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EIN DEPOTFUND DER ÄLTESTEN BRONZEZEIT VON NIEDERNEUNDORF BEI GÖRLITZ Von Werner Coblenz Durch Herrn Bruno Friedland 1 ), Niederneundorf bei Görlitz, wurde uns 1948 ein reicher Bronzehortfund bekannt, der am 21. März 1948 beim Roden von Kiefern stöcken zutage gekommen war und als „verrostete Kupferringe“ bezeichnet wurde. Die Fundstelle liegt unweit des Horkaer Weges im ehemaligen Waldstück des Herrn Otto Tschendel, 100 m südwestlich der sogenannten „Dicken Eiche“ (Meßtischblatt Rothenburg: 2693; 0 16,3 S 3,4). Die Stücke wurden unter einem Kiefernstock am Abhang einer sehr kleinen Bodenerhebung gefunden. Es handelt sich im einzelnen um 4 Bronzebeile, 1 Nackenbruchstück eines solchen, 1 Doppelmeißel und 37 ösen halsringe oder Reste von solchen. Alle Stücke haben im Boden stark an Ansehnlich keit verloren und sind zum Teil sehr zerfressen. Ganz allgemein sind Quarzbestand teile und dergleichen anoxydiert. Die grüne Patina geht meist ins Braune über, wobei nicht immer auf den ersten Blick entschieden werden kann, ob es sich teilweise auch um Moorpatina oder nur um Oxydationsspuren des in den hier gefundenen Bronzen enthaltenen Eisens handelt (s. Analyse!). Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, daß die Fundstelle im sicher nicht immer sumpffreien Gelände liegt. Die Bedeutung des Fundes besteht nicht in seiner Reichhaltigkeit oder in der Häu fung der ösenhalsringe, sondern in seiner räumlichen Stellung. Die Kreise Niesky (die ehemaligen Kreise Görlitz und Rothenburg) und Hoyerswerda — also die Ost- und Nordostkreise des heutigen Landes Sachsen, die gleichzeitig die östlichen und nördlichen Nachbarn des fundreichen Bautzner Gebietes bilden — sind nach den bis herigen Forschungen in der ältesten Bronzezeit fast fundleer 2 ). Ganz im Gegensatz dazu steht der Reichtum der Bautzener Gegend an Bronzedepots dieser Stufe 3 ) und auch an reichen Grabausstattungen. Die bisher einzigen Metallfunde stammen ohne genauere Fundunterlagen aus dem Kreis Hoyerswerda 4 ). Es handelt sich dabei um zwei massive Oberarmringe mit verjüngten Enden. Beide Stücke zeigten einen Kupfergehalt von 95,5 und 98 %. Zinn fehlte vollkommen. Unser neuer Fund ist damit das erste größere und vor allen Dingen das erste im Fund zusammenhange gesicherte Depot vom Beginn der Bronzezeit (Tafel 8 und 9). Im folgenden sollen die Einzelstücke beschrieben werden 5 ): Flaches Bronzerandbeil mit gerundetem Nacken und stark verbreiterter und kräftig gerundeter Schneide. Bahn läuft nach dem Nacken zu spitz aus, Ränder schmal und niedrig, Schneide stark beschädigt, am Nacken auf einer Seite annähernd runder, etwa 0,2 cm tiefer Einschlag (Durch messer 0,65 cm). Braun patiniert, stellenweise dunkelgrün, etwas blasig, zerfressen. Maße: Größte Länge 11,9cm; größte Breite 4,75 cm (= Schneidenlänge); mittlere Bahnbreite 2,7 cm; größte Dicke 1 cm(mit Rändern); 0,7 cm (ohe Ränder). Gewicht 156,5g. S.: 27/49.(Abb.l). 1) Herrn Friedland verdanken wir auch die Aufzeichnungen, eine gemeinsame Begehung der Fund stelle und die Möglichkeit der Inventarisierung, Zeichnung und Aufnahme der Fundstücke im Landes ¬ museum. 3) O. F. Gandert, Altschlesien 6, 1936, 183 ff., derselbe, Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie, Urgeschichte und Volkskunde der Preu ßischen Oberlausitz V, 1938 (Festschrift) 57 ff., H. A. Schultz, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Kreises Görlitz, 1940 (= Jahres hefte VI), 21 ff. 3) J. Frenzel, Festschrift zur 25-Jahrfeier der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen, 1926, 17 ff., 24 ff. 4) A. a. O. 46; Altschlesien 6, 1936, 183; Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie, Urgeschichte und Volkskunde der Preußischen Oberlausitz V, 1938, 68. 6 ) Die Bezeichnung S.: ... entspricht der Landesinventarnummer für Sachsen.