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51 wenn er dazu Lust hatte. Durch Einflüsterungen seines Sohnes und durch den Tod seiner „Ehehälfte" schien der Unternehmer zu sich zu kommen und entschloß sich, Ordnung in sein Geschäft zu bringen, da er sich aber seinen Arbeitern durch zu intimen Verkehr und sonstige Vorkommnisse zu viel vergeben hatte und befürchten mußte, mit diesen nicht die nöthige Ordnung einführen zu können, entließ er sie in der ausgesprochenen Absicht, keinen von ihnen wieder einzustellen. Der Vorstand wurde von der Sache unterrichtet und gab in der Annahme, daß wirklich ein Streik vorliege, seine Zustimmung, da ja die Regelung der Arbeitszeit eine ganz berechtigte Forderung war. Da aber beim zweiten Bericht gewisse Bedenken aufstiegen, ließ er die Sache durch einen Bevollmächtigten untersuchen, worauf sich der wahre Sachverhalt herausstellte. In Velbert war entgegen dem Streik-Reglement ein Formerstreik inszenirt, der Vorstand aber erst 14 Tage nachher in Kenntnis; gesetzt worden. Aus dem Bericht ging hervor, daß von 15 Ausständigen nur 3 organisirt waren. Der Vorstand erkannte den Streik nicht an, ent schloß sich aber, da die 3 Verbandsmitglieder gewissermaßen in den Streik hineingerissen waren, diese zu unterstützen, lehnte aber eine Unterstützung der nichtorganisirten ab. Aehnlich ist es bei Festsetzung der Unterstützungen. Der Vorstand hat hier zumeist die Praxis beobachtet, daß die Unterstützung erst nach Ablauf der ersten Woche pränumerando zu zahlen ist. Ein bestimmter Satz bestand nicht, weil man sie Unterstützung nicht schablonisiren kann, jedoch wurde meist nicht mehr wie Mk. 12.— für Verheirathete und Mk. 9.— für Ledige ausgesetzt, Letzteren aber die Verpflichtung auf erlegt, sobald wie möglich abzureisen. Diese, von der Nothwendigkeit diktirte Anordnung fand vielfach keine Gnade. Es mag ja zugegeben werden, daß der Satz namentlich für große Städte sehr niedrig gegriffen ist, aber man möge doch bedenken, daß die Zeiten des Streiks auch nur vorübergehende sind und daß doch die disponiblen Mittel, um möglichst lange zu reichen, auch eingetheilt werden müssen. Ferner- Haben aber auch die Arbeiter des Streikorts ein Interesse am erfolg reichen Ausgang des Kampfes und können doch auch zur Unterstützung herangezogen werden. Üm ein ungefähres Bild von den in der verflossenen Geschäfts periode stattgehabten Kämpfen zu geben, sind diese an anderer Stelle tabellarisch zusammengestellt. Außer diesen Kämpfen ist jedoch noch eine ganze Anzahl Differenzen zu verzeichnen, die ohne Kampf beigelegt sind oder ihrer geringen Ursachen wegen nicht durch einen Kampf zum Nustrag gekommen sind. So erreichten die Former in München, Neumünster und Offenbach, in Berlin die Mechaniker und Metallarbeiter, Gürtler, Metallgießer rc., in Rathenow die Brillen-und Pinzenezarbeiter und andere mehr, ohne Kampf in einzelnen Betrieben einige Erfolge. Außerdem überwies der Vorstand den streikenden Metallarbeitern in Harzdorf bei Reichenberg in Böhmen Mark 100, den streikenden Arbeitern der Lampenfabrik von Ditmar in Wien in 2 Raten Mark 1000, dem Generalstreikkomitee der Bergarbeiter in Paris Mark 100 und den streikenden Lithographen in Berlin Mark 100. Was nun das Verhältnis; zu anderen Organisationen anlangt, so