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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190209047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19020904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19020904
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-04
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.09.1902
- Autor
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AM. MnMi M H'Wm'tnWI am 2. September 1WS. Vorsitzender: Herr Amtsrichter Serfling. Die neulich vertagte Hauptverhandlung gegen den Weber Adolf Uhlig, am 18. Oktober 1876 in Ernstthal geboren, vorbestraft, wird heute iortgefetzt und ,u Ende ariührt. Reben ihm sitzt auf der Anklagebank der am 22. Mai 1874 geborene Schuhmacher Hermann Richard Albani, ebenfalls von hier. Dem Uhlig wird vorge- worfeu: 1) Am 17 Mai d.J. au» dem Seitengebäude des AlthäudlerS Fischer 7 Tauben im Werthe von 40 Mark gestohlen, 2) am 3.Juni d.J, al» Haussuchung bei ihm vorgenommen werden sollte, durch überlaute» Schreien ungebührlicher Weise ruhestöreoden Lärm verübt, 3) al» er von dem städtischen Schutzmann ab geführt werden sollte, sich seiner Arretur mit Gewalt widersetzt zu haben. Der Angeklagte Albani hat sich wegen öffentlich begangener Beleidigung zu verant worten, weil er während der unter 2. und 3. geschil derten Vorgänge von dem Fenster seiner Wohnung au» gegen die Schutzleute ehrverletzende Worte aus- stieß Die beiden Angeklagten leugnen entschieden jede stralbare Handlung. Uhlig erklärt, er habe keine Tauben gestohlen, und wa» die Auftritte im Hofraum seine» Grundstücks und in der Wohnung anlange, so könne er nur sagen, daß ihn die Schutzleute durch vorschr.stSwivrige Behandlung gereizt hätten. Wider stand im Sinne des Strafgesetze» habe er nicht geleistet. Er habe nur ins Hau» gehen wollen, nachdem ihn die Schutzleute im Hosraum angetroffen hätten, um die nothwendigen Kleidungsstücke anzulegen. — Der An geklagte Albani bestätigt diese Erklärung in den wesent lichsten Punkten; er will alle» gesehen haben, was sich vor dem Wohnhause Uhligs zugetragen hat. Auf die gegen ihn erhobene Beschuldigung bemerkt er, daß er den Beamten nur zugerufen: sie sollten nicht hand greiflich werden, dann wäre er auch noch da. Von Beleidigungen wisse er nichts. — Ganz anders jedoch und unter sich übereinstimmend lauten die Aussagen der geladenen Zeugen. Darnach ist Uhlig gegen die Schutzleute unter Schreien und Toben so rabiat ge worden, daß sich auf der Straße eine hunderlköpfize Menge ansammelte und der Polizeiwachtmeister hcrbei- gcrufen «erden mußte. Trotz aller Ermahnungen widersetzte er sich seiner Verhaftung mit aller Kraft. Endlich hat einer der Zeugen die beleidigenden Worte, die Albani aus dem Fenster rief, genau vernommen. — Rach länger als vierstündiger Sitzung beschließt das Gericht die Verurtheilung beider Angeklagten: Des Uhlig wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu 5 Wochen Gefängniß, wegen ruhestörenden LärmS zu 1 Woche Haft, des Albanis wegen Beleidigung zu 20 Mark Geldstrafe oder entsprechder Haft. Von der Anklage des Diebstahls wird Uhlig infolge mangelnder Beweise freigesprochen und die insoweit erwachsenen Kosten der Staatskasse auferlegt Die übrigen Kosten haben die Verurtheilten im Verhältniß zu ihren Straf- lhateu zu tragen. Wegen seines ungebührlichen Be nehmens vor Gericht während der Verhandlung wird Uhlig überdies in eine zosort zu vollstreckende Haftstrafe von einem Tage genommen. Freigcsprochen wird der am 13. März 1885 ge borene, also 17 Jahre alte Radelmacher Ernst August Leichsenring aus Langenberg, obwohl sich derselbe recht erheblich gegen die Strafgesetze verging dadurch, daß er am 26. Juli d.J in Langenberg nach einer Kneiperei seine Kameraden m-t dem Messer bedrohte und zwei von ihnen verletzte. Aber das Gericht nimmt nach dem Abhöreu der Zeugen und den eigenen Angaben des Beschuldigten als erwiesen an, daß der Letztere total betrunkm war und infolgedessen nicht mit der VerantwortuazsünerHrMuriSmuje belegt werden kann. Zuletzt erscheint der Angeklagte des ersten heute verhaudelten Falles, der Weder Uhlig, abermals vor dem Gerichte. Die mehrere Male schon vertagte, für heule angefetzte Hauptoerhandlung bringt das Gericht zu der Ueberzeugung, daß sich der Beschuldigie gegen das Schankstättcnverbot durch ocn Besuch einer öffent lichen Tanzmusik als säumiger bezw. böswilliger Steuer zahler vergangen, und vecurtheilt ihn demgemäß zu der gesetzlich niedrigsten Sira'e von einem Tag Haft. Uhlig blieb auch heute bei seiner Behauptung, er habe seine Steuern stets pünktlich bezahlt, das Schankhautverbot sei zu Unrecht ergangen. Eine Pfändung sei bei ihm nicht vorgcnommen worden. Sächsisches, — Mit klingendem Spiel verließen heute bei To gesgrauen die 133er unsere Stadt. Lntel Wilhelms Gaste. Roman von A. von der Elve. Zb. Forti. Nachdruck verboten. „Offen gestanden, verehrter Herr, ich muß wohl. An Vermögen ist uns nichts mehr geblieben." „Garnichts?" „Die Meinen werden hier einige Jahre in be scheidener Weise existiren können Und für später ist es mein Streben und mein größicr Wunsch, ihnen zu helfen " „Wie steht es mit Ihrer Kenntniß lebender Sprachen? Können Sie das Englische sprechen und schreiben!" „Nicht vollkommen." „Rechnen Sie ganz geläufig?" „Das Rechnen ist mir immer leicht geworden." „Gur, wir wollen sehen." Als die beiden Herren auf die Südterrasse zu Onkel Wilhelm und seiner Obsternte zurückkehrten, fanden pc noch einen Gast vor, Ein altes, dürree Männchen mit spärlichem, weißen Haar und langem vunklen Rock stand neben dem Spalier. Es wa^ der Rektor der Schule in Neustadt, Staubig, der einmal in der Woche, wie Fillberger, heraufkam, um mit Wilhelm von Rusteberg Whist mit dem Blinden zu spielen. Nilla bat Kurt, den alten Herrn über die Auf nahme der Brüder in die Schule zu fragen, die Knaben dürften doch nicht ohne Ende wie wilde Füllen umher- trollen „Ja, ja," sagt- der Rektor grämlich, „eigentlich sollte man mich jetzt mit Schulgeschästcn in Ruhe lasten. Wir haben unsere Herbstferien Kommen Se zu meiner Sprechstunde nächsten Freitag mir den Buben zu Mir," damit ging der alte Herr an Wilhelms Seite dem Hause zu. „Ter brennt auf sein Whist," sagte Fillberger ächelnd zu Kurt. „Er ist siebzig Jahre alt geworden E» ist ihnen ein etwa siebenstündiger Marsch in die Ottendorfer und Altmittweidaer Gegend vorgeschrieben; bei der Hitze eine respektable Leistung. Morgen giebt es für sie Rasttag, dann beginnen die Manöver und dann — ja dann kommen die Tage, deren Nahen die „alten Leute" mit jedem Blatte vom Abreißkalender neu berechneten. Der bunte Rock wird für längere oder kürzere Zeit ausgezogen; mit seinen Erinnerungen und mit dem letzten Bilde, auf dem der Reservemann mit Reserve-Stock und -Pfeife zu schauen ist, geht der Kriegsmann an die Pflichten des friedlichen, bürger- lichen Berufe». Am 3., 4. und 5. September liegt der Stab j» Königshain, das 1. Bataillon in Claußnitz, das 2. in Ottendorf, das 3. in Königshain, vom 6. bis 8. Srp- tember der Stab in Geringswalde, das 1. Bataillon in Dittmannsdorf, das 2. Bataillon am 6. September in Wechselburg, am 7. und 8. in Geringswalde, das 3. Bataillon vom 6. bis 8. September in SchweikerS- hain. Am 10. und 11. September liegen der Stab in Altmittweida, das 1. und 3. Bataillon in Mitt weida, das 2. Bataillon in Altmittweida, am 13. und 14. September der Stab und das 2. Bataillon in Altmittweida, das 1. Bataillon in Ottendorf, das 3. Bataillon in Claußnitz. Am 9. und 12. September biwakirt die gesammte Division. Im Falle ungünstiger Witterung werden enge Quartiere bezogen. Am 15. und 16. September — Korpsmanöver bei Leisnig — wird wieder biwakirt, bezw. werden enge Quartiere bezogen. Die RücktranSporte in die Garnison finden in der Hauptsache noch am letzten Korpsmanövertage (17. September) mittelst Eisenbahn statt. Die eigentlichen Korpsmanöver beginnen am 9. September und dauern bis 24. September. Das Manövergelände ist begrenzt: im Osten durch die Elbe von Schmilka bis Dresden, im Norden durch die Eisenbahn Dresden Chemnitz, im Westen durch die Grenze der Amtshauptmannschaften Freiberg und Flöha-Marienberg und im Süden durch die Landes- grenze, ^.ie 23. Division erhält den östlichen Theil dieses Abschnittes, die 32. Division den westlichen Theil überwiesen. Die Grenze zwischen den beiden Divisionen bildet die Rothe Weißeritz. Die Truppen der 1. Division üben vom 9. bis 13. Sept, und zwar die 1. Infanterie-Brigade Nr. 45 bei Berggießhübel, die 2. Jnfanterie-Brigade Nr. 46 bei Reinholdshain. Die Anmärsche werden größtentheils zu Fuß ausgeführt. Vom 15. bis 22. September manövrirt die 1. Division Nr. 23 bei Pirna. Der 11., 14., 18. und 21. Sept, sind Rasttage bezw. Sonntage. Die Truppen der 3. Division Nr. 32 üben vom 12. bis 16. Sept., und zwar die 5. Jnfanterie-Brigade Nr. 63 bei Frauenstein und die 6. Jnfanterie-Brigade Nr. 64 bei Sayda. Das Manöver dieser Division findet vom 18. bis 24. Sept, bei Frauenstein statt. Die Kavallerie- und Artillerie-Regimenter, sowie das 1. Pionier- Bataillon Nr. 12 und das 1. Train-Bataillon Nr. 12 sind aus die Infanterie-Brigaden entsprechend vertheilt. Rasttage bezw. Sonntage sind der 14., 17. und 21 September. — Der Besuch der für gestern angesetzten Schau- spiel-Novität von Sudermann „Es lebe das Leden" war leider ein so schwacher, daß die Auf führung wegen der hohen Honorarkosten nicht statt- finden konnte. Wie wir hören, kommt dasselbe Werk des bedeutenden Dramatikers am Donnerstag bestimmt zur Aufführung. Recht bedauerlich ist, daß bei uns so wenig Sinn für Theater ist. Die Leistungen des Ensembles sind anerkannt gute, die Dekorationen auf der geschmackvoll renovirten Bühne des Schützenhauses lassen nichts zu wünschen übrig. Man sollte erwarten, daß bei einer Novität wie „Es lebe das Leben" zum mindesten die Sperrsitz-Plätze ausverkauft sein müßten, statt dessen eine so gähnende Leere, daß nicht gespielt werden konnte. Die sogen, schlechten Zeiten können doch nicht allein die Schuld an der absoluten Theil- nahmslosigkeit des Publikums tragen, sind doch alle fvnstigen Festlichkeiten gut besucht. Also so wenig Sinn sür Kunst?? — Von der Polizei festgehalten wurde ein junger Bursche, der nach seinen Angaben ans einer Stadt Oberschlesiens stammt und sich auf Wander- schäft begeben hatte, um nach Aachen im Rheinland zu gelangen. Man wird zu ermitteln suchen, ob der Bursche etwa nicht Grund hat, den wahren Namen seines Hnmathsortes zu verheimlichen. — Am 1. Oktober wird durch die Aufstellung Und scheut jeden Zuwachs an Mühe. Wir muffen daran denken, ihm eine jüngere Kraft beizuordnen." „Ist das hier eine Privatschule?" Nicht ganz. Die Rektorei ist ein altes, nach der Reformation ei lgegangenes Benediktinerkloster. Er be sitzt noch Ländereien und allerlei Einkünfte. Langt es nicht, schießen einige vermögende Familien der Stadt u. Ebenso haben wir gewisse Rechte und maßgebende Be stimmungen zu treffen." „So werden meine Brüder dort gut aufgehoben sein." Beim Scheiden lud Fillberger Kurt ein, ihn mor- gen mit feiner Schwester zu besuchen. Onkel Wilhelm werde sich schwerlich entschließen, mitzukommen. Es war wieder ein sonniger Herbsttag, als die vier Geschwister den Berg hinunter zur Stadt gingen, um oaS gastliche Haus der befreundeten Familie aufzusuchen. Zu Ende des Städtchens, in der Nähe mehrerer großer Fabrikgebäude mit hohen, dampfenden Schloten lag die Nilla Fillbergers in einem freundlichen Garten. Die Kieswege waren vom abgcfallenen Laube gesäubert, Reseda und Monatsrosen blühten noch, einzelne bunte Georginen und Sommerblumen standen am Rande des bereits kahl werdenden Gebüsches, und hier und da lockte ein beladener Fruchtbaum. Tie Schwälbchen kamen aus der weinumrankte" Veranda den Gästen freundlich entgegen und führten sie zu einer kleinen schüchternen Frau, ihrer Mutter, die vom reich besetzten Kaffeetisch ausstand und die Kommenden begrüßte „Se sind immer so lieb und freundlich gegen meine klemen Maschen gewesen," sagte Frau Fillberger herzlich zu Nella und Kurt, „ich bin Ihnen recht dank bar dafür." Man setzte sich und begann ungezwungen zu plaudern. Der Kaffee wurde gebracht, und nun kam auch der Hausherr eilig d,rch den Garten von der Fabrik herüber. einer 2. sächsischen Eskadron Jäger zu Pferde beim XIX. Armeekorps (2. sächsisches) die Militärvorlage von 1899 in allen ihren Theilen durchgeführt sein. Außerdem werden noch an genanntem Datum sieben nachbewilligte Maschinengewehr-Abtheilungen und sechs Kompagnien Fußartillerie formirt werden. — Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle an der Schule in Niederwürschnitz. Kollator: der Ge- meinderath daselbst. Einkommen 1300 Mark Gehalt, 150 bez. 225 Mk. WohnungSgeld. Der Höchstgehalt von 2725 Mk. incl. WohnungSgeld wird mit 28 Dienst- jähren erreicht. Bewerbungsgesuche nebst den erfor- derlichen Beilagen sind bis zum 15. September bei dem Gemeinderathe in Niederwürschnitz einzureichen. — Bei der Sparkasse zu Gersdorf Bez. Chtz. wurden im Monate August des Jahres 1902 104 Einzahlungen im Betrage von 13421 Mk. 50 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 38 Rückzahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 9429 Mk. 87 Psg. Der Baarbestand betrug Ende des Monats August 13171 Mk. — Pfg. f Gersdorf, 2. Sept. Heute Borm. 11 Uhr feierten die vier Oberklassen unsrer Schule und das Lehrerkollegium nebst 12 Gästen „Sedan". Weder der treffliche Schulchorgesang unter Leitung des Herrn L. Seidel (3stimmige Motette von Mendelssohn „Kommt, laßt uns anbeten*) noch der freie Vortrag des Herrn Lehrer Hottenroth gaben der Feier jene mit Recht verurtheilte Färbung einer chauvinistischen Freude über Siege, die die heutigen Deutschen nicht erfochten und über Niederlagen, die die jetzigen Fran- zosen nicht erlitten haben. Herr Hottenroth berichtete über die Zeit vor, während und nach jener denkwür digen Schlacht an der Jahna bei Lommatzsch, als 922 Kaiser Heinrich I. uns Sachsen in der Mark Meißen ein deutsches Vaterland schuf, da er die Wenden nach heftigem 20tägigen Kampfe um ihre Wallburg Gana über die Elbe trieb, nachdem die Chem nitzer Wenden zuvor dem Bischof Arno von Würzburg sammt seinem Heere in den Klaffenbacher Sümpfen einen elenden Untergang bereitet hatten, (woran auch das uralte Kreuz zu Klaffenbach erinnert). Mit leb haftem Interesse folgten alle den von tiefer Fachkenutniß zeugenden Ausführungen unsres tüchtigen Wenden- und Firstenwegforschers, und von Herzen stimmten wir ihm bei, wenn er schloß, daß die Sedan- wie die Gana- Schlacht beredte Zeugen und ernste Mahner seien für und zu Einigkeit und Stärke. Die beiden Tugenden haben uns das Reich geschaffen und sie allein können es uns erhalten. — Grüna, 1. Sept. Bei der hiesigen Gemeinve- sparkasse wurden im Monate August 56916 Mark 48 Pfg. in 22 Posten eingezahlt, dagegen erfolgten 65 Rückzahlungen im Betrage von 17 886 Mk. 69 Pfg Der G sammtumsatz erreichte die Höhe von 155065 Mark 36 Pfg. Neue Einlagebücher wurden 40 auS- gefertigt, 12 Bücher sind erloschen. — Einlagezinsfuß o/y. Die bis mit 4. eines Monats bewirkten Ein lagen werden sür den betr. Monat voll verzinst. — Oelsnitz, 2. Sept. Der hiesige „Anzeiger" enthält unter der Rubrik „Eingesandt" einen Aufruf an die Hausbesitzer von Oelsnitz und Umgegend und zwar dahingehend, dem „italienischen Gesindel" keine Wohnung mehr zu geben. — Das ist wohl das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Es befinden sich auch Millionen von Deutschen im AuSlande, deren auch sehr viele in Italien, und suchen sich auch dort ihr Brot. — Frankenberg. Weil die Bauunternehmer zahlungsunfähig waren, ist hier ein noch nicht fertig gestellter Rmbau an d;r Scheffelstraße gepfändet Wor ten. Eine Anzahl Arbeiter haben keinen Lohn er halten. Daraus haben mehrere Lieferanten die gericht liche Pfändung vornehmen lassen. Seit 14 Tagen harrt nun dis Haus seiner Vollendung. Die Unter nehmer, welche den Neubau aufführten, sollen aus Chemnitz sein. — Crimmitschau, 1. Sept. Das unbefugte Umgehen mit Waffen, sowie Munition seitens der Kinder hat am Sonnabend Nachmittag im benachbarten Neukirchen einen Unfall im Gefolge gehabt, indem daselbst ein er. 10jähriger Knabe aus einer Schlüssel- büchse, die von einem seiner Kameraden mit Pulver und dergleichen vollgepfropft worden war, schoß, wobei der Laus der Schlüsselbüchse explodirte und ihm ein Finger der rechten Hand wcggerissen, im übrigen aber die Hand schwer verletzt wurde. — Lunzenau» 2 September. In der Soan- Klärchen sammelte dem Vater weiße Flocken vom Rock, während er die Gäste begrüßte. „Du bist in der Spinnerei gewesen?" fragte Frau Meta. Er nickte. „Ein Geschäftsmann muß aller Orten nach dem Rechten sehen. Nach dem Kaffee, als Hanna und Klärchen die Freundin und deren jüngere Brüder mit sich zogen, um ne zu ihrer Schaukel, zu ihren Beeten, zu den Kaninchen und zu dem reifen Wein zu führen, bat Fill berger Kurt, mit ihm in sein Zimmer zu kommen. Hier saßen die Herren mit einer Cigarre sich gegenüber, und der ältere begann: „Ich habe über Ihren Lebensplan nachgedacht und möchte Ihnen meine Idee entwickeln. Wie Sie sehen, besitze ich hier eine Maschinenspinnerei und eine Strumpf- und Tricotweberei. In jeder beschäftige ich etwa bundert Leute. Ich arbeite größtentheils für den Export und habe in New-Z)srk ein Komtoir, von wo die über seeischen Geschälte, Emkau? von Rohmaterial und Ver trieb der Waarcn, besorgt werden. Mein Compagnon ist drüben ansässig. Wir beschäftigten mehrere Comp- loiristen, Amerikaner oder Deutsche, wie es kommt. Wenn Sie Lust haben, dos Geschäft zu lernen, so kann ch Sie dort hinüberschicken und später nach einigen Jahren vielleicht hier anstelle»." „Es ist keine Frage, Herr Fillberger," erwiderte Kurt ernst, „ob ich Lust habe. Ich weiß es auch kaum zu beurtheilen. Ich muß eben Lust haben Ich kann Ihnen nur herzlich danken, daß Sie mir dies freundliche Anerbieten machen." „Ich hoffe, das Hincinfinden m die neuen Ver hältnisse soll einem gereiften Manne, wie Sie sind, nicht allzu schwer fallen. Sie gehen ja mit viel größerem Ernst, mit viel mehr allgemeinen Kenntnissen an Ihre Aufgabe, als ein grüner Lehrling. Anton Schmidt, mein Compagnon drüben, ist ein anständiger, humaner Mann Ich werde ihn bitten, Ihnen entgegenzukommen. Und nun, wie steht es mit Reisegeld und Subsistenzmitteln? abend Nacht wurde im Gasthof „Zur Sonne" einge» brochen. D-r Dieb fand nicht» weiter al» die Papiere von einem Herrn, der dort übernachtete. Bei seine« verbrecherischen Vorhaben wurde er vom Hausmann überrascht, weshalb er zu einem Fen ter hiuauSspraog und da» Weite suchte. — Am Sonntag hielt der Turnverein von Lunzenau sein Stiftungsfest ab. Leider verunglückte bei den Uebungeo der Turner Z., welcher die Hand zweimal brach. — Leipzig, 1. Sept. Am 15. Juni 1901 sandte eine Firma einen Geldbrief mit 10 Tausend marknoten ab, welcher ohne Inhalt am Bestimmungs ort ankam — und Papierschnitzel fanden sich statt der Noten. In den Verdacht den Inhalt entwendet zu haben, kam — wie wir schon einmal berichtet haben — da mals der Expedient Twarz, welcher beauftragt gewesen war, den Geldbrief nach dem Postamt zu bringen. Er ward verhaftet, aber die Behörden vermochten den Beschuldigten nicht zu überführen. Twarz ward ent- lassen und trat im Herbst 1901 bei der 2. Eskadron des Hüsaren-Regiments in Grimma als Rekrut ein. Ansang Juli desertirte er, ohne bislang wieder herbei geschafft worden zu sein. Bei den neuerdings wieder lebhafter betriebenen Recherchen hat sich aber heraus gestellt, daß Twarz doch die 10000 Mark aus dem Briefe gestohlen und die Spuren seiner That mit Hilfe gefälliger Freunde zu verwischen verstanden hat. Die Helfershelfer sind jetzt gesanglich eingezogen worden. — In zwei Säcke eingenäht, wurde heute in der Elster der Leichnam eines neugeborenen Kindes auf gefunden. Ob ein Verbrechen vorliegt, wird die Sektion ergeben. — Leipzig. Das Garnison-Kommando Leipzig hat das über Gastwirthschaften verhängte Militärverbot in der Weise aufgehoben, daß künftighin nur an den Tagen, an welchen sozialdemokratische Versammlungen in diesen Lokalen stattfinden, der Besuch derselben den Militälpersonen verboten ist, im klebrigen aber ge stattet ist. — Aus dem Bogtlaude, 1. Sept. Gestern Morgen in der 2. Stunde ging in Bärenwalde das Anwesen des Gutsbesitzers Hermann Leistner in Flammen auf und griff das Feuer so rasend um sich, daß die Be wohner nur das nackte Leben retten konnten. Brand stiftung ist anzunehmen. — Plauen i. V.» 31. August. Plauen, die mächtig aufstrebende Kreisstadt des Vogtlandes, hatte heute zur Weihe der vogtländischen BiSmarcksäule reichen Festschmuck angelegt. Stolz grüßt der wuchtige Bau vom weithin schauenden Gipfel des etwa 4 Kilo meter südlich von der Stadt gelegenen Kemmler als ein Denkmal vogtländischer Vaterlandsliebe. Die Säule ist nach dem preisgekrönten Entwürfe des Architekten W. Kreis in Dresden, durch Baumeister M. Buch mann, hier, aus vogtländischem Granit erbaut und hat eine Höhe von gegen 19 Metern. Der Sockel ist 7 Meter breit. Auf der Vorderseite der Säule befindet sich als künstlerischer Schmuck ein in Granit gearbeiteter heraldischer Adler. Im Innern führt eine Wendel treppe zur Plattform, die eine umfassende Rundsicht bietet. Die Kosten von 33000 Mark wurden durch freiwillige Beiträge aufgebracht. Gestern Abend wurde die Weihefeier durch einen überaus zahlreich besuchten Festabend in den Pratersälen eingeleitet. Am heutigen Tage Nachmitiags halb 3 Uhr bewegte sich der imposante Festzug mit mehr als 40 Fahnen und 6 Musikchören zum Feftplatze. Hier begann Nachmittags 4 Uhr die Weihffeier. Superintendent Pastor prim. Lieschke hielt die Weiherede, worauf nach Uebergabe der Schenkungsurkunde und der Schlüssel Herr Ober bürgermeister Dr. Schmidt die Säule namens der Stadt Plauen übernahm und den ersten, von der Stadtgemeinde gewidmeten Kranz an der Säule nie- verlegne. Rich Niederlegung einer großen Zahl wei terer Kränze von Vereinen und Lehranstalten schloß die erhebende Feier mit einem allgemeinen Gesänge. Heute Atzend wird neben der Säule das erste Mal ein Höhenfeuer weithin leuchten. — Plauen i. B, 2. September. Während der gestrigen Jagd auf Eichigter Flur, an der sich mehrere Plauensche Herren betheiligten, wurde ein hiesiger Maure» meistec von einem schweren Unglücksfall betroffen Beim Anschlag eines an der Jagd Mübetheiligten entlud sich aus noch nicht vollständig aufgeklärte Weise das Gewehr und die Schrorladung ging dem nicht weit davonstehenden Maurermeister Lorenz in die linke Bauchseite. Der Schuß streifte auch die Taschenuhr des Schwerverletzten, der, stark blutend, sofort nach der in Untereichigt gelege nen Lochmühle gebracht wurde. Der Zustand ist ernst. In Amerika wird jede Arbeit bezahlt, auch die eine» Lehrlings, einen kleinen, wenn auch nicht ausreichenden Gehalt bekommen Sie also gleich." Kurt sagte, daß er glücklicherweise so weit versehen sei, wie er Zuschüße gebrauchen werde. Endlich führte Fillberger Kurt noch durch beide Fabriken und erklärte ihm den Betrieb. Sie kamen überein, daß Kurt baldmöglichst abreisen solle. Er war den geschäftlichen Auseinandersetzungen des Fabrikanten mit wirklicher Theilnahme gefolgt. Die großartigen und praktischen Einrichtungen der beiden Fabriken hatten ihn gefesselt. Für die Technik einer sinnreichen Maschine hatte er immer Interesse besessen. Er beschloß, etwas Maschinenkunde zu studiren und sein Linealzeichnen, in dem er immer tüchtig gewesen war, zu üben. So gewann er 'n Gedanken seiner Zukunft schon manche gute Seite ab. Auch die ReiseauSsicht erfreute ihn. Hatte er sich ooch immer gewünscht, fremde Länder zu sehen. Er ge stand sich, daß es ihn erleichtere, aus dem Elend der letzten Zeit gründlich herauszukommen, alles hinter sich zu lassen, was seine Gedanken gualpoll erfüllte. Schon am Morgen des zweiten Tages nach der Unterredung mit Fllberger nahm Kurt Abschied von den Seinen. Es galt, vor dem Abgang des passenden Schiffes noch allerlei zu ordnen und dann recht zeitig an Bord zu gehen. Der Later verhielt sich thecknahmslos bei dem bewegten Lebewohl des Sohnes. „Es ist immer üblich gewesen, daß junge Leute von Familie reisen," sagte er würdevoll „Benimm Dich so, wie es Deinem Namen md Deiner Stellung zukommt. Wenn Du zurück ehrst, findest Du uns wieder in Schloß Wendelstein installirt." Fortsetzung folgt.
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