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12 Aug- >841 -»F32 Erscheint jeden Donnerstag. sche List, und bat den Kaiser, 'hn die folgend^ hinter seinem Bette zu verstecken, aber Niemandem et was davon merken zu lassen. Schlaflos A. Angst harrte Leopold auf die furchtbare Mitternacht, stunde; hinter den Gardinen aber zog der Prinz Athem an sich, und ballte die starken Fauste, den Be trüger zu zermalmen. , . - Die Stunde schlug, der Geist erschien, aber kaum hatte er seinen Spruch begonnen, so stürzte der l»nge Held auf ihn zu, ergriff ihn mit Riesengewalt, uno warf ihn ohne Weiteres durch ein hohes Bogenfenster in den Schloßhof hinab, daß er Arme und Beine zer brach, und ein klägliches Jammergeschrei erhob. Leopold konnte sich lange nicht von Erstaunen und Bewunde rung erholen. Der Prinz aber fand es doch in einiger Zeit gerathener, Wien zu verlaffen. So sollte man auch mit allen ähnlichen Gespenstern der Gegenwart umgehen! Nene, indeß unberufene Zensurbehörde. Vor ungefähr zwei Monaten lieferte ich in den Voigtländischcn Anzeiger einen kleinen Aufsatz, welcher den Zweck hatte, eine ganz vorzügliche Volksschrist, be titelt: der Bauerndoktor von I)r. Volkssreund, Jena bei Kroker, Pr. 6 gr., zu empfehlen. Ich hatte darin Folgendes gefaßt: Obgleich ein Fremdling im medicinischen Fache, glaubt Berichterstatter dennoch mit hinreichendem Grunde versichern zu können, daß dieses Buch auf den Ehren titel eines rechten und wahren Volksbuches einen mehr als blos gerechten Anspruch machen könne, und zwar sowohl hinsichtlich seines menschenfreundlichen Zweckes, als auch hinsichtlich des einfachen Gewandes, in welches der Herr Verfasser seine ungemein nützlichen Belehrungen und Anweisungen eingekleidet hat. Seine Darstellungswcisq ist durchaus faßlich, ansprechend, herz lich, ja, was in derartigen Schriften kaum erwartet werden kann, christlich fromm. Ueber den Zweck spricht sich der Verfasser selbst so aus: „Wenn Ihr etwa „glauben solltet, daß Ihr in diesem Büchlein, wie in „so vielen andern, erfahret, alle und selbst die schlimm- PreiL für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Neugroschen, bei Beziehung dcS Blattes durch Botengelegenhei 15 Reugroschcn. parier Wochenö/^ über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Tech st er Jahrgang. Ein Bruchstück aus der Geschichte. Der durch seine Riesenstärke so berühmt gewordene Friedrich August, nachheriger Chursürst von Sachsen und König von Polen hielt sich als junger Prinz bekanntlich eine Zeitlang in Wien auf, und gewann in einem vor züglichen Grade die Gunst des Kaisers Leopold. Dieß schien den Jesuiten, die damals Alles beherrschten und jetzt wieder Vieles zu beherrschen anfangcn, höchstge- gefährlich. War es ihrer frevelhaften Politik gelungen, die natürlichen Anlagen des Kaisers von seiner frühesten Jugend an zu ersticken, und seinen Geist in den engen Banden eines fast blödsinnigen Aberglaubens gefangen zu halten, so mußten sie jetzt mit verdoppelter Kraft gegen den Einfluß kämpfen, den der lebhafte Geist, der Protestantismus, die Wahrheitsliebe und Unerschrocken heit des sächsischen Prinzen auf den Kaiser übte, rind der mit der Zeit vielleicht ihr ruhmvolles Gebäude über den Hausen gestürzt hätte. Sie eröffneten ihre Maschinerien mit Verläumdungen. Leopold liebte aber den Prinzen zu sehr, und war zu offenherzig, um ihn nicht selbst freundschaftlich über das Gehörte zur Rede zu stellen, und dieser machte leicht die Jntrike zu Schanden. Man schritt zu andern Maasregeln. Der aner kannte Aberglaube und die enorme Geistersurcht des Kaisers schien seine schwächste Seite, aus die kein An griff mißlingen könnte. Ein herzhafter und wohlunter- richreter Mönch ward in die Maske und das Gewand des alten Kaisers gehüllt, trat in stiller Mitternachts stunde vor Leopolds Bette, weckte ihn auf mit Weherus, und sprach zu ihm mit hohler Geisterstimme, daß er keinen Frieden habe im Grabe, bis der junge Ketzer sein erlauchtes Haus verlasse. Dann verschwand er. Leopold war aufs Höchste erschrocken, und blieb den ganzen Tag in sich gekehrt. Doch äußerte er gegen Niemanden etwas von seiner Erscheinung. So lebhaft er an die Wahrheit derselben glaubte, that es ihm doch zu wehe, seinen Liebling zu entfernen. In der nächsten Nacht kam das Gespenst wieder und verdoppelte sein Flehen und seine Drohungen. Leopold wurde noch nie dergeschlagener, so daß es dem Prinzen auffiel. Er fragt nach der Ursache, und der Kaiser verhehlte ihm nichts. Schnell durchschaute Friedrich August die pfäffi-