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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohor» l Die'» Zeitung erschein' täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn» und Feiertage. Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.—RM., st Haus l.lV RM. einschl.12 bez. l5Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 NM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch aus Rückzahlung des TezugspreiscS. ZeitungrauSgabe sür Abholer täglich S—6 Mir nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr t — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen find an den ErscheinungStage« bis «W» 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. GebriO« Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, P«lS«O Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; Oe Politik, Bilderdienst und den übrigen TeU Walter Mohr, PulSnitz. — D.A. H: Geschäftsstelle: Nnr Adolf-Hitler« Straße 2 — Fernruf »nr WI Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur PeröffeniMnng der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der BürgermeWr zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des FimuG- amtes zu Kamenz Nr. 255 Donnerstag, den 2. November 1939 S1 Jahrgang Das Wettecho aus die Molotow-Rede Die Westmächte werden als Angreifer gebrandmarkt Die Rede des sowjetrusfischen Außenkommissars Molo tow hat in der Weltpresse äußerst starke Beachtung gesunden. Man hebt hervor, daß Molotow die Westmächte als Angreifer gebrandmarkt habe und daß er den West demokratien ihre imperialistischen Kricgsziele eindeutig vor geworfen habe. Man beginnt auch im Auslande zu erkennen, daß die deutsch-russische Zusammenarbeit ein . usschlaggebender Faktor in der europäischen Politik ist, mit ^rm man unbedingt rechnen mutz. Italien: Verurteilung des demolratischen Krieges Die große außenpolitische Rede Molotows Hal in R o m stärksten Eindruck hinterlassen und wird als eine offene Ver urteilung des „demokratischen Krieges" be zeichnet. Die Stellen, die sich auf die gemeinsamen Friedens- ,iele Deutschlands und Rußlands beziehen sowie die Fest- steklu ng, daß das alte Polen nicht Wiedererstehen kann, finden in Italien größte Beachtung. Der „Popolo d'Iialia" steUt in Schlagzeilenüberfchrist fest, daß Molotow den von den Demokratien gewollten Krieg als verrückt und oervlecherisch bezeichnete, und zitiert die Stelle der Rede, in der Molotow erklärte, die Regierungen von England und Frankreich wollten den Krieg nicht beenden, sondern suchten neue Vorwände, um den Konflikt gegen Deutschland weiter zu betreiben. Der „Corriere della Sera" unterstreicht, daß auch Rußland ein starkes Deutschland sür notwendig halte. Belgien: Englands verbrecherischer Krieg Die belgischen Zeitungen veröffentlichen die Rede Molotows in großer Aufmachung und in langen Auszügen. In den Schlagzeilen kommt zum Ausdruck, daß die Erklärun gen Molotows in Belgien richtig verstanden wurden. „Libre Belgique" überschreibt ihre Meldung mit der Balkenüber schrift „Molotow klagt England als den Angreifer an". In der „Nation Belge" heißt es: „Molotow wirft Frankreich und England vor, den Frieden zu verwerfen. Er erklärte, daß es verbrecherisch sei, den Krieg sortzusetzen." Die „Gazzett e" schreibt: „Molotow beschuldigt Frankreich und England, einen unsinnigen und verbrecherischen Krieg zu sühreu." Holland: Gegen die Verewigung von Versailles Die Molotow-Rede steht auch im Vordergrund des Inter esses der holländischen Presse. Die Stellen der Rede werden besonders hervorgehoben, in denen Außenkommissar Molotow über das gute deutsch-russische Verhältnis spricht, und die Haltung Englands und Frankreichs geißelt. Ferner wird betont, daß nach den Worten Molotows die Beziehungen der Sowjetunion zu Deutschland aus einer völlig neuen Grund lage aufgebaut worden seien, daß die Sowjetunion gegen die Verewigung des Systems von Versailles sei und daß sie ferner ein starkes Deutschland als notwendige Vor aussetzung für einen dauerhaften Frieden in Europa ansehe. Schweiz: Ablehnung der westlichen Propaganda Die Molotow-Nedc wird von den schweizerischen Blättern sehr ausführlich wicdergegeben. Die Ueberzeu- qnng ist jetzt allgemein, daß die d e u t s ch - r u s s i s ch e Zu sammenarbeit ein ausschlaggebender Faktor der euro päischen Politik ist. Die völlige Aenderung die innerhalb weniger Monate in den Beziehungen zwischen Berlin nnd Moskau eingetrcten ist, bestärkt diejenigen Kreise in ihrer Hal tung, die für die Schweiz schon immer eine Beteiligung an den westlichen Propagandafeldzügen abgelehnt haben. Nordische Staateu: Unterstützung Deutschlands Das Bild der Stockholmer Presse ist völlig von der Rede des russischen Außenkommissars Molotow beherrscht. Die Zeitungen heben naturgemäß in erster Linie die Ausfüh rungen Molotows über die Verhandlungen mit Finnland hervor sowie die Versicherung des Außenministers, daß Ruß land nicht die Absicht habe, einen Druck aus Schweden und Norwegen auszuüben. „Stockholms Tidningen" unter streicht in der Ueberschrist, daß die Sowjetunion die Politik Deutschlands unterstützen will. „Folkets Dagblad" betont, daß Molotow die Westmächle als Angreifer gebrandmarkt habe und daß nach russischer Ansicht Deutschland als ein Eckstein des Friedens stark sein müsse. Auch in der norwegischen Presse wird vor allem Molotows vorbehaltloses Eintreten sur MuiMiano uns icine 'Anprangerung oes ungerecrnzerng- ten Krieges der Westmächte sowie ihrer imperialistischen Kriegsziele besonders hervorgehoben. Aus Molotows Erklä rung gehe eindeutig hervor, daß die Weltmächte von Rußland nichts zu erwarten hätten, dagegen eine längere Dauer des Krieges wohl zu einer energischen Haltung Rußlands führen könne. Jugoslawien: Rede gegen die Kriegstreiber Die Rede Molotows wird von den jugoslawischen Zeitungen „Politika" und „Vreme" in einer ausführlichen Fassung vcröfscnllicht. „Vreme" kennzeichnet den Inhalt der Rede durch die Schlagzeile „Molotow beschuldigt England und Frankreich, den Krieg verlängert zu haben". Die Zeitungen heben durch besonderen Druck nnd Zwischentitel vor allem die Stellen hervor, die von der deutsch-russischen Solidarität zeugen. Japan: Scharle Absage an London Die in der gesamten japanischen Presse groß aus gemachte Rede Molotows kennzeichnet die eminente Bedeu tung, die Japan diesen Ausführungen zumitzt. In Schlag zeilen hebt „Tokio Asahi Schimbun" hervor, daß die „Kriegs gründe Englands und Frankreichs höchst lächerlich" seien. Die Zeitung „Tschugai Schogio Schimpo" weist auf die Bereitschaft Moskaus zu Verhandlungen mit Japan hin. In den poli tischen Kreisen Tokios ist man von der Entschlossen heit und Klarheit der Rede Molotows stark beeindruckt. Es wird allgemein betont, daß er den Treibereien Englands und Frankreichs eine scharse Absage erteilt habe und jetzt freie Bahn sür eine schrittweise Verständigung zwischen Japan und Rußland geschafsen worden sei. Moskau: Neuer Schlag gegen die Brandstifter Die sowjetrussischen Zeitungen haben die Rede Molotows in größter Aufmachung und im Wortlaut veröffentlicht „Prawda" stellt das erneute Bekenntnis der Sowjet- regierung zur Politik der Freundschaft mit dem Deutschen Reich als den eigentlichen Wendepunkt der jüngsten Geschichte Europas in den Vordergrund und betont, die Molotow-Rede bedeute eine eindeutige Verurteilung der Kriegspolitik der Westmächle. Die „Iswestija" schreibt, die Worte „Angriff" und „A n g r e i s e r" hätten in der neuen politischen Lage Europas einen anderen Sinn erhalten. Eng land und Frankreich wollten den Krieg in die Länge ziehen. Mit „tödlichem Sarkasmus" habe der sowjetische Re gierungschef die wahren Kriegsziele der Westmächte entlarv,, die — unter der „demokratischen" Maske und unter der ver brecherischen Losung einer „Vernichtung des Hitlerismus" — nichts anderes erstrebten als die Weltherrschaft und die ungenierte Ausbeutung ihrer gewaltigen Kolonialreiche. Die Moskauer Blätter sind sich darüber einig, daß die Rede Molotows einen neuen Schlag gegen die Machenschaften der Kriegsbrandstifter be deutet. Starke Beachtung der Molotow-Rede in Lettland Riega, 2. November. Die Molotow-Rede findet auch in Lettland starke Beachtung, vor allem die S.'ellen der Rede, die sich mit Deutschland und seiner Stellung in Europa beschäftigen, ferner die Lettland besonders naheliegenden Ausführungen Molo tows über die baltischen Staaten und den letzten Zeitabschnitt der Politik Sowjetrußlands im Hinblick auf die baltischen Staaten, schließlich die Stellungnahme zu den finnisch-russischen Verhand lungen haben hier größtes Aufsehen hervorgerufen. Molotow-Rede iil das Thema für USA. Washington, 1. November. Die große Rede Molotows wird hier im Wortlaut von den Zeitungen abgedruckt. Sie machte «inen sehr starken Eindruck. Besonders gün stig wirkte sein klares Bekenntnis zur Freund» schäft mit Deutschland und seine sehr scharfe Ab lehnung der Haltung Frankreichs und Eng lands, obwohl beide offiziell erklärt hatten, sie hielten die Be setzung Ostpolens durch Rußland für gerechtfertigt. Wohl nichts hat der englischen Sache in den letzten Wochen hier mehr ge schadet, als dieser heuchlerisch« Versuch, zwischen der brutschen und der russischen Besetzung Polens zu unterscheiden, denn in Amerika, wo weite Kreise wirklich geglaubt haben, daß Eng land eine Art „Heiligenkrieg gegen den Angreifer" führe und daß es bereit sei, seine Söhne für Polens Unabhängigkeit zu opfern, war man eknfach entsetzt, als sich herausstellte, daß Chamberlain und Genossen bereit waren, einen großen Teil dieses polnischen Landes preiszugeben, nur um einen Keil zwischen Deutschland und Rußland zu treiben. In Leitartikeln und besonders in den hier zu großer Vollendung entwickelten politischen Karikaturen wurde trotz der sonst allge mein antideutschen Einstellung diese unerhörte Doppelzüngigkeit Englands klar erkannt und scharf gegeißelt. Um so stärker wirkte der Passus der Molotow-Red«, der deutlich zeigte, daß Mos kau sich durch derartig« Tricks nicht von Eng land düpieren läßt. Weniger gut wirkte seine Kritik an der hiesigen Neutralitätsgesetzgebung, da Amerika sich nicht gern bezüglich seiner eigenen Entschließungen Vorschriften machen läßt Daß seine Ausführungen aber den vernünftigen Amerikanern aus der Seele gesprochen sind, zeigt neben vielen anderen Beispielen der Leitartikel, der in sämtlichen Scripps-Howard-Blättern so eben veröffentlicht wird. Darin heißt es: „An diesem wichtigen Wendepunkt sollten wir uns erneut klar machen, daß dies nicht unser Krieg ist, daß wir in den letzten Krieg gingen, weil wie Hysterie mitidealen Zielen verwechselten, daß wir in dieser Geistesverfassung uns in einen Kampf mischten, der s«it Jahrhunderten in Europa vor sich geht — ein Kampf, den wir nicht begannen und den wir nicht zu enden verstanden, daß wir grausam enttäuscht wurden und nicht die Welt für di« Demokratie retteten, sondern nur Blutopfer brachten und uneinbring liche Forderungen erneten, daß man uns nicht einmal Dankbarkeit zeigte, daß unser einziger Gewinn diese schlechte Er fahrung war und daß wir es nur uns selbst zuzuschreiben haben, wenn wir aus dieser Erfahrung nichts lernen und daß wir der Menschheit, wenn der Frieden komm einen gro ßen Dienst nur dann erweisen können, wenn wir uns selber von diesem Krieg fernhalten." Türkei unterlchlögt wichtige Stellen der Molotow-Rede Die Rede Molotows ist von der Anatolischen Agen tur in Istanbul bisher nur zur Hälfte an Vie türkische Presse übermittelt worden. Die Agentur hat den Teil vcr Rede, in dem auch von der Türkei gesprochen wird, in ihrem Dienst nicht ausgegcben. Sowietprelle unterstreicht FreunMaft zu Deutschland Die Rede des Vorsitzenden des Nates der Volkskommissare und Außenkomnussars Molotow beherrscht die gewwie Sowjelpresse. In größter Aufmachung und in allen Zenun- gen erscheint sie im Wortlaut. Dazu bringen die Blätter eine Reihe von Artikeln und Stimmungsbildern zur Sitzung des Obersten Sowjet. „Prawda" gibt unter der Ueberschrist „Der Triumph der 183 Millionen" einen Ueberblick über die hauptsächlichen Punkte der Molotowrede. Sie stelle das erneute Bekenntnis der Sow jetregierung zur Politik der Freundschaft mit oem Deutschen Reick als dem eigentlicken Wenvepunki ver jüngsten Geschickte Europas dabei in ven Vordergrund unv betont, daß vie Molotowrede eine eindeutige Verurteilung der Kriegspolitik der Weltmächte bedeute. „Isvestiia" betoni: Mit „tödlichem Sarkasmus" habe der sowjetische Regierungschef die wahren Kriegsziele ver West- möchte entlarvt, die — unter der „demokratischen" Maske und unter der verbrecherischen Losung einer „Vernichtung des Hit lerismus" — nichts anderes erstrebten als vie Weltherrschaft unv die ungenierte Ausbeutung ihrer gewaltigen Kolonial reiche Finnland zu den Verhandlungen mit Mo^au Wie in finnischen amtlichen Kreisen verlautet, haben die Erklärungen Molotows über Rußlands Vorschläge an Finn land eine neue Lage geschaffen. DnS ffnnisckze Außenmioikte- rium teilt mit, Finnland habe ohne äußeren Einfluß altes mögliche getan, um eine Lösung zu finden, wobei die russischen Interessen in bezug aus die Sicherheit Leningrads beachtet würden. Finnland verlasse sich darauf, daß die Sowje"nnon den finnisch russischen Nichtangriffspakt respektieren wolle, der bis (inde 1945 gültig sei.