OBERLAUSITZERBRAKTEATENFUNDE DES 12. JAHRHUNDERTS Von Walther Haupt Erst die Zeit Konrads von Wettin (1127-1156) bedeutet für die Oberlausitz den Übergang von der vorgeschichtlichen Wirtschaftsform der Naturalwirtschaft, höch stens des gewogenen Silbers, zur Geldwirtschaft mit ihrem nicht mehr gewogenen, sondern gezählten Edelmetall. Das Auftauchen einer eigenen Münzenprägung in der Oberlausitz bedeutet hier den eigentlichen Eintritt in die deutsche Wirtschaftsgemeinschaft. Auch wenn schon bis ins 9. Jahrhundert zurück deutsche Denare, Sachsenpfennige, Otto-Adelheids-Denare umgelaufen waren und in vielfach kilogrammschweren Schätzen gehortet wurden, so hat die Oberlausitz das mit dem ostelbischen, ja osteuropäischen Raume ebenso gemein wie die hier nicht fehlenden Hacksilberfunde. Fundorte: Vier Fundorte sind seit den reichlich zwei Jahrhunderten im Schrifttum festgehalte ner Fundbeobachtungen bekannt geworden: Storcha 1799, Rodewitz 1844, Pursch witz 1912 und Puschwitz-Wetro 1942. Storcha liegt 10 km nordwestlich von Bautzen im Verlauf einer Seitenführung des mittelalterlichen Handelsweges der Hohen Straße. Rodewitz liegt 12 km östlich von Bautzen in der Nähe von Hochkirch und darf nicht mit dem gleichnamigen Bahnort in der Nähe von Kirschau verwechselt werden. Purschwitz liegt 8 km nordöstlich von Bautzen an einem uralten, von Burgwall zu Burgwall und von Landmarke zu Landmarke zielenden Landwege. Puschwitz end lich, bei dessen vor einigen Jahren einverleibtem Ortsteile Wetro der jüngste Fund in der Heide gehoben wurde, liegt etwa 10 km nordnordwestlich von Bautzen in der Nähe von Neschwitz. Alle vier Fundorte liegen, wie es nicht anders zu erwarten ist, innerhalb der alten vor- und frühgeschichtlichen Freilandschaft oder in deren un mittelbarem Randgebiete, deren Erschließung schon für die frühdeutsche Zeit an genommen werden darf. Ein fünfter Fundort aus dem Ende des 12. Jahrhunderts ist Obergurig an der Bautzen-—Wilthener Bahn, 6 km südlich von Bautzen. Dessen Fundinhalt weicht aber auffallend von allen hier aufgeführten Funden ab; vor allem enthält er keine einheimischen Gepräge, so daß er zweckmäßig aus diesem Aufsatz ausgeschlossen bleibt. Dafür sollen hier einige Brakteaten des 12. Jahrhunderts mitbehandelt werden, deren Herkunft aus der Oberlausitzer Münze angenommen werden kann oder muß, auch wenn ihr Fundort nicht bekannt ist. Umfang: Nach der Gepflogenheit älterer Fundbeschreibungen sind die Überlieferungen- nicht genau. Vom Funde zu Storcha weiß man nur, daß man von seinen 11 Münzsorten insgesamt anderthalb Pfund fand; wieviel Stück jede Sorte umfaßte, blieb un bekannt. Das gleiche gilt für die 141 Brakteaten von Rodewitz, die sich auf 18 Arten verteilten. Ob die vier Stück des Purschwitzer Fundes nur einen Rest darstellen, wissen wir nicht. Erst der Puschwitzer Fund mit seinen 1433 Münzen von 14 ver schiedenen Stempeln ermöglichte die genaue Feststellung der Anzahlen; die Hälfte der Stempel ist mit ein bis drei Prägungen vertreten; drei weitere Stempel lieferten je 10 bis 20 Stücke; die Hauptmasse von fast 1400 Stück verteilt sich auf nur vier Münzarten in Mengen von über 100, ja 300 und 600 Stück. Herkunft: Nur der Fund von Purschwitz ist ein reiner Heimatfund, was bei seinen nur vier Stücken nichts besagt. Dem Charakter eines Heimatfundes entspricht am reinsten