Volltext Seite (XML)
Fruchtfleisch sich denn so verflüchtigen beim Kochen, daß die Masse tatsächlich durchsichtig wird und einer geklärten Gallert gleicht? Alle meine viel fachen Versuche haben das nicht ergeben und ich meine, wo ich kein Atom von Fruchtfleisch sehe, ist nach meiner Meinung auch nie etwas gewesen Vor einigen Jahren wurden mir von einem italienischen Haus fein geschnittene Streifen von Orangeschalen offeriert. Auf meine Anfrage über deren Verwendung erhielt ich aber keine Antwort. Ganz anders verhält es sich auch in England mit den im Haushalt gefertigten Marmeladen. Sie sind nicht so sehr mit Zucker überladen, wie wir gegenwärtig eine viel angepriesene, hier von einer englischen Firma gefertigte, kaufen können. Zucker ist aber billiger als das Fruchtmark. Auch die im Haushalt gefertigte Orangemarmelade ist nicht durchsichtig. Sie hat nur den schimmern den Glanz, das kristallartige Leuchten, welches durch die Verbindung des Fleisches mit dem Zucker entsteht, und die — Korns macke — Marmelade ist auch jenseits des Kanals die beliebteste. Würden sie nun im Prinzip auch genau nach der Vorschrift hergestellt, wie bei uns, so spricht aber der Umstand wesentlich zu ihren Gunsten, daß die Früchte meist nicht durch ein Sieb ge trieben werden, oder man kleine ganze Frucht teile darin beläßt. Namentlich Erdbeeren, Aprikosen, Kirschen und Pflaumen werden unter strengem Rühren so fein verkocht, daß man hier und da noch den Zusammenhang einzelner Früchte erkennen kann. Man findet dieses auch bei den besseren Handels marken zuweilen. Der Fruchtgeschmack ist da durch ein kräftigerer und ich empfehle dieses Verfahren mehr als die Durchtreiberei. Die fein durchgetriebenen Früchte mit gelee artigem Aussehen sind Jams und werden in England namentlich von Johannisbeeren, be sonders schwarzen, hergestellt. Somit stellt die Marmelade eigentlich nur ein gut gerührtes, länger gekochtes Mus dar. Um die Farbe gut zu erhalten, empfiehlt es sich, den Zucker erst in der zweiten Hälfte des Kochens der Frucht zuzu setzen, da dieser durch längeres Kochen leicht bräunt. Ferner ist dann die Haltbarkeit des Pudels Kern. Salizyl soll als schädlich unter keinen Umständen angewandt werden. Wollen wir nicht sterilisieren, Ausgaben vermeiden und vorhandene offene Gläser anwenden, so muß die Marmelade so kurz eingekocht werden, daß sie nur wenig Flüssigkeit enthält, bis nach dem Durchstreichen am Boden des Kessels sich eine langsam schließende Gasse bildet. Die Gläser müssen kurz vor dem Füllen heiß gereinigt sein und dürfen nach Ein füllung der noch heißen Masfe nicht eher ge schloffen werden, als bis die Abkühlung eingetreten ist. Sobald sie heiß zugebunden werden, bleibt die Oberfläche feucht und bildet den besten Boden für die Schimmelpilze, die sich dann nach kurzer Zeit einstellen. Eine Sterilisation ist am sichersten. Auch hat man dabei nicht nötig, die Masfe so kurz einzukochen, wodurch der Geschmack ein viel besserer bleibt. Zum Zubinden von Gläsern empfehle ich sehr die neuerdings im Handel er schienene Celophane oder auch Glashaut genannt. Dünn und zähe, ganz durchsichtig schließt sie sich fest um das Glas, welches man damit sogar der Sterilisation unterziehen kann, wenn man vor sichtig ist, daß das Wasser nicht zu sehr ins Wallen kommt und die Gläser umwirft oder das Wasfer darüber tritt. Die Aufbewahrung muß unter allen Um ständen an einem trockenen Ort geschehen. Mag er dann kalt oder warm sein. v vom Frostspanner und Leimring. Im Mai 1913 gab es an den Obstbäumen recht viel Frostspannerraupen. Der Besitzer blieb denselben nicht gleichgültig gegenüber, sondern machte sich daran, sie, so viel ibrer zu erlangen waren, abzulesen und zu töten. An Buschbäumen blieb kaum eine übrig, an Halb- und Hoch stämmen konnte freilich weniger getan werden. Im Oktober wurden nun Leimringe angelegt und da zeigte sich die Wirkung des Abraupens. Die Leimringe an Halb- und Hochstämmen waren ziemlich stark mit Frostspannerweibchen besetzt, dagegen waren nur auf wenigen Leim ringen der Buschbäume solche zu sehen und dann auch nur eins oder zwei, nicht mehr. Dement sprechend darf wohl angenommen werden, daß sich die Frostspannerraupen in unmittelbarer Nähe ihres letzten Fraßortes, direkt darunter, in der Erde verpuppen. Es ist nun auch an zunehmen, daß 1914 an erwähnten Bäumen ein Raupenfraß kaum vorkommt. Wie ist es aber zu erklären, daß trotz jener Anhänglichkeit der Raupen an ihre letzte Nahrungsquelle alle Bäume eines Gartens von Frostfpannerraupen befallen werden, ja auch neuangelegte Gärten nach Jahren plötzlich arg geplündert werden? Es kann hier nur ein Zuwandern in Betracht kommen. Das ist aber nicht von den schwer fälligen Weibchen, sondern nur von den flinken Raupen anzunehmen, die, wenn das Futter auf einem Baume knapp wird, zum nächsten Baum und wohl auch zum nächsten Garten weiterwan dern. (Doch ist die Verbreitung des Frost spanners auch dadurch möglich, daß er als Ei auf jungen Bäumen aus den Baumschulen zu geführt wird.) Im allgemeinen dürste die Wei terverbreitung des Frostspanners ziemlich lang sam vonstatten gehen. Es muß darum an-