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Aellage rum Hohenstein Ernstthaler Tageblatt und Anreiger 23 Fortsetzung. Vielleicht hat sie auch keine Zeit mehr zum Kranksein, denn seit dem Besuch der Tochter geht der Bachbäuerin gar viel im Kopf herum. Jetzt hat ihr gestern der Briefträger gar noch einen großen Brief von der Tochter ins Haus gebracht, und seit dem ist's schon gar spaßig mit der Bäuerin geworden Sie geht ganz verloren im Haus herum, hört gar nicht, wenn man sie anspricht, seufzt manchmal, lacht dann wieder vor sich hin und redet mit sich selber. Iula beobachtet all dies kopfschüttelnd und mit Unruhe Hat die Bäuerin den Verstand verloren oder hat sich ihr am Ende gar die Eicht auf den Kopf geschlagen? Aber am Abend, als der Iackerl schon in sein Strohbett im Stall gekrochen ist und auch Iula eben Eutenacht sagen will, sagt die Bachbäuerin zu ihr: „Geh, bleib' noch ein bissel da, Iula, hält' was zu be reden mit dir." „Mit mir?" „Ja — schau, hast mir schon manchmal einen guten Rat geben — den allerbesten damals, wie du gedrängt hast, ich sollt mich mit der Hanni aussöhnen. Das vergeh ich dir wohl nie, Iula! Ja, und jetzt tät ich halt wieder einen guten Rat brauchen!" „In welcher Sach' denn, Bäuerin?" „Wegen dem Vorschlag, den mir die Hanni gemacht hat. Weißt, sie meint halt, das Häusel da herin wär' zu feucht für alte Leut', weil zu viel Wald ist um und um, sagt sie. Dagegen bei ihr draußen aus das Kleebinderhaus scheinet allweil die Sonn', und die Zimmer wären auch Winterszeit warm wie ein Backofen, sagt sie." „Das kann nur wahr sein, Bäuerin, denn 's Kleebinder anwesen liegt südseitlich aus der Berglehn, und 's Haus ist luftig gebaut — ich kenn' es gut, denn von unserm Hof auf der Oedleiten haben wir ja grad hinübergeschaut!" „Na, siehst! Ich war schon viele Jahre nit mehr dort und hab' mich nimmer recht erinnern können. Nachher, sagt die Kleebinderin auch, es wär' halt ein Kreuz, daß wir uns gar jo selten heimsuchen können. Sie hat die drei kleinen Kinder, und seit der Kleebinder tot ist, liegt in der Wirtschaft alles auf ihr Und ich könnt' nit fort wegen der Eicht Und der kleine Sepperl tät allweil penzen, war um daß er sein Ahnd! nit bei sich hält'. Die zwei andern täten auch schon nach mir fragen, sagt die Hanni. Und, jagt sie, es wär' halt überhaupt eine Dummheit, daß wir nit beieinand wären, wo wir jetzt all zwei verwitwet wären, und tät jede die Einsamkeit leichter tragen, wenn sie jemand zum Reden hält' —." „Ja, da hat die Kleebinderin recht!" „Meinst wirklich? Du, und das hat sie auch gesagt, daß wir uns mit der Arbeit leichter einteilen könnten, wenn rotz zusammen wären. Sie tät nachher mehr 's Grobe rich- lNachdruü verboten ) ten und ich könnte auf die Kinder schauen. Siehst, und das tät mir freilich gut taugen — denn das kleine Bübel, der Seppl, ist mir halt gar so viel ans Herz gewachsen jetzt, wie er da war!" Die Bachbäuerin hat ein ganz weiches, gutes Gesicht be kommen, wie sie das sagt. Iula lacht. „Ja, das glaub' ich wohl! Ist auch so viel lieb und gescheit, das Bübel!" „Eelt? Eelt?" nickt die Eroßmutter verklärt. «Als- dann, so hat halt die Hanni gesagt, ich sollt hier alles ver kaufen und zu ihr ziehen! Was meinst dazu?" „Wär' gescheit gedacht, Bäuerin, wenn Ihr nur gleich einen Käufer finden tut. Ist halt gar so abgelegen, di« Traisen." . „Wohl wahr, aber dis Hanni meint, sie wüßt' einen, der dennerst gern hineinging: den Hammer Poldl, dem einmal das Wirtshaus im Baumergraben gehört hatl Seine Tochter hat den Sulzer da herin in der Traisen geheiratet, und seit dem Hammer Poldl die Frau gestorben ist, tät er halt gar so gern in der Sulzerin ihre Näh« ziehen Oefter schon hält' er sich geäußert, wenn nur was zu haben wär', in der Traisen tät er sich gleich gern an kaufen." „Na, das trifft sich ja sehr gut, Bäuerin! Da braucht Ihr ihn doch bloß wissen zu lasten —" „Nein, dasselb dürft ich nit, sagt die Hanni, denn der Hammer Poldl, wiewohl er Geld wie Heu hat, wär' der größte Filz, der noch je gelebt hat. Wenn der wüßte, ich will verkaufen, nachher gäb' er mir höchstens ein Drittel vom Wert. Und verschleudern, gelt, das mag eins sein« Sache doch auch nit?" * „Ja, aber wie wollt Jhr's denn dann machen?" Die Bachbäuerin lacht verschmitzt. „Schau, da hat sich die Hanni was ausgedacht, das wär' gar nit dumm und so könnt's vielleicht recht schnell gehen: Man läßt verlauten — so, daß es dem Hammer Poldl zu Ohren kommt —, es wär' mir von auswärts ein Angebot für meine Wirtschaft gemacht worden, aber ich wollt' mich halt gar nicht recht entschließen, zu verkaufen. Weil aber die Klecbinderin wollt', ich soll zu ihr ziehen, so hätt' si« mich wenigstens so weit gebracht, daß ich zum Schutzengel- fest nach Feistring kommen und mit demselbigen Käufer reden wollt'. Nachmittag beim Kirchenwirt wollten wir Zusammentreffen, und da wird sich's entscheiden. Und weil der Käufer mir achtzigtausend Mark bieten will, so hofft die Hanni, ich tät zuletzt doch eingehen drauf. All da« wird sie dem Hamnler Poldl zu Erhör bringen durch seine Haushälterin, die Kloiben Wabi, mit der sie gut befreundet ist. Den Käufer aber soll ein Verwandter vom verstorbenen Kleebinder vorstellen, der sich grad jetzt Holzhandel» weaen