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109 2 Volksklassen, Jungbienen und Trachtbienen, 4. mit einer Königin oder doch reifen Weiselzelle, 5. unter Mitgabe von reichem Vorrat an Pollen und Honig (oder Zuckerlösnng). Der Imker mit beweglichen Waben in seinen Stöcken bildet gewöhnlich zweierlei Kunstschwärme: den Brut schwarm und den Fegling. 5—7 Ganzwaben oder doppelt so viele Halbwaben mit möglichst viel auslaufender, weniger offener Brut werden mit ihren sie belagernden Bienen mehreren Stämmen entnommen, in den Wabenknecht (Kasten oder Gestell mit Fußkasten) einzeln gehängt. Man läßt die Bienen sich zunächst an den Vorräten sättigen, beruhigt sie mit Wasserstaub (Blumenbestäuber) — nicht Rauch, denn der macht sie zornig —, dann rückt man die Waben eng aneinander, die Befreundung der verschiedenen Nationen vollzieht sich sehr rasch, sie werden bald ruhiger, namentlich da sie merken, daß ein« Stockmutter mit ihnen zieht. Verlegen sind sie, weil sie sich in fremder Um gebung, in fremdem Gefäße, in fremden Hausgerüchen befinden. Deshalb wagen sie nicht, zu den Waffen zu greifen. Ist Friede und Freundschaft im Wabenkasten geschlossen, sind die Bäuchlein sämtlich mit süßer Speise übervoll, dann wandert Wabe um Wabe an der Zange des Imkers in die neue Wohnung. Anfang und Schluß des zusammengestapelten Brutlagers bilden fette Honig- und Pollenwände. Die ersten Tage hindurch wird das Kolonialvölkchen noch allabendlich "mit flüssigem Futter lebensfroh, brüt- und baulustig gestimmt, damit seine einzelnen, aus der Heimat gerissenen Volksgruppen schnell das Heimweh überwinden. Freilich vor dem Einzuge schließt man das Flugloch, hält es auch verschlossen und verfinstert zwei Tage hindurch. Geschieht das nicht, deser tieren uns die meisten Flugbienen des Kunstschwarmes, und sein Gedeihen ist damit in Frage gestellt. Die Öffnung des Flugloches hat auch erst zum Abende zu geschehen, damit die Internierten nicht so gleich in wilden Haufen ausbrechen und darüber das Orientieren vergessen. Während des Arrestes ist dem Volke reichlich Luft zuzuführen (Drahtgitter am Hinteren Fenster). Aber auch diese Luft wege müssen verfinstert sein, sonst toben sich viele In haftierten zu Tode. Die Bildung von Kunstschwärmen geschieht am besten in den Vormittagsstunden eines trüben, aber nicht-kalten Tages, an dem noch die Flugbienen zu Hause sind. Denn diese braucht man ja mit. Die Königin läßt man entweder gleich in einer Volksgruppe ihrer eignen Leute auf einer Wade aus eignem Heim mit in den Waben kasten wandern oder setzt sie im Zusatzkästchen zu oder läßt sie aus reifer Zelle, die man auf einer Wabe hinein gab, erbrüten. Nicht zu empfehlen ist, Brutschwärme zu nötigen, sich aus offener Brut selbst eine Königin zu erziehen. Ehe die ersten Honigweibchen von ihr flügge werden, ist längst die Tracht dahin und auch das Völkchen durch Abgang seiner einstigen F-lugbienen sehr geschwächt. Der zweite Kunstschwarm, der Fegling, wird nach denselben Grundsätzen geschaffen, hat zu bestehen aus Trachtbienen, viel Jungvolk (Ammen) und einer Königin. Nur sammelt man diese Volksmasse in einem Schwarm kasten. Hierin schließen sich die satten, abgekehrten Bienen zur Schwarmtraube zusammen. Bei reicher Futtergabe — aber nicht in Gestalt einer verdeckelten Honigwabe — im dunklen Keller (Luftzufuhr nicht vergessen!) verschwestern sie sich und werden ein Ganzes. Nach zwei Tagen logiert man das Völkchen gegen Abend auf dem Stande ein und pflegt es wie einen Naturschwarm. Die Kunstschwarmbildung ist ein Schröpfen schwarm- lustiger Völker und gestaltet, in bequemer und sicherer Weise Völkchen mit Königinnen edeler Stämme zu be muttern. Dem Fegling kann man auch an Stelle eines Weisels eine reife Königinzelle an einem Pfropfen in der durchbohrten Kästchendecke mitten hinein in die Schwarm- traube reichen. Sie wird vom mutterlosen Volke liebevoll ausgenommen und gepflegt. Nur muß man es durch süßen Schmaus bei guter Laune zu erhalten suchen. In erst beweisetten Völkern darf man nicht täglich Nachschau halten, ob die Königin in die Eierlage getreten ist. Solche Neugierde macht Schaden. Wer durch Königinnen vorzüglicher Stämme etliche Völker noch Heuer veredeln will, soll's nur bis Mitte Juli tun. Aber Vorsicht beim Kauf „ausgepriesener" Zuchttiere. Nicht betrügerischen Marktschreiern für minderwertige Ware schweres Geld opfern! Nicht immer in der Fremde das Heil suchen. Mit den besten Stämmen seines eignen Standes kann man auch veredeln. Nur Wahlzucht treiben neben An kauf bester Edelweisel. Über Weiselzucht und Honiggewinnung später. Lehmann. V Personalien. Se. Majestät der König haben folgende Orden und Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Es haben erhalten: Verdienstorden. Komturkrcuz 2. Klasse: Stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrate Geh. Rat Or. Hallbauer, Berlin. Ritterkreuz l. Klasse: Amtshauptmann von Bose in Grimma. Verdieiistkrcuz: Garteninspektor beim Botanischen Institute der Universität Mönkemeher in Leipzig. Albrechtsorden. Krone zum Ritterkreuz 1. Klaffe: Amtshnuptmann Or. Fritsche in Stollberg. Reg.-Rat Prof. Or. Steglich, Vorstand der landwirt schaftlichen Versuchsstation in Dresden. Ritterkreuz 1. Klaffe mit der Krone: Amtshauptmann von Nostitz-Wallwitz in Leipzig. Amtshauptmann von Polenz in Löbau. Ritterkreuz 1. Klaffe: Prof. Or. Süß, Mitglied des Landesgesundheitsamtes, Dresden. Prof. Or. Kohlschmidt, Direktor der landwirtschaftlichen Schule in Freiberg. Ritterkreuz 2. Klaffe: Forstgarteninspektor Büttner in Tharandt. Albrechtskreuz: Sekretär Heine bei der Amtshauptmanuschaft Großen hain, Kassierer des Landes-Obstbauvereins. Se. Majestät der König haben zu verleihen Aller gnädigst geruht dem Vorstand des Straßen- und Wasser-Bauamtes Chemnitz Finanz- und Baurat. P i e tz s ch den Titel und Rang als Oberbaurat, dem Rittergutsbesitzer Geh. Ökonomierate Or. Hähnel auf Kuppritz den Titel und Rang als Geheimer Rat, dem Amtshauptmann Or. Mehnert in Plauen und Amtshauptmann Frhr. von Oer in Meißen den Titel und Rang als Geheimer Ncgierungsrat,* dem Rittergutsbesitzer Findeisen aus Porschnitz, dem Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalt und Kreis sekretär des Landwirtschaftlichen Kreisvereins zu Bautzen Prof. Or. Gräfe den Titel und Rang als Ökonomierat. Das König!. Ministerium des Innern verlieh dem Obstbauwanderlehrer Or. Bode in Chemnitz den Titel Oberlehrer. V Aus den Vereinen. Bezirks-Obstbauverein Glauchau. Der Bezirks-Obstbauverein Glauchau hielt am Himmel- sahrtstage eine Wanderversammlung ab. Zuerst wurde die GlauchauerObstplantage besichtigt. Herr vr.B ode - Chemnitz