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DIE „SUMPFSCHANZEN“ TM GAU MILSKA Infolge der Verzögerung unserer Publikation über die Ausgrabungen in Brohna wurden die sogenannten Sumpfschanzen in der Oberlausilz schon an anderer Stelle vorgelegt 81 ’. Es muß nun hier betont werden, daß bereits rein lagemäßig größere Unterschiede zu verzeichnen sind. So ist z. B. Brohna die einzige sichere Anlage, die völlig von Sumpfgelände umgeben wird. Zur gleichen Gruppe könnte höchstens noch das schon vor 1820 völlig zerstörte Bollwerk im benach barten Radibor 8 ' gehört haben, das sich ja auch in Größe und Höhe überraschend angeglichen haben soll. Bezeichnend ist das unverhältnismäßig kleine Verbrei tungsgebiet slawischer Sumpfschanzen in der Oberlausitz, obwohl das altsla wische Siedlungsland auch in den feuchten Regionen weil größer gewesen ist. Dazu kommt, daß ein breiter Gürtel von weit mehr als 50 Kilometern nördlich anschließt, in dem sich keinerlei Sumpfschanzen befinden, bevor wieder ähn liche Siedlungszen Iren in der Niederlausitz auftreten. Es muß allerdings betont werden, daß ohnehin zwischen der Ober- und Niederlausilz ein breiter, offenbar in altslawischer Zeil unbesiedelter Raum lag (Waldgürtel), der die Gaue Milska und Lusizi voneinander trennte. Die Oberlausitzer Sumpfschanzen liegen sämtlich am Südrand der Seenkette nördlich Bautzens und erstrecken sich insgesamt nur auf einen Umkreis von weniger als 20 km. Dabei finden sich die sichersten und wichtigsten Anlagen — Loga. Luga, Radibor (?) und Brohna — in einem Umkreis von lediglich 5 km, um nicht zu sagen auf einer Linie dieser Länge. Das spricht in bezug auf ihre räumliche Wirksamkeit auch schon für das geringe Maß ihrer Bedeutung. Zu beachten ist weiterhin, daß Sumpfringwälle offenbar nur dort aufgebaut worden sind, wo innerhalb des zugehörigen Siedlungsbereiches keinerlei Möglichkeiten zur Anlage von Abschnittswällen, Skalen- oder auch Höhenburgen bestanden. Verständlicherweise hätte man sonst auch auf solche von der Natur mindestens ebenso geschützte Areale zurückgegriffen, schließt doch der Aufbau von Sumpf ringwällen einen wesentlichen Mehraufwand an Arbeitskraft und Material in 86 W. Coblenz, Slawische Sumpfschanzen in der Oberlausitz, in: Liber Josepho Kostrzewski octogenario n venera toribus dicatus (25. 2. 1965), Wroclaw, Warszawa, Krakow 1968, S. 330—344; ders., Oberlausitzer Sumpfschanzen aus altslawischer Zeit, in: Zeitschrift für Archäologie I. 1967, S. 259—261. 87 K. Preus kor, Blicke in die vaterländische Vorzeit; Sitten, Sagen, Bauwerke, Trachten, Geräthe; zur Erläuterung des öffentlichen und häuslichen Volkslebens im heidnischen Alterthume und christlichen Mittel- alter der sächsischen und angränzenden Lande. Zweites Bändchen, Leipzig 1843. S. 204, Anm. 1.