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1020 PAPIER-ZEITUNG Nr. 27 Oesterreichisch-ungarischer Zoll auf Farbendruckbilder Die Centralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen hat soeben an den Herrn Reichskanzler eine Eingabe gerichtet betreffs Verzollung von Massenerzeugnissen des Farbenbild drucks in Oesterreich-Ungarn, die eine für alle Zweige der deutschen Ausfuhr-Industrie wichtige Frage berührt. Nach Nr. 349 des österreichischen Tarifs sind Farbendruck bilder auf Papier zollfrei, eine Anmerkung besagt jedoch, dass von der Zollfreiheit alle solchen Gegenstände ausgeschlossen sein sollen, bei welchen die darauf angebrachten Bilder nur als Ausschmückung oder Nebensache zu betrachten sind. Es liegt auf der Hand, dass der Wortlaut dieser die Zollfreiheit einschränkenden Anmerkung äul erst dehnbar ist und will kürlicher Auslegung sehr weiten Spielraum eröffnet. Von deutscher Seite hatte man deshalb für nöthig befunden, auf vertragsrechtlichem Wege gewisse Kautelen zu schaffen, es wurde im deutsch-österreichischen Handelsverträge der Position 349 eine Bemerkung des Inhalts beigefügt, dass die ohne Kunst- werth hergestellten Massen-Erzeugnisse der Farbenbilddruck- Manufaktur von der Zollfreiheit nicht auszuschliessen seien. Bei der Zollabfertigung spielt aber bekanntlich nicht der Zolltarif, sondern das zugehörige amtliche Waarenverzeichniss die entscheidende Rolle; der verzollende Beamte hält sich nur an das amtliche Waarenverzeichniss, das die einzelnen Waaren alfabetisoh aufzählt und Anweisung giebt, wie sie zollamtlich behandelt werden sollen. Ein vertragsmässiges Zugeständniss, das in den Vorschriften des amtlichen Waarenverzeichnisses nicht vermerkt ist, bleibt ohne Bedeutung. Um derartige Beeinträchtigung vertragsmässig erworbener Rechte handelt es sich im vorliegenden Falle; das österreichische Waarenverzeichniss enthält Vorschriften, die das Deutschland gemachte Zugeständniss der Zollfreiheit für Massenerzeugnisse des Farbenbilddrucks theilweise wieder aufheben. Die er wähnte Eingabe soll Abhilfe schaffen. Ole Ortskrankenkasse für das Buchdruckgewerbe zu Berlin hat im Jahre 1900 mit einer ziemlich erheblichen Unterbilanz gearbeitet und das Vermögen der Kasse hat sich um 24902 M. verringert, ein Ergebniss, das einestheils durch ungünstige Gesundheitsverhältnisse und das vorbeugende Heilverfahren, anderntheils aber wohl dadurch herbei- geführt wurde, dass bei Ueberversicherung der Mitglieder zu Zeiten schlechten Geschäftsganges und damit verbundener Arbeitslosigkeit der Kassenmitglieder vielfach die Krankenkasse anstelle der Arbeits- losenkasse in Anspruch genommen wird. Die Zahl der Mitglieder betrug am 1. Januar 1900: 14 596, am 81. Dezember dagegen 16478, sie nahm also im Laufe des Jahres um 1888 zu, im Jahre 1899 betrug die Zunahme 2883, ein Beweis für die damals günstigere Geschäfts lage. Einen Einblick in die Verhältnisse der Druckereien gewinnt man durch einen Vergleich zwischen den An- und Abmeldungen der Kassenmitglieder in den einzelnen Monaten; die meisten Anmeldungen (8069) erfolgten im Oktober, dann folgt der November mit 2629, der März mit 2224, am geringsten sind die Anmeldungen im Juni mit 1388. Dagegen fallen die meisten Abmeldungen mit 1279 Ebenfalls in den Oktober, die geringste Zahl derselben aber mit 1618 in den August. Die Ausgaben betrugen für ärztliche Behandlung 40156 M., Arznei und sonstige Heilmittel 78638 M. Krankengeld an Mitglieder 290682 M., an Familienangehörige 8824 M., Unterstützung an Wöchnerinnen 6628 M., Begräbnissgelder 19866 M., Kur- und Verpflegungskosten in Heilanstalten 40818 M., Ersatzleistungen 6868 M., Kapitalanlagen 82865M., persönliche Verwaltungskosten 24655 M., säch liche 7626 M., an Sonstigem 1710 M. Der Reservefonds beträgt zurZeit 427294 M., er ist im Berichtsjahre zurückgegangen, übersteigt gegen wärtig zwar noch die gesetzlich vorgeschriebene Höhe um 16 681 M., wird aber bei gleich ungünstigem Abschluss im laufenden Jahre die am 31. Dezember 1901 erforderliche Höhe von 618806 M. nicht mehr erreichen. — Die Zahl der Todesfälle betrug im Jahre 1900: 162, von denen 63 auf Lungenschwindsucht, auf Erkrankungen der Luftwege überhaupt 77, also mehr als die Hälfte der Gesammtzahl zurückzuführen sind. — Die auf Grund gesetzlicher Vorschrift an die Versicherungs anstalt Berlin für die Verpflegung von Kassenmitgliedern in Heil stätten zu zahlende Summe betrug im Jahre 1900: 12 865 M. — Es waren im Laufe des Jahres 95 Kassenmitglieder in Lungen-Heilstätten untergebracht; 188 Mitgliedern wurde für insgesammt 1001 Wochen Landaufenthalt gewährt. Dieses eigentlich vorbeugende Heilverfahren hat die Mittel der Kasse in recht erheblichem Maasse in Anspruch genommen; dasselbe soll nach dem Geschäftsbericht auch in Zukunft in ausgedehnter Weise ausgeübt werden, selbst auf die Gefahr hin, dass die Kasse zeitweilig über ihre Kräfte herangezogen wird. — Die Zahl der Krankentage betrug 205680 gegen 189897 im Vorjahre, hat also eine Vermehrung um 16 138 Tage erfahren. Grafische Lehranstalt In München. Aus München wird berichtet, dass dort demnächst Vertreter des Buchhandels, des Buchdrucks, des Stein drucks und anderer Fächer zusammentreten werden, um darüber zu berathen, ob und wie eine Versuchs- und Lehranstalt für die grafischen Gewerbe. in München zu gründen sei. Da die Regierung ebenfalls einen Referenten zu dieser Zusammenkunft schicken wird, so hofft man, dass sie eine solche Gründung unterstützen wird; vielleicht würde dieses Institut mit der Fotografen-Fachschule in Verbindung gebracht werden, -s. Buchdrucker-Zwangsinnung In Dresden. In einer am 23. März in Dresden stattgefundenen Versammlung Dresdner Buchdruckereibesitzer gelangte folgende Resolution zur Annahme: »Die am 28. März 1901 im Innungslokale, Ostra-Allee 27, versammelten Mitglieder der früheren Innung der Dresdner Buchdruckereibesitzer schliessen sich dem ge stellten Anträge auf Auflösung der Zwangs-Innung an und ersuchen die heute nicht anwesenden Kollegen in der Versammlung am 26. d. Mts. ebenfalls für die Auflösung zu stimmen. Des Weiteren wird der Wunsch ausgesprochen, nach Annahme des Antrages unver weilt zur Gründung einer freien Innung zu schreiten, zu welchem Zweck baldigst eine Versammlung einzuberufen ist.« g. Tarif-Schiedsgerioht der Leipziger Buchbinder. Die Prinzipale der Leipziger Buchbindereien haben sich mit der Gehilfenschaft ihres Gewerbes dahin geeinigt, zum Zwecke der Beilegung derjenigen Streitpunkte, die seit Monaten betreffs der Zusammensetzung des Tarif-Schiedsgerichts der Leipziger Buchbinder schweben, das Gewerbegericht als Einigungs amt anzurufen. Der Vorsitzende des Gewerbegerichts, Herr Stadtrath Dr. Wagler, hat den Anträgen stattgegeben: die Verhandlung findet demnächst statt, g. Achtstundentag. Am Sonnabend, 80. März, fand eine gemeinsame Sitzung der gemischten Kommission der Berliner Schriftgiesser statt, bei der sich die Prinzipale mit folgendem Beschluss einverstanden erklärten: die effektive Arbeitszeit in den Schriftgiessereien und Messinglinien-Fabriken Berlins beträgt 81/2 Stunden. Doch ist es den Geschäftsleitern überlassen, diese Arbeitszeit so zu vertheilen, wie sie für die einzelnen Betriebe am passendsten ist. Sie soll am 1. Mai d.J. in Kraft treten und vor Ablauf von 5 Jahren nicht geändert werden. Ferner soll das Minimum des Arbeitsverdienstes 28 M. 50 Pf. besonders für Schriftgiessergehilfen betragen. Diese Forderung ist auf den selben Zeitraum von 6 Jahren festgelegt. Die Bewilligung dieser beiden Zugeständnisse geschieht unter der Voraussetzung, dass bis Ende dieses Jahres die Geldfrage in den anderen Grossstädten des Deutschen Reiches und die Arbeitszeit von 81/2 Stunden möglichst durchgeführt wird. Eine am Sonntag, 31. März, in den Arminhalien tagende stark besuchte Versammlung der Schriftgiesser erklärte sich mit dieser Vereinbarung einverstanden. Auszeichnung. Dem Lithografen und Zeichner Karl Friedrich Wilhelm Nitzsche in Meissen wurde vom König!. Ministerium des Innern das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Durch Bürgermeister Dr. Ay ist dem Genannten diese Auszeichnung am 26. März an Rathsstelle in Gegenwart seines Arbeitgebers, des Lithografen Griessbach, feierlich überreicht worden. Nitzsche, der das 78. Lebens jahr zurückgelegt hat und sich noch körperlicher und geistiger Frische erfreut, war in der lithografischen Anstalt der Firma Steinmetz und Bornemann (Inhaber Griessbach) seit 1858 ununterbrochen be schäftigt. g. Sein 25 jähriges Jubiläum im Dienste der Geschäftsbücherfabrik von Aug. Peiniger in Elberfeld feierte kürzlich der Buchbinder Karl Harnischmacher. Dem Jubilar wurde ein Diplom des Papier-Industrie- Vereins überreicht. Prinzipal und Angestellte der Firma hatten sich am Abend zu einer Jubelfeier vereinigt, t. Brand einer Druckerei. Eine fürchterliche Feuersbrunst zerstörte am 20. März die Druckerei und Redaktionsgebäude der grössten Zeitung Bostons, des »Boston Advertiser«. Viele Setzer fanden den Tod in den Flammen; viele sprangen aus den Fenstern und mussten schwer verletzt in die Hospitäler getragen werden, g. Steckbriefliche Verfolgung wegen Urkundenfälschung und Betrugs hat sich der frühere Inhaber der Verlagsdruckerei Süddeutsches Verlagsinstitut in Stuttgart, Verlagebuchhändler Emil Hänselmann zu gezogen. -s. Büchertisch Meyers Volksbücher, Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Preis einer Nummer 10 Pf. In der rühmlich bekannten Sammlung erschienen kürzlich die Nrn. 1251—1270, welche wie die bisherigen Veröffentlichungen theils für gute Unterhaltung und theils für Belehrung sorgen. Eins der Bändchen enthält chinesische Novellen, die von dem häuslichen Leben der Chinesen erzählen, ein anderes Brehms Schilderung der Elefanten, ein drittes Bändchen Hans Meyers »Deutsches Volksthum«, ein viertes »Kometen und Meteore« von M. W. Meyer. Die erzählende Litteratur ist durch Habberton, »Anderer Leute Kinder«, Braga, »Dorfgeschichten«, Ruppius, »Vermächtniss des Pedlars«. Gogol, »Revisor« und Andere vertreten.