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(er Wochen-/^ W r r O L n D A L lr A rtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sech st er Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 2l Neugroschen, bei Beziehung des Blatte- durch Botengelegenh IS Neugroschcn. 1. Erscheint jeden Donnerstag. 184 wird. Aber die Weisen blicken hinter sich, um zu er. fahren, was vorwärts geschieht, berechnen nach oer Vergangenheit und Gegenwart tue ungefähren UmrM der Zukunft, denn, wie Leibnitz sagt, „die Gegenwart ist mit der Zukunft schwanger." Was vermögen wir nun herauSzulesen aus den vor uns ausgerollten Bildern der nächsten Vergangenheit und Gegenwart? Der Friede umfängt uns noch, wie die Ruhe des Winters; aber sie nennen es einen „be waffneten Frieden," der leicht so unruhig enden mag, wie der Frieden des Winters im Schneegestöber. Man sagt uns, der „freie teutsche Rhein" sei in Gefahr, eine . Beute der raublustigen Franken zu werden, zieht daher die Söhne unseres teutschen Vaterlandes an die unbe- V AS» sür den heimathlichen Heerd, sür unsere Nazionalltät, zum Schutze des bedrohten Rheins. Und verkennen läßt es sich nicht, daß das unruhige Frankreich seine Gränzen vielleicht gern über den herrlichen Strom her-, über erweitern möchte, und daß wir, um ihn nicht zur Beute jener Fremden werden zu lassen, im treuen teut schen Herzen zu bedenken haben, wie wir uns schützen wollen gegen Angriffe von außen. Aber nicht ein Krieg um den Rhein, nicht blos um den Rhein bedroht unS. Es ist ein Prinzipienkrieg, der früher oder später ent brennen wird, wenn die Funken des Zündstoffes, der um uns aufgelagert ist, sich bemeistert haben. Es ist ein Krieg zwischen der Reakzion, die jetzt wieder mehr denn je ,hr altes Lied zu krähen beginnt, und zwischen dem Fortschritte der Bewegung, ein Krieg um die großen Fragen des Lebens, um Licht und Freiheit, zwischen den Satzungen des Herkommens und Schlen- mans einer - und den Forderungen der Natur und Vernunft anderer Seits; was man auch sonst für eine Firma heraushängen, sür Musterkarten vorzeigen möge. Einer unserer erleuchtetsten Teutschen, der Hofrath Johannes Weizel, der wie ein tüchtiger Arzt der Wer mag es ergründen, was wir in dem neuen Jahre erleben werden! Wie sorgsam wir auch spähen, wie sehr wir auch unseren Blick in die Zukunft schar- „rr mir ein rucyrlger Arrt der fen — sie bleibt ein todtliegendes Feld, von dem wir kranken Zeit an den Puls zu fühlen verstand aber lei- mcht wissen, ob der Fruchthalm auf seiner Fläche ge- der verstorben ist, noch ehe das Uebel gehoben werden deihen, oder das Unkraut in seinen Furchen wuchern konnte, äußerte sich schon vor mehren Jahren (in de. Was wird es bringen? So oft ein Jahreswechsel eintritt, besteigt jeder sorg same Hausvater die geistige Warte des Gedankenreiches und späht mit verdoppelter Aufmerksamkeit hinaus in die dunkle Nacht der Zukunft, um zu erforschen, welche Gäste wol in den nächstkommenden 365 Tagen seine Schwelle überschreiten werden? Ob die Freude nahe im leichtbeschwingten Tanze? oder ob der Schmerz mit ernstem Tritte heranschreite und des Hauses Frieden zu stören drohe? Wie der einzelne Hausvater, so fragen auch wir, die wir eine Gesammtheit bilden: was es uns bringen werde, das neue Jahr? so fragen wir, die wir als Redaktör und Leser, als Bürger einer Stakt, als Be wohner eines Landes in Beziehung zu einander stehen; so fragen wir, die wir durch ein gemeinschaftliches Va terland, wir, die wir durch das Band der Nazionalität zu einem großen Körper verbunden sind und eine Haus haltung im Großen bilden: was wird es uns bringen? werden wir Niemanden verlieren, der unS theuer ist? wird die große Kette unseres Familienkreises am Schluffe des beginnenden neuen Zeitabschnittes noch alle ihre Glieder haben? Weilt der holde Bote des Friedens noch unfern von unserer Schwelle? oder lauert das raubgierige Ungeheuer des Krieges im dunklen Hinter gründe der kommenden Stunden? werden wir im Be reiche unseres Eigenthumes uns immer freier bewegen lernen, aber auch bewegen dürfen? oder bemerken wir von der Warte unserer politischen Hoffnungen und Wünsche uns ein immer festeres Knüpfen des um uns geschlungenen Knotens, ein immer engeres Zusammen schnüren der Freiheit? wird es für Leben und Licht, für Wahrheit und Recht ein Vorwärts! geben oder ein Rückwärts! ?