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WAFFEN UND GERÄTE An Waffen linden wir in den Gräbern unserer sächsischen Mittelbronzezeit fast ausschließlich solche für den Fernkampf. Die hier allgemein beobachtete Waffen armut bezieht sich auf alle Arten außer den Pfeilspitzen, die oft genug sogar paar weise auftreten. Knochenpfeilspitzen kommen nachweisbar erst in späterer Zeit auf. Schwerter fehlen ganz (Stenn bildet überhaupt eine Ausnahme; außerdem fehlt von dort jegliche Keramik; der ganze Fund gehört ja auch rein räumlich- nicht in das geschlossene Siedlungsgebiet der Lausitzischen Kultur älterer Prä gung) 1090 , ebenso Beile. Dolch kennen wir nur einen, und an Lanzenspitzen ist gleichfalls nur ein Stück von Bieberach 1091 bekannt geworden. Vermutlich stammt aber auch die Spitze von Meißen-Triebischtal aus einem Grabe. Daß bei dem fast völligen Fehlen von Nahkampfwaffen und der vermuteten Bronzearmut unserer lausitzischen Bevölkerung Metallschilde oder Teile von solchen bisher nicht auf tauchten, nimmt bei der an sich schon großen Seltenheit dieser Schutzwaffe in Fundverbänden der Bronzezeit kaum wunder. Von den Geräten treten Messer und Rasiermesser verhältnismäßig häufig auf, Sicheln nur in Bruchstücken 1092 , Pfriemen, Nadeln und Angelhaken selten, Meißel vermissen wir gänzlich in Gräbern. Für die Pfriemen-, Nadel- und Angel hakenformen dürfen wir vielleicht neben den wenigen Metallstücken noch knö cherne vermuten, also einen Werkstoff, der sich gerade für diese Stücke sehr gut eignet, ja der Bronze überlegen ist 1093 und seit der Steinzeit als Material für solche Formen geläufig war. An Frauengerät zeigen sich des öfteren Handmühlen und Spinnwirtel. Die in den Siedlungen derselben Zeit häufig auftretenden hohen pyramidenförmigen Webstuhlgewichte treten gegenüber der Vielzahl der Wirtel in den Gräbern kaum in Erscheinung. Wir dürfen wohl annehmen, daß nur das persönliche Eigentum des Toten mit ins Grab wanderte, die Webstühle aber wegen ihrer Kostbarkeit vielleicht Familien- oder Gemeinbesitz darstellten und deshalb den Lebenden verblieben. Geräte aus Stein fehlen in gesicherten Gräbern mit Buckelkeramik. Während für die ausgehende Bronzezeit und die beginnende Eisenzeit fünfeckige Steinäxte 1094 und aus Gräbern der jüngsten Lausitzischen Kultur Knaufhammeräxte 1095 1096 bekannt geworden sind, kann für die Mittelbronze zeit eine durch Grabfunde gesicherte Beilform nicht namhaft gemacht werden. Über das Vorkommen von Holzgeräten läßt sich zunächst noch nichts aussagen; bei der Vergänglichkeit dieses Materials sind auch Funde kaum zu erwarten 109 *. Tönerne Löffel wurden bei der Keramik mit besprochen. 1090 SV 1938. Abb. S. 49. 1091 Grab 57 (Tafel 34,3), LM. 1092 Großdobritz, LM (Tafel 56, 7); Oberwartha, 1, Grünberg, Tafel 40, 11, LM. 1093 Wenn auch nicht an Härte, so doch durch geringere Kostspieligkeit, die bei solchen Gebrauchs geräten doch sicherlich sehr ins Gewicht fällt. 1094 Von den weit über 60 uns bekannten Stücken ist allerdings ein Großteil in Billendorfer Ver bänden gefunden worden. i09s Medingen, LM; Dresden-Übigau, J. Deichmüller, Über Urnenfunde in Übigau bei Dresden, Abh. d. Naturwiss. Ges. ISIS in Dresden 1884, H. II, Tafel I, Fig. 2 u. a. 1096 Vielleicht wurden sie auch mit auf den Scheiterhaufen gelegt und verbrannten dort.