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140 Katschläge für den Monat 5eptember. Obstgarten. Die Erfolge unserer Arbeit im Obstbau sind ins besondere abhängig auch von einer sachgemäßen Ernte und Verwertung der Ernten. Diese Ausgaben beschäf tigen uns in diesem und nächsten Monat. Zu früh geerntete und gedrückte Früchte, in unzureichenden Behältern transportiert und gelagert oder auch in ungeeigneten Räumen nufbewahrt, bringt große Fäulnisverluste. Frühäpfel und Frühbirnen werden etwas vor der völligen Reise geerntet, dann, wenn sie noch fest sind. Derartige Früchte reifen nach in 4 bis 5 Tagen und werden gut im Geschmack und halten sich einige Tage länger. Für den Obstversand ist das wichtig. Das Frühobst wird aber leider in den meisten Fällen zu früh geerntet, halb- oder dreiviertelreif. Dann aber haben die Früchte noch nicht die völlige Größe, den guten Geschmack und das herrliche Aussehen angenommen und bleiben mehr oder weniger wertlos. Es werden zwar fast immer die ersten Früchte am besten bezahlt, aber darin liegt nicht der Vorteil des Massenverbrauches, das Publikum befriedigt den ersten Appetit und verliert ihn dabei. Es ist außerordentlich schwer, für alle Verhältnisse den genauen Zeitpunkt der Reife der einzelnen Sorten anzugeben, Boden- und Lage- und auch Witterungsverhältnisse sind verschieden, die Pflücktage sind demnach auch in den verschiedenen Jahren verschieden. Bei genauer Beobachtung der Sorten im eignen Grundstück fühlt man den richtigen Reifegrad selbst heraus. Als Anhaltspunkte können dienen: die Verfärbung der Fruchtschale und der Kerne, das Fallen einzelner Früchte nach windstillen Nächten am frühesten Morgen, das leichte Lösen des Stieles von dem Fruchtkuchen. Die Früchte an den dem Lichte besonders ausgesetzten Asten reifen ge wöhnlich zuerst und diese wird man zuerst pflücken. Ganz besonders wichtig ist das bei Birnen und noch mehr bei Pflaumen, Pfirsichen, Aprikosen, Mirabellen und Reine clauden. Man kann die Ernte dann niemals auf einmal vornehmen, sondern man muß die reifen Früchte „aus pflücken". Alle Früchte sind am Fruchtkuchen, der Ansatz stelle der Frucht ani Ast, die etwas verdickt ist, zu lösen, ohne aber diesen mit abzubrechen. Die Fruchtkuchen sind die Quelle weiterer und regelmäßigerer Tragbarkeit. Man erntet in ausgepolsterte Körbe, legt die Früchte sorgfältig hinein und vermeidet jedes überflüssige Umpacken derselben. Verwendet man das Obst im eignen Haushalt, so wird es in einem kühlen, frostfreien, luftigen und nicht zu Hellen Keller eingelagert. Ein wesentlicher Bestandteil der Ernte ist auch das Fallobst. Dieses ist gewöhnlich noch nicht reif und des halb unverkäuflich. Wir lassen es trotzdem nicht umkommen, wissen wir doch, daß besonders unreife Äpfel ein aus gezeichnetes Gelee ergeben. Birnen, allein verarbeitet, ge lieren nicht, deshalb vermischen wir diese mit Äpfeln oder auch mit Quitten, falls wir solche im Garten haben. Auch unreife Pflaumen geben ein schmackhaftes Gelee. Das Aufsammeln des Fallobstes hat aber auch den Vorteil, daß dabei die von dem Apfelwickler (Obstmade) bewohnten Früchte gesammelt und dieser gefährliche Schädling damit vernichtet wird. Auf diesen Schädling sehen wir auch jetzt nochmals unsere Fanggürtel nach, nur um uns einmal zu überzeugen, wieviel sich von ihn, gefangen hat und um damit den Beiveis zu haben, wie außerordentlich wichtig das Anlegen der Fanggürtel ist und wie wichtig es er scheinen muß, daß allgemein, jeder Obstbaumbesitzer solche anlegt, um diesen Schädling zu vernichten. 'Zu Ende des Monats können diese Fanggürtel ab genommen und verbrannt^werden, sofort aber sind regen- feste Papierstreifen (es eignet sich dazu am besten in schmalen Streifen geschnittenes Pergamentpapier) anzulegen, die mit Raupenleim zur Bekämpfung des Frostnachtspanuers bestrichen werden. Die Verderblichkeit dieses Schädlings beobachten wir im Frühjahr während und nach der Blütezeit. Fast immer geht der größte Teil des Frucht ansatzes durch ihn verloren. Die Klebgürtel müssen alle 3 bis 4 Wochen mit einem neuen Anstrich versehen werden. Bon großer Bedeutung für den nächstjährigen Frucht ansatz ist die Lockerung und Bewässerung des Bodens, letzteres aber nur dann, wenn nicht genügend Regen fallen sollte. Gedüngt wird jetzt nicht mehr, wir würden Mst nur die Bäume zu neuem Wachstum anregen und frostempfindlich machen. Steht uns genügend Zeit zur Verfügung, so können wir die abgeernteten Bäume auch schon auslichten und zwar beginnen wir mit den Kirschen. Alle trocknen, zu dicht stehenden oder sich kreuzenden Aste werden an ihrer Ansatzstelle abqeschnitten. Jetzt sehen wir auch gleich, wie weit die Blutlaus in die Kronenzweige vorgedrungen ist und können sie mit geeigneten Mitteln, die wiederholt hier angegeben sind, entfernen. Für die Herbstpflanzung werden nun alle Vor bereitungen getroffen: wir werden uns über den Standort, Beschaffung der guten Pflanzerde und guter Bäume und Sorten schlüssig und bestellen die Bäume iu einer guten .Baumschule rechtzeitig. Pfirsiche Pflanzen wir aber erst im Frühjahr. Nun sei kurz auf die Erneuerung der Baumbänder, auf das Auslichten der Beerenobststräucher und auf das Umgraben des Erdbodens zwischen den Beerenobststräuchern hingewiesen. Man versäume nicht, in zweifelhaften Fällen die Obstbauwanderlehrer um Auskunft anzugehen und vor allen Dingen keine größere Pflanzung ohne deren Beratung anzulegen. Gemüsegarten. Mit Rücksicht auf die außerordentliche Wichtigkeit des Gemüsebaues für die Versorgung des Militärs und der Einwohner mit frischem Gemüse, sollte alles versucht werden, die Erträge vollständig auszunützen, frei gewordene Ländereien neu zu bepflanzen, wie das in der Sondernummer dieser Zeitschrift bekannt gegeben worden ist und ferner sind alle Ländereien, wenn ihre Wiederbepflanzung in diesem Jahre unmöglich ist, so vorzubereiten, daß im nächsten Jahre eine volle Ernte erwartet werden kann. Im allgemeinen können alle Pflanzen im Herbst, da doch nunmehr nur eine kurze Vegelatiouszeit verbleibt, etwas mehr gepflanzt werden. Hingegen sind die Aussaaten in gewöhnlicher Weise vorzunehmen. Nicht unwesentlich ist es auch, daß die Samen von einzelnen Gemüsearten vorsichtig gesammelt werden. Nicht unmöglich ist es, daß durch die Kriegszeiten die Sämereien im nächsten Frühjahr etwas knapp werden. Die Sämereien sind auch sorgfältig zu behandeln und luftig und trocken auszu bewahren. Der Gemüsegarten bringt uns jetzt Tomaten. Die Pflanzen entspitzt man, damit der ganze Saft zur Aus bildung der Früchte gewonnen wird. Neue Blütenstände lassen wir nicht mehr aufkommen, da die sich bildenden Früchte bis znm Eintritt der Fröste doch nicht mehr aus reifen können. Wir säen aus: Wintersalat, Feldsalat (in Zwischenräumen von 14 Tagen je ein Beet), Spinat, Schwarzwurzeln, Karotten, Petersilie zum überwintern. Gepflanzt wird der erste Satz Wintersalat. Endivien und Bleichsellerie sind zu bleichen, die Kohlbeete auf die Raupen des Kohlweißlings öfter abzusuchen. Ziergarten. Im Ziergarten wird man gegen Ende des Monates die abgeblühten Beete abräumen, frisch düngen und teils sofort mit Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht, Silenen, Primeln, Aurikeln, Bellis und anderen Frühjahrsblühern bepflanzen, teils reservieren für die im nächsten Monat zu legenden Blumenzwiebeln, wie Tulpen, Hyazinthen, Krokus usw. Auch Stauden können noch gepflanzt werden. V