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Die beiden Gefäße gehören nach Form und Verzierung in die Frühstufe der germanischen Reramik des l. Iakrkunderts. Die kammstrichverziertc Terrine ist noch ungegliedert und gekört in die Gruppe der „altziegclfarbcnen Gefäße" von Großromstedts. Bei der Mäanderurne ist der rundliche, noch wenig gegliederte Umriß für die Frühform kennzeichnend, ebenso das einfache Grnament, wobei jedoch auffällt, daß die Punktreihen fast durchweg tief eingedrückt sind, was sonst als Merkmal für eine spätere Verzierungstechnik angesehen wird. Beide Gefäß typen sind im elbgermanischen Gebiet weithin verbreitet. Unter den Beigaben ist die große Zweiknopffibel besonders bemerkenswert, denn durch sie wird unser Fund aufs engste mit dem böhmischen Gebiet verbunden. Diese in Vloricum und Pannonien beheimatete Form ist im freien Germanien nur in wenigen Exemplaren vertretens. Von den nördlich des Limes gefundenen Stücken dieses Typs stammen vier aus Böhmen; aus dem mittleren Elbegebiet war bisher nur eine Fibel von Fichtenberg, Rr. Liebenwerda, prov. Sachsen be- kannt^). Im provinzialrömischen Gebiet ist diese Form während des ganzen l. Jahrhunderts und während der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Z. ge bräuchlich gewesen. Die durch ihre Rleinheit auffallende Augenfibel mit aufgeschlitzten Löchern gehört typologisch in die Frükstufe ihrer Gruppe, die im gesamten germanischen und vereinzelt im provinzialrömischcn Gebiet verbreitet ist^). Das zeitliche Neben einander der aus unseren Gräbern vorliegenden Fibeln ist nicht verwunderlich, denn auch auf dem piöberg bei Dobi ichov, Bez. Rolin, sind Zweiknopfstbeln mit durch- lochtem Nadelhalter mit frühen Augenfibeln zusammen gefunden worden"). Die ursprüngliche Form der eisernen Schnalle mit langem Dorn läßt sich aus den Bruchstücken leicht erschließen, so daß die im Landesmuseum Dresden von Präparator A. Pietzsch vorgenommene zeichnerische Wiederherstellung des Stückes (Abb. I, lob) als völlig gesichert angesehen werden kann. Auch diese Gürtelschnalle weist enge Berührungen mit markomannischen Erzeugnissen auf; sie dürfte wahrscheinlich den bekannten Bronzeschnallen mit eingerollten Bügel enden nachgebildet worden sein"). Bei eisernen Exemplaren ist mir diese eigenartige Bildung der Dornauflage bisher nur an einer Schnalle von Vleuguth, Rr. Rulm, *) G. Eichhorn, Der Urnenfricdhof bei Großromstedt. Mannus-Bibliothek -l (l-27) öof. 2) (!>. Almgren, Studien über nordcuropäischc Fibclformen. Mannus-Bibliothek )2 (1h2Z) loh, 2ll; Tafel XI, Form 2)7; Alona Rovrig, Die Haupttppcn der kaiserzeitlichen Fibeln in Pannonien. OisZertstiones pannonics.« Serie II, plr. (Budapest Ih)7) l07f.; Tafel I, 5, ö. 3) Zu den von Almgren, a. a. <l>. 2ll, aufgcführtcn 2 Exemplaren sind noch die von H. prcidcl zusammcngestclltcn Fibeln hinzuzufügen, die I. Rovrig übersehen hat: 2 Stück von Dobrichov, Bez. Rolin, und I Fibel aus wictruschiy, Bez. Rarolincnthal, vgl. H. preidcl, Die germanischen Kulturen in Böhmen und ihre Träger I (lh)0) 71f., Abb. 81. — Die in Frage stehende Form hat Prcidel fälschlicherweise als „Flügclfibcl" bezeichnet, wodurch er zwei Fibelarten, die Tischler und Almgren klar geschieden haben, miteinander vermengt hat. Die als „Flügclfibcl" gckcnnzcichnctc provinzialrömischc Spange, Almgren Form 2)7, ist in ihrer Ausprägung so eigenartig, daß man sie eigentlich nicht mit einer anderen Form verwechseln sollte. 4) I. Rovrig a. a. G. lo8. ") Vgl- H- Prcidel a. a. L>. 71 und das Verzeichnis der geschlossenen Funde. °) Vgl. H. Prcidcl a. a. (l>. Abb. 2-1; 2. L. Pik, Dic Urncngräbcr Böhmens (Leipzig IH07) Tafel I.VI, IH.