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DAS MÜNZGEFÄSS VON PUSCHWITZ Von Werner Coblenz Da die 1943 geplante Veröffentlichung münzdatierter sächsischer Keramik nicht zustande kam und der Puschwitzer Fund hier in seiner Gesamtheit vorgelegt werden soll, folgt die kurze Bekanntgabe des Münztopfes (Tafel 30). Es soll dabei auf weitere formvergleichende Betrachtungen verzichtet werden, um anderen einge leiteten Arbeiten nichts vorwegzunehmen. Die Beschreibung des weiten flaschen förmigen Gefäßes ist kurz zu umreißen: Der verhältnismäßig breite Boden ist ein wenig eingezogen, der kugelförmige Gefäßkörper geht mit leichtem Absatz in einen an der Mündung verhältnismäßig engen Kegelhals über. Die Lippe ist rundlich. Drehscheibenarbeit. Schmale Gurtspirale mit mehr als neun Windungen von der Schulter bis unter den größten Gefäßumfang. Bodenkreuz aus zwei rechtwinklig zueinander stehenden niedrigen Leisten, einer sehr schmalen und einer stärkeren, die beide nach den Enden zu spitz auslaufen. Gut erhalten. Beschädigung nur durch Sprünge und Absplitterung. Hellbraun, graubraun gefleckt. Ziemlich dicker geglätteter Überfang. Hart gebrannt. Mit Sand gemagert. Maße: Höhe 13,25—13,35 cm; Mündungsdurchmesser 5,7—5,8 cm; Halsansatz-Durchmesser 8,3 cm; größte Weite 14,55—14,7 cm; Bodendurchmesser 10,2—10,3 cm; Wandstärke 0,6 bis 1,0 cm; Bodendicke 0,85—0,90 cm. Fassungsvermögen 1070 ccm (Maße nach H. Dengler t). Museum Bautzen (S.: 487/42). Tafel 30. Durch die Münzdatierung auf 1150 steht uns mit dem oben beschriebenen Gefäß wieder ein Baustein zur Feingliederung der spätslawischen Keramik zur Verfügung. Leider ist nun unsere Gefäßform nicht eine in ihrer räumlichen Umgebung übliche. Ebenso macht die Zuweisung zu dem Typ der „Böhmischen Flasche“ 1 ) einige Schwierigkeiten, da zumindest die Kragenbildung des Randes vollkommen fehlt. Es gibt sicher Verbindungen zu den Zylinderhalsgefäßen wie Litten 2 ) oder in der Form des Gefäßkörpers zu Typen wie Schechowitz 8 ), wie überhaupt die plumpe Gefäßform in Slaw. III oft erscheint. Die weite Spiralgurtung (mit schmalen Gurt rinnen) ist in der Oberlausitzer spätslawischen Gruppe 4 ) sehr häufig und neuerdings durch einen weiteren münzdatierten Gefäßfund mit der sicheren Zeitangabe um 1130 faßbar 5 ). Die weite Spiralgurtung mit wenig Windungen in einer begrenzten Zone auf Schulter und Bauch kennzeichnet die Oberlausitzer Spätgruppe, die von Knorr all gemein ins 12. Jahrhundert gesetzt wurde 6 ). Das Bodenkreuz als weiteres Kenn zeichen unseres Gefäßes soll nur nochmals kurz erwähnt werden, da es wiederum in einer starken Häufung in der Oberlausitzer Spätgruppe vorkommt'). Hier treten die Bodenzeichen in den mannigfachsten Formen und Kombinationen auf. Trotzdem ist unser einfaches Kreuz keine Seltenheit 8 ). Die schon Knorr aufgefallene Überein stimmung der Verbreitung von Gurtung und Bodenzeichen wird hier an einem ein zigen Stück nochmals bestätigt. 1) Etwa H. A. Knorr, Die slawische Keramik zwischen Elbe und Oder, 1937, Tafel 9; .1. Schranil, Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens, 1928, Tafel LXVH, 18 und 26. Einsicht in die neueren slawi schen Keramikarbeiten war leider nicht möglich. 2) W. Frenzel, Bilderhandbuch zur Vorgeschichte der Oberlausitz, 1929, Abb. S. 124 oben; — ders., Vorgeschichte der Lausitzen, 1932, Tafel 32,14; — Knorr, a. a. 0., Tafel 4, 7; verwandt damit Tafel 3 Ilb. 3) W. Frenzel, Bilderhandbuch, S. 130, Abb. oben. *) Zum Beispiel W. Frenzel, Bilderhandbuch, S. 125, Abb. oben links und rechts; — ders., Vor geschichte der Lausitzen, Tafel30 unten 4, 7 und 9; Tafel 31, 1, 2, 7 und 8; Tafel 32, 4, 6, 8, 9, 14 und 17. — Knorr, a. a. 0., Tafel 3 11b und c; u. a. nt. ) Kaschwitz, Kreis Kamenz; Veröffentlichung in Vorbereitung. °) Zum Beispiel Knorr, a. a. 0., 69 und 67, Abb. 43. ’) Knorr, u. a. 0., 101. 8) Zum Beispiel Coblenz b. Bautzen (doppeltes Kreuz): Frenzel, Bilderhandbuch 116, Abb. oben; ders., Vorgeschichte der Lausitzen, Tafel 33 unten. — Köpenick; Knorr, a. a. O., Tafel Ila.