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Seger hat sein System schließlich für das Odergebiet geschaffen, wo es doch trotz des Fortschritts der Forschung noch heute Geltung hat. Für die einzelnen Gruppen muß als Voraussetzung für jede weitere Arbeit im grö ßeren Rahmen erst einmal ein eigenes System rein aus dem dort zur Verfügung stehenden Material ausgearbeitet werden. Es ist jedenfalls nicht angängig, das gewonnene Fundgut in ein fremdes System zu pressen und dann durch Dehnen, Einengen oder Biegen die Sprache des eigenen Materials zu verändern. In unserem Raum fehlen stratigraphische Beobachtungen, die innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne die Richtigkeit unserer Anschauung begründen könnten. Nachbestattungen in Hügeln oder in Flachgräbern liegen zeitlich immer so weit von der ursprünglichen Bestattung, daß wir daraus keine neuen Erkenntnisse schöpfen können. Ebenso ergeht es uns mit der Vertikalstratigraphie. Die regellose Anordnung der Gräberfelder erlaubt noch keine chronologischen Unterteilungen der Friedhöfe. Bisher konnten die zeitlichen Unterschiede der Gräber eines Fried hofs nur aus dem Fundgut abgelesen werden. So sind wir also bei unseren Gliederungsversuchen auf das angewiesen, was uns Fremdformen oder nach der Fremde gewanderte Formen aussagen, für den Rest müssen wir die Typologie heranziehen. Wir wollen dabei versuchen, wenn möglich, von scharfen kulturellen Grenzen auszugehen und nur die Zwischenzeiten typolo gisch zu zergliedern. Die Fundvergesellschaftung in größeren Verbänden wird den Rahmen der zeitlich gut zu fixierenden Stücke beträchtlich erweitern helfen. Damit sind die Möglichkeiten zur chronologischen Festlegung unseres Inventars zunächst erschöpft. Vielleicht gelingt es aber, durch die räumliche Zwischen schaltung unseres Gebietes ein wenig zur vergleichenden Chronologie zwischen Norden und Süden beizutragen, oder doch wenigstens das bisher Erreichte zu stützen. DIE ABFOLGE DER GRÄBER IN SACHSEN (Tafel 73/74, 75/76 und 77/78) Wollen wir die Gräber der sächsischen Mittelbronzezeit mit ihrer Einleitung und ihrem Ausklingen in eine zeitliche Abfolge bringen, müssen wir von einer gesichert älteren Phase und einem gut als jünger zu bestimmenden Folgeabschnitt ausgehen. Wir wählen dabei als besonders auffallende Formen verzierte Gefäße und gewinnen mit den Warzenbuckelgefäßen in ihrer ältesten Ausprägung, wie der Walziger Kanne, den glaubhaften Anhaltspunkt. Leider sind diese ältesten Funde fast ohne weitere Beigefäße, und erst die auf dem Bauch aufsitzenden Warzenbuckel treffen wir in größeren Fund verbänden an. Den jüngeren Abschnitt bestimmen die Riefen gefäße, die als Einleitung zur Jungbronzezeit auftreten. Mit den Riefentassen beginnt dann auch das Verlängern des Tassenhalses, bis wir von regelrechten Kannen sprechen müssen 1181 . Ebenso geht der Henkel nur noch bei den ältesten Stücken von der Schulter ab, nach und nach entwickeln sich reine Halshenkel. 1137 Grundriß, S. 140 ff.; W. Radig, Die Lausitzer Kultur in Sachsen (ungedrucktes Manuskript); ders., Inventar der Lausitzer Kultur in Sachsen (ungedruckt, 1934). 11,8 Frenzel, Forschungsstand; ders., Bilderhandbuch. 1170 Kleemann, Bronzezeit; ders., Weißig. 1180 Grünberg, Grabfunde; ders., Rasiermesser. 1181 Grünberg, Tafel 33, 10 als Beispiel. 9* 131