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Erscheint: Mittwoch« und Sonnabends. Abouncmeulspreis: vierteljährlich IO Ngr. Wochenblatt Inserate, welche in Königsbrück bei Herrn Kausmann I. And. Grahl angenommen werden, sind in PuISniN bis Montags und Donnerstags Abends einzusenden. Preis der dreispalt. Corpuszeile 1 Neugr. für Mkmlj, Mnigskrück, Nadekerg, Rafiekurg, MriWulg unkt Ämgegend. Amtsblatt -cr Königlichen Gerichtsbehörden und Ler stcibtischen Dehär-en zu Pulsnitz und Königsbrück. 63 Mittwoch, den 7. August 186V. Zeitereignisse. Dresden, 3. August. Heute Mittag hat die feierliche Enthüllung des zum Andenken an Se. Majestät den höchstseligrn König Friedrich August >1. auf dem Neumarkte hierselbst errichteten NaticnaldenkmalS stattgefunden. Von dem festlich decorirten Balcone des Altstädter Rath- hauses wehten Fahnen in den sächsischen und den städtischen (schwarz- gelkyMMAben, ebenso von dem Rathhause in der Neustadt; auch waren in 'Len übrigen Straßen der Stadt, namentlich in den dem Neumarkte nächstgelegenen, viele Häuser mit Flaggen geschmückt. Der sür die Er öffnungsfeier im engeren Sinne bestimmte Naum war von Vormittags 10 Uhr an für den allgemeinen Wagenverkehr abgesperrt. Die den Fest platz umgebenden Häuser trugen einen reichen Festschmuck in Flaggen, Kränzen, Guirlanden rc. Für die Festtheilnehmer waren dem Denkmale gegenüber und zu beiden Seiten desselben geschmackvolle, reich mit Flaggen und Blumen decorirte Tribünen nebst einem Podium für die Mitwirken- den Dresdner Männergesangvereine errichtet, während dem Denkmale zu nächst, dasselbe im Halbkreise umgebend, die zur Theilnahme an der Ent hüllungsfeier als Repräsentanten der Armee commandirten Truppen- abtheilungen Aufstellung genommen hatten. Diese militärischen Deputaten bestanden aus sämmtlichen Generälen, den Regimentöcommandanten und dienstfreien Stabsoffizieren, denen sich von den auswärtigen (an der Parade nicht betheiligten) Truppen noch 29 Offiziere, 116 Unteroffiziere und 116 Mann angeschlossen hatten. Für die Mitteltribüne — aus welcher auch die Plätze für die allerhöchsten Herrschaften reservirt waren — hatten Einladungen erhalten: das diplomatische Eorps, die Hof- und Zutrittsdamen, die Staatsminister und der Minister des königl. Hauses, die Mitglieder des früheren Comitees für das Nationaldenkmal, die Di rektorien beider Kammern der Ständeversammlung, die Herren der ersten und zweiten Rangklasse (einschließlich der drei auswärtigen KreiSdirectoren und Präsidenten der Appellationsgerichte, sowie des Oberberghauptmanns, des Oberposldircctors und des Rectors der Universität) und die königl. Kammerherreu, die Kreisvorsitzenden und der Landesälteste der Oberlausitz, und die ersten Magistratspersonen der Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Plauen und Bautzen, die in Dresden anwesenden Mitglieder der ständischen Zwischendeputationen, der Künstler des Nationaldeukmals, Professor Oe. Hähnel. — Zu den beiden Seilentribüncn halten ZutrittS- karten erhalten: Vertreter der Geistlichkeit aller Eonsessionen, die Mit glieder der hiesigen Ober- und Mittelbehörden, soweit sie nicht (ver gleiche oben) aus der Mitteltribüne Plätze angewiesen erhallen, die Mit glieder des Stadtrath und der Stadtverordneten von Dresden, eine Ab ordnung der Dresdner Amtslandschaft, die Angehörigen der hiesigen könig lichen und Verwaltungs-, ingleichen der städtischen Behörden, soweit der Raum es zuließ und sic nicht schon unter anderm Titel mit Zutrittskarlen versehen waren, Vertreter der Lehrerkollegien der hiesigen öffentlichen Bildunzs- und Schulanstalten, die Vorstände der hiesigen Handels- und Gewerbckammer, die Vorstände der hiesigen Advocatenkammer und des ärztlichen und pharmaceutischen Kreisvereins, die Vorstände der hiesigen Bogenschützen- und Scheibenschützengesellschaft, die Vertreter der Tagespresse, die Innnngsvorstände rc. ' Schlag 12 Uhr erfolgte, in einem sechsspännigen Galawagen, die Ausfahrt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, nachdem kurz vorher bereits Ihre Majestät die Königin-Wittwe Marie, sowie Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, Prinz und Frau Prinzessin Georg und die Frau Herzogin von Genua nebst Ihren durchlauchtigen Kindern (der Prinzessin Margarethe und dem Prinzen Thomas) zu Wagen auf dem Festplatze eingetroffen waren. Ihre Maje stäten wurden bei Ihrer Ankunft von der Festvcrsammlung und dem, die nicht znm Fcstplatze gehörigen Räume des NeumarlteS sowie die angren zenden Straßen m dichten Massen füllenden, sowie die Fenster, ja Dächer der anstoßenden Hauser besetzt haltenden Publikum mit vielfachen, weithin schallenden Hochrufen begrüßt. Nachdem die allerhöchsten und höchsten Herrschaften Ihre auf der Mitteltribüne reservirten Plätze eingenommen, ertönte, von Instrumental musik (des Pufsholdt'schen Musikchors) begleitet, ein Gesang der versam melten Männergesangvercine (Text vom Hofrath Ackermann, Compositiou vom Cantor I. G. Müller), nach dessen Beendigung der Vorsitzende im königl. Gesammtministerium, Staatsminister t)r. von Falkenstein, vor die Mitteltribüe trat und an Se. Majestät den König folgende Worte richtete: „Ernst und wehmüthig, aber doch zugleich freudig erhebend ist der Augenblick, da ich Ew. königl. Majestät Anordnung gemäß an diesem Tage und von dieser Stelle aus dem höchstseligrn, unvergeßlichen König Friedrich August H. den Dank des Vaterlandes nachrufen soll. „Ach, wer erinnerte sich nicht des tieferschütternden Moments, als in düsterer Nacht, aus fernem Lande, aus dem Lande, in dem er Kräftigung des Körpers und Geistes zu suchen und zu finden gewohnt war, die Schmer zenskunde zu uns gelangte, „der König ist todt." „Wer erinnerte sich nicht der tiefen Trauer des ganzen sächsischen Vaterlandes, das nun demuthsvoll sich beugen mußte unter die gewaltige Hand des Herrn? Schwer gebeugt durch den plötzlichen Verlust des geliebten Bruders, aber gehoben durch festes Gottvertrauen und edles Pflichtgefühl bestiegen Ew. Majestät den verwaisten Thron, und das ganze sächsische Volk gelobte mit fester Zuversicht die Treue, die es gehalten hat auch in schwerster Zeit bis auf diesen Tag. „Aber dasselbe Volk wußte auch und weiß eS, daß es Ew. königliche Majestät Wille und des sächsischen NamenS würdig sei, nicht über der glück lichen Gegenwart die glückliche Vergangenheit zu vergessen; denn tief gegründet ist in jedem Sachsenherzen die Liebe zum gesammten angestammten Fürsten hause. „Ja dieselbe Liebe, welche einst dem ehrwürdigen König Friedrich August dem Gerechten ein Denkmal setzte, dieselbe Liebe wollte auch, daß das Bild ihres geliebten Königs Friedrich August II. den kommenden Geschlechten gegen wärtig erhalten werde; sie wollte wahr machen das damals gesprochene pro phetische Wort: „„Ich sehe im Geiste, wie zu der Enkel Zeiten ein zweites Königs- denkmal sich enthüllt;'"' sie wollte eingedenk sein der Worte, welche der geliebte König in seinem Testamente wenig Monden vor seinem Hintritt seinen Sachsen zurief: „„Allen meinen Sachsen, die ich treu geliebt, meinen Abschiedsgruß; mögen sie meiner in Liebe gedenken.-'" „Darum soll nun dieses Nationaldenkmal der Liebe, angeregt von pa triotischen Männern, aufgerichtet nach dem einmüthigcn Beschlusse der Regierung und der Stände des Landes und ausgesührt von bewährte treue Künstlerhände, vom ganzen Vaterlande dem Andenken des geliebten Königs gewidmet sein. „Soll ich sie einzeln schildern, alle die Segnungen, die ihm das Land verdankt, soll ich aufzählen, Alles was Er gcthan, erstrebt und angebahnt hat, um dauernd das Glück des Landes zu fördern? „Bin ich auch noch Einer von Denen, denen es vergönnt war, in manch' heiterer und schwerer Stunde Ihm nahe zu stehen, ich vermöchte es nicht. „Aber die Summe Seines Wirkens bezeichnet deutlich der alte Spruch: „fromm und wahrhaftig sein behütet den König, und sein Thron besteht durch Frömmigkeit." „Ja ungeheuchelte Frömmigkeit, die nicht nach Willkür Gottes Willen deutet, sondern einfach ihm vertraut, war die Grundtugend Seines Herzens und strengste Wahrhaftigkeit die Grundtugend Seines Wollens und Handelns. „Beides hat Er bewährt in Seiner ganzen Regierungszeit, die man mit Recht eine inhaltsschwere Entwickelungsperiode des sächsischen Volks- und StaatslebenS nennen kann. „Als Er in aufgeregter Zeit durch das hochherzige'Wort „Vertrauen erweckt Vertrauen" den drohenden Sturm beschwor, als Er damals die Ver fassung gab und auf ihr sortbauend und treu sie hallend, durch mannichfache Gesetze und tief eingreifende organische Einrichtungen Handel und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst, Volksbildung und wahre Freiheit förderte und so ein