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Donnerstag, den 21. Juli 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 168 Seite 6 lukncn - zpcrai - roiki DRL., Kameradschaft Pulsnitz Die Breslau-Vorbereitungen drängen nun auch bei uns zum Abschluß. Die Wettkämpfer haben sich bemüht, ihre Lei stungen zu verbessern, die Teilnehmer der Massenaufführungen sind nun soweit, um mit Sicherheit zur Körperschule, zu Gym- mastikball- und zu Keulenübungen antreten zu können. Line letzt« Sichtung wird durchgeführt, und zwar für Turnerinnen heut« Donnerstag den 21. Juli, (Bälle und Keulen mitbringen) für Turner am Sonnabend, den 23. Juli, beides in der Vereinsturnhall« Großröhrsdorf, Beginn 20 Uhr. Inzwischen sind auch di« letzten Gau- und Kreisanordnungen so weit, daß sie den Vereinen zugängig gemacht werden können. Diesem Zwecke dient die Zusammenkunft am Sonnabend, den 23. Juli, 21 Uhr in Großröhrsdorf im „Grünen Baum", an welcher unbedingt all« in Br«slau tätigen 'Vereine durch ihren Vereinsführer oder «inen Vertreter teilnehmen müssen. Helsinki — Olympiastadt. Finnland als Gastgeber der olympischen Sportuationen. Die Zusage der finnischen Landes hauptstadt Helsinki, die Olympischen Spiele 1940 nach der Absage Japans zu übernehmen, ist überall in der Sport welt mit Freude und Genugtuung ausgenommen worden. Es stand nach den Beschlüssen des Olympischen Kongresses von Kairo zwar schon fest, daß Helsinki im Falle eines Verzichts von Japan einspringen werde. Immerhin hat aber die nach dem Entschluß Japans eingelretene Sachlage zu mancherlei Vermutungen Anlaß gegeben. Soviel ist sicher, daß die Finnen im Nahmen der ihnen gegebenen Möglichkeiten ein wahr haft olympisches Fe st ausrichten werden und sich «ls würdige Gastgeber der olympischen Sportnationen erwei sen werden. Die finnischen Sportler sind durch ihre bewunde rungswürdigen Leistungen in der ganzen Welt bekannt und haben es ehrlich verdient, auch einmal alle die Völker der Olympischen Spiele bei sich zu Gast zu haben, die bisher mit der Durchführung der Spiele beauftragt waren. Wenn auch das Programm infolge der Kürze der zur Verfügung stehen den Vorbereitungszeit etwas kleiner ausfallen wird wie etwa in Berlin oder Los Angeles, so werden doch die meisten und wichtigsten Punkte erhalten bleiben, und die Kämpfe werden nichts von ihrer Bedeutung verlieren. Helsinki, das sich be reits vor Jahren zusammen mit Rom und Tokio um die Spiele von 1940 beworben hatte, hat ein schönes Sta dion gebaut, das den Sommerspielen einen würdigen Rah men geben und vielleicht durch einen gewissen Ausbau auch noch die Möglichkeit bieten wird, alle die Zehntausende von Zuschauern aufzunehmen, die unzweifelhaft in zwei Jahren «ach Helsinki kommen werden, um die Sportnationen der Welt im Kampf um die olympischen Ehren zu sehen. Wieder in der Rhön. Vom 24 Juli bis zum 7. August veranstaltet das NS.-Fliegerkorps aus der Wasserkuppe den Rhön-Segelflugwettbewerb 1938, die 19. „Rhön*. Dieser Wettbewerb, an dem sich 60 Segelflieger als die Aus lese der Besten beteiligen werden, soll den Leistungsstand des deutschen Segelsluges zeigen, die Kameradschaft unter den Segelfliegern fördern und Anregung für die fliegerische und technische Weiterentwicklung des deutschen Segelsluges geben. Wieder deutscher Seglcrsieg. Die dritte Fahrt zur Europameisterschaft der Star-Boote in Kiel brachte wieder einen deutschen Sieg durch das Boot des Kaptl. Merten. Der andere deutsche Vertreter und Titel- Verteidiger, von Hütschler, wurde wegen Bojenberührung nicht gewertet. In der Gesamtwertung führt jetzt der Holländer Maas, während die besten deutschen Boote den 5. und 7. Platz halten. »SM Eomo-See zum Sachsenring Am Como-See, zwischen Mailand und Genua, liegt die 36 Kilometer lange Lario-Rundstrecke. Dort wurde in diesen Tagen Italiens bedeutendstes Motorradrennen ausgetragcn. Es scheint so, als ob sich die Italiener dort aus den Großen Preis von Europa für Krafträder am .7. Auaust aus dem Sachsenrina vorbereitet batten. Wer nun meint, aus dem Ergebnis von Lario eine Voraus sage für die Europameisterschaften folgern zu können, bedenke: 1. Es wurden am Como-See sämtliche Streckenrekorde gebrochen. 2. Die 250er Moto Guzzi (Sandri) war um 7 Kilome ter schneller als die 350er Moto Morini (Mangione). 3. Serafini auf derr neuen 4-Zyl. Halbliter Gilera war um 1 Kilometer schneller als Sandri. Was ist nun auf dem Sachsenring zu erwarten? Den Italienern Pagani, Alberti, Tenni und Sandri auf Moto Guzzi, Rosetti, Soprani und Martelli auf Benelli; Mangione und Lama aus Moto Morini; Aldri- ghetti und Serafini auf Gilera (4 Zyl. 500 ccmü) stehen in den einzelnen Klassen die Deutschen Meyer und Kraus auf BMW., Fleischmann, Bodmer und Hentze aus NSU, Kluge, Petruschke, Winkler und Wünsche auf DKW gegen über. Ein Abwägen dieser Gegner und ihrer Chancen wäre vielleicht jetzt nach Lario und nach dem Großen Preis der Schweiz möglich. Aus dem Nennungsergebnis für den 7. August geht aber hervor, daß die Engländer sich mit der bisher unbesiegbaren Norton zum Kampf stellen. Bir mingham meldet zwei 250er Fabrikmaschinen mit Daniell und Frith, zwei 350er Fabrikmaschinen mit White und Mellors. So stellen sich auf dem Sachsenring die besten Fahrer der Nationen auf den schnellsten Maschinen der Welt zum Kampf. Keiner kann heute ermessen, welche Flagge am 7. August auf dem Sachsenring am Siegesmast wehen wird. * Tribünen-, Promenaden und Streckenkarten sehr begehrt Ein guter Gradmesser für das Interesse, das dem Großen Preis von Europa entgegengebracht wird, ist die lebhaste Nachfrage nach Tribünen-, Promenaden- und Streckenkarten bei allen sächsischen NSKK.-Dienststellen. Die volkstümlichen Kartenpreise ermöglichen es jedem Volksgenossen, den Großen Preis am Sachsenring selbst zu erleben, noch dazu von allen größeren Bahnhöfen KdF.-Sonderzüge nach Hohenstein-Ernstthal verkehren. Harmonie von Geist und Körper Erste deutsche Sportausstcllung eröffnet. In der Breslauer Jahrhunderthalle eröffnete Reichssportführer Staatssekretär von Tschammer und Osten die erste deutsche Sportausstellung, die im Rahmen des Breslauer Turn- und Sportfestes veranstaltet wird. Oberbürgermeister Dr. F r i d r i ck unterrick den Zu- sammenhang" des deutschen" Turnwesens mit der Er hebung von 1813. Der Geist des deutschen Turnens könne nicht gedacht werden ohne die geistigen Kräfte, die Preu ßen aus dieser tiefsten Erniedrigung wieder herausgeholt hätten. Der Reichsspottführer, Staatssekretär von Tschammer und Osten, führte in seiner Eröff nungsansprache aus, wenn die früheren Sportausstellun gen lediglich Sammlungen von Gegenständen und Dar stellungen waren, die der inneren Zusammenfassung durch ein tragendes Leitmotiv völlig entbehrten, so könne dies eigentlich nicht wundernehmen. Erst nachdem der Natio nalsozialismus die Leibesübungen als ein wesentliches Erziehungs- und Bildungsmittel für das ganze Volk in das ihnen gebührende Licht gesetzt hätte, sei das Leit motiv für die Leibesübungen und vamit auch vte Mög lichkeit für eine wirklich künstlerische Sportausstellung ge geben. Die jetzt eröffnete Sportausstellung sei in dieser sA (47. Fortsetzung.) „Siehst dul — Da wirst du wohl bei mir bleiben müssen und bei unserem Jungen. Was sollten wir beide ohne dich?* „Wenn es bekannt wird," jagte sie zusammen schauernd. „Vielleicht kostete es dich die Stellung!" „Wer will mir Vorschriften machen, ob ich ein Mäd chen oder eine Witwe heiratete? Und übrigens, was geht die anderen unser Leben an? — Sind wir uns nicht selbst genug? Du und ich und der Junge? Wen brauchen wir da noch?" „Amalie!" hauchte sie, wollte die Hand nach der Schwester ausstrecken und griff ins Leere. Amalie Nowak war gegangen. i * * * Sechs Tage hatte es den Anschein, als ob oci Enget des Todes zu jeder Stunde bereit wäre, das junge Leben auf seinem Schmerzenslager zu küssen und es für immer auszulöschen. Sechs Tage wichen die Eltern nicht mehr vom Bette Ihres Einzigen. Sechs Tage lang ging Amalie Dowak mit verstelnertem Gesichte neben der Schwester her, saß am Krankenlager des Neffen und horchte in den Nach- ten an Lothars Tür, ob nicht auch ihn schon das Ge schick ereilt habe. Vergebens wartete Nora auf ein Wort oder einen Blick, der einen Schimmer von Versöhnlichkeit ver hieß. Es wurde ihr nichts. Der siebente Tag brachte eine Erleichterung im Be- ftnden des Kranken. Am Sonntag gab der Arzt eine winzige Hoffnung: „Vielleicht!" — Die Nacht zum Montag war schrecklicher als jede zu- vor. Der Minister ließ seinen Jungen nicht mehr aus dem Auge. Gegen Morgen aber, als Nora in dumpfer Betäu- bung sich über ihr Kind neigte, um dessen letzten Atem- zug zu hören, sagte Franz Herwig mit einem tiefen Aufseufzen. „Ich möchte mich so gerne nach der anderen Seite legen, Mutter!" Mit tränenüberströmten Wangen bettete sie ihn ohne jede andere Hilfe. „Wo ist der Papa?" „Hier, mein Junge! — Wir sind alle da! Auch Tante Amalie und Lothar Frobenius." „Danke!" Dann schlief Franz Herwig. Der Arzt lächelte. Das erstemal seit er an diesem Bette stand. Er drückte dem Minister schweigend die Hand und wandte sich dann an Nora: „Er wird Ihnen erhalten bleiben, Exzellenz!" ,Lch wage noch nicht zu hoffen, Herr Doktor!" „Doch, Exzellenz! Jetzt dürfen Sie es. — Nun denken Sie aber, bitte, auch an sich." Nora war nur noch ein Schatten. Schmal und durch sichtig, mit Augen, aus denen das Leid wie eine Fackel brannte. Sie glitt ihrem Gatten, der sie in das Schlaf zimmer hinüberführte, lautlos in die Arme. Amalie war behilflich, sie zu entkleiden. Still und blaß lag sie in den Kissen, mit einem Mund, der unaufbörlich von ungeweinten Tränen zuckte. Es war mehr Betäubung als Schlaf, was sie umfing. ^Findest du denn wirklich kein Wort Ler Ver- zeihnng?" fragte -er Minister die Schwägeritt, mit der er sich in den kleinen Salon zurückgezogen hatte. „Jetzt, nach zweiundzwanzig Jahren, Amalie. Du bist -och fonst so großzügig! Ich habe dich immer bewundert deshalb. — Uno gerade bei Nora verschanzt -u dich hinter eine Unversöhnlichkeit, -ie mir ganz fremd an oir ist. — Ich will meine Frau nicht verteidigen. Aber, wenn du bedenkst, daß sie das nun durch somele Jahre mit sich getragen und in dieser fürchterlichen Stunde, wo sie ohnedies schon Unmenschliches trug, noch den Mut zu einem Geständnis fand, mußt du -och wenig sten so barmherzig sein — ich will von Gerechtigkeit gar nicht sprechen — daß du sie hoffen läßt, ihr nicht ewig nachzutragen, was sie in dem Unverstand und der Leidenschaft ihrer siebzehn Jahre gefehlt hat." Es dauerte lange, bis Amalie eine Erwiderung fand: „Wenn sie mich mit Steinen beworfen hätte, würde sie mich nicht schwerer und tödlicher getroffen haben." Beziehung ein Verfucy, ein Anfang. Allem er rönne jagen, daß es schon mehr als ein Fortschritt sei. Es fei gelungen, ein so lebendiges Gebiet wie den Sport in einer technisch und künstlerisch einwandfreien sowie ausstellerisch wirksamen Form zur Darstellung zu bringen. In den deutschen Leibesübungen liege ein klar erkannter und selbstbewußter Kulturwille. Der gewaltige Bogen einer neuen deutschen Kultur könne nicht allein vom geistigen Schaffen her gebaut werden, es müsse gleichsam vom anderen Ufer, vom Ufer des Leibes aus, der Bogen cntgegcngebaut werden. In den Formationen der Bewegung wüchsen heute schon die Menschen heran, die als vom Schicksal künst-, lerisch begabte Menschen zugleich das Erlebnis der Lei besübungen besäßen, und heute schon forme politischer Wille, das völkische Bewußtsein und die geübte Kraft des Leibes den jungen deutschen Menschen. Für den neuen deutschen Menschentyp würden auch die Kunsts ler wachsen und einmal die große Brücke der deutschen Kultur vom Ufer des Geistes zum Ufer des Leibes schließen. Kirchen-Nachrichten Pulsnitz Sonnt., 24. Juli: 8,30 Uhr Abendmahl, K.; 9 Uhr Gottesdienst, K.; 10,30 Uhr Kinderlehre, K. Mittw., 27. Juli: 8 Uhr Wochenandacht, K. Lichtenberg Sonntag 8,30 Uhr vorm. Predigtgottesdienst; 9,45 Uhr Kindergottesdienst. Für Bewohner von Sperrbezirken gelten dieselben Bestimmungen wie für Versammlungen auch für den Gottesdienst. Hanvelsteil Berlin, 20. Juli. Weiter befestigt Die feste Haltung der Akiienbörse konnte sich infolge starker Rückkäufe der Börsenkundschaft fortsetzen. Trotz vor übergehender kleiner Abschwächungen kann die Gesamihaltung als fest bezeichnet werden. Vereinigte Stahl, Rheinstahl, Man nesmann, Harpener, Braunkohlen-, Chemie- und Elektrowerte batten teilweise wesentliche Kursgewinne zu verzeichnen. Stetig Mamwolle Neuyo rk (Cents per Ib) 20. Juli 19. Jult Loko—Neuyork .... 8,74 8,81 August 1938 8.60 8,67 September ..... 8,62 8,69 Oktober ..... 8,64 8,71 November . . 8,68 8,74 Dezember . . 8,73 8,78 Januar 1939 8,74 8,80 Februar 1939 8,76 8,82 März 1939 .... 8,78 8P5 April 1939 ..... 8,80 8,87 Mai 1939 8,83 8P9 Juli 1939 ..... 8,87 8,90 Zufuhr in atl. Häfen . 1000 — Zufuhr in Golfhäfen . 5 000 — Export nach England . 6000 600« Export n.b. übr. Kontinenten . 3000 5 00" Nach stetiger Eröffnung trat am Baumwollterminmarkt auf Grund der Kabelmeldungen aus Liverpool zunächst ein leichter Rückgang ein, zumal Liverpooler Häuser infolge der Preis differenzen als Abgeber am Markt« waren. Hinzu kam die unregelmäßige Haltung der Effektenbörse. Verschiedentlich wur den daher auch Sicherungsverkäufe gegen Anschaffungen in neuer Ernt« getätigt. Das Angebot war j«doch nicht besonders groß und wurde sm allgemeinen durch den Handel und die . Kommissionäre gut ausgenommen. „Ich weiß es, Amalie, und kann es dir nachfühlen. Du darfst aber nun nicht an -er Lebenden allein das Verdammungsurteil vollstrecken wollen. Rolph Wessel kamp hat entschieden die größte Schuld. Er war vier- nnddreißlg — Nora stebzchn! Er war ein an Erfah rung reifer Mann, und Nora noch ein halbes Kind, gläubig und vertrauend, das sich gar nicht voll be wußt wurde, wie verwerflich oas war, was sie tat. Un- sieh, Amalie, wie kurz ist alles gewesen! Sechs Wochen! Mit dem Bewußtsein, ein Kind unter dem Herzen zu tragen, muß sie ihn ziehen lassen. — Dann sein Tod! Der Tod des Kindes! — Ist das nicht schon genug der Buße? Genug des Leides? Mit achtzehn Jahren!" „Ja," war alles, was Amalie sagte. — * * * Vier Tage später reiste sie ab, an den Chiemsee zu Thomas Wesselkamp. Wesselkamp fühlte sich in alle Himmel des Glückes gestoben, als sie ihm so hmgebend den Mund zum Kusse bot und das Gesicht für einen Augenblick gegen seine Brust legte. Er hörte sic aufmeinen und drückte sie fest an sich. „War es so schlimm, geliebte Frau?" „Es war entsetzlich, Thomas! — Man begreift her nach nicht mehr, wie fo etwas überhaupt zu ertragen ist. — Hast du einen stillen Fleck für mich, wo ich mich ausruhen kann? Es geht nicht mehr!" Er lächelte geheimnisvoll, wie nur ein Mann lächelt, -er eine große Ueberraschung für die Fran seiner Liebe bereit hält. „Unser Heun liegt ganz versteckt. Amalie! Wir- es dir nicht zu einsam sem?^ Sie schüttelte den Kopf. Einsamkeit war gerade das, was sie suchte. Sie verzweifelte an -en Menschen. Nie mehr wurde sie das, was Nora ihr angetan hatte, aus dem Gedächtnis löschen können. Der See lag bewegungslos, blau, mit einem silbernen Dunst umsponnen. Von den Ufern her schwebte erstes Ahnen beginnender Dämmerung. Von Süden her streichelte der Föhn mit zarten Händen und machte die weite Fläche sanft erzittern. Tausend Wellen und Weilchen spranaen auf, bebten und glucksten aeheim- nisvoll gegen das Boot, das die Wasser durchschnttt. (Fortsetzung folgt.)