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DAPIER-VERARBEITUNG Buchgewerbe Nr.103-=- Berliner Buchgewerbesaal Am 25. Dezember (Erster Weihnachtsfeiertag) bleibt der Buchgewerbesaal geschlossen. Die Kalkulation in Steindruckereien In meiner langjährigen Praxis als Kalkulator in kleinen und großen graphischen Betrieben habe ich die ver schiedenen Verfahren der Kalkulationen kennen gelernt, und dasjenige, welches ich als das beste gefunden habe und seit Jahren mit Erfolg anwende, will ich nachstehend beschreiben: Eine gute Stütze für sichere Kalkulation ist die ameri kanische Buchführung, denn das amerikanische Journal gibt eine Reihe von Konten an, deren Zahlen man zur Kalkulation braucht. Ueber die Fabrikations- und Geschäfts unkosten hat der Kaufmann bei einer anderen Buch führungsart meist wenig Klarheit. Und doch bilden gerade diese beiden Positionen gewissermaßen das Barometer des Geschäfts. Wenn in dieser geldarmen Zeit Fabrikbetriebe, die auf gesunder Grundlage aufgebaut sind, verkrachen oder liquidieren müssen, so liegt der Grund oft darin, daß sie die wirkliche Höhe ihrer Fabrikations- und Geschäfts unkosten zu wenig gekannt haben. Als sichere Unterlage für die Kalkulation sind drei ziffernmäßige Angaben nötig: die Lohnsumme, die im vergangenen Geschäftsjahr gezahlt worden ist; der Wert der in gleicher Zeit verbrauchten Roh- und Hilfsstoffe; die Summe der in gleicher Zeit für Geschäfts- und Fa brikationsunkosten verausgabten Gelder. Die Lohnsumme läßt sich an Hand der amerikanischen Buchführung leicht ermitteln, während für den Wert der verbrauchten Stoffe ein gutgeführtes Lager-Ein- und Ausgangsbuch maßgebend ist. Die Fabrikations- und Geschäftsunkosten haben ihre Konti ebenfalls im amerikanischen Journal, werden aber meistens der besseren Uebersicht halber in einem Neben buch, dem sogenannten Unkostenbuch, besonders ver zeichnet. Die Fabrikationsunkosten setzen sich zusammen aus den Ausgaben für Wasser, Gas, Elektrizität, Kohlen, Oel, Putz tücher, Reparaturen usw., also aus Ausgaben, die nur dazu da sind, um den Fabrikationsbetrieb im Gange zu halten. Die Handlungsunkosten bestehen aus folgendem: Ge hälter der Angestellten, Reisespesen, Provisionen, Frachten und Porti, Berufsgenossenschafts-, Transport-, Feuer- und Haftpflichtversicherungsbeiträge, ferner Krankenkassen- und Invaliditätsbeiträge, Steuern, Reklame, Muster, zweifelhafte Forderungen, Abzüge, Hypothekenzinsen, Abschreibungen auf Maschinen, Steine und Gebäude, also alle Unkosten, die zur Leitung des Geschäfts nötig sind. Hat man nun für jede der vorgenannten 3 Gruppen die genauen Summen festgestellt, so zählt man die Jahres- Lohnsumme mit dem Wert der im gleichen Zeitraum ver ausgabten Rohstoffe und Materialien zusammen. Löhne sind keine Unkosten, denn sie tragen zur Herstellung der zu fabrizierenden Artikel bei. Löhne und Gehälter für Angestellte, z. B. das gesamte Kontorpersonal sowie Meister, Oberdrucker, Oberlithographen, Faktoren oder sonstige Ab teilungsvorsteher, welche nicht unmittelbar bei der Er zeugung tätig sind, zählen dagegen zu den Geschäfts unkosten. Der Summe der Löhne und Rohstoffe stellt man nun die Summe der Fabrikations- und Geschäftsunkosten gegenüber, z. B.: in i^oy Verbrauch an Rohstoffen und Material 210000 M. für Arbeitslöhne 180000 „ nackte Selbstkosten 390000 M. Hierzu kommen z. B. die Fabrikations- und Geschäftsunkosten 152 000 M. so macht dies 39 v. H. der vorerwähnten 390000 M., also abgerundet 40 v. H. aus. Hiermit wäre der Unkosten-Auf schlag festgestellt, der für das neue Geschäftsjahr maß gebend ist. Diesen Satz muß der Fabrikant, dessen Bücher die vorgenannten Zahlen ergeben, zunächst auf die Roh stoff-Kosten und Löhne jeder Arbeit schlagen, wenn er den Preis aufstellt. Dann weiß er, daß die so erhaltene Summe seine Herstellungskosten darstellt. Dann muß er noch seinen Gewinn hinzurechnen. Im graphischen Ge werbe beträgt der Gewinn-Zuschlag gewöhnlich 25 v. H. auf die Selbstkosten, sodaß im Verkaufspreis 20 v. H. Rein verdienst stecken, wenn alles glatt gegangen ist. Dies kommt aber kaum vor, denn die Steindruckerei mit ihren Nebenzweigen hat in den mannigfaltigen Stadien oft große Schwierigkeiten durchzukämpfen, die sich bei der Preis- Aufstellung nicht vorhersehen lassen. Wünsche der Kunden beim Vorzeigen der Probedrucke, seien es einfache Brief bogen oder chromolithographische Plakate, lassen sich in vielen Fällen — will man die Kundschaft erhalten — nicht ablehnen, und nur selten läßt sich ein Mehrpreis für die gewünschten Aenderungen fordern. Sodann treten während der Fabrikation oft Schwierigkeiten ein, deren Bekämpfung die Herstellungskosten erhöhen. Meist ist daher der Stein druckereibesitzer froh, wenn er an dem Auftrag 10 v. H. rein verdient. Als Nachprüfer der Preisaufstellung erweisen sich die Arbeitszettel, die das Betriebspersonal bei jeder Arbeit aus füllen muß. Man spare hierbei nicht am Papier; die Zettel müssen ziemlich groß sein, damit sie nicht leicht verloren gehen. Dabei müssen die verschiedenen Arbeitsgänge vor gedruckt sein, damit es den Arbeitern leicht ist, die Ar beitszeit auszufüllen. Genaue Prüfung der vermerkten Arbeitszeiten seitens des technischen Abteilungsvorstehers ist nötig, denn die meisten Arbeiter nehmen es damit nicht genau, sei es aus Gleichgiltigkeit oder aus Furcht, zu lange an dem Stück gearbeitet zu haben. Dann müssen die Arbeitszettel genügend Raum zum Ausfüllen der ver brauchten Stoffe aufweisen und rechts eine Mark- und Pfennig-Spalte enthalten, damit man übersichtlich die Be träge für Löhne und Stoffe auswerfen kann. Ein Vergleich dieser Arbeitszettel mit der vor Eingang des Auftrages ge machten Berechnung — Praxis gegen Theorie — ist stets lehrreich und gibt manchen wichtigen Fingerzeig für spätere Fälle. Beispiele: 1. 10000 Stck. 4°-Blätter 1/2 Briefbogen, 1/2 Rechnungen, zwei farbige Lithographie (engl. Schreibschrift mit Schutzmarke) einseitig: M. Pf. 2550 Bg. fein gerippt Post 40.80 Lithographie einschl. Bleistiftskizze .... 20.— Andruck usw. 3/4 Tag 6/.— 4.50 Ueberdruck zu 4 Stck. (2 Farben) 2 Tage 6/.— 12 — Druck 2 Tage Maschine 20/.— 40.— Steinschleifen 2.— Farbe und Material 7.— Schneiden 1/2 Tag 6/.— 3.— Nachsehen und Einpacken, 1 Mädchen 1/2 Tag *1™ 1-25 13055 40 v. H. Generalunkosten 52.20 182.75 25 v. H. Aufschlag für Verdienst 4570 22845 Verkaufspreis 23 M. das Tausend 2. 5000 Chromoplakate 49X67 cm rofarbig Hochformat mit Lackierung und Blechleisten M. Pf. 2600 Bg. Chromokarton */100 zu 2 Stck. 100/.-— 260.— Lithographlekosten einschl. färb. Entwurf . 250.— Andruck usw. 41/2 Tag 6/.— 27.— 537-—