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NACHLESE ZUM NORDWESTSÄCHSISCHEN FUNDGUT DER VÖLKERWANDERUNGSZEIT Von Rudolf Moschkau Zu den elf Ortsfluren, die im Leipziger Raum durch Bodenfunde die Anwesen heit germanischer Siedler zur Völkerwanderungszeit belegen 1 ), sind drei wei tere, Wiederau, Kr. Borna, und Dreiskau, Kr. Borna, sowie Eythra, Kr. Leip zig, hinzugetreten, wobei die ersten beiden freilich nur mit recht bescheidenen, wenn auch kennzeichnenden Fundstücken etwas zur heimatlichen Besied lungsgeschichte des 5.-6. Jahrhunderts n. Chr. beizutragen haben. Dabei hält die Fundstelle Wiederau, 5 km nordöstlich von Pegau, sich ganz an den Be reich der hier stark besiedelten Elsteraue mit Sachsens reichstem Gräberfelde dieser Zeit auf Flur Elstertrebnitz, südlich von Pegau. Die andere Fundstelle auf Flur Dreiskau, 16 km nordöstlich von Pegau, mag insoweit noch zur Fundplatzgruppe der Elsteraue rechnen, als sie an der Gösel liegt, die als rechter Zufluß der Pleiße dem Flußnetz der Elster angehört. Andererseits liegt jedoch Dreiskau nahe dem schon im Jahre 970 erwähnten castellum Medeburu, dem heutigen Magdeborn, wo der Göselübergang die Etappe des alten Verkehrsweges von Halle-Merseburg über die Elsterfurt von Eythra- Zwenkau ostwärts zur Muldenfurt bei Grimma darstellt. Hier nun, im Mulde bereich, wären weitere Funde der Völkerwanderungszeit zu erwarten. Sie würden die Verbindung herstellen zu den anderen sächsischen Fundplätzen gleicher Zeit, die beiderseits der Elbe zwischen den Elbfurten von Merschwitz und Strehla, d. h. im Oschatz-Riesaer Raume liegen. Eine solche siedlungs mäßige Verbindung des Elstergebietes mit diesem Elbegebiet bestand noch in wenig älterer Zeit durch Fundplätze im Grimma-Wurzener Raum, wo Germanen hermundurischen Stammes im 3. und 4. Jahrhundert seßhaft waren 2 ). Für das 5. und 6. Jahrhundert läßt nun aber die Fundplatzkartierung West sachsen zwischen der Elster- und der Elbegruppe auf 60 km Erstreckung völlig siedlungsfrei und die Germanengruppe an der Elbe gänzlich isoliert erschei nen; ein fragwürdiges Bild, das man im Hinblick auf vorangegangene Sied lungsverhältnisse der lückenhaften Forschung zuschreiben möchte. Spiegelt sich doch im Fundgut, besonders der Keramik der elbansässigen Germanen, deutlich westlicher, d. h. nunmehr thüringischer Einfluß wider. Wie aber konnte ein westöstliches Kulturgefälle zur Zeit des thüringischen König- 1) Nach G. Mildenberger, Die germanischen Funde der Völkerwanderungszeit in Sachsen, in: Arbelts- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Beiheft 2, 1959. Fund karte Abb. 2, S. 16. Die vorliegende Nachlese ist als Ergänzung dieser Arbeit gedacht. 2) Hierzu G. Mildenberger, a. a. O., Abb. 1, S. 15.