DIE LEIPZIGER NOTKLIPPEN VON 1547 Von Gerhard Krug Die Belagerung von Leipzig vom 6. bis 27. Januar 1547 hängt ursächlich mit den Auswirkungen des Schmalkaldischen Bundes zusammen und liegt zeitlich am Ende des gleichnamigen Krieges. Klerikale Intoleranz, gepaart mit viel seitigem politischem Machtstreben, brachte damals unsägliches Leid über einen großen Teil der unschuldigen Bevölkerung Mittel- und Süddeutsch lands. Da gleichzeitig das für die sächsische Geschichte wichtige Ereignis des Übergangs der Kurwürde von der Ernestinischen an die Albertinische Linie als weitere Kriegsfolge eintrat, sei ein kurzer Überblick über diese Gescheh nisse gestattet. Als am 4. April 1531 unter Führung des Kurfürsten Johann von Sachsen (f 1532) und seines Sohnes Johann Friedrich (Ernestin. Linie) sowie des Landgrafen Philipp von Hessen in Schmalkalden mit anderen Fürsten und den Städten Bremen und Magdeburg ein Bund geschlossen wurde, so ge schah dies zunächst nur zur Verteidigung des neuen protestantischen Glau bens gegen die abweisende Haltung Kaiser Karls V. und seiner Anhänger. Dieser Bund wurde dann 1535 auf weitere 10 Jahre erneuert, wobei weitere protestantische Stände und verschiedene Städte, namentlich des süddeutschen Raumes, ihm beitraten. Zum Zeichen ihrer Verbundenheit ließen die beiden Bundeshauptleute, der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Land graf Philipp von Hessen 1542 bis 1546 gemeinsam Taler und deren Teilstücke, erstere geschmückt mit ihren Bildnissen (Abb. 1), ausprägen. Allmählich vermischte sich, nicht zuletzt durch die starre Haltung des Kaisers hervorgerufen, das ursprüngliche Ziel des Bundes mit politischen Erwägun gen. Als jedoch Kaiser Karl V. 1546 auf dem Regensburger Reichstag gegen die beiden Führer des Schmalkaldischen Bundes die Reichsacht ausgesprochen hatte, brach zwischen den beiden Parteien der offene Krieg aus. Er spielte sich hauptsächlich in Süddeutschland ab. Dabei gelang es dem Kaiser, dieses mit samt den abgefallenen Städten wieder für sich zu unterwerfen. Denn der Kurfürst von Sachsen mußte eiligst nach Thüringen zurückkehren, in welches sein Vetter Herzog Moritz von Sachsen (Albertin. Linie), die Gelegenheit seiner Abwesenheit benutzend, eingefallen war. Dieser Herzog Moritz, ob wohl ebenfalls protestantischen Glaubens, hielt nach wie vor treu zum Kaiser, vielleicht auch in der geheimen Hoffnung, durch sein Verhalten einen An spruch auf den Kurfürstentitel zu erwerben. Er sollte sich darin auch nicht getäuscht haben. Bereits am 17. Oktober 1546 wurde ihm der Kurfürstentitel formell übertragen’). Als schließlich der Kurfürst Johann Friedrich von Thü- 1) Rojall Tyler: Kaiser Karl V. Stuttgart 1959, S. 114.