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PAPIER-ZEITUNG 2685 Nr.565 Kartenbriefe für den Ortsverkehr Zu Nr. 62 S. 2555 Der von Herrn P. Hagelberg in Berlin gelieferte gummierte und perforierte Kurzbrief ist hübsch und hat als eleganteres Billett seinen Wert. Mir scheint aber, daß, wenn es sich darum handelt, für die Ortspostkarte einen möglichst billigen Ersatz zu schaffen, die von mir in Nr. 60 S. 2477 vorgeschlagenen Kartenbriefe Beachtung verdienen. Der gummierte Kurzbrief hat überdies den Nachteil, daß Geschäftsleute, welche ihre Briefe kopieren, ihn nicht verwenden können, da der Gummi im Kopierbuch festkleben würde. Auch ist das Schließen, namentlich aber das Oeffnen eines gummierten Kurzbriefes ziemlich weitläufig, und er reißt beim Oeffnen leicht ein. Der von mir vorgeschlagene, durch eine einzuschiebende Zunge verschlossene Kartenbrief kann allerdings leicht geöffnet und gelesen werden, immerhin ist er erheblich verschlossener als eine offene Postkarte. Derjenige, der Geheimnisse mitzu teilen hat, wird ihn nicht benutzen. Die ungeheure Zahl der benutzten Postkarten beweist aber, daß das Publikum bei einem großen Teil der Mitteilungen auf Geheimhaltung keinen Wert legt. J. Schultz Dritte deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden Vergl. Nr. 58 S. 2400 Trotzdem es mit großer Genugtuung aufgenommen wurde, daß die Gruppe der graphischen Berufe auf der Ausstellung eine den übrigen Gewerben würdige Beteiligung aufwies, so wird man bei Zergliederung der Gesamtaus stellung des Buchgewerbes doch bald herausfinden, daß einzelne Zweige dieser Gruppe recht dürftig vertreten waren. Da ist vor allem der Buchdruck. Recht wenig ist auf der Ausstellung aus Typensatz hergestellt. Die Beschaffen heit dieser wenigen Erzeugnisse läßt dafür fast nichts zu wünschen übrig. Als Aussteller, deren Erzeugnisse nur aus Typenmaterial hergestellt wurden, kommen nur die beiden, im ersten Bericht schon genannten Schriftgießereien in Betracht, von denen die der Gebr. Klingspor in Offenbach a. Main die umfangreichere ist und deren Ausstellungsraum neben dem der Reichsdruckerei rücksichtlich harmonischer Uebereinstimmung des Ganzen das meiste Interesse erregt, er hat zart helle Grundfarbe, während der Ausstellungsraum der Reichsdruckerei dunkelbraun gehalten ist. Wie aus der Auszeichnungsliste hervorgeht, erhielten beide Firmen die höchste Auszeichnung, deren sich im graphischen Gewerbe nur noch der Insel-Verlag in Leipzig rühmen kann. Bei den übrigen Ausstellern sind die Erzeugnisse, welche aus schließlich durch Buchdruck hergestellt wurden, in der Minderzahl. Viele Aussteller, bei denen der Buchdruckerei betrieb überwiegt, haben lediglich Bilderdrucke gezeigt, deren Herstellung allerdings die Buchdruckmaschine zum Teil erobert hat. Von solchen Ausstellern sind vor allem zu nennen: Büxenstein & Co. in Berlin, B. G. Teubner in Dresden und Leipzig, Förster & Borries in Zwickau i. S. Trowitzsch & Sohn in Frankfurt a. O. Auch C. C. Meinhold Söhne in Dresden haben nur wenige ausschließliche Buchdruckerzeugnisse ausgestellt. Von der Firma Förster & Borries sei erwähnt, daß sie auf der an ihrem Nieder lassungsorte Zwickau zurzeit stattfindenden erzgebirgisch- vogtländischen Gewerbeausstellung sehr ausgiebig vertreten ist, wodurch ihre weniger ausgedehnte Ausstellung in Dresden, die fast nur aus Dreifarbendrucken besteht, einiger maßen erklärlich erscheint. Am reichhaltigsten im Ver hältnis zu den übrigen Erzeugnissen ist die Reichsdruckerei mit reinen Buchdruckarbeiten vertreten. Außer Pracht- und einfacheren Buchwerken kommen hier Wandkalender in verschiedenen Formaten, gelegentlich in der Reichs druckerei gedruckte Jubelfest-Diplome usw. in Betracht. Was die in der Reichsdruckerei hergestellten Bücher vor allen andern von jeher auszeichnete, ist die Ueberein stimmung in der inneren und äußeren Ausstattung; sie legt Wert darauf, daß der Einband von derselben Gediegenheit ist wie das Innere. Auch Breitkopf & Härtel in Leipzig stellen einen guten Teil reiner Buchdruckerzeugnisse aus, ebenso die Elsässische Druckerei und Verlagsanstalt vorm. G. Fischbach und die Illustrierte Elsässische Rundschau, beide inStraßburg. SiehabenmeistBücher,zumTeil illustrierte Prachtwerke ausgestellt. Bei den aus der erstgenannten Druckerei hervorgegangenen, von denen mehrere in fremder Sprache gedruckt sind, kann es jedoch nicht gutgeheißen werden, daß während bei einigen der Text in Antiqua ge setzt ist, die Titel Frakturcharakter tragen. Der farbige Kunstdruck fand in jüngster Zeit in Dresden mehr Pflege als in-Leipzig. Das Erscheinen einiger neuer Kunstanstalten in Leipzig hat dies Verhältnis mehr zum Gleichgewicht gebracht. Dürftig ist auch die Beteiligung der Schriftgießereien, und von der Papierverarbeitung hat nur eine Firma die Ausstellung beschickt. Als Grund hierfür ließe sich wohl anführen, daß es sich hier um eine Kunstgewerbeausstellung handelt, und die Erzeugnisse des Buchdrucks und der Papierverarbeitung nicht dazu zu rechnen sind. Allein man sehe sich einmal die zurzeit in Zwickau stattfindende erzgebirgisch-vogt ländische Gewerbeausstellung an, dort ist die Beteiligung seitens der graphischen Berufe nicht viel besser. Von den am Ausstellungssitz bestehenden graphischen Firmen haben sich im ganzen fünf, nicht ganz ein Drittel der Gesamtheit, von auswärtigen ungefähr vier an der Ausstellung beteiligt, während die Papierfabriken nur durch die Firma C.Th.Landmann in Lauter i.S. mit ihrem gesetzlich geschützten Papiersparapparat »Secare« vertreten sind, der sich noch die Holzstoff-, Pappen- und Luxuskartonnagenfabrik von Ernst Siegel in Falkenstein i. V. anschließt. Dagegen ist die Beschickung der in Berlin stattfindenden Allgemeinen Photographieausstellung seitens der Fabrikanten von Kunst- und Luxuspapieren, sowie von Maschinen, die für die photo graphische Industrie in Betracht kommen, sehr reichhaltig. In letzterer Beziehung handelt es sich bei der deutschen Kunstgewerbeausstellung hauptsächlich um gewerbliche Er zeugnisse, daher kommen Maschinen, welche zu deren Her stellung dienen, weniger in Betracht. Die Ausstellungen von Karl Krause in Leipzig und Rockstroh & Schneider Nachf. in Dresden-Heidenau sind Ausnahmen. Auf einer für sämtliche Gewerbezweige offenen Auf stellung bleibt manches unbeachtet, namentlich, wenn die Erzeugnisse der einzelnen Gewerbegruppen nicht in zu sammenhängenden Räumen untergebracht sind, was viel fach und zum Teil auch auf der Ausstellung in Dresden der Fall ist. Die Räume des Deutschen Buchgewerbevereins hängen allerdings miteinander zusammen, jedoch viele andere graphische Arbeiten, wie z. B. die der graphischen Abteilungen von Handwerker- und Kunstgewerbeschulen, sind in verschiedenen Räumen vermischt mit Arbeiten von Schlossern, Bauhandwerkern und dergl. ausgestellt. Ein Umstand, von dem die graphischen Gewerbe kaum angenehm berührt werden dürften, tritt auf der Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden zutage. Es ist die Gleichgiltigkeit der Aussteller für Prospekte und andere Reklamedrucksachen; während auf der Photographie ausstellung in Berlin und der Gewerbeausstellung in Zwickau i. Sachsen derartige Drucksachen bei den meisten Aus stellern anzutreffen sind und von den Besuchern reichlich mitgenommen werden, sind solche in Dresden nur bei wenigen Ausstellern vorhanden. — tz Ausstellung Nürnberg 1906 Nürnberg, io. August 1906 Die Papier-Industrie hat in der großen Sammelhalle recht geschmackvoll ausgestellt, während die Papierwaren-Industrie trotz lärmender Betriebswut leider wenig zeitgemäß vertreten ist, sodaß man sich als Praktikus besinnen müßte, darüber aus führlich zu schreiben. Wer die moderne Papierwaren-Industrie in den Großbetrieben wie Aschersleben kennt, der schleicht be trübt von dannen, wenn er unsere so fleißigen und ehrenwerten Tüten- und Beutelfabriken sich mit z. T. veralteten Erzeugnissen abmühen sieht. Wer prächtig vertreten ist, das ist die Ma schinenfabrik Augsburg mit ihrer neuesten 32er Rotations maschine, auf welcher die Abend-Ausgabe des »Fränkischen Kuriers« gedruckt wird. Das erwähne ich als Konkurrent kleinerer Gattung mit allergrößtem Vergnügen, denn was Ver stand und Scharfsinn im Rotations-Maschinenbau leisten konnte, das finden wir hier vereinigt. Die Frankenthaler Maschinen fabrik hat gute Arbeit geliefert, wandelt aber in ausgetretenen Geleisen weiter. Sonstige hervorragende Maschinenarbeit auf dem Gebiete des Buchdruckerei-Maschinenwesens ist nicht vor handen. Auf dem Gebiete der Steindruckerei-Maschinen schneidet die Firma Steinmesse & Stolberg in Würzburg ganz vorzüglich