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Hohensteiner Tageblatt : 23.09.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189209232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18920923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18920923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-09
- Tag 1892-09-23
-
Monat
1892-09
-
Jahr
1892
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 23.09.1892
- Autor
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Räumlichkeiten und das Lager befunden hatten, brannte voll ständig aus. Die Bücher und Werthsachen sind aus dein Comptoir noch gerettet worden, bevor das Feuer dahin ge langte. Im Ucbrigen aber ist der Schaden insbesondere an Waaren und Wollvorräthen, trotzdem versichert ist, ein sehr bedeutender. Am Montag Nachmittag 5 Uhr, als die Queue des Fuhr- parkcs der Manövertruppcn den Ort Neumark passirten, trug sich vor Herrn Hupfers Restaurant leider noch ein tief- betrübtcr Unfall zn. Tie Bewegung in den Straßen war außerordentlich groß und als ein Marketenderwagen des 104. Regiments (Marketender Uhlig aus Chemnitz), im Be griffe stand, abzufahren und in etwas bewegtem Tempo die bezeichnete Stelle passirte, hatte der 5-jährige Sohn des Mu sikers Groß das Unglück, unter den Wagen zu kommen, so daß ihm ein Rad über den Hals ging. Der arme Knabe war nicht fowrt todt, aber er verschied noch aus den Armen des entsetzt hcrbecilendcn Vaters. Dieser traurige Abschluß mag mit durch die herrschende allgemeine Bewegung herbcigesührt worden sein, welche auch bei Erwachsenen die wachsamste Auf merksamkeit und Umsicht erheischte, aber inan kann nicht umhin, auch deu örtlichen Verhältnissen mit Schuld zu geben, da die Straße für deu insgemein dort herrschenden Verkehr zu eug ist und die den gesetzlichen Vorschriften entsprechende Breite nicht besitzt. Der Vater des angeblich durch Züchtigung seitens eines Lehrers verstorbenen Knaben Teichmann in Plauen i. B. hatte gegen den Einstellungsbeschluß des dortigen Staatsanwalts Beschwerde bei dem Gencralstaatsanwalt eingcwendet. Von letzterem ist die Beschwerde unter Billigung der Gründe des Einstellungsbeschlusses aber abgcwiesen worden. Aus Leipzig wird unterm 17. September berichtet: Von dem Schwiegersöhne Bebels, Herrn Or. Simon in St. Gallen, war in einem Artikel des Leipziger Tageblattes behauptet worden, daß er in Deutschland weder ein Abiturienteu-Exameu bestanden, noch sich den Doctortitel erworben habe, obwohl Lr. Simon thatfächlich das Abituricuteu-Examcn in Breslau ausgezeichnet bestanden und sich in Jena den „vr. plül." cmm Iuu6a" geholt hatte. Weiter war behauptet, daß Bebel selbst gesagt habe, er wüusche bei eiuer eventuelle» Erkrankung nicht von seinem Schwiegersöhne behandelt zu werden, auch waren in dem bctr. Artikel sonstige Interna der Bebel'scheu bezw. Or. Simon'schcn Familie berührt. Der Chef redakteur des Leipziger Tageblattes, Herr vr. Küchliug, übernahm die Verantwortlichkeit für den ihm cingesandten Artikel und wurde zu 200 Mark Geldstrafe uud zur Publikation des Ur thcils in dem genannten Blatte verurtheilt, nachdem die Vcr theidigung auch den Nachweis erbracht hatte, daß Dr. Simon sich durch ein fünfjähriges Studium der Medizin, sowie Ab leistung des Physikums und großen Staatsexamens in der Schweiz die volle Berechtigung zur ärztlichen Praxis er worben habe. Der Leipziger Meß- uud Marktverciu „Freundschaft" hatte am Montag nach der „Flora" eine Versammlung der Handelsleute cinbcrufen, die vou 150 Personen besucht war uud deren hanptsächlichcr Zweck es war, den Rathsbeschluß über den Ausfall der Michaelis-Messe wieder rückgängig zu machen. Die wohlwollende Absicht der Behörden wurde anerkannt, da gegen aber hervorgehoben, daß nach den einschneidenden Wirk ungen des Gesetze» über die Sonntagsruhe und nach dem Verbote der Märkte wegen der Eholeragesahr das Nichtabhalten der Messe vielen Händlern den Todesstoß versetzen müßte. Da inzwischen die Staatsregierung das allgemeine Verbot des Abhaltcus von Jahrmärkten :c. zurückgezogen hätte, so glaubte man auch iu der Michaelis-Messe keine Gefahr mehr für das öffentliche Wohl erblicken zu müfseu. Gegen die Stimmen mehrerer Socialdemokrateu, die entschieden für die behördlichen Maßnahmen eintratcn, kam ein Beschluß zu Stande, den Rath in einer Petition um die Genehmigung einer 14tägigeu Detail messe vom 2. oder 9. October ab zu ersuchen In Wurzen hatte, wie seiner Zeit gemeldet, dcrGarten- bnuverein an Kinder dortiger Schulen Pflanzen zu dem Zwecke vertyeilt, damit in den Kleinen Lust uud Liebe zum Garteubau und zur Pflege der Blume» lebendig werde. Diese Absicht ist insoweit von gutem Erfolge begleitet gewesen, als bei der am Sonntage vorgcnommenen Besichtigung der Pflanzen 20 Kinder mit Prämien ausgezeichnet werden konnten. Ueber dieses Resultat herrschte in der Bewohnerschaft große Freude. Von einem Strnßcnraube wird aus Großschönau be richtet. Ani dem Heimwege nach Jonsdorf wurde am Freitag ein 15 Jahre alter Fabrikarbeiter am sogen. Pochetcich plötz lich voii einem Unbekannten angcfallen, gewürgt, zu Bodeu ge worfen und seiner Baarschait, der in dem eben empfangenen Wochenlohne bestand, beraubt. Ehe der Bursche nur recht um Hilse schreie» konnte, war der Räuber in der Finsterniß ver schwunden. Glücklicherweise soll es geluiigcn sein, den freche» Straßenräuber zu ermitteln und in das Großschönauer Amts- gcrichtsgc'ängniß cinzulieferii. Im Earolahause zu Dresden verstarb am gestrigen Tage cm Baucrngutsbcsiyer an Milzbrand. Derselbe hatte sich einige Tage vorher beim Vergraben seiner an Milzbrand gefallenen Kuh nm Halse gekratzt und dadurch das äußerst gefährliche Gist dieser Krankheit eiugcimpft. Wir bringen diese Nachricht, nm auf s Neue zur Vorsicht zu ermahnen bei Beschäftigung mit erkranktem Vieh. Der Gendarmerie in Frohburg ist cs endlich gelungen, der Diebesbande, die schon seit einiger Zeit ihr Unwesen dort und in den Nachbarorten treibt, das Handwerk zu legen. Als Hnuptbcthciligte sind ein daselbst wohnhafter Zimmermann und ei» P'crdcknccht ermittelt und dem Königl. Amtsgericht Froh bürg zngeführt worden. Dieselbe» solle» nicht weniger als 14 verschiedene EmbruchSdicbstähle ansgesührt habe», während die Zahl der Gelegeiiheitsdiebstähle noch gar nicht festgestellt ist. Schon seit längerer Zeit wurden in den Orten Frohburg, Greifenham und Roda Spitzbübereien ausgeführt. Die Diebe hatte» cs namentlich aus die Gasthäuser und Bauernhöfe ab gesehen. In den Gasthäusern hieße» sic große Quantitäten LLem, Champagner, Cigarre» und Nahrungsmittel mitgchen, während ihnen aus deu Bauernhöfe» das Federvieh, Hand werkszeug und allerlei brauchbar Gegenstände iu die Häudc fiele». Manche Wirthschafte» sind von den Dieben mehrmals besucht wordeu. Ganze Wagenladungen voll geraubter Gegen stände wurden nach dein Amtsgericht zu Frohburg geschasst. Eiu am 19. d. M. iu Oschatz bei der Versteigerung der Mlitärpscrdc erstandener Gaul, der sofort vor einen Jagdwagcn gespannt wurde uud ziehen sollte, ging durch. Dabei wurde der Wagen gegen ein eisernes Brückengeländer geschleudert, schlug um, und der Käufer, ein Restaurateur ans Dahlen, stürzte auf das Pflaster und zog sich dabei eine ziemlich bedeutende Kopfwunde zu. Der Verletzte wurde besiuuungslos vom Platze getragen. Eagesgcschichte. Deutsches Reich. Berlin, 21. September. Wenn es wahr ist was die „Post" gemeldet hat, daß die Friedenspräsenzstärke des Heeres um 95,000 Manu erhöht werden soll, so würden hierdurch die bekannten Pläne Verdys von der Ausbildung aller wirk lich wehrfähigen Mannschaften, Pläne, deren Entwickelung im Reichstag sofort die Aufsehen erregende Verläugnung durch Caprivi zur Folge hatten, nunmehr zur Ausführung gelange» sollen, »nd zwar unter demselben Reichskanzler, der sie öffent lich von sich gewiesen hat. Im Jahre 1890 hat sich der Reichs tag mit allen gegen die Stimmen der Conservativeu in folgen dem „Beschluß" gegen diesen Vcrdy'fchen Plan auch für die Zukunft ausgesprochen: Die verbündeten Regierungen möchten Abstand nehmen von der Verfolgung von Plänen, durch welche die Heranziehung aller wehrfähigen Mannschaften zum activeu Dienst durchgesührt würde, indem dadurch dem deutschen Reich „gradezu unerschwingliche Kosten" erwachsen müßten. Durch diesen Beschluß ist in erster Linie das Centrum moralisch ge bunden, da er namentlich auf Betreiben Windthorsts gefaßt ward. Hoffentlich wird jedoch eine Militürvvrlage, die den Friedenspräsenzstand um nahezu 100,000 Mau» erhöht uud demgemäß, von deu mehrere Hundert Millionen erfordernden einmaligen Kosten ganz abgesehen, jährliche dauernde Mehr kosten von wahrscheinlich mehr als 100 Millionen Mark im Militärctat herbeiführen müßte, dem Reichstag gar nicht unter breitet werden. Sic würde die ganze politische Lage in der gefährlichste» Weise verwirre». Ära» darf daher oder muß vielmehr bis zuletzt sich der Erwartung hiiigcben, daß ei» minder kostspieliger Plan unter Einführung der zweijährige» Dienstzeit vorgciegt werde, welcher ebenfalls de» Zweck erreicht, die größere Einwohnerzahl u»d Vvlksvcrmehrung iu Deutschland in gebührender Weise unserem westlichen Nachbar gegenüber mili tärisch auszunutzen. BcachtenSwcrth ist übrigens, daß die heutige „Germania" offenbar in Fühlung mit hervorragenden CentrumS- mitglieder» ihren conservativeu Bundesgenosse» den Text liest, deren hiesige Hauptorgane, „Neichsbvtc" und Hlrcuzzeitung", wie hier bereits mitgctheilt, auf der Beibehaltung der dreijährigen Dienstzeit bestehen, daneben aber für Bewilligung hoher .Kosten summen zur Vermehrung und besseren Ausbildung des Heeres rintreten. „Mit diesem Programm," so sagt das Centrums- blatt, „würden die Couscrvativcn, und ganz mit Recht, allein stehen." Dagegen sagt die „Germania" kein Wort über die Stellung der Centrumspartei zu einer beträchtlichen Mehr forderung bei Einführung der zweijährigen Dienstzeit. Es stcht ja allerdings die Höhe dieser Mehrwrdcrung, bezw. der Vcr stärkung der Fricdcnspräsenz, wie oben angedeutct, noch nicht fest, die nächsten Wochen werde» voraussichtlich darüber Auf schluß geben. Daun wird das Studium der CeMrumsprcsfc lehrreich sciu. Berlin, 21. September. Sicherem Vernehmen nach inte- ressirt sich der Kaiser überaus lebhaft für deu Entwurf eines Reichsgcsetzes zur Bekämpfung ansteckender Krankheiten unter Menschen (Seuchengesetz). Der Kaiser hat darüber von sach verständige» Autoritäten Vortrag erfordert und über den Fort lauf der vorbereitenden Arbeiten Bericht erhalten. Die Theil- nahme an de» letztere» seitens des Professors Dr. Koch, des Generalarztes der Armee Dr. Cvlcr und einiger Rüthe des Ministeriums des Innern ist auf kaiserliche Vcrlassung zurück zuführen. Zweifellos wird das Gesetz, und zwar mit Befehlen nigung in der nächsten Reichstags-Tagung vorgclcgt werden. Dem Bundesrath dürfte der Entwurf schon bald nach seiiicm Zusammentritt zugehcn. Die Besorgniß, es möchten vou Einzel- ftaateu dem Buudesrathc gegenüber particularistische Bedenke» geäußert werden, ist schon jetzt als unhaltbar zu bezeichnen. Wen» derartige Regungen vorhanden waren, dürsten sie jetzt durch ernstliche Vorstellungen bei dcn betreffenden Staaten als beseitigt erachtet werden. Ma» hat sich schließlich überzeugt, daß der Nvthstand des Augenblickes das kräftige Eintreten der Gesetzgebung dringend erfordert. Damit entfallen also alle Be sorgnisse, daß particularistische Störungen das Zustandekommen des Gesetzes verhindern könnten. Bezüglich der Militärvorlage haben sich, wie wir be stimmt melden können, äußerlich die Tinge bisher wie folgt gestaltet: Scho» vor der letzte» Reichstagstagung lag die Ab sicht vor, dem Reichstag eine Militärvorlage zu unterbreiten. Es unterblieb dies, wie es heißt, auf Betreiben des Reichs kanzlers. Seitdem wäre die Angelegenheit dauernd Gegen stand der Bcrathung gewesen und es wären mehrere Entwürfe bereits fcstgestellt und wieder verworfen worden. Es erscheint daher gerathen, mit der Bcurtheilung der Lage in dieser Beziehung vorsichtig zu sei». Ma» sagt, die Regierung werde ihre Forderungen nicht so hoch stellen, daß sic von vvrnhcrcin cinc Ablehnung seitens des Reichstages voraussetzcu müßte. ES bestätigt sich, daß seitens des pr. CnltuSministeriumS die Weisung ertheilt worden ist, daß einstweilen die Beschriftung neuer Lehrbücher für deu Unterricht an höheren Schule» nicht erforderlich sei, sondern daß man für die Einführung neuer Lehrbücher das Bedürsniß abwartc» will, wie es sich aus der Neuordnung des höheren Schulwesen Herausstellen möchte. Darmstadt, 21. Deptembcr. Wie die Darmstädter Ztg. meldet, hat gestern die Vermählung des Prinzen Heinrich von Hessen mit der bisherigen Hofsängcrin Milena stattgcfundcn. Ter Prinz werde mit seiner Gemahlin außerhalb Hessens seimm Wohnsitz nehmen. Ein angebliches Urthcil eines deutschen Militärattaches über die französischen Manöver. Der Pariser „Clair" berichtet von ciiiem Gespräch über die Manöver, das einer seiner Mit arbciter mit dem deutschen Militärattache Major v. Schwarz- kvppen gehabt habe. Wir lassen es dahingestellt sein, ob dieses Gespräch crsundcn ist. Das Urtheil des deutschen Osficiers bewegt sich in Allgemeinheiten, wen» es auch durchgängig äußerst anerkennend gehalten ist. Der „Eclair" läßt den Major im wesentlichen Folgendes sagen: „Sie begreifen leicht, daß es mir untersagt ist, Ihne» gegenüber auf eine Kritik der großen Manöver, denen ich beigcwohnt habe, einzugehc»; aber cs ircnt mich sehr, Ihnen den allgemeinen Eindruck, den ich mitgebracht habe, mittheilen zu könne», denn er ist vortrefflich. Unter den Auge» der fremden Officiere haben die Manöver-Ereignisse sich ohne bcmcrkcnswcrthcn Zwischenfall abgespielt; wir haben die liebenswürdige Aufnahme, die uns die französische» Ossiciere u»d Bevölkerung geboten haben, sehr zu rühme». Persönlich muß ich allen danken; wir konnten aus kein höflicheres Ent gegenkommen hoffen. Die Schlachtlinic war sehr ausgedehnt; cs war uns mithin unmöglich, allen Kämpfen und Operationen beizuwohuen; aber unter der Leitung des Obersten, der mit unserer Führung beauftragt war, gingen wir überall hin, wo wir etwas Interessantes zu sehen erwarteten. Man kann sagen daß uns nichts verborgen wordeu ist. Bei dem Frühstück' welches der Kricgsmiilister uns anbot, saß ich zwischen französifchcn Officieren; ich konnte mich mit ihnen von meinen Beobachtungen unterhalten und verheimlichte ihnen nicht den tiefen Eindruck, dcn die Manöver aus mich gemacht haben. Uebrigens habe ich schon in früheren Jahren den Feldübungen bei Toulouse und im Norden beigcwohnt und kannte also aus Erfahrung die Tüchtigkeit Ihrer activen Armee. In diesem Jahre richtete sich daher meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die mit den Reserven und der Landwehr angestcllten Experimente, die im vorigen Jahre bereits in Deutschland gemacht wurden. Sie sind vollkommen gelungen. Unleugbar befehligte der General Lauth eine sehr schöne Division. Mit den Leuten, die sich seit lange aus ihren Feldern und in ihre» Werkstätten dem Heeres dienst entfremdet haben, muß mau auf peinliche Märsche ge faßt sein; aber die Leute dieser Division zeigten eine bcmerkens- werthc Widerstandsfähigkeit uud Eigcnschafteii, wie man sie von einem guten Soldaten verlangen muß. Erst iu deu letzten Tagen waren die Reserven enge mit dem activen Heere ver einigt, aber da sah ich sie am 12. September im Marsche, und sie deckten .ihre Etappe mit der größten Regelmäßigkeit und Leichtigkeit. Ich beobachtete sie sodann am 14. im Kampfe, uud ich begreife, daß der Kriegsminister sagt, mau könne aus sie wie auf die active Armee zählen. Am 15. begab ich mich aus deu linken Flügel der Armee und wohnte dem Angriff einer Division des 12. Corps gegen eine Brigade des 9. bei. Die Operationen wurde» beiderseits ausgezeichnet geleitet, und die Brigade leistete einen überraschenden Widerstand. Ich halte dafür, daß nicht nur die Soldaten, sondern auch die Ofsicicre große Eigenschaften gezeigt haben, nicht zu reden von dem General de Cools, dessen Ruf als Taktiker feststeht." Oesterreich-Ungarn. Wicu, 21. September. Wie in hiesige» Hofkreise» ver lautet, reist Kaiser Wilhelm am 9. October vou Weimar ab und trifft am 10. October vormittags hier eim Doch ist cs auch mcht ausgeschlvsscn, daß er den 10. October noch in Berlin zubringt, wie denn nichts unbedingt sestgestellt ist. Der Kaiser kommt zu privatem Besuch, jedoch nicht incognito. Während seines Aufenthalts sind kleinere Jagden in Aussicht genommen, namentlich aber auch Hof- und Privatsestlichkcite» aus Aulaß des Distanzrittes Berlin-Wien, der in die Zeit des Kaiscrbesuches fällt. Die Distanzreiter werden hier durch eine Abendgesellschaft bei Hofe geehrt werden. Auch sind für sie festliche Ausflüge »ach Kisber und ander» Gestüte» geplant. Frankreich. In einem Tagesbefehle an die Truppe» des 9. und des 12. Corps hebt der General de CovlS mit großem Lobe her vor, daß in der Nacht vom 16. auf deu 17. September vom militärischen Bahnhöfe Sillars 1100 Ofsicicre, 28,000 Man» u»d 3000 Pferde befördert morde». Der Kriegsmi»ister Hal in einem Schreiben an den Vorsitzende» des Verwaltuugs- rathes der Orlcausbah» seine Anerkennung für diese Leistung ausgesprochen. Tie „Petite Presse" erzählt folgende Manövergeschichte: „Einer der HeercStieferanten, die das 12. Corps auf seinem Marsche gegen das 9. Corps begleiteten, erhielt eines Tages in Dvrat den Besuch eines Mannes, der den Wunsch äußerte, gegen Zahlung einer (ziemlich unbedeutenden) Summe unter die Gehülfen des Lieferanten aufgcnomme» zn werde», um sich von den Manöver-Operationen Rechenschaft geben zu können. Der Vorschlag wurde angenommen, »nd einen ganzen Tag hindurch konnte der falsche Lieferanten Diener nach Belieben in der vom 12. Corps besetzten Zone umhergehcn. Er zog Erkundigungen ein, durchschuitt einige Telegraphendrähte, kurz, ging gewissenhaft seinem Spionage-Gewerbe nach. Darauf ging er ruhig von dannen und thcilte seine Beobachtungen dem Oberbefehlshaber des 9. Corps mit. Dieser „Spion", ein Lieutenant des 25. Dragcmer-RegimentS, gehörte in der That dem 9. Corps an uud war niemand anders als der Neffe des Kriegsministers de Freyciuct." Rußland. In Rußland nimmt mau die Miene an, als seien die Festlichkeiten in Genua, welche zur Abstattung des Italien längst schuldigen Gegenbesuches der französischeu Flotte benutzt wordeu, der Ausgangspunkt einer veränderten Politik des König reiches, als sei nunmehr die italienisch-sranzösische Freundschaft gesichert. Dieses günstige Ergebnis; hätte Frankreich nur Ruß land zu verdanken, durch dessen seste Politik die französische Republik wieder cvurfähig geworden. Deutschland sei darüber natürlich höchst entrüstet und gebe seinem Zorne dadurch Aus druck, daß die „Regierungspreftc" über Rußland Hersalle und dasselbe beschimpfe.' So spiegelt sich in den Köpfen der russi schen Chauvinisten die politische Lage Europas wider. Dcr maßgebende Factor ist Rußland, die deutsche Diplomatie er leidet eiuc Schlappe nach der anderen. Sie wäre froh, wenn eS ihr gelänge, die alten russischen Beziehungen wieder zu ge- wiuucn, uud die Rcgieruugsprcsse würde sogleich ihre» Ton verändern, wenn mau dieses Ziel erreichte. Diese selbstbe wußten Betrachtungen entnimmt »um dcr „Now. Wr.", wclchc densclben noch hinzusügt, daß dic russische Presse allen dcut scheu Angriffen uud Beschimpfungen mit gleichmäßiger Ver achtung zuschaue, sic brauchte dieselben nur wiederzugcben, um die russische öfseutliche Meinung aus ihrer bisherigen Ruhe auizurüttcln. Ma» vergesse i» Berlin, daß Rußland durch aus nicht auf Deutschland angewiesen sei, während das Reich dcr Hohcuzolleru, trotz dcs Dreibundes, von sich kaum das gleiche sagen könne. Mit diesen etwas mystischen Aus fällen und Drohungen hat das russische Blatt wohl die Versöhmlngsgedaukeu dcr neulich erwähnten russischen Bro schüre exemplificiren wollen. Sonst sind sic einfach uuvcr stündlich. Im Ucbrigcu wäre es gewiß loyaler und anständiger, wenn man dic angeblichcn Angriffe und Beschimpfungen dcr deutschen Regierungspreftc dcm russische» Publikum nicht vor enthielte, es würde durch dieselben sicherlich weit weniger erregt werden als durch solche Andeutungen, vielmehr erkennen, wie arg es bisher von seiner Presse belogen worden ist. Im Gegensatz zu diesem Verfahren werden wir nach wie vor alle Liebenswürdigkeiten registriren, denen wir in dcr russischen Presse begegnen. Unsere Leser sollen stets in Kcnntniß über dic im Nachbarrcich uns gcgcnübcr herrschende Stimmung er halten bleiben. Es ist nicht die Aufgabe einer dcr Wahrheit dienenden Presse, diese nach ihrem Belieben zn unterdrücke» und zu verdunkeln. Daher sei ermähnt, was der Swjet", der allerdings unter dcn panslavistischcn Hetzblättern auf den
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