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WHeill-ElOWer WM Inserat» nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu ^riginalpreisen. Gr scheint zeden Wochentag abends für den folgenden Tag und lostet durch die Aufträge, pro Quartal Ml. 1LK durch die Post Rik 1,82 frei ins Haus. Hoheusteiu-GrnMhal. Oberlungwitz, Gersdorf, Hugo«, Hermsdorf, Dermsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Griina, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydieu, Hiitteugrund u. s. w Anzeiger für Mr das Königliche Amtsgericht nnd den Ktadtrath zn Hohenstein-Ernstthal. Grgcrrr crller Geaneiiröe-Verwcrltnirgeir öev rrurlregeiicöerr Girtschcrfterr. onnabend, den 19. Oktober 1901. 51. Jahrgang. Nr. 245. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Bäckermeisters Friedrich August Aruotd in Hohenstein-Ernst thal — Neustadt — wird heute am 18. Oktober 1901, Vormittags 1/4II Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Johannes Koch in Hohenstein-Ernstthal wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 9. November 1901 bei dem Gerichte unzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger-Ausschusses und eintretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 18. November 1901, Bormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache im Besitz haben oder zur Konkurs masse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 8. November 1901 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Hohenstein-Ernstthal. Bekanntmachung. Montag, den 21. October Einnahme des am 15. October l. I. fällig gewesenen 4. Ter mins Schul» und Parochiaianlagen in der Gemeindeexpsdiiion. Hermsdorf, am 16. October 1901. Der Gemeindevorstand. M üller. Bekanntmachung. Zur Ortskenntniß wird hiermit gebracht, daß die Herren Gemeindeältester Johann Heinrich Neubert und Gemeinberathsmitglied Friedrich Anton Riedel als Polizeiaufstchtsfuhrende bei öffentlichen Tanzvergnügungcn im hiesigen Orte in Pflicht genommen worden sind. Hermsdorf, am 16. October 1901. Der Gemeindevorstand. Müller. Der Krieg um Transvaal. Innerhalb einer Woche ließ Lord Kitchener die Buren Broeksma, Lotter, Schoemann nnd Woolfaardt erschießen. Alles Männer ohne Falsch und Tadel, die der Burensache als Buren ihre Dienste leisteten. Die Justiz Kitcheners ist Mord, und der Mörder von Südafrika ist ein Titel, den die Geschichte dem grau samen und gewaltthätigen Manne einmal b-ilegen wird, dem auch während seiner Kriegschätigkeit im nordwestlichen Afrika Titulaturen angehängt worden sind, die seine Brutalität und Mordsucht öffentlich an den Pranger stellen. Die bisher standrechtlich erschossenen Burenkom mandanten waren, nach Annahme der Kriegsgerichte wenigstens, britische Unterthanen und konnten somit als Rebellen angesehen werden; jetzt wird aber von einem Todesurtheil gemeldet, das gegen einen Frei staatbürger wegen seiner Kriegshandlungen verhängt worden ist, den Leutnant Brida aus Bethulie. Be- thulie liegt im Oranjestaat, Brida gehörte einer an erkannten kriegführenden Partei an, und nun soll er wegen Theilnahme an den Operationen des Kleinkrie- ges gehängt werden! Dabei spricht die Meldung nicht etwa von einem Bruch des Neutralitätseides, der vor- angegangen wäre. Die Kriegführung der Engländer löst sich oben immer mehr in eine förmliche Menschenvernichtung — eine Henkersarbeit — auf, wie sie die Weltgeschichte kaum je gesehen hat und gegen welche selbst die alten Skla venjagden an Grausamkeit eigentlich verschwinden. DaS Männervolk der Buren wird mit Kugeln und Henkern dezimirt und ausgerottet, die Frauen und Kinder läßt man in den Camps durch Krankheit und Hunger verkommen. Das offizielle Europa sieht die- sem empörenden Schauspiel mit untergeschlagenen Ar men zu; aber eS müßte — so bemerkt der„Reichsb." — keine göttliche Gerechtigkeit geben, wenn sich diese Schande und Sünde nicht einmal an ihm selbst rächen sollte. Eine Broschüre, welche dieser Tage erschienen ist und die Sozialdemokratie als lachende Erbin des Äurenkrieges hinstellt, hat in manchen Partien nur zu Recht. Augenblicklich gilt, soweit das Henkerregiment Kitcheners nicht anderweit wüthet, die englische Men schenjagd besonders dem verdienten, wichtigen Bären führer Botha. Die englischen Nachrichten stellen seine Lage bereits als sehr kritisch und seine Gefangennahme als bevorstehend hin, aber die heutigen Nachrichten lauten bereits anders. Eine Brüsseler DrahUng des „Standard" zufolge meldet eine Depesche aus Lorenzo Marguez, daß die Kommandos Botga, Delar ; und Kemp der Einschließung der britischen Truppen entrannen sind Botha zog sich nach Wakkerstroom zurück, wo er eine befestigte Stellung inne hat. Wie die „Petit Bleu" aus Brüssel schreibt, mel det die Transvaal-Gesandtschaft einen bedeutenden Burensieg an der portugiesifch-ostasrikanischen Grenze. Einzelheiten fehlen noch. Bothas Kommando und der Generalissimus selbst befinden sich in voller Sicherheit. Burenkommandos streifen in unmittelbarer Nähe von Kapstadt und haben an einer Stelle den Atlan- nschen Ozean erreicht. So war gestern unter den Telegrammen zu lesen! Zum ersten Male in dem nun schon länger als zwei Jahre dauernden Kriege ist es also einer Burenabtheilung gelungen, an den At lantischen Ozean vorzudringen, und zwar nur wenige Meilen nördlich von Kapstadt. Ueberhaupt bewegen sich die Buren in diesem Distrikt, dicht am Hauptsitz der englischen Herrschaft, mit großer Ungebundenheit und erfreuen sich lebhaften Zulaufs. Der Londoner Berichterstatter eines Berliner Blattes macht darauf aufmerksam, daß die durch Lord Kitchener über gefangene Kapreüellen verhängten Todes- urtheile ungesetzlich, also eigentlich Morde sind. Nach dem vom Oxforder Professor Albert Venn Dicey her- ausgegebenen „Rule os Ian" kennt das englische Ge- setz gar kein Kriegsrecht und keine kriegsgerichtlichen Todesurtheile. Jede von einem britischen Kriegsgericht ungeordnete Hinrichtung ist daher, nach den wörtlichen Aussührungen dieses englischen Rechtsgelehrten, als Mord anzusehen. Nur das Parlament ist befugt, die Verfassung und damit die englischen Grundgesetze zeit weilig aufzuheben, wie das wiederholt in Irland ge schehen ist. In Südafrika ist das Kciegsrecht aber einfach durch die vollziehende Gewalt ohne Befragung des Parlaments verkündet worden. — Selbst englische Blätter warnen, wie schon gemeldet, vor dem Schreckens- Uystem, das Kitchener gegen die Burengcsangenen an- wendet. Die Londoner „Daily News", die Lotters Erschießung lediglich vom Zwcckmäßigkeitsstandpunkte aus verurtheilen, bemerken: „Wenn durch die Be strafung einiger Führer die Rebellion in der Kapkolonie hätte zu Ende gebracht werden können, so ließe sich wohl etwas dafür sagen. Aber das Ergebniß sei ge rade das entgegengesetzte gewesen. Loyale seien zu Schwankenden, Schwankende zu Insurgenten geworden, das Gebiet der Rebellion habe sich ausgedehnt und ihr Charakter sei bitterer geworden. Die Käpholländer seien nicht eingeschüchtert, sondern gereizt worden. Die 28 Verbannten könnten übrigens gar nicht alle, wie behauptet wurde, Führer sein. Denselben stehe übri gens deutsches Gebiet offen, und wenn dis südafrika nischen Holländer in die Arme des einzigen Rivalen Englands in Südafrika getrieben würden, so würde die große Masse der Engländer das tief bedauern." Die „Daily News" sagen weiter, dis Amerikaner halten w ifer und menschlicher gehandelt, indem sie in den Bürgerkriegen keinen einzigen Offizier der Kon- södcrirten kriegsrechtlich erschossen hätten. .Unser Kreuzzug für die Civilisation", schreiben die „Daily News", „ist so tief herabgesunkcn, daß wir, die wir theilweise in den Krieg gezogen, um das Peitschen der Schwarzen zu verhindern, jetzt in Südafrika die Schwar zen lehren, wie man Weiße peitscht." Die Engländer sind durch General Botha offen bar ganz gehörig genasführt worden und wissen jetzt, obwohl sie seiner schon ganz sicher zu sein glaubten, in Wirklichkeit nicht einmal, wo sich der wackere Bu renführer überhaupt befindet. Dies Fiasko ist um so kläglicher, als Lord Kitchener den größten und ver- hältnißmäßig besten Theil seiner Truppen, der noch im letzten Augenblick durch die gesummten Streitkräfte des Generals Plumer verstärkt wurde, aufgeboten hatte, um den schlimmen Botha unschädlich zu machen. Da die englischen Kriegsberichte mit Kcagen darüber sort- fahren, daß die W:ge aufgeweicht und das Gelände voll undurchdringlichen Gestrüpps sei, wodurch die Bewegungsfreiheit der englischen Truppen stark beein trächtigt werde, so deutet alles daraus hin, daß die englische Kriegsleitung in Südafrika mit ihren Nach richten auf das sehr wahrscheinlich schon zur Thatsache gewordene Fiasko der Unternehmung gegen Botha all- mählich vorbereiten will. Aus Kapstadt vom 25. Sept, meldet man der „Frkf. Ztg.": Kein Mensch in Südafrika hatte geglaubt, daß Kitcheners Proklamation vom 15. Sept, besonde- reu Einfluß auf die Beendigung des Krieges ausüben würde, aber auch keiner hatte erwartet, daß der Buren Antwort darauf so blutig ausfallen könnte. In Transvaal, Natal, dem Freistaat und der Kapkolonie loderten fast zu gleicher Zeit die Kriegsflammen wieder auf. Das Wunderbarste, was dieses unvermuthet heftige Aufflackern des Krieges lehrt, ist die Thatsache, daß die Buren noch immer gemeinsam zu opcriren vermögen daß sie in allen Theilen nach den Jnstruk- lionen einer einheitlichen Centralleitung handeln, daß somit von einer Desorganisation und Entartung ihrer Kriegführung nicht die Rede sein kann, und ihnen die Rechte einer kriegführenden Partei nicht abge sprochen werden können. Die Engländer sind gezwnn- gen, immer mehr die südafrikanischen Milizen, wie sic die Bürgerwehren der einzelnen Ortschaften nothge drungen stellen müssen, heranzuziehen. Galt es vor kurzem noch als Hochverrath, die Existenz eines Auf standes auch nur mit Worten zu streifen, so bean- standet heute auch der strengste Censor nicht mehr derartige Zeitungsangaben, welche melden, daß sich immer weitere Zuzügler, selbst der besseren Burenklasse, den Aufständischen anschließen und daß die Buren „in bedeutender Anzahl" über den Oranje in die Kolonie einrücken! „General French, so heißt es weiter, sieht sich vielleicht vor die allerschwerste Ausgabe gestellt, die ihm seit Ausbruch des Krieges zuertheilt worden ist!" Aber zum Tröste erfahren wir auch, daß „die Kavregierung ihn energisch unterstützen werde, sowohl finanziell als auch mit Mannschaften!" Da muß nun jeder einsehen, daß wir mitten im Bürgerkriege stecken und es fehlt nur noch die zwangsweise Aufbietung der einen Bewohnerklasse gegen die andere, der Loyalist°n gegen die Nationalisten. Die Schwierigkeiten der englischen Rekrutirung werden immer größer. Der Versuch, die entlassenen Deomanry für Südafrika wieder anzuwerben, ist fehl- geschlagen; das Kriegkamt hat daher angeordnet, in jedem Linien-Regiment schleunigst Abheilungen als berittene Infanterie auszubilden. Demzufolge können keine Ablösungsregimenter nach Judien abgehen. Auch gegen Friedfertige gehen die Engländer in Transvaal mit Härte vor, wie eine neue Proklamation in Prätoria beweist, durch welche vvn zehr ab daS Recht aufgehoben wird, daß aut eme Befreiung von der Zahlung von Mierhe und Hnpothekenzinsen ange tragen werden kann, wie dies durch eine Proklamation der zuletzt im Amte gewesenen Burenregierung für die Dauer des Kriegsrechts zulässig erklärt worden war. Es wird auch keine Ausnahme mehr zugelossen, wenn es sich um Zinsen für Hypotheken handelt, welche während der Geltung des Kriegsrechts, aber vor Erlaß jener Proklamation ausgenommen worden sind. In dessen ist bestimmt worden, daß im letzteren Falle keine Schritte zur Rückerlangung des Kapitals vor einem noch zu bestimmenden Tage ergriffen werden können. Diese neue Proklamation ist nur zu sehr dazu geeignet, die insolge des Krieges verarmten Buren- samilien um ihr letztes Hab und Gut zu bringen. Die englische Krämerseele verleugnet sich nirgends. Sächsisches. Hoheasteill-Ernstthal, 18. Oktober 1901. SiütdeUu.igen von allgemeinem Interest« werden dankbar cnt- gegengenommen und eventl. honorier. — Der Geraer Fabrikantenverein hat, wie schon gestern gemeldet, Stellung genommen zu den Forderungen der dortigen Weber um Lohnerhöhung u. s. w. Mittels Anschlags wurde in den dortigen Webereien bekannt gemacht, daß der Fabrikantenverein und seine Mitglieder gegenwärtig außer Stande seien, der Lohnbewegung der Weber zu entsprechen und irgend welche Lohnerhöhungen eintreten zu lassen. — Weil er aus's Vogelschießen wollte, aber kein Geld hatte, stahl der 1882 in Bernsdorf geborene, in Lichtenstein wohnhafte Bergarbeiter Franz Hugo Korb am 25. August d. I. der Fabrikarbeiterin Lina Reinhold in Bernsdorf aus einer auf dem Oberboden stehenden Lade, die er mit einem Stück Eisen auf- gesprengt hatte, zwei Zwanzigmarkstücke, die er noch an demselben Abende auf dem Schützenfeste zu Lichten stein verthat. Einen gleichen Diebstahl versuchte er übrigens gleichzeitig in demselben Hause bei seinem Vetter Korb, dessen Lade er ebenfalls erbrach, in der er aber Geld nicht sand. Weg-n vollendeten und ver- suchten schweren Diebstahls diktirte das Kgl. Land- gerichi Zwickau dem Schützensestsreund 10 Monate G.sängniß zu, wovon man aber 1 Monat als ver büßt erachtete. — Lugau. Die vor einigen Tagen in der Mechan. Schuhfabrik entstandenen Differenzen zwischen dem Ches und einer Anzahl organisirter Arbeiter kann erfreulicherweise als beigelegt betrachtet werden. Die betreffenden Arbeiter haben nachgegeben, ohne daß Herr Zahn die Entlassung eines einzelnen Arbeiters, mit dem sich die übrigen solidarisch erklärt haben, zurückgenommen hat. — Mittelbach. Unsere Gemeinde muß sich zu einer anderweiten Wahl eines Gemeindevorstandes entschließen. Herr Stadtkasstrcr Wächtler in Lallnberg hat nach der Wahl dort eine hübsche Gehaltszulage bekommen und darauf hin die Wahl zum Vorstand hier abgelehnt. — Siegmar, 17. Oktober. Heute Abend brannte die Herrn GutSpächter Vogt gehörige Scheune vollständig nieder. — Chemnitz, 17. Oktober. Unter zahlreicher Theilnahme der Behörden und der Bürgerschaft wurde jeute Vormittag hier bei prachtvollem Wetter das Theodor Körner-Denkmal aus dem Körnerplotze ent hüllt, zu welchem die Mittel durch den zu diesem Zwecke vor 10 Jahren gegründeten Verein „Körner- tifch" und durch andere freiwillige Beiträge aufgebracht worden sind. Las Denkmal stellt den Freiheitshelden und Dichter in ganzer Bronze-Figur auf einem geschmackvollen Gcanitsockcl stehend, dar und ist von Professor Epler-D^esden entworfen. — Buchholz, 16. Oktober Heute früh ist im benachbarten Cunnersdorf das Haus des Fleischermeisters Richter durch Feuer zerstört worden. Die Ursache des Brandes wird auf einen Essendefekt zurückgeführt. Leider find bei den Löscharbciten zwei Feuerwehrleute infolge