Volltext Seite (XML)
2. Reine Reduktionsbrände sind lediglich der Krug S.: 428/66 und der Topfrest S.: 431/66. 3. Der gesamte übrige Keramikanteil wurde bei überwiegend oxydie rendem Feuer gebrannt. 4. Hinweise auf eine erreichte Brenntemperatur geben stellenweise oberflächliche Schmauchfärbungen und Versinterungen (Salzglasuren). 5. Nach Form und Verarbeitungsweise der Irdenware zu schließen, ge hört der Fund in die Zeitspanne Mitte 14. Jahrhundert bis kurz nach 1400. Jüngste Form- und Verarbeitungselemente sind dabei an den Töpfen S.: 408/66, 425/66 und 429/66 zu finden 18 ). Die an den Krügen, Töpfen und Schüsseln geformten Randprofile widersprechen diesem pauschal angegebenen Zeitansatz nicht (Abb. 19,1 bis 17, 21 bis 24). 6. Aus der Gruppe der Irdenware müssen sechs Stücke ausgesondert werden, da sie keine reine Irdenware mehr darstellen, sondern an der Schwelle zum Steinzeug stehen bzw. technologisch Steinzeug sind. Wie bereits angedeutet, müssen uns die Fragen interessieren, woher die ses Steinzeug kommt, wo und wann es hergestellt wurde. Diese Fragen sind im Zusammenhang mit der späterhin bekannten Steinzeugproduk tion im sächsischen Raum schon oft gestellt worden. Die beiden Bodenstücke S.: 435 66 (Abb. 12,3) und 436 66 gehören mit ihren typischen Wellplattenbildungen zum rheinischen Steinzeug. Die anderen Zwickauer Steinzeugstücke haben einen glatten flachen Boden und gehören nicht dazu. Das für diesen Zeitraum in Frage kommende Steinzeug aus dem Rheinland besitzt durchweg einen Wellplattenboden. Diese Bodengestaltung besitzt dort Tradition und hängt wahrscheinlich mit der handgeformten Standbodenbildung aus ursprünglichen rund ¬ möglich, wenn der Ton lufttrocken ist. Mit diesem Trockenvorgang ist eine minimale Schrumpfung verbunden, die das Gefäß von der Unterlage leicht lösbar macht. Dazu sind unter normalen Bedingungen 24 Stunden Trockenzeit mindestens erforderlich. Die Töpfer haben, um ihre Scheibe nicht nur einmal am Tage benutzen zu können, Zwi schenscheiben aus Holz oder schrühgebranntem Ton verwendet. Eine solche Zwischen- scheibe wurde auf den Teller oder Block der Töpferscheibe fest aufgeklebt (mit fri schem Ton), darauf das Gefäß geformt und dieses mit der Zwischenscheibe vom Tel ler oder Block abgeschnitten. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum anzunehmen, daß die Töpfer, um das fertige Gefäß von der Scheibe lösbar zu machen, Sand auf die Dreh scheibe gestreut hätten. Zur Formung eines Gefäßes aus dem aufgeschlagenen (!) Ton klumpen, besonders zum sog. „Aufbrechen“, ist eine feste Haftung des Tonklumpens auf der drehbaren Unterlage erforderlich. Durch die Verwendung einer Zwischenscheibe, die mit dem Gefäß abgeschnitten wurde, bekam der Töpfer seine Scheibe sofort zur weiteren Arbeit frei. Ähnliche Beobachtungen konnte H.-J. Stoll am mittelalterlichen Material von Wei mar, Wagnergasse, feststellen: H.-J. Stoll, Die mittelalterlichen Töpfereifunde von Sondershausen/Stockhausen und Weimar, Wagnergasse, in: Alt-Thüringen 5, 1961, S. 300 f. 18) Steiler kragenartiger Rand mit Stürzenkehle, abgeschnittener Boden, große Gurt furchenzone (fast über die gesamte Bauch Wandung).