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2892 PAPIER-ZEITUNG Nr. 70 entsprechend bei gleichbleibender Spannung und verhält nismäßig geringem Wärmeaufwand mehr leistet. Gesättigter Dampf enthält stets eine gewisse Menge Wasser, welches aus dem Kessel mitgerissen und durch Kondenswasserbildung in der Rohrleitung, je nach Länge derselben, noch vermehrt wird. Selbst bei bester Isolierung der Leitungen entsteht Kondenswasser, schlägt sich auf die Zylinderwandungen der Dampfmaschine nieder und schädigt so die Arbeitsleistung. Bei Anwendung eines Ueber- hitzers werden nicht allein diese Verluste vermieden; son dern auch die dem Wasser innewohnende Wärme, die sonst unbenutzt verloren geht, durch Verdampfen und Mitüberhitzen wieder gewonnen. Aber auch bei anderen Verwendungsarten als zum Be trieb von Dampfmaschinen ist Ueberhitzung des Dampfes häufig von hohem Wert; zum Heizen, Trocknen, Kochen, Färben usw., sowie in der chemischen Industrie wird über hitzter Dampf in vielfacher Weise benutzt. Die Vorteile und Haupteigenschaften des überhitzten Dampfes sind noch viel zu wenig in weiteren Kreisen be kannt. Die Fähigkeit eines Dampfes oder Gases, Wärme an die ihn umgebende Wand abzugeben, wird durch eine Zahl, den sogenannten Uebergangskoöffizienten a ausgedrückt. Dieser gibt die Wärmemenge — gemessen in Wärmeein heiten — an, die stündlich in einem Quadratmeter Wand fläche bei 1 Grad Temperaturunterschied zwischen Dampf und umgebender Wand eindringt. Es gilt für nassen Dampf, direkt aus dem Kessel ent nommen a = 8000—10000 WE. für die Stunde; für Luft, Heiz gase und überhitzten Dampf a = 20—500 WE. für die Stunde. Daraus geht hervor, daß unter sonst gleichen Um ständen der überhitzte Dampf nur etwa den 160. bis 500. Teil der Wärme an die Zylinder- und Rohrleitungs wände abzugeben vermag, die der rohe Kesseldampf über trägt, und das ist ein großer Vorteil, wenn man bedenkt, welcher Arbeitsverlust durch Kondensation entsteht. Die Wärmemenge aber, welche der überhitzte Dampf bei der Berührung mit kalten Wänden verliert, deckt er aus seiner Ueberhitze; er verliert etwas an Temperatur, ohne zu kon densieren oder an Druck abzunehmen. Ja, er kann sogar einen Teil der Expansionsarbeit im Dampfzylinder leisten, bis er sich auf die seinem jeweiligen Drucke entsprechende Sättigungstemperatur abgekühlt hat. Erst dann nimmt er wieder die bekannten Eigenschaften des gesättigten Dampfes an. Bei angestrengtem Kesselbetriebe kann aber kein gesättigter Dampf erzeugt werden, vielmehr macht ihn das stets mitgerissene Wasser feucht Kommt solch feuchter Dampf mit kühlen Wänden, z. B. in Rohrleitungen oder Dampfzylindern, in Berührung, so schlägt sich, da ja seine Temperatur erniedrigt wird, sofort ein großer Teil von ihm nieder, solange, bis die Zylinderwand genügend angewärmt ist. Dieser Dampf, im Durchschnitt 10—25 v. H. der ge samten in den Zylinder eingefüllten Dampfmenge, ist für den Arbeitsvorgang verloren. Der Dampf hat durch Aenderung seines Aggregatzustandes seine Arbeitsfähigkeit eingebüßt, er rinnt in Tropfen an den Wandungen herab und muß zur Vermeidung von Wasserschlägen aus dem Zylinder abgelassen werden. Der Verlust beträgt 600 WE. oder 25 400 mkg für jedes Kilogramm kondensierten Dampfes. Bei Verwendung von überhitztem Dampf wird dieser Verlust vermieden. Der Dampf kommt trocken, ohne Druckverlust und noch in überhitztem Zustande in der Maschine an. Die höhere Temperatur des überhitzten Dampfes hat aber gleichzeitig eine Raumvergrößerung desselben zur Folge. 1 kg überhitzter Dampf füllt bei 7 Atm. Ueberdruck und 100 Grad Ueberhitzung 0,318 cbm. 1 kg gesättigter Dampf füllt bei 7 Atm. Ueberdruck nur 0,242 cbm. Demnach ist der Rauminhalt eines Kilogramms über hitzten Dampfes um 31,4 v. H. vergrößert gegen die gleiche Gewichtsmenge gesättigten Dampfes. Zur Erzeugung eines Kubikmeters überhitzten Dampfes benötigt man 2205 WE., zur Erzeugung derselben Menge gesättigten Dampfes 2720 WE., also bei Herstellung von 1 cbm überhitzten Dampfes 515 WE. weniger als bei gesättigtem Dampf, was gleichbedeutend ist mit einer Ersparnis von 18,9 v. H. Das Gewicht eines Kubikmeters überhitzten Dampfes ist 3,15 kg, das des gesättigten 4,14 kg. Da also überhitzter Dampf bei gleichem Rauminhalt leichter ist als gesättigter, kann er auch eine bedeutend größere Strömungs geschwindigkeit annehmen, wodurch wiederum kleinere Rohrdurchmesser und Oberflächen und somit geringere Abkühlungsverluste erzielt werden. Man benötigt zur Füllung gleich großer Räume geringerer Gewichtsmengen Dampf bei Verwendung von Ueberhitzung, ein Vorteil, der z. B. bei Füllung des schädlichen Raumes der Dampfmaschinen in die Augen springt. Alle diese Umstände erklären leicht, daß sich große Ersparnisse durch die Anwendung überhitzten Dampfes erzielen lassen. Da die Dampfmaschine bei Verwendung von über hitztem Dampf für die Leistungseinheit weniger Dampf an Gewicht verbraucht, so kann die Kesselanlage geringer be ansprucht werden als vordem, oder es wird bei gleicher Arbeitsleistung an Dampf, daher auch an Kohlen, gespart und der Kesselbetrieb wirtschaftlicher gestaltet. Ander seits ist die Kesselanlage bei gleicher Beanspruchung wie zuvor imstande, Dampf für andere Zwecke abzugeben, wo durch unter Umständen die Aufstellung eines neuen Kessels vermieden werden kann. Dieselben Kessel mit eingebautem Ueberhitzer aber können nunmehr stärker beansprucht werden, bis 30 bis 40 kg Dampf für jeden Quadratmeter Heizfläche. Der da bei ziemlich naß abgehende Dampf wird im Ueberhitzer ge trocknet und überhitzt. Die Kosten der Anschaffung eines Ueberhitzers und der geringe Wärmeaufwand für die Dampfüberhitzung treten im Verhältnis zu dem erreichbaren Nutzen zurück; mit guten Ueberhitzern werden bis zu 25 v. H. Dampfersparnis erzielt, wodurch solche Anlage bald amortisiert wird. Sind mehrere Dampfkessel vorhanden, so wird ein ge meinsamer Ueberhitzer angelegt. Er wird für sich ein gemauert und erhält eigene Feuerung. Seine Anlage ist besonders bei größerem Dampfverbrauch am Platze; dann sind die aufgewandten Kosten für Brennstoff im Verhältnis zu der erzielten Ueberhitzung gering. Einfuhr von Papier und Papierwaren in Aegypten 1905 Die in fast allen Industriestaaten Europas seit Jahren beob achtete Uebererzeugung von Papier hat auch auf dem ägyptischen Markt einen geradezu erbitterten Konkurrenzkampf der papier erzeugenden Länder zur Folge. Besonders Oesterreich-Ungarn, welches weit mehr Papier erzeugt, als es angesichts des Tief standes des Verbrauchs im eigenen Lande abzusetzen vermag, ist auf den Weltmarkt angewiesen. Begünstigt durch das reich liche Vorhandensein des hauptsächlichsten Rohstoffs der modernen Papiererzeugung — des Holzes — hat die österr.-ungar. Industrie Erfolge im Auslande hauptsächlich in jenen Papier sorten erzielt, die ganz oder zum größten Teil aus Holzschliff und Zellstoff erzeugt werden. Aber auch in anderen Sorten, namentlich in Seiden- und Zigarettenpapieren nimmt sie hervor ragende Stellung ein. Für wenige Waren hat die Aufnahme fähigkeit des ägyptischen Absatzgebietes so schnell zu genommen wie für Papier. Während die Gesamteinfuhr von Papier und Papierwaren im Jahre 1885 nur einen Wert von 142479 L. E. (= äg. Pfd.) hatte, betrug dieser im Berichtsjahre 313332 L. E. gegen 285707 L. E. im Jahre 1904. Hiervon kamen über Port Said für n 452 L. E. und über Suez für 822 L. E. Be denkt man, daß im Laufe von 20 Jahren in den meisten Waren dieser Gruppe ein oft über soprozentiger Preisrückgang erfolgt ist, so hat sich der tatsächliche Geschäftsumfang noch wesent lich mehr vergrößert. Ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der österr.-ungar. Papier-Industrie ist, daß es, trotz argen Wett bewerbs und bei leider sehr vernachlässigter Pflege des ägypti schen Absatzgebiets gelungen ist, seit Jahren die erste Stelle mit einem Anteil von durchschnittlich 40 v. H. der Gesamtein fuhr zu behaupten. Ein Erfolg liegt in der Einfuhr von Papier und Papierwaren für Oesterreich-Ungarn vor, da die Wertziffer der ganzen Warenkategorie von 105 182 L. E. auf in 628 L. E., also um 6446 L. E. gestiegen ist, jedoch gerade in der be deutendsten Position dieser Gruppe, der von Schreib- und Druck papier hat es neuerdings eine empfindliche Einbuße erlitten. Bei einer Zunahme der Gesamteinfuhr dieser Waren von 78 893 L. E. auf 87924 L. E. ist der österr.-ungar. Umsatz von 35079 L. E. auf 34567 L. E. gefallen, während England seine Lieferungen von 14422 L. E. auf 17345 L. E., Deutschland von 10082 L. E. auf 13 836 L. E., Italien von 8869 L. E. auf 9473 L. E., Frankreich von 754 L. E. auf 8678 L. E. und Schweden von nur 611 L. E. auf 41352 L. E. erhöhen konnten. Die der österr.-ungar. Industrie in diesen Waren gefährlichste Konkurrenz ist jene Deutschlands