen und im Geiste ausmalen, wie sie nach der Rückkehr er- holungs- und ruhebedürftig auf der Gartenbank sitzend, den müden und Wohl auch wunden Körper in der milden Frühjahrssonne kräftigen wollen. Aber wenn es endlich soweit ist, soll dann der Blick der Lieben, deren Garten wir während ihrer Abwesenheit versorgten, auf un fruchtbare Bäume und kümmerlich bestandene Gemüsebeete fallen? Doch wohl nicht! Deshalb, und weil die Erträge der Gärten auch mit imstande sind, die Lücken, welche der schwere Krieg in die Bestände unserer Lebens mittel reißen muß, ansznsüllen, darf 1914, wie in der Landwirtschaft, keine Wintersaat, kein Futterfeld und keine Wiese, so im Gartenbau kein Obst- und soweit sich das empfiehlt, kein Gemüseland ungenügend gedüngt bleiben. V Krieg und Gartenbau. (Lin INahnwort.) „Nun ist es blutig aufgestiegen, Vom KriegsaNar walll rote Glut." In langen Jahren haben wir die Segnungen des Friedens genossen. Nun zucken jäh grelle Blitze am Himmel — die Flamme des Krieges lodert hoch empor. Feinde ringsum! Alldeutsch land steht einig im Kampfe um Sein oder Nicht sein. Draußen im Felde bluten Deutschlands Heldensöhue für des Reiches Herrlichkeit und seine gesicherte Zukunft. Opfer sind es — unermeßlich und unersetzlich, die dieses Völkerringen von uns fordert. Und doch! Aus der Saat wird hundertfältige Frucht sprießen. Dessen sind wir gewiß. Opfer sind es, die auch von jedem einzelnen, dem es nicht vergönnt ist, sein Leben furchtlos einzusetzen, gefordert werden. Aber auch hier wissen wir — sie werden willig gebracht. Groß und herrlich ist diese Zeit, die zugleich eine sittliche Läuterung für unser ganzes Volk in sich birgt. Wer tüte in dieser Zeit nicht sein Bestes, um dem geliebten Vaterland zu dienen! Auch unserem engeren Kreise, dem Obst- und Gartenbau, erwachsen in dieser Zeit besondere Aufgaben und Pflichten, die Gegenstand einer kurzen Besprechung sein sollen. Tausende von Stimmen sind laut geworden, Tausende von Händen haben sich aufgetan zn helfen und zu fördern, wo es not tut. Aber täuschen wir uns nicht. Noch lange sind wir nicht am Ziele, so groß die bisher gebrachten Opfer auch sein mögen, — sie reichen noch nicht aus. Es soll hier nicht die Rede davon sein, wie wir helfen können, die schweren und un zähligen Wunden zu heilen, wir wollen vielmehr die Pflichten betrachten, die unsimRahmen unseres Jnteressenkreises erwachsen, und wie wir auch hier dazu beitragen können, vaterländisch zu handeln. Unser Obst- und Gartenbau hat von jeher hart um seine Existenz kämpfen müssen. Müh sam in aufopfernder Arbeit hat er sich vorwärts gerungen. Arge Rückschläge sind besonders dem