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Erscheint ! jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro - Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim. Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. MM M di- Expedition bi« B-MI. I» Uh- Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. Nr. 265 Sonntag, den 13. November 1M2. 42. Jahrgang. Bekanntmackuncr. Dienstag den 15 d. M., Einnahme der 6. Gemeinde-Anlage bei Herrn Röder, Mittwoch, 16 6. „ in der Gemeinde-Expedition. Restanten wird bedeutet, daß gegen abermaliges Außenbleiben der betr. Zahlungen da» Zwangsverfahren eingeleitct wird. Hermsdorf, den 13. November 1892. Die Ortssteue r -E in nähme daselb st. tH o n c. Gestern und heute zu wiederholtem Male wurde uns ein „Eingesandt", die Städtevereinigung betr., übersandt, das wir aber, ohne daß uns dessen Inhalt bekannt geworden, zurück- weisen mußten, weil uns der Name des Einsenders zu nennen verweigert wurde. Wir theilen dies Vorkommniß unseren Lesern mit, da wir befürchten, es könnten der Zurück weisung andere Motive untergeschoben werden. Gleichzeitig aber erklären wir uns auch ferner bereit, alle Artikel betreffs der Städtcvcreinigung, mögen sie für vdcr gegen solche sein, unweigerlich auizuuehmcn, heben aber nochmals ausdrücklich hervor, daß uns der Name des Einsenders bekannt gegeben werden muß, der unserseits dritten Personen gegenüber ver schwiegen bleibt. Ilie Gagebtatt-Aedaction. Ist die geplante Heeresvermehrung nothwendig? Diese Frage hat, wie bekannt, Fürst Bismarck verneint, und er hat auch die Gründe angegeben, weshalb er die ge plante colossale Vermehrung des Heeres nicht für nothwendig erachtet. Einen bcachtenswerthen Artikel, der sich mit dem selben Thema beschäftigt, bringen die Leipziger „Grenzbotcu". Der Artikel bietet eine vollkommene Ergänzung zu denjenigen Argumenten, welche bislang gegen die Nothwendigkeit der Militärvorlage in der Gestalt, wie sie bis jetzt bekannt gewor den ist, ins Feld geführt wurden. Das Blatt schreibt: Der Fürst bat zuerst die Bedürfnißfrage geleugnet, und zwar mit dem Hinweise darauf, daß wir doch niemals im Stande sein würden, die Kriegsstärke zweier Großmächte aus zuwiegen. Wir möchten hinzufügen, daß dies auch keine andere Großmacht außer Deutschland versucht, obwohl doch schließlich fast alle in der Lage sind, unter Umständen von zwei oder mehr Seiten zugleich angegriffen zu werden. Oesterreich thut es nicht, während cs doch 1866 gleichzeitig den Krieg an zwei Fronten zu führen hatte und in die Lage kommen kann, zu gleich gegen Rußland und eine zweite Großmacht fechten zu müssen. Auch Italien versucht es nicht, wiewohl es vielleicht noch mehr bedroht ist als Oesterreich. Frankreich hat zwar nur eine offene Front, muß aber doch auch darauf rechnen, eS mit England aufzunehmen. Ucbcrmächtige Coalitionen zu ver hindern und uns die nöthigen Bündnisse zn verschaffen, das kann niemals Aufgabe der Heeresleitung sein, das ist Sache der Diplomatie. Darnach hat Fürst Bismarck stets gehandelt, so lange er im Amte war. Er hat mit bewunderungswürdiger Kunst das rachedurstende Frankreich isolirt, er hat fast ein Jahrzehnt hindurch das Dreikaiscrbündniß aufrecht erhalten, und als dies nicht mehr möglich war, ist er 1879 nach Wien gegangen und hat den Dreibund geschlossen, der jetzt behandelt wird, als wenn er nicht cxistirte. Und welch ein Widerspruch ist es, wenn man gleichzeit die Armee „verstärken" und die zweijährige Dienstzeit einführcn will! Haben Kaiser Wilhelm, Moltke, Roon und Bismarck selbst etwa dreißig Jahre lang für ein Schattenbild gefochten, um die dreijährige Dienstzeit zu behaupten? Unter dieser Verfassung hat sich unsere Armee in drei Kriegen bewährt wie niemals eine in der neueren Zeit. Die drei Jahre Dienenden setzen sich im Wesentlichen aus zwei Classen zusammen. Die Einen sind die, die zu langsam fassen, um in zwei Jahren ausgebildet zu werden, daun aber im dritten Jahre die besten Soldaten werden. Hie Anderen wer den von den Hauptleuten zurückbchalten, weil sie besonders tüchtig sind, uin Unterofficiere aus ihnen zu machen. Nach der Vorlage würden die Dreijährigen, wie der Fürst gesagt hat, in der That zu einer Strafcvmpagnie werden. Jetzt bilden die etwa fünfundzwanzig Dreijährigen der Compagnie den Kern und Halt der Truppe, im Gefecht und namentlich auf Märschen, bei Strapazen u. s. f., und tüchtige Leute werden oft dazu verwandt, schwerfällige Rekruten besonders vorzu nehmen. Dies Element würde künftig fehlen. Diese Heeres- Vorlage würde also die Armee nur verschlechtern und geradezu wie eine chronische Krankheit wirken. Man möge doch auch bei den liberalen Parteien bedenken, daß man nicht wegen der alten Neigung für die zweijährige Dienstzeit das Heil des Vaterlandes aufs Spiel setzen darf, und die Regierung möge erwägen, daß es nienials ihre Ausgabe sein kann, die riesige Hecresverstärkung, die sie beabsichtigt, durch Zugeständnisse an liberale Partcimeinungen zu erkaufen, Zugeständnisse, die sic sclber technisch offenbar für höchst bedenklich hält, da sic die dreijährige Dienstzeit ja gar nicht vollständig abschaffen, die zweijährige nicht gesetzlich sestlegen will. Und wer bürgt uns dafür, daß unsere Gegner, wenn sie uns angreifen wollen, stets warten werden, bis die zwei Jahrgänge, die wir künftig nur habe» würden, wirklich kriegstüchtig sind? Es kann Vorkommen, daß wir im vollen Frieden sind, wenn wir im September den zweiten Jahrgang entlassen, dann haben wir im October zu nächst nur einjährig gediente Leute und Rekruten, d. h. eine Art Milizen, unter den Fahnen. Einen Kriegsfall kann man in ein paar Tagen schaffen; im Jahre 1870 dauerte cs eine Woche von der ersten Kriegsgefahr bis zur Gewißheit des Krieges. Ueberdies würde die geplante Heeresverstärkung in ganzer Ausdehnung erst in einer Reihe von vier Jahren er reicht sein, die innere Schwächung der Armee aber würde so fort wirksam werden, und schwerlich werden unsere Feinde, wenn sie angreifen wollen, so lauge warten, bis wir ganz fertig sind. Selten ist der Reichstag vor eine schwerere Ent scheidung gestellt worden, als durch diese Militärvorlage. Möchten alle Parteien nach dem Satze handeln: 8rllus reipudli- eno suprsma lex asto! und möge der warnende Rus des greisen Staatsmannes nicht deshalb unerhört verhallen, weil er den einzigen Weg eingeschlagen hat, der ihm nach seinem Urtheile und der Meinung derer, die ihn und die Verhältnisse wirklich kennen — Gott seis geklagt! — thatsächiich allein noch geblieben ist, seine wohlerwogenen Ansichten zu Gehör zu bringen, den Weg durch die Presse! Tagksgeschichte. Deutsches Reich. Unter der Ueberschrift „Die Wahrheit und ihr militärischer Nutzen" bringt das „Militärwochenblatt" einen längeren Auf satz, in dem es sich gegcu die in der letzten Zeit laut ge wordenen Vorwürfe vertheidigt. Das Blatt meint, für die uu- glücklichen Kriege, die in den letzten 100 Jahren geführt seien, lägen die Ursachen überwiegend darin, daß man entweder aus falsch verstandener Tradition oder aus falscher Sparsamkeit nicht rechtzeitig mit Anschauungen und Einrichtungen gebrochen habe, die sich überlebt hätten, ferner darin, daß man die eigene militärische Kraft zu hoch, diejenige des Feindes zu niedrig schätzte. Es könne nur ein militärisches und patriotisches Ver dienst genannt werden, vor solchen gefährlichen Wegen ein dringlich zu warnen. Es.wird hierauf festgestellt, daß zwischen den Aufsätzen im „Militärwochenblatt" „Der Zukunftskrieg und die öffentliche Meinung" und der Broschüre „Warum muß Deutschland seine Wehrmacht verstärken?" gar kein literarischer Zusammenhang bestehe, obwohl sie denselben Zweck verfolgten, und dann weiter ausgeführt, daß heut zu Tage die Rücksicht auf die Schlagfertigkeit der Feldarmee, gemessen au der Schlagfertigkeit anderer Armeen, erheische, daß wir unser Heer nicht wie im Jahre 1888 durch ältere, sondern durch jüngere Soldaten verstärkten. Jeder kriegserfahrene oder kriegs geschichtlich gebildete Officier wisse, daß der Liniensoldat oder der Reservist dein Landwehrmann an militärischem Werthe und körperlicher Leistungsfähigkeit überlegen sei. Die Ursachen hierfür seien so handgreiflich, daß sie bei gutem Wille» nicht übersehen werden könnten. Trotzdem habe das „Militär wochenblatt" diese Gründe zusammengestellt, um darauf auf merksam zu machen, daß es recht gefährlich sein würde, von der Landwehr im Kriegsfälle mehr zu erwarten, als sic factisch zu leisten im Stande fei. Nur unsern etwaigen Gegnern im nächsten Kriege könne es Vortheil bringen, daß die öffentliche Meinung sich darin gefalle, den älteren Jahrgängen unserer Wehrmacht einen größeren militärischen Werth zuzusprechen, als sie ihn nach den Erfahrungen der letzten Kriege besitze. Daß die kriegsgeschichtlichen Thatsachen nicht für besondere Brauchbarkeit der Landwehr iin Feldkriege sprächen, sobald be sondere Anforderungen an dieselbe gestellt würden, könne doch kein „Schimpf" für die Landwehr sein. Es wäre wohl ge schickter gewesen, jene in den Artikeln mitgetheilten kriegs geschichtlichen Beispiele nicht in so knapper Form wiederzugeben, aus der ganzen Absicht des Aufsatzes sei aber hervorgegangen, daß es sich nur darum gehandelt habe, statistisch-kriegsgcschicht- liches Material vorzubringen, welches die geringe Brauchbarkeit älterer Truppenformationen im Feldkriege darstellte. Es ent spreche aber nicht den Gewohnheiten und Ueberlieferungen des ..Militär-Wochenblattes", irgend einen Theil der Armee „be schimpfen" zu wollen. Daß unsere Landwehr den besten Willen habe, ihre Schuldigkeit vor dein Feinde zu thun, sei selbstver ständlich, dafür seien es deutsche Soldaten. Aber eben so selbstverständlich sei es, daß dieser gute Wille, wenn er in militärische Leistungen umgesetzt werden solle, erheblich herab- gcdrückt würde durch geringere Widerstandsfähigkeit gegen die Strapazen nnd nervenzerrüttcuden Eindrücke des Feldkricges. Am 1. ds. Mts. ist Fürst Radolin Radvlinski mit seiner Gemahlin in Konstantinopel cingetroffen und hat iin Sommer- Palais in Therapia Wohnung genommen. Einige Tage später wurde der Botschafter vom Sultan in feierlicher Audienz em pfangen. Hierzu schreibt man ans Konstantinopel: Es ist ein schweres Erde, welches Fürst Radolin übernimmt. Denn die politische^ iür Deutschland günstige Situation ain Bosporus, wie sie Herr von Radowitz bei seine»! Antritt vorfand, hat sich merklich verändert. Wenn man auch von einem Schwinden des Ansehens und des Einflusses Deutschlands bei der Pforte nicht sprechen kann, so läßt sich doch nicht leugnen, daß in Folge der Annäherung Rußlands an Frankreich ein starkes Gegengewicht geschaffen wurde. Außerdem arbeitet die Diplo matie beider Mächte mit allen möglichen Mitteln daraus hin, um Deutschland aus der Stellung, die es in zwei Jahrzehnten im Orient auf politischem, militärischem und handelspolitischem Gebiete errang, zu verdrängen. Greifbare Erfolge aus diesen Gebieten zu erzielen, wird daher dem neuen Botschafter schwerer sallen als Herrn v. Radowitz. Vorderhand kann es sich auch nur darum handeln, das Erbe des Herr» v. Radowitz zu er halten und nicht es zu vergrößern. Dieses wird hoffentlich dem Fürsten Radolin, der kein Neuling im diplomatischen Dienst des Orients ist, gelingen. Die vom Verein Berliner Kaufleute und Industrieller cinbcrufcne und am 1l. November im Kaiserhof abgchaltene öffentliche Versammlung zur Erörterung der Frage einer Berliner Ausstellung im Jahre 1895/97 hat folgende Resolution angenommen: „Die Vcrsaminlung beschließt, die Veranstaltung einer großen Ausstellung in Berlin, welche alle Zweige der kaufmännischen, industriellen, gewerblichen und künstlerischen Thätigkeit zur Anschauung bringen soll, iin Jahre 1895/97 ungesäumt in Fluß zu bringen, und beauftragt den Vorstand des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller, gemeinschaft lich mit den hierzu geeigneten Corporation«?», Vereine» und Personen das Erforderliche hierzu veranlassen, insbesondere die Zeichnung eines Garantiefonds baldmöglichst in die Wege zu leiten. Von dem heute gefaßten Beschluß ist der Magistrat unverzüglich in Kenntniß zu setzen. Königs-Wusterhausen, 11. November. Die kleine Jagd- residenH prangt seit gestern in prächtigstem Fahnen- und Guir- landen;chmuck. Der Kaiser und seine Gäste weilen in ihren Mauern. Das malerisch gelegene Städtchen und das Leben und Treiben, das sich hier entfaltet, wecken Erinnerungen aus längst geschwundenen Tagen. Die Zeiten Friedrich Wilhelms I. scheinen wieder aufgelebt zu sein; denn das epheuumrankte Schloß, das versteckt hinter uralten Platanen und Linden liegt, zeigt uns ein Bild, welches das Andenken an den „König Nim rod" wachrust. Der Kaiser, der König und Prinz Georg von Sachsen, der Erbgroßherzog von Oldenburg, Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein und Prinz Albert von Sachsen- Altenburg haben hier Wohnung genommen, um heute in der Duberow eine Jagd auf Schwarzwild abzuhalten. Jäger und