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meist, später ausnahmslos sicher bekannt ist, so ist es möglich, nach dem Zeichen des Münzmeisters auch den Ort der Prägung, die Münzstätte, zu erfahren. Bei der anfänglich vorhandenen großen Anzahl von Münzstätten ist deren Unterscheidung ohne genaue Kenntnis der Zeichen nicht leicht; es ist dies ein Grund für die Herausgabe dieser Arbeit. Seit dem Kurfürsten August hört diese Schwierigkeit zum großen Teile auf, da er der leichteren Kontrolle wegen sämtliche sächsischen Münzstätten aufhob und dafür in Dresden eine Zentralmünzstätte gründete, neben der, mit den folgend angeführten Aus nahmen, nur zeitweise eine Münzstätte in Leipzig arbeitete. Übrigens bedeuten die einzelnen Jahreszahlen in der ersten Spalte des Anfangs unserer folgenden Münzzeichentabelle nicht immer, wann der fragliche Münzmeister mit dem angegebenen Münzzeichen geprägt hat, sondern sie geben vielfach nur an, in welchen Jahren sich seine Tätigkeit an dem betreffenden Orte urkundlich nachweisen läßt. (Nach den Mitteilungen des Vereins für Münz-, Wappen- und Siegelkunde in Dresden, I. Heft, Dresden 1869, S. 25: Die Münzstätten und Münzmeister der Markgrafen von Meißen, der Kurfürsten und Könige von Sachsen.) In den Jahren um 1620 wurde in Sachsen, wie fast überall in Deutschland, infolge des begonnenen Dreißigjährigen Krieges meist nur minderwertiges Geld aus stark legiertem Silber herausgegeben. Das gute Geld und sämtliche Waren stiegen im Werte in einer Weise, die sich am besten mit den Erschei nungen der Inflationszeit vergleichen läßt. Das alte, vollwertige Geld wurde von Händlern gegen Aufgeld zum Einschmelzen und Umprägen erworben. Nach diesen Aufkäufern, die im Volksmunde „Kipper und Wipper“ genannt wurden, pflegt man die schlechten Münzen der damaligen Zeit als „Kipper münzen“ zu bezeichnen. Wie in der Inflationszeit mehrte sich die Zahl der geldausgebenden Orte ins Ungemessene. Unsere Tabelle nennt die bis jetzt bekannt gewordenen Kippermünzstätten. Da man heutzutage wieder gut fest stellen kann, wie schnell die Erinnerung an die Geldsorten der Inflation schwindet, so ist es kein Wunder, wenn man auch von dem sächsischen Münz wesen zur Kipperzeit noch kein vollständiges Bild haben kann. Es ist damit zu rechnen, daß noch verschiedene Münzarten von damals unbekannt sind, da das Kippergeld sehr schnell wieder aus dem Verkehr verschwand. Auch die Münzzeichen sind zum Teil noch nicht gedeutet. Wir bringen davon nur die jenigen, die mit Sicherheit oder leidlicher Wahrscheinlichkeit erkannt sind. Die Kippermünzen sind zum Teil sehr selten, da man sich nach der Wieder einführung geordneter Währungsverhältnisse der schlechten Münze schämte und sie aufs gründlichste aus dem Verkehr zog. Man trifft sie nur in Funden, die vor 1640 vergraben wurden. In späteren Münzfunden treten sie nur ver einzelt und zufällig auf. Ihres schlechten Metalles wegen widerstehen sie auch den Angriffen der Bodenfeuchtigkeit schlecht, ein weiterer Grund für die