Volltext Seite (XML)
setzenden Regens nicht mehr vermessen werden. Trotzdem ist die vermessene Fläche ausreichend, um die gestellte Frage zu beantworten. Die Profile waren 20 m lang, ab Profil 15 aber nur 17 m (Karussell). Die Meßfläche war so angelegt (Abb. 37), daß die vermutete Gebäudegrenze die Fläche hätte schneiden müssen. Der Meßpunktabstand auf den Profilen betrug 0,5 m. Die Meßwerte wurden auf eine Temeratur des Basispunktes von 9,5° kor rigiert. Um unbedeutende zufällige Schwankungen der Meßwerte auszugleichen, erfolgte eine drei fach übergreifende Mittelung der Meßwerte. Abb. 38 und 39 zeigen den Temperaturverlauf der gemessenen Längsprofile und Abb. 40 drei daraus konstruierte Querprofile. Es ist deutlich sichtbar, daß die ersten Profile (0 ... 5) etwa 1,0 K kälter sind als die übrigen. In Abb. 40 kommt das noch deutlicher zum Ausdruck. Weiter fällt am An fang der Profile 12 ... 15 ein extremes Minimum auf. Deutlicher werden die Verhältnisse auf dem Isolinienplan (Abb. 41). Dort sind die kalte SW- Flanke des Meßgebietes und das Minimum am Anfang der Profile 12... 15 deutlich erkennbar. Das übrige Gebiet der Meßfläche zeigt einen ver hältnismäßig gleichförmigen Temeraturverlauf ohne bedeutende Schwankungen. Der extremste Temperaturunterschied besteht zwischen Süd- und Nordecke des Meßgebietes und beträgt 1,5 K. Auf etwa 80 % der Fläche sind die Temperaturschwan kungen kleiner als 0,5 K. Es zeigen sich folgende Ergebnisse der Messun gen. Zunächst kann festgestellt werden, daß die vermutete Bebauung des NW-Teiles des Ober marktes nicht bestätigt werden kann. Es hätte sich in diesem Fall im Meßgebiet eine Strukturlinie in Richtung NO — SW, etwa bei den Metern 2 ... 6 der Längsprofile, ergeben müssen. Davon ist nichts zu bemerken. Es müssen aber noch das punktför mige Minimum am Anfang der Profile 12... 15 und die kalte SW-Flanke des Meßgebietes gedeu tet werden. Dazu wurden Informationen über die gegenwärtigen Wasser- und Abwasserleitungen eingeholt, die aber ergaben, daß keine dieser Leitungen das Meßgebiet berührt. Auch der Plan von 1728 (Lindner 1728) zeigte das gleiche Ergeb nis. Nur im Plan von 1836 (Schippan 1836) sind einige Wasserleitungen fragmentarisch eingetra gen, die auf das Meßgebiet zulaufen (Abb. 37). Die von der Südecke des Rathauses mit „Frisch born" bezeichnete Leitung scheint genau in das punktförmige Minimum zu laufen. Auch andere Leitungen laufen in das Meßgebiet. Es könnte sich bei diesem Minimum um ein Sammelbecken ge handelt haben, von dem aus der Brunnen an der SW-Seite des Marktes (1728 und 1836 im Stadt plan eingetragen) gespeist wurde. Es könnte aber auch sein, daß zwischen 1836 und 1890 (Bau des jetzigen Brunnendenkmals) an dieser Stelle ein Brunnen war, was nicht geklärt werden konnte. Mit dem jetzigen Brunnen steht es wahrscheinlich nicht in Verbindung, da dessen Zu- und Ableitungen, wie auch die Pumpenanlage, sich in Richtung Rat haus bzw. Kirchgasse befinden und damit vom Meßgebiet einen Abstand von 6 ... 8 m haben. Für die SW-Flanke des Meßgebietes ergibt sich eine Erklärung aus dem Plan von 1728. Dort ist die Hauptwache eingetragen, die das Meßgebiet an der fraglichen Stelle berührt (in Abb. 37 einge zeichnet). Damit dürfte die kalte Stelle durch die Verfüllung beim Abbruch des Gebäudes verur sacht sein. 1836 hatte die Hauptwache einen an deren Grundriß, der das Meßgebiet nicht mehr be rührte. Also ist in der Zwischenzeit offensichtlich ein Neubau erfolgt. Es ist aber zu erkennen, daß die Infrarot-Meßmethode auf derartige alte Be bauungen reagiert. Nach diesen Ergebnissen muß angenommen werden, daß die bisherige Auffassung der Histo riker, z. B. Langer (Ufer 1976), zutreffen, wo nach der Obermarkt ursprünglich eine Größe von 115 x 275 m 2 hatte und Rathaus wie auch die Petri- kirche frei auf dem Markt standen. Erst im 15. Jahr hundert wurde das Gebiet um die Petrikirche (Waisenhausstraße, Obermarkt, August-Bebel- Straße) und der Häuserblock am Rathaus (Rats apotheke) aufgebaut. Dieses Beispiel zeigt, daß auch innerhalb eines Stadtgebietes erfolgreiche geophysikalische Erkun dungen nach archäologischen Objekten möglich sind.