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Fr 12l, 23. Mai 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Ntschn. Buchhandel. 7AAZ tet. Möge es dabei -von Glück begleitet sein! Mögen die Ideale, die mit Ihrem hohen Beruf untrennbar verbunden sind, untrenn bar auch der Leitstern stets sein bei allen Maßnahmen der Ein zelnen und der Organisation! Mögen sie zu Erfolgen führen für das Fach und z-um Besten für das ganze deutsche Vaterland! In diesem Sinne möge das deutsche Buchgewerbe, möge der Buchhändler-Börsenverein auch in Zukunft wachsen, blühen und gedeihen! (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Wie immer in früheren Jahren war auch diesmal wieder die Stadt Leipzig zum Kantatemahl vertreten, und zwar durch den Stadtverordneten-Vorstehcr Herrn Heinze, der sehr freundliche Wort« fand, um die 100jährigen guten Beziehungen der Stadt Leipzig zum deutschen Buchhandel -in das rechte Licht zu setzen: Mein« sehr geehrten Damen und Herren! Kantate ist es. Der alte Zauberklang dieses Wortes hat sich auch diesmal wie der bewährt. Wie er in früheren Zeiten, in langen, langen Jah ren di« deutschen Buchhändler gerufen hat nach der Hauptstadt des deutschen Buchhandels, so hat er auch diesmal die große Zahl, die wir hier versammelt sind, wieder hierher gezogen, und 'zum ersten Male seit den schweren Zeiten, in denen sich ein Festefeiern von selbst verbot, wird Kantate wieder mit einem Festmahl gefeiert. Die hohe kulturelle Bedeutung des Zusammenschlusses sämtlicher Buchhändler Deutschlands im Börsenberein hat diesen die schweren Nöte und Krisen der Kriegszeit und die vielleicht noch schwereren der Nachkriegszeit überwinden Helsen, und man kann Wohl sagen, daß die Zukunft des deutschen Buchhandels wieder in bessere Bahnen gelenkt zu sein scheint, wenn man die Wiedereinführung der Kantate-Festmahl« als ein Zeichen dafür begrüßen kann. Ich will damit nicht zuviel sagen. Ich weiß, daß es auch in buchhändlerischen Kreisen genau so sein wird wie fast in allen anderen deutschen Industriezweigen: die -Zeiten sind noch schwer genug. Mer man soll sich auch des kleinsten Anzeichens der beginnenden -Besserung der Verhältnisse freuen, Und ein gesunder Optimismus ist uns allen nötig, die wir in der Wiederaufrichtung unseres eigenen Faches und in der Wie- deraufrichtung unseres deutschen Vaterlandes tätig sind. Bei den angenehmen und innigen Beziehungen, die die Stadt Leipzig von alters her zum deutschen Buchhandel gehabt hat und noch hat, Lars ich Ihnen versichern, daß wir in Leipzig Mit großer Freud« die Wiederaufrichtung der alten, schönen Gepflogenheit der Kantate-Feste begrüßt haben, und so darf ich Sie im Namen der Stadt herzlichst willkommen heißen und Ihnen einen recht frohen Kantate-Festabend wünschen. (Leb haftes Bravo.) Ich habe auch gehört, daß der Börsenberein heute seinen Geburtstag feiert: seinen neunundneunzigsten. (Heiterkeit.) Ich wünsche ihm viel -Glück dazu. Ich möchte aber auch in Form eines Versprechens ein Angebinde dazu bringen, das folgendermaßen lautet: Nach wie vor, auch unter den neuen Verhältnissen unserer Stadt, wird die Verwaltung der Stadt Leipzig es als eine selbstverständliche -Aufgabe betrachten, den -deutschen Buchhandel in ihren Mauern stets bestens aufzuneh men und in enger Fühlungnahme mit dem Börsenverein für die glückliche Weiterentwicklung, -soweit es an ihr liegt, -mit zu sor gen. Der deutsche Buchhandel, den die Stadt Leipzig als einen mächtigen Kulturfaktor, als den Verbreiter höchster geistiger Güter betrachtet, soll sich immer wohl fühlen in ihren Mauern, damit Leipzig bleibt, was es jetzt ist: die Hauptstadt des deut schen Buchhandels. (Lebhaftes Bravo.) So wünsche ich Ihnen, meine Herren, den deutschen Buch händlern, und -dem deutschen -Buchhandel ein« gedeihliche Weiter entwicklung und bitte Sie, mit mir -einzustimmen in den Ruf: Der deutsche Buchhandel und der -Börsenverein leben hoch! — hoch! —hoch! Als Vertreter der Leipziger Handelswelt, soweit sie nicht -dem Buchhandel zuzuzählen -ist, nahm Herr Geheimer Kommerzienrat Richard Schmidt, Vorsitzender der Handelskammer in Leipzig, das Wort, um zugleich im Namen der anderen Ehrengäste dem Börsenverein für die Einladung zu danken: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich mir für ein paar Augenblicke Gehör erbitte, so geschieht es, um den Dank -der Gäste zum Ausdruck zu bringen, di« Sie, meine ver ehrten Herren vom Börsenberein, zu Ihrem heutigen Fest« ge laden haben. Obschon ich hierzu nicht -den unmittelbaren Auf trag von denjenigen besitz«, die, wie ich, die Gastfreundschaft der Herren Buchhändler genießen, so glaub« ich doch in deren Sinn« zu handeln und fühle ich mich als Vorsitzender der Leipziger Handelskammer als ein Vertreter der Wirtschaft auch dazu berechtigt; denn in unseren Tagen greift ja das Wirt schaftlich« in alle Lebensberhältnisse «in; es berührt uns, be einflußt uns, drückt oder erhebt uns. (Zustimmung.) Leider überwogen in den letzten Jahren -di« ungünstigen Einflüsse aus dieser Richtung, und auch -heutzutage noch stehen wir in einer schweren, -sehr^ schweren allgemeinen Wirtschaftskrisis, hervor gerufen durch die Geld« und Kreditnot im Zusammenhänge mit der Stabilisierung unserer Währung. Der Buchhandel hat ja diese krisenhaften Zustände auch über sich «rgehen lassen müssen. Der Umstand aber, daß das Kantate-Essen heute nach einer längeren Reihe von Jahren -wieder -in größerem Ausmaße be gangen wird, zeigt erfreulicherweise, daß der Buchhandel das Schwerste überstanden hat, daß er sich auf der aufsteigenden Linie bewegt, und daß in Ihren -Reihen, -meine Herren, Unter- nehmungsfreudigkeit und Zuversicht herrschen. Das ist von außerordentlichem Wert und von Bedeutung für das deutsch« Leben; -denn -der Buchhandel hat auf wissenschaftlichem, wirt schaftlichem und künstlerischem Gebiete ein« -der wichtigsten Auf gaben zu erfüllen: er muß der Pionier deutschen Geistes bleiben; er muß dafür sorgen, -daß der deutsche Name wieder den alten guten Klang auf dem Erdball empfängt, und er muß schließlich uns -selbst erheben, erbauen, in eine bessere Welt versetzen, wenn die Sorgen der Politik, der Wirtschaft und des Alltags uns Niederdrücken. Darum, glaub« ich, können wir dafür, daß wir heute zu Ihrer Tafelrunde so freundlich geladen wurden und Gelegenheit hatten, zwanglosen Gedankenaustausch mit Ihnen zu pflegen, nicht besser -danken als durch den herzlichen Wunsch, daß Sie, mein« verehrten Herren Buchhändler, in allen Ihren Unternehmungen glücklich sein mögen, daß Ihre reiche Bücher produktion ebenso reiche Früchte tragen, die Substanz vermehren und Ihren wirtschaftlichen Körper so stärken möge, daß fieber hafte Zustände ohne Lebensgefahr für Sie vorüberziehen. Dar um lassen Sie -uns wiederum, wie vorhin schon, rufen: »Der deutsch« Buchhandel mit allen seinen Gliedern, er lebe hoch! — hoch! — hoch!« Herr Hofrat Or. Erich Ehl«rmann«Dresden feierte in beredten Worten den Steuermann des Börsenver-e-ins in den letzten K Jahren, Herrn Hofrat vr. Arthur Meiner, und lenkte die Ge danken -der Festgeno-ssen vom scheidenden zu dem neugewählten Ersten Vorsteher. Er führte folgendes aus: -Verehrte Kollegen! Der Wechsel -des Ersten Vorstehers be deutet stets einen -wichtigen Einschnitt in der Geschichte des Börsenvereins. Zu Kantate des »schwarzen Jahres« 1918 hat der heute scheidende Erste Vorsteher -sein Amt -angetreten. Noch waren trotz aller Kriegszeiten und trotz aller Kriegsnot einiger maßen geordnete Verhältnisse. Noch hofften wir, wenn auch die Sorge ihr Haupt immer drohender erhob. Aber schon ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt mußt« er während seiner Amts führung den furchtbaren Zusammenbruch -unseres Vaterlandes erleben. Die Revolution trat «in und stürzte das Vaterland, den Buchhandel und mit ihm den Börsenverein in die -unglaublichste Wirrsal. Der Kampf gegen -diese Wirrsal, -der Kampf mit über mächtigen Verhältnissen, -der Kampf gegen di« sich überstürzen den Ereignisse, — das ist das Kennzeichen dieser letzten sechs Jahre, in denen Herr Hofrat vr. Meiner die Geschäfte des Bör- senbereins geführt hat. -Ich will in dieser Feststunde keinen historischen -Rückblick halten auf all« die -ungeheuren -Aufgaben, die sich auf die Schul tern -des Vorstandes und insbesondere des Ersten Vorstehers ge türmt haben. Das ist ja heute vormittag geschehen. Zum Teil hat es Herr Hofrat vr. Meiner selbst getan. Aber eines möchte ich hier aussprechen: daß er in der vornehmen Bescheidenheit, die ja geradezu das Kennzeichen seiner innersten -Persönlichkeit ist, bei weitem nicht alles -aufgssührt hat, -was der Börsenverein in dieser Zeit geleistet hat, was für ungeheure Aufgaben ihm gestellt wurden. SM