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Stetzsch in der frühen Eisenzeit von Bronzeanhängern als Teilen eines Klapperschmucks (Grab I) abgelöst worden sind. Jedoch reichen Einzelaussagen noch zu keiner Verallgemeinerung. Unerwähnt soll auch nicht bleiben, daß eine Urne mit sehr reichen Grabbeigaben im unteren Drittel des Gefäßleibes beid seits der Paßstelle zwischen dem unteren und dem folgenden Tonring vom Gefäßaufbau jeweils paarige Durchbohrungen der Gefäßwandung aufweist (Grab IV; Taf. 1,10). Vielleicht handelt es sich dabei um Flickstellen eines Bruches, doch sind von verbindenden Fasern keine Reste erhalten, auch keine Auflage spur der Fäden an den Rändern der glatten und sorgfältigen Durchbohrungen. Es ist wohl nicht ausgeschlossen, daß hier von uns noch nicht erkannte kultische Motive vorliegen. Eiserne Messer liegen nur aus drei Gräbern vor (Grab XIII; Grab XXXVI mit eiserner Schwanenhalsnadel, das Messer als Sichelmesser geformt; Grab LXIV zusammen mit einem Füß- chenteller). Bronzene Messer liegen aus gesicherten Gräbern von Dresden-Stetzsch nicht vor. Als Einzelfund verdient jedoch das bronzene Ringgriffmesser mit halbmondförmigem Blatt (Taf. 52,57) Erwähnung. Es gehört allerdings schon in die vorangegangenen Stufen der Jung- bis Jüngstbronzezeit. Unter Grabbeigaben überwiegen gegenüber den eisernen Ex emplaren die bronzenen Ringe. Im wesentlichen handelt es sich dabei um kleinere Stücke (Grab XI: offener Ring mit verdickten Enden zusammen mit einer Knochennadel; Grab XII: zusam men mit Spinnwirtel, bronzener Ringperle, eiserner Schwanen halsnadel; Grab XIV: mit eisernem Gürtelhaken, Nähnadel und Knochennadel). Spiralringe finden sich im allerdings schon jungbronzezeitlichen Grab VII und in Grab XLV. Im jüngst bronzezeitlichen Grab XXXVII lagen ein Ringel mit einem Steinamulett zusammen. Drahtringe sind aus Grab XLVI und im Kindergrab XLIX bezeugt. Spiralröllchen sind im Grab LI mit Knochennadeln kombiniert. Ein eiserner Ring bildet zusammen mit einer Schwanenhalsnadel und Bleiröhrchen das metallische Beigabeninventar der Bestattung L. In der jungbronzezeitlichen Bestattung XLI trat eine Brillenspi rale auf, wie sie auch anderswo in gleichzeitiger Fundumgebung nicht selten ist. Die ebenfalls noch in die Zeit der Doppelkegel gehörende bronzene Nadel mit großem Scheibenkopf aus Grab XLII läuft als Sonderform schon in der Jungbronzezeit aus. Eiserne Exemplare dieses Typs sind nicht bekannt. Dagegen überwiegen eiserne Nadeln mit Schwanenhals (Grab V; Grab VIII; Grab XII mit bronzener Ringperle, Ring- und Spinnwirtel; Grab XXXVI mit eisernem Sichelmesser und Öfchenmodell; Grab XLIII: Schwanenhals mit Rollenkopf; Grab XLVI1; Grab L mit Ringel und Bleiröhrchen). Solche aus Bronze sind offenbar in Dresden-Stetzsch aus gesicherten Gräbern nicht überliefert, wohl aber als Einzelfunde (z. B. Taf. 52,24, mit schmalem Rollenkopf; dazu ein Exemplar mit kräftigerer Krüm mung und stark verbreitertem Rollenende: Alter Katalog Nr. 56, S.: 488/51; Taf. 52,12). Eine eiserne Nadel mit Spatelkopf findet sich in Grab LII, eine eiserne Schwanenhalsnadel mit großem profilierten Bronzekopf in Eberts Grab U. Reichliche Reste von Eisennadeln befanden sich kombiniert mit einer Knochennadel, Bronzeperlen sowie Bronzedraht, einer Glasperle und einer solchen aus Weißmetall in Bestattung IV. Die bronzenen Exem plare besitzen Schälchenkopf (II/III: 2 Exemplare, davon eines mit kleinem Zargenkopf, dazu 2 Knochennadeln), dreieckige Kopfplatte (XLIV) oder sind nur als Reste erhalten (Grab XXXIX: dabei eine blaue Glasperle, Glasfluß und 3 Tonperlen). Glasfluß, Rollennadel und Bronzeringel gehören zum Kinder grab XXXV. Die Rollennadel aus Grab IX weist bereits in die entwickelte Jungbronzezeit, eine solche mit geschwollenem ge ripptem Kopf ist noch älter (Grab XLVIII: mit Buckelkanne und geriefter Henkelterrine). Dagegen gehören die schweren Nadeln ähnlich den Bodenbacher Typen aus den Gräbern XXXIV und XL schon in den Ausklang der frühen Eisenzeit und damit wohl mit Sicherheit in die entwickelte Lateneperiode. Knochennadeln liegen in vielen Bruchstücken auch von Dres den-Stetzsch vor und bestätigen das Bild gleichzeitiger Kultur inventare der frühen Eisenzeit. Im allgemeinen setzen sie bereits in der Jüngstbronzezeit ein (Grab XI), sind aber in der frühen Eisenzeit in wesentlich größerem Umfange beigegeben worden (z. B. Grab I, II/III, IV, VI, XIV, XXXVIII, LI, Grab ohne Nummer/Alter Kat. 140), wie auch in unserer Umgebung nochmals in der älteren Kaiserzeit (z. B. Prositz), ohne daß in der Latenezeit die Sitte aufgegeben worden wäre (z. B. Gräberfeld Pirna) und in der jüngeren Kaiserzeit ein Abbruch stattgefunden hätte. Unter den nur noch als Einzelfunde zu bewertenden Stetzscher Altsachen finden sich Bestätigungen für alle Formen aus den gesicherten Gräbern, zugleich aber auch für die von den anderen hier vorgeführten Lokalitäten bekannten Fremdeinflüsse aus den südlichen und südöstlichen Nachbargebieten, weniger aus dem Bereich der östlicheren Lausitzer Kultur, dafür aber deut liche Spuren des Jastorf-Stromes, der sich schon kurz vorher in Nordwestsachsen bis ins Riesaer Land bemerkbar gemacht hatte. Das trifft sowohl für die Tonware als auch für das Metallgut, dabei speziell Eisen, zu. Die jüngeren Bestände der Fundstelle 193 von Dresden-Stetzsch gehörten zum größten Teil in die frühere Sammlung Rehfeld (im Krieg in der Schulsammlung Freiberg; Grab 4: Bronzen S.: 20, 21, 25 — 27/42 — mit schwerer Bodenbacher Nadel, die die Jungansetzung in der Latenezeit sichert) und sind in dem vor Kriegsende noch greifbaren Gesamtbestand bei der damaligen Inventarisierung durch den Landespfleger für Bodenaltertümer in Sachsen 1942 fotografisch und zeichnerisch — zunächst letztmalig — erfaßt worden und konnten so in den Arbeiten von Mähling anschließend genutzt werden. Ebenfalls aus einer Fremdsammlung (ehemaliges Schulmuseum Dresden; Kriegsverlust) stand ein Gefäß mit zwiebelförmigem Leib und kräftig geschweiftem Hals, dessen Schulter in Höhe der vier kreuzständig angeordneten Knubbenpaare dreimal umlaufende Strichmuster aufweist, während darunter zwölf stehende Winkel mit dem gleichen Verzierungsgerät eingedrückt worden sind (sogenannte Göritzer Kultur). Schulterscherben eines größeren gebauchten Gefäßes zeigen in abgeteilten Feldern sowohl schmalgeriefte Kreuze als auch Tierzeichnungen (Vierbeiner). Die Abgrenzung der einzelnen Felder erfolgte durch Punktreihen (Taf. 16,7). Parallelen im engeren Dresdner Bereiche fehlen bisher noch. Wohl etwas ältere Beispiele mit stilisierten Tierdarstellungen aus den Gebieten nördlich der sächsisch-lausitzischen Gruppe faßte Sprockhoff unter der tiefge rillten Tonware zusammen und zeigte dabei als passendsten Vergleich zu Dresden-Stetzsch eine Kanne von Groß-Methling im Museum Schwerin (Sprockhoff 1938, Taf. 96,7). Es muß hier nochmals ausdrücklich betont werden, daß offenbar nur ein wenn auch beträchtlicher Teil der Dresden-Stetzscher Funde vom „Urnenfeld“ (Fundstelle 193) vorgeführt werden konnte. Er sollte einen ersten Einblick in den dort auftretenden Formenvorrat gewähren. Ein großer Teil der unter dem gleichen Fundort laufenden musealen Bestände kleinerer Museen und der Privatsammlungen aus der Vorkriegszeit muß wahrscheinlich als Verlust gebucht werden. Dazu gehören auch Bronzefibeln des Mittellatene-Schemas. Weiterhin muß man damit rechnen, daß auch Stücke aus dem Altertumshandel ohne zunächst sichere Fundortsangaben aus Gründen der „Wertsteigerung“ nachträg lich den Fundort Dresden-Stetzsch untergeschoben erhielten, da diese Lokalität im Kreis der Interessierten frühzeitig einen weit bekannten Namen besaß. Auch andere Orte der Umgebung wurden mit solchen konstruierten Fundortsbezeichnungen be dacht (z. B. Zehren). Aus der Dresden-Stetzscher Siedlung liegen Materialien ebenso wie vom Gräberfeld bereits von der ausgehenden Mittelbronzezeit vor. Entsprechend der Siedlungsfunktion stehen dabei die Reste großer gerauhter Vorratsgefäße mit kräftiger Fingertupfenleiste, gehenkelt' und henkellos, mit steilem oder ausgelegtem Rand als bezeichnend stes Inventar an erster Stelle. Auch der Rest eines Siebgefäßes aus Weickerts Kiesgrube dürfte zur Niederlassung der Lausitzer Kultur gehört haben, wie die ihr ausdrücklich zugewicsenen flachen Teller.