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Nr. 20. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 18. Februar 1916. Seile 3. Kreuzer einfach die englische Blockadelinie durchbre- chen und auf dem Atlantischen Ozeane englische Han. delSschiffe kapern und sie in amerikanische Häsen schlep. pen. Wa» haben denn gegenüber solchen Ereignissen und Erfolgen Deutschlands und seiner Verbündeten aus den Kriegsschauplätzen die frechen und verruchten Reden der Minister der Vitrnerbande» und ihre schö nen Siegerphrasen noch für eine Bedeutung! Die Zeit muß kommen und wird kommen, wo sich die Macht der sittlichen Weltordnung auch im Weltkriege offenbaren wird, und dann wird aller Lug und Trug der Feinde Deutschland» zuschanden werden, mögen auch inzwischen die Minister d^r Vieroerbander mit ihren frechen Heucheleien und zynischen Reden noch fortfahren. Der brutale Haß England» und Frank reichs, sowie auch Rußlands gegenüber Deutschland hat auch dem neutralen Auslande schon lang gezeigt, daß die StaatSlenker England», Frankreichs und Ruß land» mit der Marke der Heuchelet kämpfen und mit der Behauptung, daß sie dar Recht zu verteidigen hät ten, nur ihre eigene Eroberung»gier verschleiern wollen. OerMckss unvZSScvsiscdes. — (Die Friedrich Augu st-Medaille in Bronze) erhielt der Gefreite der Landwehr bei der Reseroe-Eisenbahnbau-Kompagnie 7, Paul Techritz au» Pulsnitz M. S., — (Die diesjährigen Stutenmuste- rungen und Foh lenscha uen) werden wie folgt abgehalten: in Bautzen am 4 Moi 1 Uhr nachmittags, in Kamenz am 6. Mat, 9 Uhr vormittags, in Moritz bürg am 6. Mai, 9 Uhr vormittag». In allen 3 Orten findet Prämierung der 3- und 4jährigen selbstgezoge- nen Stuten, in Moritzburg außerdem der älteren Zucht- stuten mit mindesten» 3 Nachkommen und in Bautzen und Kamenz der unter Zuchtbedingungen erkauften Zuchtstuten statt. — (Mangel an Zeitungrdruckpapier.) Alle Zeitungen in Deutschland und Oesterreich »Un garn sehen sich gezwungen, infolge de» Mangel» an Arbeitskräften und der damit verbundenen ungeheuren Steigerung der Papterpreise ihren Umfang immer wei- ter «tnzuschränken.,s^-^-d«MS W — (Weitere Erhöhung der Papier- preise.) Der Verband deutscher Druckpapierfabriken G. m. b. H. in Berlin hat in seiner letzten Sitzung am 8. Februar beschlossen, den Preis für Druckpapier um 8 Mark für 100 Kilogramm für da» zweite Qaar tal (April, Mai, Juni) heraufzusetzen. Die erhebliche Preissteigerung ist nach Ansicht maßgebender Mitglie der des Verbände» dadurch notwendig geworden, daß sämtliche Rohmaterialien die Arbtit»löhne und — durch die BetriebSeinschränkungen — die Gestehungskosten sich vergrößert hrbrn. Der Aufschlag bedeutet 'ine neue Verteuerung de» Papiere» um etwa 33>/z«/» — Wie die Papierfabriken durch Rundschreiben bekannt geben, erhöhen sich die Preise von Druckpapier um 20 Prozent, und diejenigen für Kanzlei-, Konzept-, Post- und sonstigen Papiere sogar um 40 Prozent. — (Die sächsischen Staatsschulden) be trugen nach einer Nachweisung in den Drucksachen der Ersten Kammer de» Landtage» am Schluffe de» Jah re» 1913, — also im letzten Jahre vor dem Kriege — 873 172 600 Mark. Im Jahre 1905 stellte sich die Summe auf 1 045 209 900 Mark. Der Krieg wird die Zahlen wohl wieder zehnstellig machen, aber wie man steht, können die sächsischen StaatSstnanzen einen Puff vertragen. — (Bürgerliche Kleidung statt Uni form.) Bürgerliche Kleidung im Dienst zu tcagen, ist jetzt vom Reichtpostamt allen Beamten und Unter beamten der RitchSpost» und Telegraphenoerwaltung gestattet worden. Dienstkletder müssen nur noch an gelegt werden, wo sie unbedingt nötig erscheinen. Die Dienstkleidung dürfte damit in der Hauptsache auf den äußeren Dienst beschränkt bleiben, wo e» nötig ist, daß die Beamten al» solche erkannt werden. — (Einheitspreis für Torfmelasse.) Durch Bekanntmachung im .ReichSanzeiger" wird der Einheitspreis für Torfmeloffe mit mindestens 40 Pro zent ohne Sack auf 8,10 Mark, mit Sack auf 5,65 M festgesetzt. Bautzen. (Doppel-Mord und Selbst- mord.) Ein entsetzliche» Famtliendrama hat sich hier bei dem Reisenden und Geschäftragenten Karl Friedrich Herzog, Mättigstraße 22, ereignet. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, morgen» halb 4 Uhr, tötete die bei ihren Eltern hier zu Besuch wei» lende Kaufmannrehefrau Roscher au» Dresden ihre beiden, drei und fünf Jahre alten Kinder durch einen Schuß in da« Herz und machte hierauf ihrem Leben ebenfalls durch Erschießen ein Ende. Die bedauerns werten Kinder sowohl als auch die etwa 27 Jahre alte Frau, die sich eine Kugel in den Kopf gejagt hatte, waren sofort tot. Frau Roscher hat die furcht, bar« Tat in der ersten Verzweiflung darüber verübt, daß ihr Ehemann im Felde gefallen ist. Die Kunde davon ereilte sie am Sonnabend bei ihren Eltern. Nahrungssorgen liegen nicht vor. Dresden. (Vortrag.) Ueber„ KriegSmaßnah- men und Landwirtschaft" wird Herr Generalsekretär Curt Fritzsche, Dresden, in der von der Oekonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen für Freitag, den 18 Februar 1916, nachmittags 4 Uhr, in den „Drei Raben" in Dresden, Martenstraße 20, weißer Saal, angesetzten Gesellschafts-Versammlung einen Vortrag halten. Sächsischer Landtag. Dresden, 14. Februar. (Zweite Kammer.) Die Zweite Kammer nahm in ihrer heutigen Abendsitzung verschiedene Eisenbahnangeleger.heiten in Schlutzberatung. Bewilligt wur den als 3. und letzte Rate für den Umbau des Bahnhofer Schandau 809000 M, als 3. Rate für den Umbau des Bahn hofes Meißen und den zweigleisigen Ausbau der Strecke Meißen-Meitzen-Tribischrai 700000 M, als 2. Rate für die Erweiterung des Bahnhofes Rochlitz 600000 M. Für die Fortsetzung der schmalspurigen Nebenbahn Mügeln-Geising- Altenberg nach Altenberg sind als Ergänzungsforderung 8000Ü Mark eingestellt worden. Diese werden nach kurzem Bericht des Ab.i. Mttig (Kons.) debattelos bewilligt. Schließlich er klärt sich die Kammer mit der Erweiterung der Werlstätten in Engelsdorf bei Leipzig einverstanden und spricht sein Einver ständnis damir aus, daß die .«osten hierfür aus den im außer ordentlichen Etat >910/11 erstellen Ersparnissen redeckt werden. Nächste Sitzung Dienstag Vormittag rt Uhr. Justizetat. In Pulsnitz erhältlich beim Städtischen Elektrizitätswerk. -W-'M I. «.i. M".») ?«»!«. /s Tagesgeschichte. Deutsches Reich. (Deutschland undNord- amerika.) Nach den neuesten Meldungen der ame rikanischen Prest-vsreinigung und der Zeitschrift „Globe" au» Washington kann der „Lusitania" - Streitfall zwischen Deutschland und Nordamerika so gut wie bei- gelegt angesehen werden. Nach einer weiteren Nach richt au» Washington nach der englischen Zeitschrift „Eoening-Post" hab« die amerikanische Regierung im Interest« der Staatrkeugheit beschlossen, den letzten deustchen Vorschlag zur Beilegung de» Streitfälle» an» zunehmen. Die amerikanische Regierung habe sich da bei von der Erwägung leiten lasten, daß die deutsche Regierung mitten im Kriege mit ihren Vorschlägen nicht weiter gehen konnte, und daß die Wirkung der Beilegung, wie solche in dem deutschen Vorschlag« «nthalten sei, unter den gegenwärtigen Verhältnissen da» Höchsterreichbare darstellt. In dtesen erfreulichen Mitteilungen über die Erledigung de» deutsch-ameri- kanischen Zwischenfalle» gefällt un» nur die Nachricht nicht, daß in den amtlichen amerikanischen Kreisen an der Anschauung festgehalten werde, daß die Verant- wortlichkeit der guten Beziehungen zwischen Deutsch land und Nordamerika Set Deutschland und den künftigen Handlungen der deutschen Unterseeboot», kommandanten läge. ES ist doch wohl von deutscher Seite ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß sich Deutschland in seinem Kampfe auf Leben und Tod gegen verruchte Feinde nicht d«n Unterseeboots» krieg au» Rücksicht auf Amerika unterbinden lasten kann. Man darf wohl auch anuehmen, daß da» deutsche Rundschreiben un die neutralen Mächte über die Behandlung bewaffneter Handelsschiffe de» Feinde» Eindruck in Amerika gemacht und daß man derhalb wohl auch in Amerika die praktische Politik wählen und bewaffnete Handelsschiffe als Kriegrschtffe an» sehen und den amerikanischen Bürgern dringend ge raten wird, aus solchen bewaffneten Handelsschiffen der kriegführenden Ländern keine Reisen nach Amerika zu unternehmen. Amtlich. Berlin, 12. Februar. (Vom See- kriegSschauplatz.) Der amtlichen Veröffent lichung vom 11. Februar über Vernichtung der „Arabi»" durch unsere Torpedoboote ist hinzuzufügen, daß, wie die nachträglichen Feststellungen mit Sicher- heit ergeben haben, auch dar durch einen Torpedo ge- troffene zweite englische Schiff gesunken ist. — De» weiteren wurde festgestellt, daß im. ganzen der Kom- Mandant, dec Schissrarzt, ein Offizier, ein Deckoffizier, 27 Mann von der „ ArabiS' gerettet worden sind. Hiervon sind aus der Rückfahrt infolge der Aufent halt» im Master der SchiffSarzt und drei Mann gestorben. Berlin. (Vor einem Jahre.) Der „Berliner Lokalanzeiger" schildert die Geschichte der Wtnterschlacht die vor einem Jahre stattfand. Dann heißt eS: Unser Kaiser gab seinem tapferen Heere den schönsten Sieges» lorbeer, den der Soldat sich wünscht; er tat den AuS- sprach: Vom Landsturmmann bi» zum jüngsten Krieg»» freiwilligen wetteifern alle, ihr beste» für da» Vater land herzugeben. Weder grimmige Kälte noch tiefer Schnee, weder unergründliche Wege noch die Zähig- keit de» Gegner» haben ihren Strge-lauf zu hemmen vermocht. — (Höchststand de» Vermögen» der Berliner Sparkasse.) Nach verschiedenen Morgenblättern hat da» Vermögen der Berliner Spar kasse jetzt den höchsten Bestand seit Krieg»au»bruch er reicht. Er beträgt 400 Millionen. Frankfurt, 15. Februar. (Amerika gibt nach! Die „Frankfurter Zeitung" meldet au» Ber» lin: Die in den letzten Tagen au» Amerika gekomme nen Berichte, in denen man mehr oder weniger be stimmt «inen Ausgleich mit Deutschland in der Lust- taniasrage als sehr wahrscheinlich ankündigte, haben nun eine direkte Bestätigung amtlicher Natur durch eine gestern eingegangene Meldung erfahren, aus der zu entnehmen ist, daß eine Einigung in der Haupt sache erzielt ist und daß die amerikanische Regierung nicht mehr auf der Fassung besteht, die nach der all gemeinen Stimmung in Deutschland und nach dem auch vom Reichskanzler in der bekannten Unterredung scharf ausgesprochenen Standpunkt für uns nicht an nehmbar gewesen war, weil sie unserer nationalen Ehre zu nahe getreten wäre und un» die Waffe dr» Unterseebootkriege» für alle Zukunft entwunden hätte. Et wird jetzt für die einigende Form«! eine neue Fas sung gefunden werden und da» scheint nicht schwierig zu sein, weil man sich in der Hauptsache verstän digt hat. Italien. Lugano, 14. Februar. (Die Jta- liener gehen nicht nach Saloniki.) Der französische Ministerpräsident Briand erklärte dem Vertreter de» „Giornale d'Italia", keine Truppen anderer Nationen al» der französischen und englischen würden sich an dem Saloniki-Unternehmen beteiligen. Die Italiener werden bei Valono, die Serben anders wo mithelsen, den Feind zu schwächen. Russland. (Rußland vor dem Staat», bankerot«) Indirekt wird au» Petersburg be kannt: In den Berichten über die Unterredung, die Sasonow Peterlburger Journalisten gewährte, ist ein Satz unterdrückt worden, der ein grelles Schlaglicht auf di« Lage der Zarenreiche» wirft. Sasonow er klärte nämlich, daß man unter allen Umständen am Londoner Abkommen festhalten wüste, weil bei einem Sonderfrieden sofort der StaatSbakerott erklärt werden müßte. Die Verantwortung für ein solches Unheil, da» bei einer Loslösung von England unvermeidlich sei, wolle kein Minister auf sich nehmen. <-A§G Auszug aus der Verlustliste von Nr. 254 der Königlich Sächsischen Armee. fo. Infanterie - Regiment Nr. f?8. Gneuß, Bruno (8. Kompagnie) Leppersdorf, l. v. Reserve-Iäger-Bataillon Nr. f3. Hübsch, Max (2. Kompagnie) G«r»dorf, bisher verwundet, ist oer- mundet und vermißt. Schlachtviehpreise auf dem Viehhofe in Dresden am 14. Februar 1916. Geschäftsgang:Bei Rindern und Schweinen flott, bei Kälbern gut, bei Schafen mittel. Austrieb Ueber- stand Tiergattung Marktpreis für 50 i-e Lebend- Schlacht- Gewicht 280 — Ochsen 60-110 130—187 453 — Bullen 55-105 115—165 718 — Kalben u. Kühe 52-110 124—182 304 — Kalber 75—125 125-160 365 —— Schafe 77-95 160—190 537 —— Schweine Höchstpr Höchstpr. 2657 Ausnahmepreise über Notiz. Voransfichtliche Witterung. 16. Februar: Wechselnd bewölkt, zeitweise ausheiternd, etwa» kälter, nur noch geringere Nieder schläge.