206 lassest Deine Sonne aufgehen über die Guten und über die Bösen; gedenke an mich um Deiner großen Güte und Barmherzigkeit willen; an Dein ewiges Vatcrherz rufe mich, ich eile ihm entgegen. Segne meine Freunde, meine Feinde, und laß Deine Gnadenfülle zu Theil werden meinem Kinde. Herr, Dich preise ich, Dich lobe ich, Dir danke ich! Amen." Hierauf erhob sich der Greis. Todtenstille war in dem Kreise der Banditen eingetrctcn. — Unwillkürlich hatten die Räuber ihre Hände zu sammen gefaltet. Die einfache Erzählung hatte ihr Herz gerührt, mehr aber noch sein Gebet. — Es ist zu verwundern, daß auch diese rohen Ge- müther erweicht wurden; aber das Wort des Herrn, welches aus Nichts Himmel und Erde erschaffen hat, weiß auch das Innerste eines mit Blut befleckten Banditen zu erschüttern. — „Ich zweifle nicht an der Wahrheit Deiner Aussage," antwortete der Hauptmann, „Dein Schicksal gleicht fast dem meinigen. Laß mich die Locke sehen. Du sollst nicht sterben, sondern wohlbehalten nach Hause gehen dürfen, zuvor aber schwöre mir auf daS Kreuz Deines Erlösers, daß nie ein Wort über uns Deinen Lippen ent fallen soll."