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beeinflußt. Wenn ich aus der Beschäftigung mit dem Garten die Anregung empfange, einzelne Zweige der Naturwissenschaft, z. B. Meterologie und Botanck gründlicher zu stu dieren, so ist dies gewiß eine schöne Frucht des Garlens. Er erschließt mir so das große Boch der Natur, das der gute Gott uns Menschenkindern aufgeschlagen und zu lesen gegeben hat. „Gibt man jemand nur einen Felsen, er wird einen Garten daraus machen", so oder ähnlich heißt ein russisches Sprichwort. Gebt den Arbeitern und Angestellten unseres Vol kes eine Wohnung wenn auch nur mit klei nem Garten, der Nutzen und die Freuden des Gartens werden gewiß viele, wenn auch nicht alle in ihren Bann schlagen, sie ab halten, Vergnügungen und Unterhaltung in der dumpfen, rauchigen Wirtshausstube oder noch Schlimmerem zu suchen und so viel Streit, Hader und Unglück in den Familien verhüten. Schluß darum mit den großen Mietskasernen, baut Ein- höchstens Zwei familienhäuser aber mit Garten, wenn sie auch etwas mehr kosten, sie bringen es an Volksgesundheit, Familienglück und Zufrie denheit herein. Das wäre die volkswirtschaft liche, moralische und volkshygienische Seite zur Beantwortung der Frage: „Was bietet mir mein Garten?" eine staatspolitische Auf gabe von größter Bedeutung, doch geht sie über den Rahmen der gestellten Frage hinaus. Schutz den frostempfindlichen Gartengewächsen. Es ist eigentlich selbstverständlich, daß wir in unserem Garten die frostempfindlichen Ge wächse mit Beginn des ersten starken Frostes vor seiner Einwirkung schüyen, damit die Wurzeln nicht Not leiden. Oft wird ein sol cher Schutz ganz und gar vergessen, oder nicht für nötig gehalten, mitunter auch zu frühe oder in unrichtiger Weise angebracht. Eine kurze Anweisung dürfte daher ange bracht sein. Einige Blumen, wie Blumenrohr (Canna), Gladiolen, Knollenbegonien und die bekann ten Dahlien sind gleich nach dem ersten Frost aus der Erde zu nehmen, da ihre knollen artigen Wurzeln derart empfindlich find, daß sie selbst unter einer genügenden Schutzdecke erfrieren würden. Vorher schneidet man das angefrorene Kraut einige Zentimeter über dem Boden ab und gräbt die Knollen dann am besten mit einer Grabegabel vorsichtig aus. Die ausgehobenen Knollen läßt man in einem trockenen, luftigen Raume einige Tage zum völligen Abtrocknen liegen. Na ¬ mentlich gilt dies für die Knollen der Be- gon'en, die man, nachdem man sie von der anhaftenden Erde gereinigt hat, in vollstän dig trockenem Sande in kühler Stube aus bewahrt. Dagegen können die Knollen der anderen erwähnten Pflanzen im frostfreien Keller in nur ganz mäßig feuchter Erde oder ebensolchem Sand eingeschlagen werden. Noch besser tut man, sie in Torfmull einzuschichten, der sehr gut gegen Vertrocknen und Fäulnis schützt. Auch bei einigen zarien Stauden, wie z. B. Pampasgras, Bambus rohr, Eulalia u. a. ist es sehr angebracht, sie mit den Wur zeln auszuheben und im Keller einzuschlagen. Auch viele andere Stauden zeigen sich in unserm Winter recht empfindlich, namentlich dann, wenn bei stren - er Kälte die Schneedecke fehlt, die immer hin den besten Winterschutz für derartige Gewächse bildet. Da her kommt es, daß die Alpen flora in den hohen Gebirgs lagen der strengsten Winter- källe widersteht, während ihre in die Ebene verpflanzten Ver treterinnen so leicht dem Froste erliegen. In der Ebene fehlt eben häufig die Schneedecke, Fig. 2. die im Hochgebirge stets vor handen ist. Daher ist es not wendig, Alpenpflanzen und andere schutz bedürftige Stauden, zu denen auch die Ver- treler der ersten Frühlingsblumen unserer Gärten, die Stiefmütterchen, Vergißmein nicht und Gänseblümchen gehören, ent sprechend gegen Kälte zu schützen. Es ge nügt dies schon durch eine Decke aus leichten, nicht starkholzigen Fichten- und Tannenzwei gen. Bei vorübergehender milder Witterung sind jedoch die Zweige abzunehmen. Man legt sie seitwärts der Beete, um sie im Be darfsfälle immer wieder zur Hand zu haben. Wo große Blätter unserer Waldfarne zu haben sind, verwende man sie als Schutzdecke, sie sind bedeutend leichter und die Pflanzen leiden bei ihrer Anwendung weniger durch Druck. Hochstämmige Rosen, deren Stämme derart fest und steif geworden sind, daß sie sich also nicht mehr zum Boden niederlegen lassen, schützt man durch leichtes Einbinden in Nadelholzzweige, von denen man die jenigen des Wacholders vorziehen sollte. Niemals aber sollte man die Krone in Stroh oder Packleinen einbinden, da die Gefahr besteht, daß sich in dieser Umhüllung Mäuse einhllllen, die dann leicht die Kronenäste