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DAPIER-VERARBEITUNG ä Buchgewerbe eeS Friedensschluß im Steindruckgewerbe Die Arbeit ist in allen Streik- und Aussperr-Städten allgemein aufgenommen. Von den 4000 Streikenden und Ausgesperrten wurden höchstens 300 wegen Mangels an vorhandener Arbeit, oder weil ihre Stellen besetzt waren, noch nicht aufgenommen. Zurzeit werden die unzureichen den Löhne unter Mitwirkung der beiderseitigen Zentral leitungen in den Streikorten Breslau, Chemnitz, Hannover und Saalfeld einer Prüfung unterzogen. Am 27. und 28. August findet die Prüfung in Saalfeld und Chemnitz, in den folgenden Tagen in Breslau und Hannover statt. Dann kommt die Reglung dieser Fragen in den Aussperrorten an die Reihe, x. Verband der Chemigraphen Deutschlands A rbeitnehmer-Verband In München fand eine von 10 Vertretern der Städte Berlin, Dresden, Düsseldorf, Leipzig, München, Stuttgart und Wien beschickte Beratung statt, welche sich vor nehmlich mit der Organisation der Gehilfen, der Tarif gemeinschaft, der Aetzmaschine und dem Gerstenlauer sehen Kombinationsverfahren beschäftigte. Die Organisationsverhältnisse der Gehilfen wurden als befriedigend bezeichnet und betont, daß zwischen Organi sation und Tarifgemeinschaft gutes Einvernehmen herrsche. Obgleich aus Leipzig auch einige Bedenken über die Tarif gemeinschaft laut wurden, liege doch kein Grund vor, gegen den Tarif zu sein, zumal dieser viel zur Gesundung des Chemigraphen-Berufes beigetragen habe. Organisation und Tarifgemeinschaft sollen auch ferner verbunden sein, und man müsse auf deren Stärkung hinarbeiten. Der Wiener Vertreter schildert Organisation und Tarifverhält nisse in Wien als gut, in Böhmen dagegen als sehr mangelhaft, daher seien auch dort die Verhältnisse im Be rufe sehr mißlich. Im Bericht über die Aetzmaschine wurden Abzüge von Klischees, welche mit Dr. Albert's Aetzstriegel geätzt waren, vorgelegt und bemerkt, daß sich diese Aetzmaschine leicht Eingang verschaffen kann. Beschlossen wurde, beim Tarif amt der Chemigraphen zu beantragen, daß nur gelernte Arbeiter des Berufes diese Maschine bedienen sollen. Ebenso wurde auch zur Frage des Gerstenlauer’schen Ver fahrens, welches eine Kombination zwischen Chemigraphie und Steindruck darstellt, beschlossen, das einschlägige Material dem Tarifamt zu unterbreiten. Die Frage, ob Steindruckarbeiten, die anläßlich des Steindruckerstreiks vielfach durch Chemigraphie hergestellt wurden, als Streikarbeit zu betrachten seien, hatte das Tarifamt der Chemigraphen verneint. Die Konferenz schloß sich mit 6 gegen 4 Stimmen dieser Auffassung an. Nach Erledigung einiger anderer Fragen wurde be schlossen, eine Zentralkommission einzusetzen, welche mit dem Hauptvorstande des Senefelder-Bundes alle wichtigen Fragen der Chemigraphen zu erledigen hat. x. Blattmetall Eigenbericht aus Fürth Der Geschäftsgang für Blattgold (echt) ist immer noch schleppend, und die Umsätze gehen infolge der Höhe verschie dener ausländischer Zölle von Jahr zu Jahr zurück. Die Industrie leidet demzufolge unter großer Ueber-Er- zeugung. Trotz verminderter Arbeitszeit und dadurch herbei geführter Einschränkung der Erzeugung hat sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage nach Blattgold nicht gebessert. Während die großen und mittleren Betriebe infolge Tarifver trages streng geregelte Arbeitszeit einhalten und hohe Löhne zahlen, wird in vielen kleinen handwerksmäßigen Betrieben über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus gearbeitet, und die in folgedessen erhöhte Erzeugung der Kleinbetriebe hebt so ziem lich die Wirkung der Betriebeinschränkung der größeren Ge schäfte auf. Daß bei solchen Zuständen die Verkaufspreise nicht mehr nutzbringend sein können, ist klar. Auch die Nachfrage für Bronzefarben und Brokate ist wenig befriedigend. Zur Zeit leidet dieser Industriezweig stark durch die Höhe der Rohkupferpreise, und es ist sehr schwierig, die Verkaufspreise des fertigen Erzeugnisses mit dem höheren Ein kauf in Einklang zu bringen. Die Auslandszölle sind sehr ver hängnisvoll und wirken auf die hiesigen und Nürnberger Betriebe äußerst ungünstig. So erheben die Vereinigten Staaten von Amerika einen Zoll von 12 Cent = 49 Pf. für das engl. Pfund. Bei dem fortwährend sinkenden Preis verhindert dieser Zoll beinahe die Ausfuhr und veranlaßt auch die Gründung von Zweigniederlassungen hiesiger Fabriken in den Vereinigten Staaten, die zukünftig dem Export dorthin stark Eintrag tun werden. Die Zollpolitik der Vereinigten Staaten begünstigt diese Unternehmen auch noch dadurch, daß dort Rohstoffe zur Bronze- und Brokatfabrikation sowie halbfertig gearbeitetes Material zur Fertigstellung drüben zollfrei zugelassen werden. Die Mehrkosten der Fabrikation drüben werden durch alldies beinahe aufgehoben. Die Aussichten für diese Industrie ver schlechtern sich also von Jahr zu Jahr, und dazu kommen noch die neuen Zolltarife. Wenn auch, soweit bis jetzt bekannt, die Schweiz und Ru mänien die Tarife für Bronzepulver etwas ermäßigt haben, so gibt dies keinen Ausschlag, weil in diesen Ländern der Ver brauch nicht groß ist. Um so verhängnisvoller aber ist es, daß Rußland, das nach den Vereinigten Staaten von Amerika unser Hauptabnehmer ist, den Eingangszoll für Bronzefarben von 3 auf 5 Rubel das Pud, also um 662/3 v. H. erhöht hat, ob gleich Bronzefarben zu den Halbfabrikaten zählen und keine inländische russische Bronzefabrikation zu schützen ist. Die Herstellung von Blattmeiall liegt hauptsächlich in den Händen der Klein- und Hausindustrie, die wieder von den großen Metallfabriken abhängt, denn diese sind für den Klein industriellen nicht nur der Lieferant des Rohstoffs sondern auch in der Hauptsache der Abnehmer des fertigen Erzeugnisses. Die Gestaltung der Verkaufspreise von Blattmetall hängt also viel fach von den Metallfabrikanten ab, und je nach Angebot und Nachfrage schwanken auch die Preise der fertigen Ware. Die Industrie arbeitet in diesen Fällen mit sehr knappem Nutzen. Das vorjährige Bestreben dieser Kreise, durch Zusammenschluß ihre Lage zu verbessern, war nur zu verständlich, und wurde auch von den Hauptverschleißern dieser Ware unterstützt. Im Anfang der Bewegung war die Vereinigung für die Schlagmetall-Fabrikanten durch Hebung der Verkaufspreise von gutem Erfolge. Dieser befriedigende Zustand konnte aber leider nicht aufrecht erhalten werden, da sich die böhmische und sächsische Konkurrenz zum Anschluß an die hiesige Vereinigung nicht bewegen ließ. Wollten die hiesigen Meister das Geschäft nach und nach nicht in die Hände dieser Konkurrenz übergehen sehen, so mußten sie sich entschließen, die Verkaufspreise zu ermäßigen. Damit sind die durch die Vereinigung erkämpften Vorteile wieder zum großen Teile verloren gegangen. Brett formen werden in der Hauptsache für die inländische Metall- papier-Industrie verbraucht. Solange diese Formen durch Hand schlägerei hergestellt wurden, gab deren Anfertigung einer großen Anzahl von Kleinmeistern regelmäßige Beschäftigung. Die Preisbewegung nach oben erstreckte sich auch auf diesen Zweig der Metallschlägerei, war für dieselbe aber verhängnisvoll des halb, weil die künstliche Höherbewertung der Brettformen zeit lich mit den Versuchen eines Teils der Metallpapier-Industrie zusammenfiel, ihren Bedarf an Brettformen durch mechanische Hämmer selbst zu schlagen. Die Bestrebungen der Metall schläger im Jahre 1904, ihre Preise zu bessern, wurden von den erwähnten Metallpapierfabriken ermuntert und unterstützt, denn