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3074 PAPIER-ZEITUNG Nr. 74 Material zu erhalten, größtenteils wegen Mangels an solchem, nur ganz vereinzelt aus prinzipiellen Gründen. Am bemerkenswertesten ist unter den zusammen gefaßten Ergebnissen das fast allgemeine erhebliche Steigen der Preise von Fleisch, Butter und Fett. Erheblich ge fallen ist nur der Preis von Zucker. Berliner Buchdrucker-Fachschulwesen Die unbefriedigenden Ergebnisse der Buchdrucker-Gehilfen- Prüfungen in den letzten Jahren haben die Leitung der Berliner Buchdrucker-Fachschule mehr und mehr davon überzeugt, daß für viele Lehrlinge die Ergänzung des theoretischen Fachunter richts durch praktische Lehrfächer ein dringendes Bedürfnis geworden ist. Als der Leiter der Fachschule, Herr Buch- druckereibesitzer C. Behrens, vor einigen Monaten die Zu sicherung erhielt, daß die durch Angliederung einer praktischen Fachklasse erwachsenden Mehrkosten zu einem Teile durch einen Staatszuschuß gedeckt würden, konnte diesem Plane näher getreten werden. Der Fachschul-Ausschuß ist sich nun darüber einig geworden, daß man mit der Errichtung einer solchen Fachklasse, die als eine Lehrwerkstätte der Fachschule gedacht ist, vorgehen möge. Die Ausschußmitglieder sind der Ueber- zeugung, daß der Verein Berliner Buchdruckereibesitzer ebenso wie die Besitzer der großen Druckereien bereit sein werden, diesen Plan finanziell zu unterstützen. Durch eine solche Lehr werkstatt würde die Möglichkeit geboten, daß die Fachschule die in § 129 der Gewerbeordnung vorgesehene Berechtigung zur Abnahme von Gehilfenprüfungen erhielte, mit der Wirkung, daß die Geprüften nach Erreichung des 24. Lebensjahres zur An, leitung von Lehrlingen befugt sind. Bisher konnte seit der Auf lösung des Bundes der Berliner Buchdruckerbesitzer nur die Handwerkskammer solche Prüfungen vornehmen. Im übrigen soll der Unterricht in dieser Lehrwerkstätte den be fähigteren Lehrlingen der oberen Klasse der Fachschule, also den im dritten und vierten Lehrjahr stehenden Lehrlingen Ge legenheit zur Vervollkommnung ihrer Fachbildung geben, soweit sie hierzu in den Lehrdruckereien nicht Gelegenheit finden. Demnach soll der Unterricht fakultativ sein und ein besonderes mäßig bemessenes Schulgeld hierfür erhoben werden. Auch in anderer Weise sucht man das Wissen der Schüler zu bereichern; so hat der Leiter der Schule bei der Papierfabrik von Marggraff & Engel in Wolfswinkel bei Eberswalde die Er laubnis erwirkt, diese Fabrik im Betriebe zu besichtigen; für den 18. September ist ein Besuch dieser Fabrik in Aussicht ge nommen, an welchem die Schüler der drei oberen Klassen teil nehmen können, sofern ihnen vom Lehrherrn die hierzu er forderliche Zeit gewährt wird. Die von Herrn W. Freimuth in Nr. 72 der Papier-Zeitung für Berlin gegebene Anregung, die Rekruten für das Buchdruck gewerbe besser auszusieben, entbehrt gerade für Berlin aus reichender Begründung, hier werden seit länger als 10 Jahren alle Knaben, welche als Buchdrucker-Lehrlinge eintreten wollen, hinsichtlich ihrer Schulkenntnisse geprüft, und es werden grundsätzlich nur solche Knaben zu der Prüfung zugelassen, welche die 1. Klasse einer Berliner Gemeindeschule besucht haben. Alle namhafteren Druckereien haben die Notwendigkeit dieser Maßregel anerkannt und stellen andere Knaben als die von Vereins wegen geprüften nicht ein. Leider gab es bisher aber noch eine ganze Anzahl Druckereien, welche sich an diese Einrichtung nicht kehrten und die Lehrlinge wahllos einstellten; sie legten umso weniger Gewicht auf deren Schulbildung, als sie die Lehrlinge vielfach als Arbeitsburschen verwendeten, und es ihnen schwer wurde, überhaupt Lehrlinge zu erhalten. Die Zeitverhältnisse sind übrigens nicht dazu angetan, die An sprüche an die Vorbildung der Buchdrucker-Lehrlinge besonders in Berlin höher zu schrauben, denn nachweislich suchen auch sehr angesehene Druckereien seit längerer Zeit vergeblich Lehr linge, und viele Druckereien können die Zahl der ihnen tariflich zustehenden Lehrlinge nicht einstellen, weil solche nicht zu haben sind. Während an Druckerlehrlingen zeitweilig Ueber- fluß ist, reichen die sich meldenden Setzerlehrlinge schon seit mehreren Jahren nicht aus, um dem Bedarf zu genügen. Was die in dem Artikel gerügte Zügellosigkeit der Lehr linge und ihre »Wurstigkeit« dem Geschäft gegenüber betrifft, so sind diese Klagen im allgemeinen wohl berechtigt; sind doch gewisse Gehilfenkreise bestrebt, vor allen Dingen aus den her anwachsenden Lehrlingen tüchtige Gesinnungsgenossen zu machen, ohne zu berücksichtigen, daß den Lehrlingen eine Unterordnung, unter die Autorität des Vorgesetzten im Interesse der Erziehung zum brauchbaren Mann schon zur Pflicht ge macht werden muß. Einzelne Druckereien suchen diesem Uebelstande dadurch abzuhelfen, daß sie die Lehrlinge in einem besonderen Raume unter-der Leitung eines gewissenhaften An führgespans arbeiten und ausbilden Tassen. Die Lehrlinge sind dadurch dem ungünstigen Einfluß Erwachsener mehr als im allgemeinen entzogen, und die damit erzielten Ergebnisse waren bisher durchaus befriedigend. —e— :: * * Lehrlings-Prüfungen für das Buchdruckgewerbe. Die Prüfung solcher Knaben, welche am 1. Oktober als Setzer- oder Drucker lehrlinge eintreten wollen, finden am 19. und 21. September in den Räumen der Buchdrucker-Fachschule, Kleine Frankfurter- Straße 7, statt. Wie üblich, erhalten die Knaben zu diesem Prüfungstermin Ueberweisungsscheine in dem Bureau des Vereins der Berliner Buchdruckereibesitzer, Friedrichstraße 239, und es werden nur solche Knaben zur Prüfung zugelassen, welche vorher ein Zeugnis eines Vertrauensarztes des Vereins über ihre körperliche Tauglichkeit für den Buchdruckerberuf erbracht haben. —e— Ruberoid ist kein Wollfilz! Vergl. Nr. 72 S. 2993 Auf unsere Mitteilung mit obiger Ueberschrift sendet uns die Ruberoid G. m. b. H. in Hamburg eine Berichtigung, wonach der Verband deutscher Dachpappenfabrikanten in seinem Prozeß gegen die Firma wohl mit dem einen Klage anträge betr. »Wollfilz« durchdrang, aber mit 4 anderen Klageanträgen abgewiesen wurde. Der größere Teil der Gerichtskosten wurde dem Verband auferlegt. Bayerische Landes-Ausstellung in Nürnberg 1906 Am ii. September vormittags n'/» Uhr wurde in feier lichem Akte das Ergebnis des Preisgerichts bekannt gemacht. In Vertretung des Prinzregenten Luitpold war Staatsminister v. Podewils erschienen. Die polygraphischen Gewerbe waren in der großen Industrie- und in der Hauptmaschinen halle vertreten. In den polygraphischen Zweigen kamen folgende Preise zur Verteilung: I. Preis. Bieling-Dietz, Kgl. Hofbuchdruckerei, Nürnberg. Braun & Schneider, Verlagsbuchhandlung, München. Knorr & Hirth, G. m. b. H., München. Pocher, C. A., lith. Kunstanstalt, Nürnberg. Pustet, Friedrich, Verlagsbuchhandlung, Regensburg. Sammelausstellung der Solnhofer Lithographiesteinbruch- besitzer. Tümmel, W., Buch- und Kunstdruckerei, Nürnberg. Genzsch, E. J., Schriftgießerei, München Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Lichtdruck und Gravüre, München. Fröscheis, Johann, Bleistiftfabrik, Nürnberg. Schwanhäusser, vorm. Großberger & Kurz, Bleistiftfabrik, Nürnberg. II. Preis. Amersdorffer, Leonhard, lithogr. Kunstanstalt, Nürnberg. Fiek, Wilh., lithogr. Kunstanstalt, Augsburg. Klingler, K., Buchdruckerei, Nürnberg. Rohr, Ph., Buchdruckerei, Kaiserslautern. Schwemmer, Fr., Buchdruckerei, Nürnberg. Schmidt, F. H., Spielkartenfabrik, München. Spitzertypie-Gesellschaft, München. Stubers Verlag, A., Würzburg. General-Anzeiger Nürnberg. Jaeger & Goergen, Reprod.-Photogr., München. III. Preis. Blasius & Lauer’s Nachf., graph. Anstalt, Schweinfurt. Boegler, A., med. Verlags-Buchdruckerei, Würzburg. Mayr, August, Xylograph, Nürnberg. Müller’sche Buchdruckerei, Haßfurt a. Main. Niederreiter, Ulr., Luxuspapierwarenfabrik, Nürnberg. Schemm, Fritz, Kunstanstalt, Nürnberg. Engelhardt, Oskar, Kautschukstempelfabrik, Nürnberg? Gerstner, M., Gravieranstalt, Nürnberg. Figner, Adolf, Stempelfabrik, Nürnberg. Pawlik, Ernst, Prägeplatten und Stanzen, Nürnberg. Pemsel, Wilh., Stempelfabrik, Nürnberg. In der Hauptmaschinenhalle, welche auch die Buch druckereimaschinen aufgenommen hatte, wurde, wie unser Berichterstatter bemerkt, sehr streng geprüft, und es war nur zu bedauern, daß mehrere erste Firmen des typogra phischen Maschinenbaues überhaupt nicht ausgestellt hatten. Die Preisverteilung hatte folgendes Ergebnis: I. Preis: Steinmesse & Stollberg, Nürnberg. Schnellpressenfabrik Frankenthal. J. Göggl & Sohn, München. Klein, Schanzlin & Becker, Frankenthal.