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zuerst Silbergroschen geprägt (um IZoo). Auf Grund dieser Angaben ist das Gefäß in den Anfang des 15. Iakrkunderts zu setzen. Der in Abb. Z gezeigte Rrug Kat eine Höhe von 22,5 cm, einen inneren Mündungsdurchmesser von 8,5 cm, einen Bauchdurchmesser von 18,5 cm. Er ist dünnwandig und bestekt aus fein geschlämmtem Ton. Der Henkel ist abgebrochen, ebenso die Ausgußrinne, deren Ansatz noch erkenntlich ist. Bei oberflächlicher Betrachtung scheint die Gefäßwand ein mattgraues Ausseken zu haben; sorgfältigere Beobachtung ergibt jedoch deutlich als ursprüngliche Färbung einen blaugrauen Überzug, der heute stark verblaßt ist. Die Drekscheibenrillen lassen sich außen und innen leicht er kennen. Der obere Teil des Gefäßes ist reich verziert. Vier Reiben von Schlangen linien wechseln oben mit Leisten, unten mit horizontalen Furchen ab; die Leisten weisen schräge Einschnitte auf. Der Halsrand ist steil nach oben gerichtet und wird ebenfalls durch eine gekerbte Leiste abgeschlossen. Um die beiden soeben geschilderten Stücke nach ihrer Bedeutung voll würdigen zu können, erscheint es mir als notwendig, die Funde von Gerstenberg und Poppitz in die allgemeine Entwicklung der Reramik im ostmitteldeutschen Siedlungsgebiet mit cinzureihen. Beide Gefäße nehmen nämlich in dieser Entwicklung eine Sonderstellung ein. Das Augelgefäß von Poppitz weicht von den sonst während des I). Jahrhunderts im Saale-Elbe- Raum üblichen Formen erkeblicb ab. In dieser Zeit ist die Verzierung mit einigen Gchulterrillen allgemein gebräuchlich geworden^). Vlach p. Grimm, der 1HZZ einen Überblick über die Reramik des Harzgebietes gab, taucht dort dieser Schmuck um 1150 auf^). Das Poppitzer Gefäß gleicht den Abb. Z. Krug aus Leipzig-Lonnewitz (Aufn. l)r. A. Schröder). vor 1150 liegenden Formen (Stufe IIIb bei Grimm). Es gleicht auch, wie Schirmer richtig bemerkt, dem um 1165 vergrabenen Münzgefäß von Bardowick bei Lüneburgs. In Lüneburg sind um 1250, wovon ich mich IHZ8 durch den Augenschein überzeugen konnte, die Augelgefäße mit Gchulterrillen gebräuchlich *) Vgl. Kretzschmar, Leipziger Keramik, S. 157, 158; Abb. 1. l') p. Grimm, Zur Entwicklung der mittclaltcrlickcn Reramik in den Harzland- schaftc» (Zeitschrift des Harzvcreins für Geschichte und Altertum, 66. Iahrg. 1955), S. 12; Abb. I, Stufen —V. °) Zu Bardowick s. Schirmer, S. 66; Tafel XI, 1; Tafel K, 1. Vgl. auch K.Strauß, Studien zur mittelalterlichen Keramik (Mannus-Bibl. Bd. 59, 1925), S. 10, Abb. 9. Schirmer und Strauß scyen irrigerweise das Gefäß in den Anfang des 12. Jahr hunderts. E. Bahrfeldt und w. 21 ein ecke, die den Fund zuerst beschrieben (Der Barde- wiker Münzfund, 1915), nennen S. 55 zweimal ausdrücklich die Zeit nach 1162.