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2366 PAPIER-ZEITUNG Nr. 57 Wachsprägung oder Bleiprägeverfahren Die Bleimatrize für galvanoplastische Zwecke hat in letzter Zeit viele Fortschritte gemacht. -An Schärfe und Identität mit dem Original sind die nach Bleimatrizen her gestellten Galvanos völlig einwandfrei. Anders urteilen viele Fachleute über die Abnützung der dem hohen Blei drucke ausgesetzten Originale, hauptsächlich der empfind lichen Holzschnitte und -Schriften, Der gewaltige Druck bei Bleiprägung erhellt ja schon daraus, daß man sich ge zwungen sah, den sukzessiven Teildruck einzuführen. Diese Tatsache sowie der hohe Kostenpunkt hält nun manche galvanoplastische Anstalt ab, zu dem sonst wünschenswerten Bleiprägeverfahren überzugehen. Sind nun die Leistungen des alten Wachsprägeverfahrens wirklich so gering, daß es unter allen Umständen verschwinden muß? In den deutschen Druckzentren liefern die an gesehensten und leistungsfähigsten Firmen mit ihrem Wachsprägeverfahren tadellose Druckplatten. In der wärmeren Jahreszeit ist darauf zu sehen, daß die Härte der Wachsmischung der erweichenden Sommertemperatur entspricht. Entsprechende Zusätze von reinem weißem Bienenwachs und Damarharz ermöglichen so harte Mischung, daß scharfe Prägungen beim nachherigen Graphitieren durch die Bürste nicht beschädigt werden. Sieht der Galvanoplastiker außerdem streng darauf, daß nicht zuviel graphitiert wird, d. h. daß so wenig wie mög lich mit der Graphitierbürste oder -maschine an der Prä gung herumhantiert wird, dann ist eine weitere Garantie für Schärfe und Identität des Galvanos gegeben. Wenig bürsten, gut leitender Graphit und peinlich sauberes Aus blasen mit kräftig wirkendem Gebläse sind notwendige Vor bedingungen. Die Größenveränderungen galvanisch ver vielfältigter Klischees sind bei Wachsprägung allerdings größer als bei Blei, da das weiche, erwärmte Wachs solche Veränderungen eher zuläßt als das kalt geprägte Blei, obwohl auch hier Größenunterschiede nicht ganz aus geschlossen sind. Bindet der Galvanoplastiker seine Wachsprägeplatte aber in Bleirahmen, so wird das »Ein gehen« der fertigen Prägung oft garnicht wahrnehmbar sein. Zum Nachweis, daß bei genauer Arbeit mit Wachs sehr wohl volle Uebereinstimmung mit dem Original er reicht werden kann, füge ich der Redaktion den Abdruck dreier Klischees bei, die ein Zinkoriginal, ein Galvano nach dem alten Wachsprägeverfahren und ein Galvano nach dem Bleiprägeverfahren darstellen. Natürlich ist die Voraussetzung zu guten Erfolgen der Wachsprägung pein lichst genaue Arbeit, dann hat das alte Wachsprägever fahren neben der Bleiprägung auch heute noch Daseins berechtigung. Georg Herdon Anschluß der Elsaß-Lothringer an den Verband der deutschen Buchdrucker. Die außerordentliche Delegierten-Versammlung des Verbandes der elsaß-lothringischen Buchdrucker in Straß burg hat in ihrer Sitzung am 8. Juli mit Zweidrittelmehrheit folgenden Beschluß gefaßt: »Der Verbandsvorstand wird beauf tragt, mit dem Vorstande des Verbands der deutschen Buch drucker sofort in Verhandlungen zu treten zwecks Anschlusses an letzteren Verband. Die außerordentliche Delegiertenversamm lung gibt dem Verbandsvorstand die weitestgehenden Vollmachten zum baldigen definitiven Abschluß dieser Angelegenheit.« Die Allgemeine photographische Ausstellung im Abgeordneten haus wurde am 15. Juli vor geladenem Publikum eröffnet. Die Ausstellung verdankt dem Verein zur Förderung der Photographie in Berlin ihre Entstehung, und der erste Vorsitzende dieser Korporation, Rittmeister a. D. Martin Kiesling, hielt die Eröffnungs ansprache. Als Ehrengäste war außer Vertretern der Behörden der Vorsitzende des Ehrenausschusses, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, erschienen. Die Ausstellung zeigt ein Gesamt bild der Photographie in allen Gebieten, wie es bisher in gleicher Vollständigkeit noch nicht geboten wurde. Das Erdgeschoß und die drei Stockwerke des Abgeordnetenhauses fassen kaum die Ausstellungsgegenstände der Berufs- und Amateurphotographen und der für die Photographie arbeitenden Industrien. Die Bild hauervereinigung des Vereins Berliner Künstler und der All gemeinen deutschen Kunstgenossenschaft beleben mit ihren Plastiken die endlosen Reihen der Lichtbildkunstwerke. Postkarten-Ausstellung. Die »Typographische Vereinigung« veranstaltet in den Räumen des Deutschen Buchgewerbehauses im Monat September 1906 eine große öffentliche Postkarten- Ausstellung. Die Ausstellung soll ein getreues Spiegelbild des jetzigen Standes der aufblühenden Postkartenindustrie geben und den Beweis erbringen, daß die Ansichtskarte tatsächlich ein künstlerisches Bildungs- und Erziehungsmittel ist. Die Ausstellung wird sich auch vorteilhaft von den bisher veranstalteten abheben, da die Karten diesmal nach Reproduktions verfahren getrennt ausgestellt werden. Die Technik jedes einzelnen Verfahrens wird in einem kleinen Führer gemein verständlich erläutert werden, damit auch das die Ausstellung zahlreich besuchende Laienpublikum sich über den Gang der Herstellung der Ansichtskarten orientieren kann, ein Umstand, der sicher von den Besuchern mit Freuden begrüßt werden wird. Da die Karten — soweit wir unterrichtet sind — auch noch in anderen größeren Städten Deutschlands zur Ausstellung ge langen, so ist hier den beteiligten Firmen Gelegenheit zu einer wirkungsvollen und wertvollen Reklame geboten. Anfragen und Sendungen sind an den 1. Vorsitzenden der »Typographischen Vereinigung« Herrn Willy Kirstein, Leipzig- Reudnitz, Kuchengartenstraße 5 II, zu richten. Umwandlung einer Buchdruckereibesitzer-Innung. Der Innungs vorstand der vereinigten Leipziger Buchdruckereibesitzer hat den Antrag gestellt, die Innung möge beschließen, daß bei der Kgl. Kreishauptmannschaft zu Leipzig die Zurücknahme der Anordnung betreffend die Errichtung einer Zwangsinnung für das Buchdruck gewerbe für den Bezirk der Stadt Leipzig beantragt werde. Nach dem die Zwangsinnung nunmehr 8 Jahre bestanden hat, ist der Vorstand der Innung zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Zwangsinnung ganz ungeeignet ist, als Grundlage und Form für die Zusammenfassung der Gewerbe zu dienen. Eine ganze Reihe von Gründen hat auch den deutschen Buchdruckerverein ver anlaßt, seine Innungsbestrebungen aufzugeben und sich auf der Grundlage eines freien Vereins eine Bezirksvereinsorganisation zu schaffen. Der Vorstand hält die Bildung eines Bezirksvereins Leipzig des deutschen Buchdruckervereins für die passendste Form einer neuen Organisation. Die Buchdruckerlehranstalt, die seiner zeit den Hauptanlaß zur Gründung und bisherigen Erhaltung der Innung gegeben hat, erscheint nicht gefährdet, da die neue Organisation alle von der Innung getroffenen Einrichtungen zur Reglung des Lehrlings- und Schulwesens übernehmen wird. Mit dieser Angelegenheit beschäftigte sich eine am 12. Juli im Buchgewerbehause abgehaltene außerordentliche Versammlung der Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer (Zwangsinnung). Schon früher hatte eine ordentliche Innungsversammlung über die Frage verhandelt, jedoch ohne zu einem Resultat zu kommen. Der Rat hatte daraufhin entschieden, daß die Frage nicht in einer ordentlichen, sondern in einer außerordentlichen Innungsver sammlung zu entscheiden sei. In der ersten außerordentlichen Versammlung muß sich eine Dreiviertelmehrheit ergeben. Da diese statutengemäße Dreiviertelmehrheit nicht vorhanden war, mußte die Entscheidung über die Auflösung der Innung bis zur nächsten Versammlung vertagt werden, in der dann ohne Rück sicht auf die Zahl der Anwesenden ein gültiger Beschluß ge faßt werden kann. Leipz. N. N. Büchertisch Muster und Berechnungen für Buchdruckereien, heraus gegeben vom Deutschen Buchdrucker-Verein, Kreis II in Köln. Heft 1. 1906. Wie berechnet und verkauft man Druck sachen? Preis des Heftes für Mitglieder 1 M., für Nicht mitglieder 2 M. Der Kreis II des Deutschen Buchdrucker-Vereins, vormals Verein rhein. - westf. Buchdruckereibesitzer, versucht durch Herausgabe einer Reihe von gedruckten Mitteilungen auf seine Mitglieder und andere Fachgenossen nachdrücklicher zu wirken, als es in den verhältnismäßig selten stattfindenden und oft schwach besuchten Kreisversammlungen möglich ist. Die leitenden Männer des Vereins geben in diesem Heft der Ueber zeugung Ausdruck, daß es möglich sei, für Drucksachen an gemessenen Preis zu erzielen, wenn nur die Fachgenossen unter sich einig sind und nicht durch Unterbietung die Preise ver derben. Die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, werden in unter haltenden Aufsätzen usw. empfohlen. Der Hauptinhalt des Heftes 1 besteht aus einer größeren Anzahl von Akzidenzdrucksachen, Postkarten, Rechnungen, Geschäftskarten, Einladungen usw., welche auf schwarzen Karton geklebt sind. Auf der gegenüberliegenden Seite des Heftes ist jeweils die Berechnung der Drucksache angegeben. Diese Bei spiele wirken erzieherisch auf diejenigen Druckereibesitzer, welche bisher in ihren Preisstellungen die Nebenspesen nicht oder ungenügend in Rechnung gezogen haben. Hoffentlich findet diese verdienstliche Arbeit guten Anklang, und werden die Unternehmer der neuen Hefte in ihrer Arbeitslust nicht er lahmen. Die Ausstattung des Heftes ist sehr gut.