Volltext Seite (XML)
je höher die Brettformen im Preise stiegen, desto sicherer wurde die Grundlage für das Unternehmen der Metallpapier fabriken, welche zu gleicher Zeit aus dem Versuchsstadium her auskamen und ihre mechanische Schlägerei nunmehr ausdehnen konnten. Der Erfolg war bis jetzt auf Seite der Metallpapierfabriken und wird auch da bleiben, wenn die Metallschläger sich nicht entschließen können, ihre Verkaufspreise soweit zu ermäßigen, daß die noch nicht mit mechanischen Hämmern arbeitenden Metallpapierfabrikanten die Konkurrenz mit der Maschinenarbeit erfolgreich aufnehmen können. Dies liegt im Bereiche der Möglichkeit. Die Wirkung der mechanischen Hämmer auf diese Industrie würde wahrscheinlich sehr starke Einschränkung erfahren, wenn die Preise des Bretterformenmetalls wieder auf den Stand kämen, wie vor mehreren Jahren. Damals waren die Preise um ungefähr 10 v. H. niedriger als heute und Beschäftigung reichlich vorhanden. Ob aber die heutigen Lohnverhältnisse solche Preise zulassen, ist eine andere Frage. Unter der Einwirkung der Vereinigung im Metallschläger gewerbe waren die Verkaufspreise für Brettformen nicht un günstig, aber die Meister waren sehr schlecht beschäftigt, und dieser Zustand dürfte andauern, wenn nicht Abhilfe, wie oben angedeutet, geschaffen werden kann. S. Streichmeister für Buenos Aires Zum Eingesandt in Nr. 66, welches die Anzeige »Streich meister für Buenos Aires« aus Nr. 64 angreift und bemüht ist, denjenigen, welche Vertrauen zu dem Angebot haben, dieses zu hintertreiben, bemerken wir, daß von übertriebenen Anforderungen, die in jener Anzeige gestellt sein sollen, durchaus keine Rede ist. Es wird Fertigkeit in der Fabrikation von Kunstdruck- und Chromopapieren, weiß wie farbig, verlangt, dabei tunlichst auch einige Kenntnisse in der Herstellung einfarbiger Buchbinder papiere. Unter den Meldungen, welche auf die Anzeige hin eingelaufen sind, waren verschiedene, die ihren Zeugnissen ge mäß das Verlangte wohl zu leisten vermochten. Was den weiteren Teil der Ausführungen anbelangt, so wissen wir nicht, ob der Schreiber des Artikels aus Erfahrungen spricht, die er an Ort und Stelle gesammelt hat. Wir, die wir dazu Gelegenheit gehabt haben, können jedem, der sich um den ausgeschriebenen Posten bewerben sollte, die Versicherung geben, daß die Stellung, welche drüben ein tüchtiger Meister sowohl seinen Vorgesetzten gegenüber wie auch im geselligen Leben einnimmt, weit angenehmer und geachteter ist als hier zu Lande. Weiter können wir gleichfalls auf Grund eigener Erfahrung versichern, daß die einfache bürgerliche Lebensweise drüben verhältnismäßig entschieden billiger und besser ist als in Deutschland, schon weil Fleisch und sonstige Lebensmittel weit weniger kosten. Wer Luxus in Kleidung, Speise und Trank sowie luxuriöse Zerstreuungen liebt, der bleibt allerdings besser hier, denn auf derartige Lebensweise mag das Verhältnis des Geldeswertes passen, wie es im Schlußsätze des in Rede stehenden Artikels angeführt ist, nicht aber auf die Lebensweise eines Mannes, der arbeitet und vorwärts strebt, wozu sich drüben ein weites Feld bietet. S. & S. Die Kunstklasse der Berliner Buchbinder- Fachschule Lehrer P. Kersten und L. Sütterlin Unterzeichneter macht hierdurch bekannt, daß der neue Kursus am 10. Oktober d. Js. beginnt. Da nur eine beschränkte Zahl von Schülern aufgenommen wird, so ist es ratsam, sich baldigst beim Unterzeichneten zu melden. Für Anfänger im Handvergolden ist hierin ein Nebenunterricht nach besonderem, leicht zum Ziele führendem Lehrgang eingerichtet. Der Unterricht ist in halbjährige Kurse eingeteilt. Die Unterrichtsstunden in der praktischen Buchbinderei finden täglich von 81/2—12 Uhr vormittags, der Unterricht im Zeichnen und Entwerfen an 4 Tagen der Woche von 3—5 Uhr nachmittags statt. Das Schulgeld beträgt für den Kursus 30 M. für Inländer und 150 M. für Ausländer; Gold, Leder und Seide ist von den Schülern zu bezahlen, alles übrige stellt die Schule. Aufgenommen werden Meister, Gesellen und Lehrlinge des Buchbindergewerbes. Ferner zu empfehlen ist die Schule für diejenigen jungen Leute, welche sich der gesetzlichen Meister- oder Gesellen prüfung unterziehen wollen oder auf Grund kunstgewerblicher Leistungen die Berechtigung zum Einjährig-freiwilligen Militär dienst zu erwerben gewillt sind. Da durch den Unterricht die höchsten Ziele der Kunstbuch binderei erreicht werden sollen, und nur nach den Prinzipien reiner Werkstattlehre unterrichtet wird, ist von Aufstellung eines schematischen Lehrplanes abgesehen worden. Diese Klasse soll ihren Schülern in Theorie und Praxis Ge legenheit geben, sich gründlich auszubilden in der regelrechten, sorgfältigen Herstellung wirklich künstlerischer Einbände nach ästhetischen Grundsätzen. In bezug auf Geschmack sollen den Schülern in der Formenschönheit und der Farbenharmonie die Kenntnisse beigebracht werden, die vereint mit technisch voll endetem Können zur Herstellung wirklich kunstvoller Erzeugnisse unerläßlich sind. Das Hauptaugenmerk ist auf technisch vollendete Her stellung des Buchkörpers gerichtet, denn nur ein solcher ist einer künstlerischen Ausstattung würdig und gerade darin bleibt in Deutschland noch viel zu wünschen übrig. Dabei sollen die allgemein geltenden Regeln und Wünsche unserer Bücherfreunde besonders gewürdigt und erklärt werden, wie überhaupt die theoretischen Abhandlungen und Erklärungen immer im Zu sammenhang mit und während des praktischen Unterrichts er folgen werden. Beim Handvergolden wird das Hauptaugenmerk auf die Sicherheit im Drucken, die abhängig ist von der richtigen Grundierung und dem richtigen Hitzegrad des Werkzeugs, ge richtet; Herstellung der Grundiermittel und Bekanntgabe dies bezüglicher Rezepte wird hierbei mit erfolgen. Bei dem Unterricht wird Rücksicht auf die Anlagen eines jeden Schülers genommen, schablonenmäßiger Unterricht ist im Interesse der Fortschritte des Schülers völlig ausgeschlossen. Zeichenunterricht: Von der Ueberzeugung ausgehend, daß das Höchste in unserem Fache nur dann erreicht werden kann, wenn der Kunstbuchbinder in seiner Person beides vereinigt, den entwerfenden Künstler und den ausführenden Techniker, erblickt der Zeichenunterricht seine allgemeine Lehraufgabe zunächst darin, daß er dem Schüler Geschmack und Schönheitssinn sowie Sicherheit der. Hand anerzieht. Anderseits will er aber auch des Schülers Augen öffnen und sein Interesse wecken für das allgemein künstlerische und kunstgewerbliche Schöne, das ihm in Beruf und Leben entgegentritt. Ueber die Leistungen der »Kunstklasse« die auf den bis herigen 3 Ausstellungen dem Fach- und Laienpublikum, zurzeit auf der 3. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung, Dresden, vor Augen geführt wurden, sind die höchsten Anerkennungen zu verzeichnen. Unter andern schreibt ein bekannter Fachmann über die letzte Ausstellung der Schülerarbeiten: »Wenden wir uns nun den Arbeiten der »Kunstklasse« der Fachschule zu, Lehrer Kersten und Sütterlin, die auf das höchste Niveau zugeschnitten, auch das höchst Erreichbare ge leistet hat und ganz vorzügliche Kräfte unter ihren Schülern be sitzen muß, von denen man einige als wirkliche Künstler be zeichnen darf. Technisch und künstlerisch so vollendete Kunst einbände wie hier, werden in den Fachschulen selten erreicht. Es ist in dieser Klasse der meiner Ansicht nach allein richtige Grundsatz durchgeführt, daß die Schüler die Entwürfe zu ihren Arbeiten selbst herzustellen haben, und der in einer buch gewerblichen Zeitschrift im vorigen Jahre von einem Fach lehrer einer anderen Buchbinderschule geäußerte Zweifel, ob es in der kurzen Zeit von 6 Monaten möglich sei, die Schüler zum selbständigen Entwerfen zu bringen, ist durch diese Aus stellung glänzend widerlegt. Es kommt eben ganz auf den Lehrgang an, und dieser muß im vorliegenden Falle im Zeichnen sowohl als im praktischen Unterricht als vorzüglich bezeichnet werden. Das elegante Aussehen der künstlerischen Ganzleder bände, die sämtlich mit handbestochenem Kapital versehen waren, erregte die Bewunderung aller Fachleute, überhaupt muß ich die Technik als mustergiltig bezeichnen. Anerkennung ver dient auch die Durchführung gewisser Liebhaber-Regeln bei den verschiedenen Einbänden, so das Nichtbeschneiden der Bücher vorn und unten, das Beifügen der Broschüren umschläge vorn und hinten. Fast jeder dieser Schüler, von denen einige bereits im reifen Mannesalter stehen, und deren einer zum Besuche dieser Klasse eigens aus Philadelphia herübergekommen war, hatte auch etliche Pappeinbände in selbsthergestelltem Kleistermarmor papier gefertigt, und damit ganz eigenartige Wirkungen erzielt. Auch vollendete Arbeiten in Lederschnitt nnd Leder marmorierung waren ausgestellt. Weitere Auskünfte erteilt und Prospekte versendet der Dirigent Obermeister Slaby, Berlin SW ir, Großbeerenstr. 86 Königliches Kunstgewerbe-Museum Berlin. Die Sammlung des Kunstgewerbemuseums, Prinz Albrechtstraße 7, muß wegen Bauarbeiten im Lichthof bis Ende September geschlossen bleiben.