LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
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Titel
Technische Bemerkungen zu den Spiralplattenfibeln aus Sachsen. Zur originalgetreuen Rekonstruktion der Göttwitzer Fibel und einer alten Nachbildung der Fibel von Obergurig
Die Rekonstruktion (Abb. 6) Als Material für die Rekonstruktion wurde ein Stück Bronzerundstab (92 % Cu und 8 % Sn) von 15 mm Durchmesser und 340 mm Länge gewählt. Das Ge wicht dieses kompakten Ausgangsstückes (für den eigentlichen Fibelkörper, ohne Kreuzbalkennadel 1) betrug 464 g, es wurde absichtlich ein etwas schwe res Stück genommen, weil für dieses Vorhaben noch keine Erfahrungen vor lagen. So hatte man bei eventuell entstehenden Fehlern noch Gelegenheit, die Fehlerstellen bei der Kürzung des Stabes mit auszuschalten. Mit einem Kilohammer wurde innerhalb von 12 Stunden der dicke Rundstab auf 2280 mm Länge ausgetrieben. In der Mitte wurde bis auf ein Vierkant von 5,5 mm gehämmert, aus dem nach genauer Überarbeitung das gedrehte Bügelteil hergestellt werden sollte. Nach beiden Seiten verjüngte sich dieses Vierkant bis auf 4 mm. Bis hierher waren 24 Glühphasen mit Abschrecken im kalten Wasser nötig. Gearbeitet wurde im großen, offenen Holzkohlefeuer, wo die Glüharbeit verhältnismäßig rasch vor sich ging, aber sehr schwer zu kontrollieren war. So hatten sich annähernd in der Mitte Feuerrisse gebildet, die beim Hämmern den Stab auseinanderfallen ließen. Das Werkstück war für diesen Zweck also unbrauchbar geworden (Abb. 7). Das Verfahren mußte wiederholt werden. Das neue Stück Rundbronze von derselben Art wie vorher wog diesmal 672 g und kam während des Arbeits ablaufes 27mal ins Feuer. Die Arbeitszeit bei viel größerer Sorgfalt betrug jetzt 15 Stunden, das Stück erreichte wieder dieselbe Länge und Beschaffenheit wie vorher. Von nun an kam nur noch kleines Feuer zur Anwendung, demzufolge wurde auch mehr Zeit gebraucht. Bei drei solchen Glühphasen wurde der Stab konisch, immer noch beidseitig als Vierkant, bis auf eine Länge von 3010 mm gestreckt. Bei weiteren drei Glühphasen (diesmal aber nur etappen weise) erreichte der Stab bei 3 Stunden Arbeit eine Länge von 3620 mm. Im Ausmaß war das Vierkant noch viel zu stark und der Stab noch zu schwer, deshalb wurde auf beiden Seiten (weil das Mittelstück, im Vierkant 5,5 mm, doch stehenbleiben mußte) die Länge um 505 mm gekürzt. Das Gewicht betrug nun 412 g und die Länge 2610 mm. Bei sorgfältigster Arbeitsweise, wobei an acht verschiedenen Stellen vorhandene Härte- und Maßdifferenzen durch individuelle Feuerbehandlung ausgeglichen wurden, konnte der Stab nun bei weiteren 13 Glühphasen bis auf eine Länge von 4700 mm ausgehämmert wer den. Dieser Arbeitsablauf mit seinen besonderen Schwierigkeiten ist im einzel nen schwer zu schildern, allein die behindernde Länge dieses nun sehr dünn gewordenen Stabes bedingte unvorhergesehene Schwierigkeiten. Für diesen komplizierten Abschnitt wurden 31 Arbeitsstunden benötigt. Als die Stablänge 3500 mm erreicht hatte, wurde das bis dahin peinlichst genau eingehaltene konische Vierkant schräg zur Bahn geschlagen, damit der