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Hohensteiner Tageblatt : 05.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189606051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18960605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18960605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-05
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 05.06.1896
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zuerkannt, die er büßen hat. Zw sind zu je 2 W ver- als und ans noch wir der Keller diejenige hohe Bedeutung für die Hausfrauen loren, die er noch vor zehn und zwanzig Jahren besaß, man noch jedes Stückchen Butter, jeden Topf und Milch jede Flasche Bier in den Keller trug, damit sie „kühl bis Herz hinan" blieben. Jetzt wird der Keller meist nur für die größeren Vorräthe verwendet, aber dafür brauchen ihn nichtsdestoweniger sehr nothwendig. Um so mehr müssen wir aber auch darauf halten, daß er nicht durch Pilz- und Schimmelbildung, durch Hausschwamm oder dumpfen Geruch an seiner Zweckmäßigkeit verliere. Wenig bekannt ist, daß es gegen dieses Uebel ein sehr zweckmäßiges Mittel giebt, das ebenso billig als gut ist, das ist ein Anstrich mit doppclt- kohlensaurem Kalk. Jede Hausfrau thätc gut daran, sich ihren Keller so vorrichtcn zu lassen, ehe das Wurzelwcrk und Gemüse nun bald in größeren Massen in denselben wandert. Gersdorf, 1. Juni. Bei der hiesige» Sparkasse wurden im Monat Mai des Jahres 1896 46 Ginzahlungen im Betrage von 5999 Mark 25 Pfennig gleistet, dagegen erfolgten 13 Rück zahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 1363 Mar! 84 Pfennig. Der Baarbcstand betrug am Schlüsse des Monats Mai 7302 Mark 41 Pfennig. Gersdorf, 4. Juni. Gestern wurde die Familie des Bergarbeiters Ernst Müller hier in tiefe Betrübniß versetzt. Die Frau war mit dem ziemlich zwei Jahre alten Töchterchen zum Besuch der kranken Großmutter im oberen Ortstheil. In einem unbewachten Augenblick fuhr das Kind mit einein Puppen wagen über die Straße direct vor einen mit Ziegelsteinen beladenen Wagen. Obwohl der Fuhrmann, der das Kind be merkte, sofort anhielt, war cs doch schon zu spät; das Kind war so unglücklich unter das Geschirr gerathcn, daß es auf der Stelle todt war. Eine Frau in Oelsnih i. E. wurde dieser Tage beim Betreten ihres Kellers in nicht geringen Schrecken versetzt; er blickte sie doch in einer Ecke einen fremden Mann. Den Kasten hinwerfen und die Treppe hinauf eilen, war das Werk eines Augenblickes. Wie es sich später heransstellte, hatte der Ein dringling nichts Böses im Sinne. Er war nämlich seiner Ehefrau, welche ihn mit Prügeln traktiren wollte, entwischt nnd hatte diesen Ort als Zuflucht benützt. — Ein ganzer Mann, dieser Mann! Wie wir seiner Zeit berichtet haben, überfielen am 12. April zwei Männer namens Morgenstern, Vater und Sohn, ohne jedwede Veranlassung einen aus der Stollbcrger Straße harmlos spazieren gehenden Feuermann von Chemnitz. Sie warfen ihn in den Straßengraben und mißhandelten ihn ge meinschaftlich in brutalster Weise. Am Dienstag wurden fle )eshalb von dem dortigen Landgericht zu j: 10 Monaten Ge- ängniß verurtheilt. Bei der königlichen Staatsanwaltschaft in Chemnitz ist vom Landrathe in Altenburg ein Telegramm cingegangcn, wonach sich dort ein Mann aus Zschocke» gestellt hat unter dem Vorgeben, am 25. Mai im Rabensteiner Walde ein Kind ermordet zu haben. Bisher ist dort über einen derartigen Mord nichts bekannt geworden. Die behördlichen Untersuchungen ind eingcleitct. Zur Warnung für freche Burschen kann eine Verhandlung vor denk Glauchauer Schöffengerichte dienen. Ein Bursche, der zur militärischen Musterung befohlen war, hatte eine Frau mit unsittlichen Redensarten belästigt, sic auch, als sic darüber ihre Entrüstung äußerte, gröblich beleidigt. Derselbe junge Mann sang dann später mit einigen Genossen vor Schulkindern ein anstößiges Lied. Als ein seines Weges kommender Mann darüber seinen Unwillen äußerte, wurde er ebenfalls beschimpft, und mißhandelt. Dem Burschen wurde trotz seiner bisherigen Unbescholtenheit eine Gefängnißstrafe von 3 Monaten 2 Wochen zuerkannt, die er in der Landesstrafanstalt zu Zwickau zu ver büßen hat. Zwei andere junge Leute, die mitgesungen hatten, sind zu je 2 Wochen Gefängniß verurtheilt worden. Als Stadtbauinspector für die Stadt Werdau wurde Stadtbaumeister Georg Robert Müller in Aue gewählt. Aus Burgstädt wird untern: 2. Juni geschrieben: Zwei Todesfälle durch Ertrinken sind aus unserer Umgebung zu be richten. Beim Baden im sogen. Hert'schen Teich ertrank gestern Nachmittag lg2 Uhr der aus Mittelfrohna gebürtige, beim Bäckermeister Wiedemann in Limbach beschäftigte 17jährige Bäckerlehrling Hartmann. — In Löwenhaut gerieth das zwei Jahre alte Söhnchen des Mühlenbesitzers Thnemer unbemerkt in das Fluthgerinne und von da durch die Strömung des Wassers über das Mühlenrad hinweg in den Abflußraum, wo es leblos herausgezogen wurde. Die sofort angcstettten Wieder belebungsversuche blieben leider erfolglos. Ein weiterer Unglücksfall, der leider ein Menschenleben als Opfer forderte, trug sich am Buchberge bei Zittau zu. Dort war der beim Gutsbesitzer Hüttig in Bertsdorf in Leder, mit Stickerei verziert (Besitz des Geschichts- und Alter thumsvereins zu Leisnig), treffliche Proben von Chenilleweberei aus Annaberg, eine Plattglocke nebst Untersetzer, ein kupferner Kessel, eine Tischalocke u. a. Dabei liegt auch ein altes Uni versalinstrument (Hammer, Zange re.) sowie ein. großer Zirkel von der Tischlerinnung zu Taucha. Zahlreiche Kunstwerke hat auch die Fachschule für Drechsler aus Leipzig eingesandt. Man ches treffliche Stück ist darunter. Wir nennen eine gedrechselte lange Pfeife in Schwarz und den kunstreichen Bilderrahmen, der das Bildniß des Königs Albert umgiebt. Ein Satz un gemein sein gearbeiteter Schachfiguren fällt auf. Neben den Meisterstücken fallen am meisten die Laden in die Augen. Diese Laden waren zunächst einfache Gcbrauchsgeräthe, Truhen, worin man die Urkunden der Innung änfbewahrte, ferner die Verzeichnisse der Meister, die Protokolle re., aber sie spielten auch eine symbolische Rolle. In den feierlichen Versammlungen der Zunft wurde die Lade geöffnet; dies war das Zeichen, daß die amtlichen Verhandlungen begannen. Diese Laden sind je nach den Verhältnissen der betreffenden Innungen reicher oder dürftiger ausgestattet. Eine der schönsten stammt aus dem Besitze des Dresdner Kunstgewerbemuseums. Sic hat auf der Innenseite des Deckels und an den äußeren Seitcnwänden prächtige Metallbeschläge, die zur Erhöhung der Wirkung roth unterlegt sind. An den Innenwänden sind gegen 20 kleine Schubfächer angebracht. Weiter ist ein bekannter hervorragen des Stück die Jnnungslade der Dresdner Zimmerleute aus dem Jahre 1714, ein Werk vvn George Bähr, dem Erbauer der Dresdner Frauenkirche. Der Deckel hebt sich baldachin-' artig in zwei senkrechten Stützen aus Metall. Die meisten der zahlreichen ausgestellten Laden haben keinen hervorragenden Kunstwerth. Sie stammen »reist aus dein 17. und 18. Jahr hundert, als auch das Handwerk unter den Nachwehen des dreißigjährigen Krieges zu leiden hatte. Hier und da fällt eine der Truhen durch eine besondere Merkwürdigkeit auf. In der Lade d'er Kramerinnung zu Annaberg (1627) liegt noch der letzte Jnnungsreifen, an welchem die messingenen Namens- täftlchen der Mitglieder ansgereiht sind. Die Lade der Dresdner Zinngießerinnung (von 1654) trägt auf der ^Innenseite des Deckels eine Anzahl farbiger Meisterwappen (1598—1698), dazu mehrere gravirte Platten, die auf festliche Tage Bezug haben. Einen sonderbaren Schmuck hat die Lade der Tischler und Glaser aus Plauen (1686) in zwei barocken Engelsköpfen, die plastisch aus der Innenseite des Deckels hervortreten. In teressant sind auch manche Ladeninschristen, wie z. B. die der 25. Bezirkstag des B zlrksvsreins Königreich Lachsen im deutschen Fleischer verbände Zschopau. 3. Juni Vom prächtigstem Wetter begünstigt, hielt gestern der BczirkSvcrci» Königreich Sachsen im deutschen Fleischcrvcr- bande seinen 2d. Bezirkstag in unserer, aus diesem Anlässe festlich ge schmückten Stadt ab. Die Vorstandsmitglieder waren schon am Montag Nachmittag hier eingetroffcn, um abends im Hotel „Stadt Wien" eine Sitzung nnter Vorsitz des Herrn Laue-Leipz , abznhalten. Die größte Zahl der Abgeordneten, viele Verbandsmi» 'der und Gäste trafen am Dienstage vormittags hier ein, sic wurden von einer Deputation der hiesigen Fleischcrinnung begrüßt und dann unter Vorantritt unserer städtischen Capelle nach dem Empsangslokal, Hotel „Stadt Wicu", ge leitet. Hie selbst fand bei vortrefflichem Gartenconccrt ein Frühstück statt. Mittags l Uhr begannen im Saale des Schlltzenhauses Vic Ver handlungen. Anwesend waren 7l stimmberechtigte Telegirte. Außer dem hatten sich 153 eingeschriebene Mitglieder des BczirkSvereins em- gefnnden. Den Bezirkstag eröffnete Herr Laue-Leipzig. Herr Obermeister Neßler-Zschopau rief namens der hiesigen Fleischcrinnung den Jnnungs- gcnosscn von nah und fcrn cin herzliches Willkommen entgegen. Der Herr Vorsitzende erstattete hierauf den Geschäftsbericht. Danach zählt der Bezirksverein Königreich Sachsen 3l75 Vcrbandsmitglieder. Der Vorsitzende berührte in seinem Berichte die Frage der Fleischbeschau, die Consumvercinc, Markenwescn, den unlauteren Wettbewerb, ferner be richtet er über gemeinschaftliche Unternehmungen, wie Talgschmclze, Häuteverkanf und dergleichen, sowie über dw Fleischerschule in Worms; letzterer glaubt der Vorstand zur Zeit noch zurückhaltend gegenüber- stehcn zu solleit, znmal wir in Sachsen schon vorzügliche Fachschulen des Fleischergcwerbes besitzen. Besonders hob der Vorsitzende den Aufschwung des Flcischcrgewerbes hervor, wie solcher seit 20 Jahren zu bemerken ist, dabei aus die Ausstellung der Maschinen des Fleischergewerbcs von 1877 in Leipzig hinweisend. Hierauf feicric der stellvertretende Bor- sitzende, Herr Kickelhehn-Chcmnitz, den Vorsitzenden, Herrn Laue-Leipzig, wegen seines Verdienstes um den Verband und überreichte Herrn Laue eineu Blumenstrauß. Herr Beyer-Gablenz gab bekannt daß er durch gesetzt habe, daß das nichtgewcrbsmäßige Schlachten als Uebertrctnng der Gewerbeordnung zu bestrafen ist. Hierauf verlas Herr Arnold- Sayda eine Eingabe an die Staatsanwaltschaft Freiberg betreffs des Verpfändens von Schweinen, sodann die Entscheidung der Staatsan waltschaft Freiberg hieraus, nach welcher das Verpfänden nicht zu be strafen sei. Der Vorsitzende vcrwe.st nochmals ans die Zeithainer Be kanntmachung und empfiehlt das dortige Verfahren, in welchem Sinne ich auch der Vertreter vvn Wilkau ansspricht. lieber den zweiten Punkt der Tagesordnung, „Wenn Rinder mit Finnen behaftet sind, soll dcr Verkäufer de» Schaden tragen", giebt Herr Obermeister Nitzschmann- Leipzig einen geschichtlichen Rückblick über die Entwickelung dieser Frage, woraus hervorgeht, daß man das Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuches abwarten müsse, da darin diese Gcwährspflicht des Ver käufers im Sinne des Zwickauer Antrages vorgesehen sei. lieber Punkt 3 „Gewichtsnotirnng des Schlachtgewichtes an den Bichmärkten rescrirt Herr Kickelhayn-Cyemmtz. Eine Commission, welche diese Frage zu be- rathe» hatte, schlug vor, daß als einheitliche Grundlage für die Prcis- notirung fortan das Schlachtgewicht zn gelten habe, daneben soll aber auch das Lebendgewicht zum Vergleiche herangezogen werden, damit der Zerkäuser des Viehes, besonders also der Bauer, einen Maßstab für die krcisnotirung habe. Zn sPunkt 4 „Flcischconscrvcmittcl" führt Herr startin-Dresden aus, daß die Fleischcvuscrvcmittel verböte» sind imd üne Petition um Aushebung dieses Verbots abschlägig beschicken worden ei. Herr Kickclhain-Chcmnitz bemerkt, daß seine Innung aufgefordert vorden sei, das Ausblascn des Kleinviehes zu uutcrlasscu Er erklärt, daß es zweckmäßiger sei, das Kleinvieh nicht aufzublasen, demgemäß werde seine Innung auch beschließen. Er fordert alle Anwesenden auf, ebcnkalls in Zukunft das Fleisch nicht mehr aufznblasen. Herr Martin- Dresden thcilt mit, daß in Dresden das aufgeblasene Fleisch, welches von auswärts eingeführt wird, vernichtet werde, wenn cS binnen 2 bis 3 Stunden nicht aus Dresden wieder ausgeführt worden ist. Herr Nitzschmann-Lcipzig bemerkt, daß in Leipzig überhaupt kein aufgeblasenes Fleisch cingcführt werden darf. Zu Punkt 5 „Der 8 Uhr-Schluß der Ladengeschäfte beschließt die Versammlung, bei der hohen Staatsrcgierung Drechslerlade (1741 — Leipziger Fachschule). Eine Samm- ftmg von Jnnungspetschasteii und Siegelabdrücken stammt aus dem Dresdner Stadtmuseum; die ältesten sind die der Loh gerber und Leinweber (1551) und der Buchbinder (1568). Andere hat die Stadtbiblivthck zu Zittau hergeliehen, von der auch ein hölzerner Hammer stammt, wie ihn wohl der Vor sitzende in den Versammlungen statt der modernen Glocke ge braucht hat. Hieran schließen sich eine Anzahl Jnnungssahnen. Sie erinnern daran, daß im Mittelalter die Zünfte auch eine militärische Organisation hatten. Die Fahnen sind — abge sehen von ihrem etwaigen Kunstwerthe — auch interessant wegen derHandwerkcrwappen, die meist daraus abgcbildet sind. Die Fahne der Kürschner trägt, wie ein ausgestelltes Schrift stück mit Abbildung beweist, als mittleres Querstück einen „Strchm von Fehwamme" laut Privileg des Kaisers Karl IV. von 1357, dazu in der rechten oberen Ecke auf rothem Grunde eine silberne Taube mit grünem Zweige. Dieses aus dem Jahre 1744 stammende Stück gehört der Dresdner Kürschner- Innung. Die Wappen kommen auch als Herbergszeichen vor. Ausgestellt sind unter anderem zwei Herbergszeichen der Drechsler mit dem Herzen, das von Meisel und Hohleisen kreuzweise durchbohrt ist, und einer Kugel, die von einem Rund zirkel gehalten wird (Leipzig und Annaberg). Auch Schlosser und Leinwcber-Herbergszcichen sind vorhanden, letzteres mit drei im Dreieck angeordnctcn Weberschiffchen. Eines stammt von der „löblichen Bruderschaft der Leinen- und Zeugwebcr zu Frankenberg" 1776. Einen reichen Antheil an der Aus stellung haben die Kannen und Humpen aus Zinn Bei den regelmäßigen Zusammenkünften in den Trinkstuben — die man auf die Satzungen der Gilden zurückzuführen pflegt — bei den „Meisteressen", d. i. den Festmahlen bei der Aufnahme eines neuen Meisters in die Innung, und bei sonstigen Znnstmahl- zciten ging es nach alter deutscher Sitte hoch her. Neben den zinnernen Kannen, Humpen und Pokale», die zum Theil mit metallenen Namenstäftlchen — vielleicht der Stifter — ge schmückt sind, finden wir weiter silberne und Glaspokale, die gleichen Zwecken gedient haben. Unter diesen silbernen, zinner nen und gläsernen Pokal n, die vom Stadtmnseum zu Dresden, von dem Dresdner Kunstgewerbemusenm, von der Leipziger Kramer-Innung, dem Stiebemuseum zu Bautzen, dem Stadt museum zu Löbau und verschiedenen Innungen und Vereinen hergcliehen sind, finden sich besonders kostbare Stücke, die nicht bloß kulturgeschichtlichen Werth als Jnnungsstücke haben, son dern auch künstlerisch werthvvll sind, so z. B. cin gläserner Pokal der Kramer-Innung zu Leipzig mit reizvollen Orna menten in Gold und farbigen Glasflüssen. Als Kuriosum sei cin hölzerner Pokal in Gestalt des Nürnberger Burgthurms erwähnt. Von großem Geschick in der Bearbeitung des Steines zeugt der verhältnißmäßig sehr dünnwandige Krug aus Ser pentin von der Serpentinstein-Drcchsler-Jnnung zu Zöblitz. Ferner fällt die große Schleifkanne aus Zinn mit Messingreifen und zwei Figurenfriesen nach Peter Flötner in ihrer Art be sonders werthvvll auf. Sie gehört dem Stadtmuseum zu Zittau. Schließlich sind auch noch eine Anzahl Schriftstücke und Bücher ausgestellt, die auf das Jnnungswescn Bezug haben, namentlich kalligraphisch ansgcstattete Meisterbriefe, auch Zunftordnungen, Protokollbücher und andere. Das älteste unter den Büchern ist das „Handwerksbuch der Schuhmacher-Innung zu Bischofs werda 1553—1813". Als Beispiel einer Zunftordnung dient dcr „Articuls Briefs fürs Erbare Handwergs der Schneider altmögender Stadt Grimme rc. Anno 1587 von Herzog Chri- stiano Kurfürsten ufs neue confirmirct und von ein erbarn Rath allhier vidiniriet. Unter des Raths großen Jnsigul." Interessant ist auch ein Schriftstück der Tuchmacher-Innung zu Reichenbach, welches zwei Heldenthaten der Tuchmacher (4000 Mann) im Kamps Kaiser Karls V. im Jahre 1535 gegen seine Feinde in Afrika und Burgund schildert. — Die gesammtc Ausstellung ist eine hochinteressante und sehenswcrthc zu nennen. Am Sonntag, den 14. Juni, Vormittags 11 Uhr, findet in Leipzig im Noth'schen Saale, die ordentliche Generalver sammlung des Nationalliberalen Vereins für das Königreich Sachsen statt. Für dieselbe ist folgende Tagesordnung Vorbe halten: 1) Ansprache. 2) Rechenschaftsbericht über das ver flossene Vercinsjahr. 3) Cassenbericht und Wahl der Rechnungs- prüftr. 4) Neuwahl des Vorstandes. 5) Vorbereitung des Diensten stehende Knecht Julius Paul mit Reisigiahren be schäftigt Als er mit dem schwer beladene» Wagen den Berg hinuntelfuhr, brach plötzlich die Deichsel und die Hemm vorrichtung, dcr Wagen gerieth ins Rollen und sauste den ge rade hier sehr steilen Berg hinunter. Paul wollte den Wagen anfhalten, gerieth jedoch unter denselben und erlitt schwere Ver letzungen. Von der Wilsdruffer Stadtvertretung wird ein Jurist als Bürgermeister gesucht; auch hat man die Absicht, die revi- dirte Städtcordnung einzuführen. Mittwoch früh 5 Uhr ist Jöhstadt von einem schweren Brandunglück heimgesucht worden. Das Feuer kam im Holz schuppen des Goldarbeitcrs Fritzsch aus und verbreitete sich derart schnell, daß binnen Kurzem der Schuppen, drei Nach barhäuser und eine Scheune einem Trümmerhaufen glichen. Um dem Feuer weitere Nahrung zu entziehen, mußte eine andere Scheune niedergelassen werden. Brandstiftung wird vermuthet. Gegen den Mörder Maiwald, dem bekanntlich u. A. der Mord an dem pens. Postsecretär Kretzschmar in Dresden zur Last gelegt wird, wird voraussichtlich in der dritten Schwur- gerichtsperivde am köiftgl. Landgericht zu Hirschberg, welche am 6. Juli beginnt, verhandelt werden. Nachdem die Planirungsarbeiten auf dem für den 3. September d. I. bestimmten Paradeplatze des Truppen übungsplatzes Geithain durch ein Arbeftscommando von etwa 80 Mann, meistens Pionieren, vollständig hergcstellt sind und für sämmtliche an der Parade theilnehmende Regimenter der Aufstellungspnnkt durch kleine farbige Fähnchen kenntlich ge macht ist, wird noch eine Tribüne für mehrere Tausend Per sonen mit einem Kostenaufwand von ungefähr 50,000 Mark errichtet. Die Arbeiten leitet ein Dresdner Baumeister. Nach der jetzt erfolgten Feststellung erzielte die städtische Sparkasse zu Zittau im Jahre 1895 einen Reingewinn von 90,082 Mk. Der Reservefonds dieses Institutes beträgt gegen wärtig 419,902 Mk. In Dittelsdorf bei Zittau faud das vierjährige Söhn chen eines dortige» Arbeiters einen schrecklichen Tod. Das Kind war auf einen Webstnhl hinaufgeklettert, von dem sich plötzlich eine Wand loslöste nnd auf den Knaben hcrniederficl. Demselben wurde die Schädeldecke zertrümmert, so daß er so fort verstarb. im Herbst abzuhaltenden Delegirtentages dcr Partei. An die Versammlung schließt sich ein gemeinsames Mahl an, das Ge deck zu 2 M; Anmeldungen sind an die Geschäftsstelle des Vereins, Erdmannstraße 10, zu richten. — Der Umstand, daß Mitte Juni der Reichstag noch versammelt sein wird, läßt auf die Theilnahme verschiedener Fractionsmitglieder rechnen. Der Vorstand glaubt, deshalb auch auf recht zahlreiche Betheiligung der Mitglieder rechnen zu dürfen. Nachdem in dein kürzlich geschlossenen Landtag die Petition um Erbauung einer Zschopauthal-Bahn abermals nur zur bloßen Kenntnißnahme der Staatsregierung überwiesen worden und damit die seit langen Jahren ersehnte Ausführung des Zschopauthalprojectes also wiederum aus geraume Zeit vertagt ist, wurde, wie bestimmt verlautet, nunmehr angeregt, eine Acticn-Gescllschaft ins Leben zu rufen, welche den Bau der Zschopauthalbahn in die Hand nimmt. Die Bahn soll in Flöha abzweigen und der Zschopau entlang bis Kriebethal gehen. Um die Ertheilung der Concession zu sichern, soll sie für elektrischeu Betrieb eingerichtet werden. Die Bahnstrecke wird über 30 km betragen. Es wird beabsichtigt, zwei Cen tralen anzulegen, welche in den beiden größten von der Bahn berührten Städten, Frankenberg und Mittweida, zu liegen kommen würden. Nach den weiteren Dispositionen für die diesjährigen Kaisermanöver verbinden sich mit denselben auch größere Cavallerie-Nachtmanöver, bei denen es sich um Versuche handelt, die voraussichtlich von weittragender Bedeutung sein werden. Freilich sind nächtliche Unternehmungen der Cavallcrie, sollen sie in großem Maßstabe durchgesührt werden, außerordentlich schwierig; aber sie können anch zu glänzenden Erfolgen führen, wie bei Laon 1814, bei Catletts Station 1862 und bei Begli Achmet 1877. Auch bei Hochkirch 1758 hat die preußische Cavallerie unter Ziethen in der Nacht scharfe Attacken geritten und dadurch der überfallenen preußischen Infanterie mächtig Luft gemacht. Höher täglich erhebt sich unser Tagesgestirn, immer weniger schräg treffen uns die Sonnenstrahlen, immer kürzer werden die Schatten und damit immer karger die Stellen, an denen wir gegen die Gluth dcr Sonnenstrahlen Schutz finden. Sechzig Grad über unserem Horizonte stand die Sonne am Mittage des ersten Juni — noch einen Grad höher erhebt sie sich am Ende des Monats. Die Tage, die Zeit, die die Sonne über unserem Horizonte verweilt, haben zugenommen: 16'/z Stunden beträgt die Tageslänge am 1., 16V. Stunden am 20. Juni, dem längsten Tage, an dcni die Sonne ihre größte Höhe erreicht und am längsten für uns sichtbar ist. An diesem Tage tritt sie in das Zeichen des Krebses, der gewissermaßen andcutet, daß sie nun rückwärts geht, und damit beginnt der astronomische Sommer. Jetzt kommen die Tage, wo er unser bester Hausfreund ist. Namentlich meint er es gut mit den Hansfrauen, und von ihnen wird er denn anch gehegt und gepflegt. Und doch merkt man äußerlich von seinen: Walten nur wenig. Er wird sogar nicht selten vernachlässigt, dieser unser bester Freund — der Keller. Freilich in heutiger Zeit, wo sich in jedem einiger maßen gut emgerichteten Haushalt ein Eisschrank befindet, hat
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